Rafael Behr

deutscher Polizeiwissenschaftler

Rafael Behr (geboren 1958 in Mainz) ist ein deutscher Professor für Polizeiwissenschaften am Fachhochschulbereich der Akademie der Polizei Hamburg und lehrt dort Kriminologie und Soziologie. Er leitet die Forschungsstelle Kultur und Sicherheit (FOKuS).[1]

Im September 2021 wählte die schwarz-grüne Koalition in Hessen Behr für das Ende 2020 neu geschaffene Amt eines „Bürger- und Polizeibeauftragten“ aus. Behr sei ein ausgewiesener Experte und verfüge sowohl über einen wissenschaftlichen als auch einen praktischen Hintergrund. Der Personalvorschlag ging auf eine Initiative der Grünen zurück.[2] Aus gesundheitlichen Gründen zog er seine Bewerbung Anfang Oktober 2021 zurück.[3]

Behr lehrt auch am ehemaligen Institut für Kriminologische Sozialforschung der Universität Hamburg sowie an der Universität Bochum Kriminologie und Polizeiwissenschaft. Er war Mitglied im Reformprojekt Polizei.Macht.Menschen.Rechte der österreichischen Polizei und ist Supervisor in der Deutschen Gesellschaft für Supervision (DGSv).[1]

Werdegang

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Von 1975 bis 1990 war Behr Polizeibeamter bei der hessischen Bereitschaftspolizei und im Polizeipräsidium Frankfurt am Main.[4] Ab 1987 studierte er Soziologie und Psychologie an der Universität Frankfurt. Von 1992 bis 1995 war er Dozent an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege in Güstrow. Danach war er zehn Jahre wissenschaftlicher Angestellter bei der Universität Frankfurt und promovierte 1999 mit der Schrift Cop Culture über die Organisationskultur der Polizei bzw. über den „Alltag des Gewaltmonopols“. Er leitete von 2005 bis 2007 das Projekt Migranten in Organisationen von Recht und Sicherheit am Institut für Sicherheits- und Präventionsforschung in Hamburg. 2008 wurde er Dozent an der Polizeiakademie Niedersachsen in Nienburg/Weser. Zum 1. Oktober 2008 wurde er auf die Professur für Polizeiwissenschaften mit den Schwerpunkten Kriminologie und Soziologie an der Hochschule der Polizei Hamburg berufen.[5]

Scharfe Kritik an der AfD und rechten Tendenzen in der Polizei

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Behr gilt als prominenter Kritiker der Alternative für Deutschland (AfD). Behr teilte 2019 mit, es gebe mittlerweile eine rigorosere Grundstimmung in der Polizei. Immer mehr Polizisten würden sich „mit ihren rigiden Einstellungen“ aus der Deckung wagen. Dabei habe die „Flüchtlingskrise“ Spuren hinterlassen. Es gebe „Polizisten, die die gedankliche Engführung der AfD, alles Unglück unserer Gesellschaft liege an den Flüchtlingen und Frau Merkel sei daran schuld, teilen“.[6]

Arbeitsschwerpunkte

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Behr arbeitet in den Bereichen soziale Kontrolle, Organisationstheorie und -Kultur der Polizei, Devianz- und empirische Polizeiforschung, des Weiteren in Migrations- und Integrationstheorie sowie Modernisierungstheorien der Gesellschaft.[7] Der Kriminalwissenschaftler Thomas Ohlemacher zählt ihn zu den „qualitativen Pionieren“ der Polizeiforschung. Behr erschütterte die Vorstellung einer einheitlichen „Polizeikultur“ und differenziert zwischen „Polizei-“ und „Polizistenkultur“. So kann die Polizei formell als Organisation im Sinne von Weber mit einer offiziellen Polizeikultur „von oben“ angesehen werden (Police Culture). Ihr setzt Behr eine mit deren Leitbildern konkurrierende „gelebte Kultur der handarbeitenden Polizisten“ (Cop Culture) entgegen. In diesem Sinne konkurrieren dann auch verschiedene Aspekte der Männlichkeit bei den Polizisten: die Arbeit in der Führungsetage („an der warmen Heizung“) mit den klassischen Mustern des eher väterlichen Schutzmanns und des dynamisch-aggressiven Kriegers.[8]

Publikationen (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. a b Professor Rafael Behr. In: Akademie der Polizei Hamburg. Abgerufen am 26. Juli 2023.
  2. Wolfgang Türk: Rafael Behr wird Hessens erster Bürger- und Polizeibeauftragter. Polizist, Polizeiforscher, Polizeikritiker. (Memento des Originals vom 22. September 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hessenschau.de hessenschau.de, 22. September 2021
  3. Rückzug wegen gesundheitlicher Gründe. Behr wird doch nicht Hessens erster Polizeibeauftragter. (Memento des Originals vom 16. Oktober 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hessenschau.de hessenschau.de, 11. Oktober 2021 (abgerufen am 14. Oktober 2021)
  4. Rafael Behr: Blockupy-Demo: "Das hatten wir alles schon viel schlimmer" - Infokasten. In: Zeit online. 18. März 2015, abgerufen am 13. September 2015.
  5. Rafael Behr: Risiken und Nebenwirkungen von Gefahrengemeinschaften. Ein Beitrag der Polizeikulturforschung zur Theorie der Praxis der Polizei. (PDF, 96 kB) Abgerufen am 13. September 2015.
  6. [1]
  7. Interdisziplinäre Polizeiwissenschaft: Prof. Dr. Rafael Behr. In: Hochschule der Sächsischen Polizei. Abgerufen am 13. September 2015.
  8. Anja Mensching: Gelebte Hierarchien: Mikropolitische Arrangements und organisationskulturelle Praktiken am Beispiel der Polizei. VS Verlag. für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-15718-4, S. 81–82 (google.com).