Oscar Straus (Komponist)

österreichischer Operettenkomponist (1870-1954)

Oscar Straus, eigentlich Oscar Nathan Strauss (* 6. März 1870 in Wien; † 11. Jänner 1954 in Bad Ischl), war ein österreichischer Operettenkomponist. Er gehört neben Franz Lehár, Leo Fall und Emmerich Kálmán zu den bedeutendsten Komponisten der sogenannten Silbernen Operettenära.

Oscar Straus (1918)
Fotografie von Edith Barakovich
Grab von Oscar Straus auf dem Friedhof Bad Ischl

Oscar Strauss war Sohn des jüdischen Bankiers Leopold Strauss. Als der Vater durch Selbstmord starb, übernahm der Bruder der Mutter, der Wirtschaftsanwalt Alfred Stern, die Erziehung des damals 5-jährigen Oscar. Dieser besuchte eine Handelsakademie in Wien, bevor er sich der Musik zuwandte. Später änderte er seinen Nachnamen in Straus, um Verwechslungen mit der Walzerdynastie Strauss zu vermeiden. Um die Jahrhundertwende schrieb er mehrere erfolgreiche Operetten, am bekanntesten davon ist Ein Walzertraum von 1907, und komponierte später am Broadway und in Hollywood. Aber er vertonte auch Gedichte, so für das Überbrettl: Lustiger Ehemann, wie auch Das Lied des verlassenen Lehmann; beide Texte stammten von Otto Julius Bierbaum, und wurden Riesenerfolge.[1]

Er studierte Musik bei Max Bruch. Dieser war laut Oscar Straus „der konservativste aller konservativen Musiker, die es überhaupt gab“. Nach dem Studium begegnete er Johann Strauss und spielte ihm eigene Kompositionen vor. Johann Strauss soll (nach Oscar Straus' eigenen Worten in einem Rundfunkinterview 1953) zu ihm gesagt haben: „Lassen S' die faden Symphonien und schreiben S' fesche Walzer. Führen Sie die Tradition der Strauss-Walzer fort.

Erste kleinere Erfolge hatte Straus als Kapellmeister in Brüx und Teplitz-Schönau. In Berlin wirkte er beim ersten deutschen Musikkabarett, dem Überbrettl, mit, wo nach ihm auch der junge Arnold Schönberg für einige Zeit tätig war. In den späten 1920er-Jahren arbeitete Straus in Paris, wo er unter anderem für Sacha Guitry schrieb. 1930 ging Straus erstmals nach Hollywood. Dort verfilmte Ernst Lubitsch unter dem Titel Der lächelnde Leutnant (The Smiling Lieutenant) die Operette Ein Walzertraum. Aufgrund des großen Erfolges komponierte er anschließend die Musik für den gleichfalls von Lubitsch gedrehten Film Eine Stunde mit Dir (One Hour with You).

Dann beging Straus den (nach eigener Aussage im erwähnten Radiointerview 1953) „größten Fehler meines Lebens“ und kehrte trotz vieler Warnungen nochmals aus Hollywood nach Österreich zurück, wo er sich mit seiner Frau in Bad Ischl niederließ. Straus resümierte 1953: „Was hätt' ich mir an Sorgen, Aufregung, Geld erspart, wenn ich damals drüben geblieben wäre.“ Nach dem „Anschluss Österreichs“ habe sich die Familie klargemacht, dass sie Österreich verlassen müsste. Dieses Vorhaben gelang durch eine kurzfristige Einladung für Straus nach Zürich, wo er die Premiere der Wiederaufführung seiner Operette Rund um die Liebe dirigieren sollte. Nach seiner Abreise aus Österreich sei es ihm (nach seinen eigenen Worten) „mit den größten Opfern in jeder Beziehung“ gelungen, Monate später auch seine Frau und seinen Sohn herauskommen zu lassen. Von der Schweiz ging Straus nach Paris, wo er die französische Staatsbürgerschaft erhielt und nur einen Monat vor dem Einmarsch der deutschen Truppen noch eine Premiere hatte.

Über Spanien und Portugal kam Straus mit seiner Frau und den gemeinsamen Söhnen Anfang Dezember 1940 nach New York, von wo sie umgehend nach Hollywood weiterreisten. Zurück in Europa blieben zwei Kinder aus erster Ehe: Tochter Katharina überlebte dank ihrer Ehe mit einem Enkel des berühmten Malers Hans Makart. Sohn Leo Straus, der als Dramaturg und Librettist wirkte, wurde hingegen mit seiner Frau nach Auschwitz deportiert, wo sie 1944 starben.

In Hollywood konnte Straus im Filmgeschäft nicht mehr Fuß fassen, und er unternahm deshalb Tourneen in Nordamerika als Dirigent klassischer Wiener Unterhaltungsmusik. 1948 erhielt er auch die Staatsbürgerschaft der USA, kehrte aber kurz darauf nach Europa zurück, wo er sich wieder in Bad Ischl niederließ. Einen späten Erfolg erzielte er mit der von ihm komponierten weltberühmten Musik für den 1950 erschienenen französischen Film Der Reigen (La Ronde) von Max Ophüls.

Aus seiner 1895 geschlossenen ersten Ehe mit der Geigerin und Konzertmeisterin Nelly Irmen (Künstlername von Helene Neumann, * 1872) stammten Katharina (1898–1982), Louis (1895, gefallen 1917 am Balkan im Ersten Weltkrieg) und Leo Straus (1897–1944). Im Jahr 1908 schloss Straus eine zweite Ehe mit der Sängerin Clara Singer (1886–1967); aus dieser Ehe stammten zwei Söhne, der Komponist Erwin Straus (1910–1966) und der Schriftsteller und Regisseur Walter Straus (1913–1945).

Straus’ Grab befindet sich auf dem Friedhof Bad Ischl.[2]

 
Notentitelblatt für Straus’ Kompositionen für das Überbrettl

Auszeichnungen

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Operetten

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Filmmusik

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Literatur

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  • Teresa Hrdlicka: Komponisten auf Sommerfrische in Bad Ischl. Johannes Brahms, Anton Bruckner, Johann Strauss (Sohn), Franz Lehár, Leo Fall, Oscar Straus, Emmerich Kálmán. Hollitzer, Wien 2024. ISBN 978-3-99094-163-8
  • Franz Mailer: Weltbürger der Musik. Eine Oscar-Straus-Biographie. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1985, ISBN 3-215-05645-3.
  • Dorothea Renckhoff: Glanz und Verdunkelung. Frische Blumen für Straus. Theaterstück. Felix Bloch Erben Theaterverlag, Berlin 1999.
  • Dorothea Renckhoff: Von Ischl nach Ischl, welch ein Leben in Dur und Moll. Über Oscar Straus. Kölner Stadt-Anzeiger, 8/9. Mai 1993, Beilage S. 4/5.
  • Dorothea Renckhoff: Keine Rose ohne Dornen, Das Leben von Oscar Straus und Vom Helden zum Leckermaul. Die abenteuerliche Geschichte des Tapferen Soldaten. in: WDR-Programmheft zur konzertanten Aufführung von Oscar Straus „Der tapfere Soldat“ am 27. November 1992 in Köln, Sendesaal. S. 5–21.
  • Dorothea Renckhoff: Ich komponiere doch nicht mit den Fingern. Das Leben von Oscar Straus, und: Bändigung der blonden Bestie? Zur Geschichte der Lustigen Nibelungen. in: Oscar Straus, Die lustigen Nibelungen. Kölner Operetten-Konzerte 3, 17. Februar 1995, Hrsg. Westdeutscher Rundfunk Köln, S. 7–22.
  • Dorothea Renckhoff: Oscar Straus und seine Lustigen Nibelungen. Booklet zur CD Die Lustigen Nibelungen, Capriccio 1996, Delta Music GmbH Königsdorf.
  • Martin Trageser: Millionen Herzen im Dreivierteltakt. Die Komponisten des Zeitalters der "Silbernen Operette", Würzburg 2020, S. 55–74.
  • Oscar Straus (Memento vom 2. März 2014 im Internet Archive), online bei Exil-Archiv., Else Lasker-Schüler-Stiftung: Verbrannte und verbannte Dichter-/ KünstlerInnen – für ein Zentrum der verfolgten Künste, Wuppertal.
  • Fedora Wesseler, Stefan Schmidl (Hrsg.), Oscar Straus. Beiträge zur Annäherung an einen zu Unrecht Vergessenen, Operetta Research Center Amsterdam 2017.
  • Straus, Oscar, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. Saur, München 1983, S. 1136.
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Commons: Oscar Straus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Hans-Joachim Böttcher: Otto Julius Bierbaum - Ein Poetenleben voller Ruhm und Tragik. Gabriele Schäfer Verlag, Herne 2022, ISBN 978-3-944487-94-6, S. 118, 127.
  2. Grabstätte von Oscar Straus auf friedhofsführer.at
  3. Ehrenring der Stadt Wien – Liste der ausgezeichneten Persönlichkeiten im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien