Pestfriedhof

ab dem Mittelalter abseits der Siedlungszentren angelegter Begräbnisplatz zur schnellen Bestattung von Seuchenopfern

Der Pestfriedhof war ein ab dem Mittelalter abseits der Siedlungszentren angelegter Begräbnisplatz zur schnellen Bestattung von Seuchenopfern, namentlich solcher der Pest. Er ergänzte damit im Regelfall den Kirchhof, auf dem die Verstorbenen gewöhnlich mit einer kirchlichen Zeremonie beerdigt wurden.

Pestfriedhof bei der Wallfahrtskirche Maria Schnee in Legau

Während der Dauer solcher Epidemien wurden die Opfer häufig schnell und ohne jegliche Zeremonie begraben, teilweise in Massengräbern. Erst nach Abklingen der Seuche wurden oft gemeinsame kirchliche Zeremonien für alle Begrabenen nachgeholt.

Viele Pestfriedhöfe wurden spätestens im 19. Jahrhundert geschlossen, meist sogar früher; bisweilen wurden sie jedoch auch weiter genutzt, wie beispielsweise der ehemals durch Diakonissen in Radebeul-Kötzschenbroda genutzte Alte Friedhof, der noch heute als Begräbnisstätte offen ist.

Kreuz am historischen Pestfriedhof im Wald zwischen Kastl und Altötting

An Pestfriedhöfe erinnern gelegentlich erhaltene Pestkreuze.

Deutschland

Bearbeiten
  • Cimetière des pestiférés, Le Boéchet in der Gemeinde Les Bois, Jura, Schweiz[4]

Tschechien

Bearbeiten

Zu den gut erhaltenen oder restaurierten Pestfriedhöfen gehört der von Žďár nad Sázavou in Tschechien.

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Wiktionary: Pestfriedhof – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Christa Geckeler: Kieler Erinnerungstag: 14. Februar 1961 Mittelalterlicher Kieler Pestfriedhof gefunden. Stadtarchiv Kiel, abgerufen am 17. Juli 2017.
    Hermann Helmuth: Die menschlichen Skelettfunde des mittelalterlichen Gertrudenfriedhofs in Kiel. In: Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie, Band 57, Heft 3 (September 1966), Emanuel Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung; JSTOR:25755002
  2. Uli Drescher: Der Pestfriedhof im Tannaer Wald. 5. Januar 2012, abgerufen am 16. August 2024.
  3. Google Maps. Abgerufen am 16. Mai 2024.
  4. Claire Bärtschi-Flohr: Cimetière des Pestiférés au Boéchet. In: Notre Histoire. FONSART (Fondation pour la sauvegarde et la mise en valeur du patrimoine audiovisuel de la Radio Télévision Suisse), 5. Juni 2022, abgerufen am 16. August 2024.