Ränkam
Ränkam ist ein Ortsteil der Stadt Furth im Wald im Landkreis Cham des Regierungsbezirks Oberpfalz im Freistaat Bayern.[2][3]
Ränkam Stadt Furth im Wald
| ||
---|---|---|
Koordinaten: | 49° 18′ N, 12° 48′ O | |
Höhe: | 424 m ü. NHN | |
Einwohner: | 670 (Format invalid) | |
Postleitzahl: | 93437 | |
Vorwahl: | 09973 | |
Lage von Ränkam in Bayern
|
Geografie
BearbeitenRänkam liegt 4 Kilometer südwestlich von Furth im Wald an der Staatsstraße 2154. Am Südwestrand der Ortschaft entspringt der Bruckmühlbach. Nördlich von Ränkam erheben sich der 538 Meter hohe Maurerriegel und der 634 Meter hohe Kirschbaumriegel.[2][3]
Geschichte
BearbeitenRänkam (auch: Raeichaim, Reincheim, Ranckham, Ränckheym, Ränckhamb, Räncham, Rainkam) gehörte zunächst zur Hofmark Arnschwang und wurde 1577 selbständige Hofmark. Es gehörte im 16. und 17. Jahrhundert der Familie Fuchs und ging dann an verschiedene Adelige über, darunter Hautzenberg und Maximilian Prokop von Toerring-Jettenbach.[4][5][6][7]
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Bevölkerung nicht nur von den feindlichen Truppen terrorisiert, sondern genauso von den eigenen Verbündeten. Im September des Jahres 1621, überschritten die kaiserlichen Truppen, geführt von Oberst von Anholt, die Grenze bei Furth im Wald und plünderten viele Ortschaften, darunter auch Ränkam, und ermordeten deren Bewohner auf grausame Weise.[8]
Während des Österreichischen Erbfolgekrieges brachen 1742 österreichische Husaren in Ränkam in das Landsassenschloss ein, raubten es aus und führten auf Wagen ihre Beute fort.[8][9]
1808 wurde die Verordnung über das allgemeine Steuerprovisorium erlassen. Mit ihr wurde das Steuerwesen in Bayern neu geordnet und es wurden Steuerdistrikte gebildet. Dabei wurde Ränkam Steuerdistrikt. Der Steuerdistrikt Ränkam bestand aus den Ortschaften Rußmühle, Waradein, Ziegelhütte, Degelberg und Ried bei Gleißenberg.[10]
1821 wurden im Landgericht Cham Gemeinden gebildet. Dabei wurde Ränkam patrimonialgerichtische Gemeinde, die mit dem Steuerdistrikt Ränkam identisch war. Sie hatte ein Patrimonialgericht I. Klasse unter Freiherr von Völderndorff.[11] 1851 wurde Ried bei Gleißenberg aus der Gemeinde Ränkam herausgelöst und eigenständige Gemeinde.[12][13]
1832 hatte Ränkam 40 Anwesen, darunter 2 Hütehäuser.[6]
Als 1933 nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten sich in Gleißenberg niemand finden ließ, der den neuen Ideen huldigte, wurde aus Ränkam ein Propagandist geholt. Der Gleißenberger Bürgermeister und seine acht Gemeinderäte wurden von den Nationalsozialisten verhaftet und in Furth eingesperrt.[14]
Von 1867 bis 1946 bestand die Gemeinde Ränkam aus den Ortsteilen Bruckmühle, Degelberg, Kühberg, Leinmühle, Ränkam, Rußmühle, Tradt, Waradein und Ziegelhütte.[15][16] 1946 wurde die Gemeinde Grabitz zerschlagen. Grabitz mit Stieberg und Tradtbauer wurde nach Furth im Wald eingemeindet und Haberseigen kam zur Gemeinde Ränkam.[17] Bei der Gebietsreform in Bayern wurde 1972 die Gemeinde Ränkam mit ihren Gemeindeteilen Bruckmühle, Degelberg, Haberseigen, Kühberg, Leinmühle, Ränkam, Rußmühle, Tradt, Waradein und Ziegelhütte in die Stadt Furth im Wald eingemeindet.[18]
Kuratbenefizium Ränkam
BearbeitenRänkam wurde 1726 vom Grafen Leonhard Simpert von Törring-Jettenbach als inkurates Benefizium in seine Schlosskapelle gestiftet. Es gehörte zur Pfarrei Arnschwang im Dekanat Cham. Als Ränkam 1833 in das Eigentum des bayerischen Staates überging, wurde dieses Benefizium 1835 in ein Schulbenefizium umgeändert. 1902 wurde Ränkam Kuratbenefizium.[19][20] Zum Kuratbenefizium Ränkam gehören Bruckmühle, Degelberg, Haberseigen, Kühberg, Leinmühle, Tradt und Waradein. Insgesamt gab es im Kuratbenefizium Ränkam 1997 941 Katholiken und 12 Nichtkatholiken. 1997 hatte Ränkam 770 Katholiken.[21]
Einwohnerentwicklung ab 1838
BearbeitenJahr | Einwohner | Gebäude |
---|---|---|
1838 | 469 | 68[19] |
1861 | 493 | 161[15] |
1871 | 479 | 185[22] |
1885 | 507 | 79[23] |
1900 | 552 | 93[24] |
1913 | 524 | 81[20] |
Jahr | Einwohner | Gebäude |
---|---|---|
1925 | 509 | 91[16] |
1950 | 625 | 95[17] |
1961 | 504 | 99[25] |
1970 | 554 | k. A.[18] |
1987 | 691 | 188[26] |
2019 | 670 | k. A.[1] |
Sehenswürdigkeiten und Tourismus
BearbeitenDie Dreifaltigkeitskirche in Ränkam, Hauptstraße 30, ist mit ihrer Ausstattung denkmalgeschützt (Denkmalnummer D-3-72-126-76). Es handelt sich um eine traufständigen Saalkirche mit eingezogenem Chor, Walmdach, Chorflankenturm mit Zeltdach und Pilastergliederungen. Sie wurde unter Einbeziehung von Teilen des ehemaligen Schlosses erbaut und nach Osten erweitert. Ihr Chor ist die ehemalige Schlosskapelle aus dem 18. Jahrhundert. Das Langhaus und der Turm wurden 1860 erbaut. Vor der Kirche steht eine Statue des hl. Johannes Nepomuk aus Granit auf einem profilierten Pfeiler. Sie stammt aus dem 18. Jahrhundert.[27][28]
Neben der Kirche steht das ebenfalls denkmalgeschützte Benefiziatenhaus, Hauptstraße 28, das auch Teile des ehemaligen Schlosses enthält.(Denkmalnummer D-3-72-126-75) Es handelt sich um einen zweigeschossigen und traufständigen Satteldachbau aus dem Jahr 1860.[29]
Das Gelände um die Dreifaltigkeitskirche und das Benefiziatenhaus ist ein Bodendenkmal mit der Denkmalnummer D-3-6742-0037. Hier gibt es archäologische Befunde der frühen Neuzeit im Bereich des ehemaligen Schlosses von Ränkam.[30]
Durch Ränkam führen der Goldsteig und der Mountainbikeweg MTB-Tour 17.[31][32][33][34]
Literatur
Bearbeiten- Joseph Rudolph Schuegraf: Chronik von den Schlössern. Arnschwang und Rainkam königlichen Landgerichts Chamm mit der Genealogie des adeligen Geschlechts der Chälbeln, 1831 in: Verhandlungen des Historischen Vereins in dem Unterdonaukreise, Passau, Heft 1, 1834, S. 40–61[35]
- Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955 (Digitalisat).
- Prälat Josef Kraus: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, Oberviechtach, 1973
Weblinks
Bearbeiten- Ränkam in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 26. Januar 2023.
- Luftbild Ränkam
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Zensus 2011 bei atlas.zensus2011.de. Abgerufen am 29. Mai 2022.
- ↑ a b Ränkam bei Bayernatlas. Abgerufen am 6. Februar 2023.
- ↑ a b Ränkam in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 26. Januar 2023.
- ↑ Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 29 (Digitalisat).
- ↑ Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 34 (Digitalisat).
- ↑ a b Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 45 (Digitalisat).
- ↑ Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 46 (Digitalisat).
- ↑ a b Josef Kraus: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, Oberviechtach, 1973, S. 99
- ↑ Josef Kraus: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, Oberviechtach, 1973, S. 206
- ↑ Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 67 (Digitalisat).
- ↑ Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 69 (Digitalisat).
- ↑ Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 72 (Digitalisat).
- ↑ Emma Mages: Waldmünchen: Die Pflegämter Waldmünchen und Rötz, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 56, Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1991, ISBN 3-7696-9917-3, S. 182
- ↑ Josef Kraus: Gleißenberg – Ein Heimatbuch, Oberviechtach, 1973, S. 385
- ↑ a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 666, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 840 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 715 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 122 (Digitalisat).
- ↑ a b Josepf Lipf (Bearbeiter): Matrikel des Bisthums Regensburg. Hrsg.: Bistum Regensburg. Pustet, Regensburg 1838, S. 21 (Digitalisat).
- ↑ a b Bistum Regensburg (Hrsg.): Matrikel der Diözese Regensburg. hrsg. i. A. Sr Exzellenz des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Dr. Antonius von Henle vom Bischöflichen Ordinariate Regensburg. Regensburg 1916, S. 151 (Digitalisat).
- ↑ Manfred Müller (Hrsg.): Matrikel des Bistums Regensburg. Verlag des Bischöflichen Ordinariats Regensburg, 1997, S. 45
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 840, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 802 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 836 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 529 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 249 (Digitalisat).
- ↑ BLfD Denkmaldatenbank D-3-72-126-76 Dreifaltigkeitskirche. In: geoportal.bayern.de. BayLfD, abgerufen am 1. Februar 2023.
- ↑ BLfD Denkmaldatenbank D-3-72-126-76 Nepomukstatue. In: geoportal.bayern.de. BayLfD, abgerufen am 1. Februar 2023.
- ↑ BLfD Denkmaldatenbank D-3-72-126-75 Benefiziatenhaus. In: geoportal.bayern.de. BayLfD, abgerufen am 1. Februar 2023.
- ↑ BLfD Denkmaldatenbank D-3-6742-0037. In: geoportal.bayern.de. BayLfD, abgerufen am 1. Februar 2023.
- ↑ Der Goldsteig: Wandern in Ostbayern & Böhmen bei goldsteig-wandern.de. Abgerufen am 29. April 2022.
- ↑ Qualitätsweg Goldsteig bei bayerischer-wald.de. Abgerufen am 29. April 2022.
- ↑ Goldsteig N 10 Herzogau – Furth im Wald bei bayerischer-wald.org. Abgerufen am 29. Mai 2022.
- ↑ MTB-Tour 17 Rund um Furth im Wald bei bayerischer-wald.org. Abgerufen am 30. Januar 2023.
- ↑ Verhandlungen / Jahrbücher1834-1871 bei hv-niederbayern.de. Abgerufen am 10. Februar 2023.