Pioneer Fund (Stiftung)

amerikanische Stiftung „zur Förderung der wissenschaftlichen Erforschung von Vererbung und menschlicher Unterschiede.“

Der Pioneer Fund (Rebranding 2022 als: Human Diversity Foundation, kurz: HDF) ist eine US-amerikanische Stiftung „zur Förderung der wissenschaftlichen Erforschung von Vererbung und menschlicher Unterschiede“. Erklärtes Ziel des Funds ist es, Projekte zu unterstützen, die wegen des umstrittenen Forschungsgegenstandes Schwierigkeiten haben, sich anderweitig zu finanzieren. Wissenschaftler haben den Fund als rassistisch kritisiert, der White-Supremacy-Ideologie zugerechnet[1][2][3] und als hate group kategorisiert.[4]

Gründung und Profil

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Die Stiftung wurde 1937 mit finanzieller Unterstützung eines Textilfabrikbesitzers gegründet. Eines der beiden Ziele war die Förderung der Geburtenrate von Weißen mit Urahnen, die bereits vor der Annahme der Verfassung auf dem Gebiet der USA lebten. Das Vorbild hierzu war das Lebensbornprogramm der Nationalsozialisten. Das zweite Ziel bildeten die Forschung und Verbreitung von Informationen z. B. zu „Fragen der Rassenverbesserung“.[5]

Der Fund stand in dem Zusammenhang auch der Eugenik nahe (was ebenso auf Kritik stößt).[6] Der Eugeniker und damalige Präsident des Pioneer Funds Harry H. Laughlin organisierte etwa mit finanzieller Hilfe des Funds vor dem Zweiten Weltkrieg die Verbreitung des NS-Propagandafilms Erbkrank unter dem Titel Eugenics in Germany in den Vereinigten Staaten.[7]

Aktuelle Aktivitäten

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Von 2002 bis zu seinem Tod 2012 leitete der Psychologie-Professor John Philippe Rushton den Fund. Seit 2013 leitet Richard Lynn gemeinsam mit Gerhard Meisenberg den Pioneer Fund.[8][9] Zu den weiteren finanziell unterstützten Autoren zählen unter anderen Hans Jürgen Eysenck, Linda Gottfredson und in seinen späteren Jahren William Bradford Shockley.[10]

Zu den finanzierten Studien gehören die Minnesota Twin Family Study[11] und das Texas Adoption Project sowie Forschung, die in das 1994 veröffentlichte Buch The Bell Curve einfloss.

Bis 2024 war der Unternehmer Andrew Conru wesentlicher Finanzier der Stiftung, der auch andere Suprematisten wie Jared Taylor, Ron Unz und Turning Point USA unterstützt haben soll, seine Spenden an die HDF jedoch nach Recherchen von The Guardian und anderen eingestellt haben will.[12] Wesentlich für die Aktivitäten der Human Diversity Foundation sollen derzeit der Rechtsextremist und AfD-Berater Erik Ahrens und der ehemalige Religionslehrer Matthew Frost (Pseudonym: Matt Archer) sein. Forschungschef ist der seit geraumer Zeit in Deutschland lebende Rassentheoretiker Emil O. W. Kirkegaard.[13][14]

Im Oktober gründeten Ahrens und Frost über die HDF den Privatclub Neo Byzantium, der vorgeblich zur Elitenbildung eines rassistischen Europas geschaffen wurde, jedoch vielmehr zur Bildung einer breiten, opferbereiten und entsprechend manipulierten Anhängerschaft dienen soll. Das Konzept soll dem Multi-Level-Marketing und einem entsprechenden Vorhaben Andrew Tates entlehnt sein.[15]

Literatur

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  • Stefan Kühl: The Nazi Connection: Eugenics, American Racism, and German National Socialism. Oxford University Press, Oxford Oxfordshire 1994, ISBN 0-19-514978-5.
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Einzelnachweise

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  1. Avner Falk: Anti-semitism. A history and psychoanalysis of contemporary hatred. Abc-Clio, 2008, S. 18.
  2. William H. Tucker: The Funding of Scientific Racism: Wickliffe Draper and the Pioneer Fund. University of Illinois Press, 2007, ISBN 978-0-252-07463-9 (englisch, muse.jhu.edu [abgerufen am 26. Juli 2013] Review von Diane B. Paul).
  3. Andrew Wroe: The Republican party and immigration politics: from Proposition 187 to George W. Bush. University of Illinois Press, 2008, S. 81.
  4. Southern Poverty Law Center: Active White Nationalist Groups (abgerufen 2014).
  5. Barry Mehler: Foundation for Fascism: the New Eugenics Movement in the United States. In: Patterns of Prejudice. Band 23, Nr. 4, 1989 (online bei Ferris State University, Institute for the Study of Academic Racism (Memento vom 24. September 2022 im Internet Archive) [abgerufen am 24. September 2022]).
  6. Paul A. Lombardo: “The American Breed”: Nazi eugenics and the origins of the Pioneer Fund. In: Albany Law Rev. 65. Jahrgang, Nr. 3, 2002, S. 743–830, PMID 11998853 (englisch).
    J. Philippe Rushton: The Pioneer Fund and the Scientific Study of Human Differences. In: Albany Law Rev. 66. Jahrgang, 2002, S. 209 (englisch, psychology.uwo.ca (Memento des Originals vom 27. März 2013 im Internet Archive) [abgerufen am 26. Oktober 2014]).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/psychology.uwo.ca
    Paul A. Lombardo: Pioneer’s Big Lie. In: Albany Law Rev. 66. Jahrgang, 2002, S. 1125 (englisch).
    William H. Tucker: A Closer Look at the Pioneer Fund: Response to Rushton. In: Albany Law Rev. 66. Jahrgang, 2002, S. 1145 (englisch).
  7. Stefan Kühl: Die Internationale der Rassisten – Aufstieg und Niedergang der internationalen eugenischen Bewegung im 20. Jahrhundert. Campus, 2014, ISBN 978-3-593-39986-7, S. 171.
  8. Heidi Beirich: Pioneer Fund Assets Divided; New Leadership Appointed. In: Hatewatch. Southern Poverty Law Center, abgerufen am 9. Februar 2014 (englisch).
  9. It might be a pseudo science, but students take the threat of eugenics seriously. 5. Mai 2019, archiviert vom Original am 5. Mai 2019; abgerufen am 1. August 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.newstatesman.com
  10. Pioneer FundSouthern Poverty Law Center
  11. Nancy L. Segal: Born together – reared apart: the landmark Minnesota twin study. Harvard University Press, Cambridge, Mass 2012, ISBN 978-0-674-05546-9.
    Bryan Caplan: O Brother, Who Art Thou? In: The Wall Street Journal. 20. Juni 2012, abgerufen am 17. April 2017.
  12. Who is Andrew Conru? The tech tycoon who funded the Human Diversity Foundation. In: Hope not Hate. 16. Oktober 2024, abgerufen am 17. Oktober 2024 (englisch).
  13. Harry Shukman, Patrik Hermansson: Race Science Inc. Undercover in The Human Diversity Foundation, the million-dollar race science company. In: Hope not Hate. 16. Oktober 2024, abgerufen am 17. Oktober 2024 (englisch).
  14. Ann-Katrin Müller, Bastian Obermayer, Wolf Wiedmann-Schmidt: Erik Ahrens: Aufnahmen enthüllen rassistisches Netzwerk, AfD-Influencer involviert. In: Der Spiegel. 16. Oktober 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 17. Oktober 2024]).
  15. Neo Byzantium. The far-right cult set up to drain its members’ bank accounts. In: Hope not Hate. 16. Oktober 2024, abgerufen am 17. Oktober 2024 (englisch).