Der Piz Lagrev anhören/? (zu vorrömisch grava ‚Kies‘, rätoromanisch grava ‚Flussgeschiebe, feines Geröll in den Bergen‘)[1] ist ein 3165 m ü. M. hoher Berg südlich vom Julierpass in den Albula-Alpen im Schweizer Kanton Graubünden. Durch die Nähe zum 2284 m ü. M. hohen Julierpass ist er ein beliebter, einfach zu erreichender Skitourenberg.

Piz Lagrev

Piz Lagrev über dem Silsersee

Höhe 3165 m ü. M.
Lage Kanton Graubünden, Schweiz
Gebirge Albula-Alpen
Dominanz 5,773 km → Piz Julier
Schartenhöhe 856 m ↓ Septimerpass
Koordinaten 775512 / 146373Koordinaten: 46° 26′ 45″ N, 9° 43′ 23″ O; CH1903: 775512 / 146373
Piz Lagrev (Kanton Graubünden)
Piz Lagrev (Kanton Graubünden)
Erstbesteigung R. Held mit Moritz Arpagaus, 9. Oktober 1875

Der Piz Lagrev mit dem Leg Grevasalvas von Nordwesten, aufgenommen vom Piz Neir.

Gipfelkreuz auf dem Piz Lagrev.

Lage und Umgebung

Bearbeiten
 
Kugelpanorama vom Piz Lagrev
Als Kugelpanorama anzeigen

Der Piz Lagrev gehört zur Lagrev-Gruppe, einer Untergruppe der Albula-Alpen. Er ist die höchste Erhebung des Gebirgstocks zwischen dem Septimerpass im Südwesten, dem Julierpass im Norden, dem Oberengadin im Südosten und dem Oberhalbstein im Nordwesten. Unmittelbar am südöstlichen Fuss des Berges liegt die Ortschaft Sils, aber besonders vom südwestlich gelegenen Maloja aus gesehen erscheint der Piz Lagrev als beeindruckende Felsformation. Neben dem weitreichenden Panorama vom Gipfel in alle Richtungen ist besonders der Tiefblick zum Silsersee bemerkenswert. Mit einer Schartenhöhe von 856 Metern ist der Piz Lagrev ein relativ eigenständiger Berg.

Über den Gipfel verläuft die Gemeindegrenze zwischen Surses im Nordwesten und Sils im Südosten. Die Grenze zu Silvaplana befindet sich nur 720 m nordöstlich des Gipfels, beim Vorgipfel des Piz Lagrev.

Zu den Nachbargipfeln gehören der Piz da las Coluonnas im Norden, der Piz Polaschin im Nordosten, sowie Piz d’Emmat Dadora, Piz d’Emmat Dadaint und Piz Materdell im Westen. Südwestlich des Gipfels befindet sich die Fuorcla Grevasalvas, im Nordosten die Fuorcla Lagrev. Ausserdem befinden sich der Leg Grevasalvas und der Lej Lagrev in der Nähe des Berges.

Der am weitesten entfernte sichtbare Punkt (44° 14′ 3,6″ N, 7° 1′ 23,8″ O) vom Piz Lagrev ist die Guglia di San Bernolfo (2600 m s.l.m.) in der Italienischen Provinz Cuneo (Piemont) nahe der Landesgrenze zur Französischen Region Provence-Alpes-Côte d’Azur und ist 324 km entfernt.[2]

Nordöstlich des Nordgipfels besitzt der Gipfel einen kleinen Gletscher, den Vadret Lagrev.

Talorte sind Sils und Bivio. Häufiger Ausgangspunkt ist der Julierpass.

Routen zum Gipfel

Bearbeiten

Sommerrouten

Bearbeiten

Von Norden über den Vadret Lagrev

Bearbeiten
  • Ausgangspunkt: Chamanna dal Stradin (2161 m) an der Julierpassstrasse
  • Via: Gianda Polaschin, Lej Lagrev (2719 m), Vadret Lagrev, Nordostgipfel (3109 m)
  • Schwierigkeit: L
  • Zeitaufwand: 3½ Stunden
  • Bemerkung: Der Vadret Lagrev ist zwar harmlos, doch sind wegen der Ausaperung im Hochsommer und Herbst Steigeisen unerlässlich.

Vom Lej da la Tscheppa über den Vadret Lagrev

Bearbeiten
  • Ausgangspunkt: Sils (1793 m) oder Silvaplana (1799 m)
  • Via: Lej da la Tscheppa (2617 m), P. 2797 am Südwestende der Crasta Tscheppa, Vadret Lagrev, Nordostgipfel (3109 m)
  • Schwierigkeit: L, bis Lej da la Tscheppa als Wanderweg weiss-rot-weiss markiert
  • Zeitaufwand: 5 Stunden (2½ Stunden vom Lej da la Tscheppa)
  • Bemerkung: Normalroute im Sommer; da sie durch eine Wildruhezone führt, darf sie von Anfang Dezember bis Ende Juni nicht begangen werden. Wegen der Ausaperung des Gletschers im Hochsommer und Herbst sind Steigeisen unerlässlich.

Durch die Südmulde

Bearbeiten
  • Ausgangspunkt: Plaun da Lej (1798 m)
  • Schwierigkeit: L
  • Zeitaufwand: 4½ Stunden
  • Alternative: von Plaun dal Crot der Ova dal Crot entlang

Über den Südostgrat des Südgipfels

Bearbeiten
  • Ausgangspunkt: Plaun da Lej (1798 m)
  • Schwierigkeit: ZS
  • Zeitaufwand: 5 Stunden
  • Bemerkung: Einige schöne Kletterstellen (III und IV), weist aber andernorts brüchigen Fels auf.

Durch das Südwandcouloir

Bearbeiten

Über den Südwestgrat

Bearbeiten
  • Ausgangspunkt: La Veduta an der Julierpassstrasse (2237 m) oder Plaun da Lej (1799 m)
  • Via: Fuorcla Grevasalvas (2687 m), Südwestgrat, Südgipfel (3083 m)
  • Schwierigkeit: ZS, bis Fuorcla Grevasalvas als Wanderweg weiss-rot-weiss markiert
  • Zeitaufwand: 4 Stunden von La Veduta oder 5½ Stunden von Plaun da Lej (2½ Stunden von der Fuorcla Grevasalvas)
  • Erstbegeher: M. Finzi mit Adolf Schaller und Josef Biner, 31. August 1921
  • Bemerkung: Eher gefährliche als schwere Route

Durch die Rinne der Westwand

Bearbeiten
  • Ausgangspunkt: La Veduta an der Julierpassstrasse (2237 m) oder Plaun da Lej (1799 m)
  • Via: Fuorcla Grevasalvas (2687 m), Westwand-Rinne
  • Schwierigkeit: ZS, bis Fuorcla Grevasalvas als Wanderweg weiss-rot-weiss markiert
  • Zeitaufwand: 4 Stunden von La Veduta oder 5½ Stunden von Plaun da Lej (2½ Stunden von der Fuorcla Grevasalvas)
  • Erstbegehung: Durch S. Gysperger und Christian Zuan, 17. September 1904

Über die Fuorcla Lagrev

Bearbeiten

Winterrouten

Bearbeiten

Die Route von Silvaplana über Lej da la Tscheppa führt durch ein Wildschongebiet und ist deshalb zu unterlassen.

Von der Alp Güglia

Bearbeiten

Im Winter wird vorwiegend nur der Nordostgipfel bestiegen.

  • Ausgangspunkt: Alp Güglia (2215 m) an der Julierpassstrasse
  • Via: Lej Lagrev (2719 m), Vadret Lagrev zum Nordgipfel (3109 m)
  • Expositionen: N, NE
  • Schwierigkeit: ZS-
  • Zeitaufwand: 3 Stunden
  • Bemerkung: Lawinengefahr im untersten Abschnitt ist zu beachten (Steilstufe bis 35°)

Panorama

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Manfred Hunziker: Clubführer, Bündner Alpen. Vom Septimer zum Flüela. 3. Auflage. Vi. Verlag des SAC, 2000, ISBN 3-85902-187-7, S. 80–86.
  • Vital Eggenberger: Skitouren Graubünden Süd. Verlag des SAC, 2010, ISBN 978-3-85902-301-7, S. 148.
  • Landeskarte der Schweiz, Blatt 1256 Bivio, 1:25'000, Bundesamt für Landestopographie, Ausgabe 2015.
Bearbeiten
Commons: Piz Lagrev – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Andrea Schorta: Wie der Berg zu seinem Namen kam. Kleines Rätisches Namenbuch mit zweieinhalbtausend geographischen Namen Graubündens. Terra Grischuna Verlag, Chur und Bottmingen/Basel 1988, ISBN 3-7298-1047-2, S. 96.
  2. Berechnetes 360°-Panorama (U. Deuschle; Hinweise) vom Piz Lagrev