Oberstes Nationales Tribunal Polens
Das Oberste Nationale Tribunal Polens (polnisch: Najwyższy Trybunał Narodowy, NTN) war ein Kriegsverbrechertribunal, das von 1946 bis 1948 bestand. Es sollte über die Hauptverantwortlichen für vom Dritten Reich auf polnischem Gebiet begangene Verbrechen Recht sprechen. Vor ihm wurden sieben Verfahren mit insgesamt 49 Angeklagten durchgeführt.
Prozesse
BearbeitenIm Gegensatz zu den zahlreichen politischen Verfahren unter der kommunistischen Vorherrschaft wurden die Verfahren nach herkömmlichen legalen und moralischen Standards vergleichbar mit westlichen Verfahren dieser Periode durchgeführt und setzten die Verfolgung von Kriegsverbrechen um, wie sie in der Moskauer Deklaration beschlossen worden waren.[1] Das Gericht bestand aus 3 Richtern und jeweils 4 Geschworenen und verhandelte an unterschiedlichen Orten:
Angeklagte | Funktion | Prozessort | Prozessbeginn | Prozessende | Strafmaß |
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Arthur Greiser | Reichsstatthalter und Gauleiter Wartheland 1939–45 | Posen | 21. Juni 1946 | 7. Juli 1946 | Todesurteil |
Amon Göth | Kommandant des KZ Plaszow 1943–44 | Krakau | 27. August 1946 | 5. September 1946 | Todesurteil |
Ludwig Fischer, Ludwig Leist, Josef Meisinger, Max Daume | hochrangige NS-Funktionäre in Warschau | Warschau | 17. Dezember 1946 | 24. Februar 1947 | drei Todesurteile, Leist acht Jahre Haft |
Rudolf Höß | Kommandant KZ Auschwitz 1940–43 | Warschau | 11. März 1947 | 29. März 1947 | Todesurteil |
Arthur Liebehenschel und 39 weitere Angeklagte des Krakauer Auschwitzprozesses | Kommandant und Angehörige der Lager-SS des KZ Auschwitz-Birkenau | Krakau | 24. November 1947 | 16. Dezember 1947 | 23 Todesurteile, 17 Haftstrafen, Hans Münch Freispruch |
Albert Forster | Reichsstatthalter 1939–45 und Gauleiter 1930–45 Danzig-Westpreußen | Danzig | 5. April 1948 | 29. April 1948 | Todesurteil |
Josef Bühler | Staatssekretär und Stellvertreter des Generalgouverneurs im Generalgouvernement | Krakau | 17. Juni 1948 | 5. Juli 1948 | Todesurteil |
Das Gericht fällte im Prozess gegen Arthur Greiser das erste Urteil wegen Genozid und Verbrechen gegen den Frieden, blieb aber bei der Entwicklung des Völkerstrafrechts wenig beachtet.[2]
Literatur
Bearbeiten- Mark A. Drumbl: Germans are the Lords and Poles are the Servants. The Trial of Arthur Greiser in Poland, 1946. In: Kevin Jon Heller, Gerry J. Simpson (Hrsg.): The Hidden Histories of War Crimes Trials. Oxford University Press 2013, ISBN 978-0-19-967114-4, S. 411–429.
- Andrzej Rzepliński: Prosecution of Nazi Crimes in Poland in 1939-2004. (PDF) Vortrag März 2004