Margarete Stokowski
Margarete Stokowski (* 14. April 1986[1] in Zabrze[2]) ist eine polnisch-deutsche Autorin und Kolumnistin. Sie hatte zwischen 2011 und 2020 eine Kolumne in der taz und bei Spiegel online.
Leben
BearbeitenStokowski wurde 1986 in Polen geboren. Ihre Eltern benannten sie nach der weiblichen Hauptfigur des Romans Der Meister und Margarita von Michail Bulgakow (polnisch Mistrz i Małgorzata).[3] In ihrem deutschen Personalausweis steht als Geburtsort statt Zabrze der von 1915 bis zur Rückbenennung 1946 genutzte Ortsname Hindenburg.[4]
1988 zog ihre Familie mit ihr nach West-Berlin zu den Großeltern in Berlin-Gropiusstadt.[5] Stokowski wuchs im Richardkiez in Berlin-Neukölln auf.[6] Ihr Vater ist Physiker, ihre Mutter Psychologin. Sie studierte Philosophie und Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin und schloss das Studium 2014 mit einer Arbeit über Simone de Beauvoir ab.[7] Sie ist Mitgründerin des PEN Berlin.[8]
Stokowski leidet nach eigenen Angaben unter Depressionen.[9] Nach einer COVID-19-Infektion im Januar 2022 erkrankte Stokowski nach eigenen Angaben trotz dreifacher Impfung an Long COVID und ME/CFS.[10] Im Deutschlandfunk[11] und in der Bundespressekonferenz[12] forderte sie mehr Geld für Forschung und Aufklärung zu dieser Krankheit.
Stokowski ist mit dem Musiker Jens Friebe liiert.[13] Sie lebte zeitweise in einer Kommune in Brandenburg und wohnt nunmehr wieder dauerhaft in Berlin.[14]
Autorin und Essayistin
BearbeitenSeit 2009 schreibt Stokowski für verschiedene Zeitungen und Magazine. Während ihres Studiums an der Humboldt-Universität zu Berlin sammelte sie erste journalistische Erfahrungen bei der Studentenzeitung UnAufgefordert und übernahm dort auch den Posten der Chefredakteurin.[15] Von 2011 bis 2015 verfasste sie Kolumnen für die taz. Seit Oktober 2015 schreibt sie die Online-Kolumne Oben und unten beim Spiegel.[16] 2016 erschien ihr Sachbuch Untenrum frei im Rowohlt Verlag.[17] Gemeinsam mit Sibylle Berg und anderen veröffentlichte sie im August 2018 auf Spiegel Online und Watson.ch den „weiblichen“ Bildungskanon unter dem Titel „Diese Frauen müssen Sie kennen“.[18] Ende September 2018 kam die Textsammlung Die letzten Tage des Patriarchats heraus, eine Auswahl von Kolumnen und Essays, über die Angela Gutzeit in der „Lesenwert Kritik“ des SWR2 schrieb: „Stokowski liebt das offene Wort und die konfrontative Auseinandersetzung, die ihr manchmal vielleicht etwas zu krawallig gerät. Aber in der Regel glänzt sie mit argumentativ klugen Schachzügen.“[19] Sowohl Untenrum frei als auch Die letzten Tage des Patriarchats gelangten auf die Spiegel-Bestsellerliste.[20][21]
Rezeption
Bearbeiten2018 löste Stokowski eine Kontroverse aus, als sie eine bereits ausverkaufte Lesung in der Münchner Buchhandlung Lehmkuhl absagte, weil diese auch Primärtexte rechter Autoren führte.[22] In einer Kolumne im April 2019 kritisierte Stokowski den deutschen Kult um Spargel, den sie als „alten weißen Mann der Kulinarik“ bezeichnete.[23] Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner zitierte aus der Kolumne auf dem FDP-Parteitag.[24][25] Die Kolumne wurde häufig von anderen Medien aufgegriffen.[26][27][28]
Das Magazin der Süddeutschen Zeitung bezeichnete sie 2019 als „lauteste Stimme des deutschen Feminismus“ und widmete ihr eine Titelgeschichte.[29] 2019 erhielt sie den Kurt-Tucholsky-Preis für ihre Arbeit als Kolumnistin von Spiegel Online[30] sowie den Luise-Büchner-Preis für Publizistik für ihre Analyse der „Widersprüche in den Beziehungen zwischen Frauen und Männern, die in unserer vermeintlich egalitären Gesellschaft immer noch vorhanden sind“.[31]
In ihrer Rede zur Verleihung des Kurt-Tucholsky-Preises im Jahr 2019 sprach Stokowski über „Morddrohungen und die Untätigkeit des Staates“. Sie wolle „Morddrohungen nicht normal finden“. Ihre Strafanzeigen, die sie nicht wegen Beleidigungen, sondern wegen Drohungen gegen Leib und Leben erstattet hatte, seien von der Staatsanwaltschaft eingestellt worden, weil es an einem öffentlichen Interesse mangele.[32]
Die Wochenzeitung der Freitag stellte in ihrem Fragebogen Der Kommunismus ist …? regelmäßig die Frage „Jan Fleischhauer oder Margarete Stokowski?“.[33] Sie spielt darauf an, dass die Kolumnen von Stokowski und die des konservativen Publizisten Jan Fleischhauer (früher beide bei Spiegel Online) als politisch entgegengesetzt gesehen werden. Arno Frank schrieb 2020 in einem Beitrag für Taz.FUTURZWEI mit der Überschrift „Fleischhauer oder Stokowski?“, die beiden stünden sich „wie verfeindete Meinungswarlords“ gegenüber.[34] Zum Internationalen Frauentag 2020 bot der Online-Blumenversand Colvin einen Blumenstrauß namens „Margarete Stokowski“ an.[35][36]
Auszeichnungen
BearbeitenWerke
BearbeitenBücher
Bearbeiten- Untenrum frei. Rowohlt Verlag, Reinbek 2016, ISBN 978-3-498-06439-6.
- Die letzten Tage des Patriarchats. Rowohlt Verlag, Reinbek 2018, ISBN 978-3-498-06363-4.
Buchbeiträge (Auswahl)
Bearbeiten- jeder tag …. In: Christiane Frohmann (Hrsg.): Tausend Tode schreiben. Berlin 2015, ISBN 978-3-944195-55-1
- Sie hat ‚ficken‘ gesagt. In: Volker Surmann, Heiko Werning (Hrsg.): Ist das jetzt Satire oder was? Beiträge zur humoristischen Lage der Nation. Satyr, Berlin 2015, ISBN 978-3-944035-62-8
- frau k. In: Christoph Buchwald, Ulrike Almut Sandig (Hrsg.): Jahrbuch der Lyrik 2017. Schöffling, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-89561-680-8
- Vorwort zu: Charles Fourier: Die Freiheit in der Liebe. Ein Essay. Edition Nautilus, Hamburg 2017, ISBN 978-3-96054-055-7
- Stadt, Land, Fluss beim Sex – Mein Leben als feministische Kolumnistin. In: Peter Felixberger, Armin Nassehi (Hrsg.): Kursbuch 192. Frauen II. Kursbuch Kulturstiftung, Hamburg 2017, ISBN 978-3-96196-000-2.
- Nachwort, in: Olympe de Gouges: Die Rechte der Frau und andere Texte. Reclam-Verlag, Ditzingen 2018, ISBN 978-3-15-019527-7
- Zurück. In: Lina Muzur (Hrsg.): Sagte sie. 17 Erzählungen über Sex und Macht. Hanser Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-446-26074-0
- Sprache. In: Fatma Aydemir, Hengameh Yaghoobifarah (Hrsg.): Eure Heimat ist unser Albtraum. Ullstein fünf, Berlin 2019, ISBN 978-3-96101-036-3
- Vorwort zu: Virginia Woolf: Ein eigenes Zimmer. Fischer Taschenbuch, Berlin 2019, ISBN 978-3-596-52235-4
Hörfunk
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Tobias Haberl: Die *Deuterin. In: Süddeutsche Zeitung Magazin. Nr. 23, 7. Juni 2019, S. 8–15 (online am 6. Juni 2019 unter dem Titel: Die lauteste Stimme des deutschen Feminismus)
Weblinks
Bearbeiten- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Margarete Stokowski bei Perlentaucher
- Margarete Stokowski im Munzinger-Archiv, abgerufen am 23. August 2020 (Artikelanfang frei abrufbar)
- Profil von Margarete Stokowski auf spiegel.de
- Profil von Margarete Stokowski auf taz.de
- Niemand würde Powermann sagen. Margarete Stokowski im Interview über berufliche Wege von Frauen, 25. Oktober 2016 auf Zeit Online
- Frauen haben ein enormes Maß an Professionalität entwickelt, die Dinge zu ignorieren… Margarete Stokowski im Interview über #MeToo, 3. November 2017 in Aspekte
- Videos von und über Margarete Stokowski im AV-Portal der Technischen Informationsbibliothek
- Deutschlandfunk Zwischentöne. Musik und Fragen zur Person vom 16. Dezember 2018
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Margarete Stokowski: Simone, wo bist du? taz.de, 31. Dezember 2013, abgerufen am 30. Dezember 2017 (Selbstauskunft): „Eigentlich las ich es nur, weil ich festgestellt hatte, dass Beauvoir genau an meinem Geburtstag gestorben ist.“
- ↑ Christian Möller: Margarete Stokowski – Durch die Gegend. Hrsg.: viertausendhertz.de. (Online [OGG; 52,4 MB; abgerufen am 30. Dezember 2017] Interview als Audio-Podcast, 2017).
- ↑ #11 Margarete Stokowski und der Filzhut von Simone de Beauvoir – Das Lesen der Anderen. Abgerufen am 8. Juni 2021.
- ↑ Margarete Stokowski: Bürokratie: Wie ich unfreiwillig Reichsbürgerin wurde. In: Spiegel Online. 10. Dezember 2019 (spiegel.de [abgerufen am 11. Dezember 2019]).
- ↑ Margarete Stokowski: Flüchtlinge: Eine andere Art von Notwendigkeit – Kolumne. In: Der Spiegel. 5. November 2015, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 26. Januar 2023]).
- ↑ M. Stokowski: Glückwunsch, Neukölln!: Ich geb dir hundert, Alter! In: Die Tageszeitung: taz. 27. Januar 2012, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 26. Januar 2023]).
- ↑ Margarete Stokowski: Simone, wo bist du? taz.de, 31. Dezember 2013, abgerufen am 30. Dezember 2017 (Selbstauskunft): „Ein Jahr lang habe ich Texte von und über Beauvoir gelesen und meine Masterarbeit über „Das andere Geschlecht“ geschrieben.“
- ↑ Mitgründer:innen. Archiviert vom am 18. Juli 2022; abgerufen am 18. Juli 2022.
- ↑ Margarete Stokowski: Coronakrise: Von Depressiven lernen – Kolumne von Margarete Stokowski. In: Der Spiegel. 15. Dezember 2020, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 16. November 2022]).
- ↑ Ruth Schneeberger: Long Covid: Die Kampagne mit Stokowski ist schon jetzt gescheitert. 17. Oktober 2022, abgerufen am 18. Oktober 2022.
- ↑ Hör-Tipp: Margarete Stokowski fordert mehr Hilfe für Long-Covid-Betroffene. Abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ Laura Beigel: Margarete Stokowski kritisiert fehlende Hilfe bei Long Covid. Abgerufen am 15. Oktober 2022.
- ↑ Jens Friebe und der letzte Mann. Abgerufen am 8. Juni 2019.
- ↑ "Ich kann nur schreiben, wenn es dunkel ist". Abgerufen am 3. Juli 2020.
- ↑ Ausgabe Nr. 180 der UnAufgefordert. (PDF) unauf.de, abgerufen am 10. Juni 2019.
- ↑ Bülend Ürük: Verlust für die „taz“: Kolumnistin Margarete Stokowski wechselt zu „Spiegel Online“. kress.de, 23. September 2015, abgerufen am 6. März 2017.
- ↑ Margarete Stokowski – Untenrum frei. rowohlt.de, abgerufen am 6. März 2017.
- ↑ Sibylle Berg und Team: Allgemeinwissen. Diese Frauen müssen Sie kennen. In: Spiegel Online, 23. August 2018.
- ↑ Angela Gutzeit: Margarete Stokowski: Die letzten Tage des Patriarchats. SWR2, Sendung vom 11. Februar 2019.
- ↑ buchreport. Abgerufen am 24. November 2018.
- ↑ buchreport. Abgerufen am 24. November 2018.
- ↑ Margarete Stokowski sagt Lesung bei Lehmkuhl ab, boersenblatt.net, 5. November 2018.
- ↑ Margarete Stokowski, Der Spiegel: S.P.O.N. – Oben und unten: Der Spargelkult muss enden – Kolumne. Abgerufen am 8. Juni 2021.
- ↑ Christian Lindner hält flammende Rede auf deutschen Spargel. 29. April 2019, abgerufen am 8. Juni 2021.
- ↑ Nach Kritik an Spargel: Politiker lädt Feministin Stokowski nach Burgdorf ein. Abgerufen am 8. Juni 2021.
- ↑ Andreas Frey: Ökobilanz eines edlen Gemüses: Kann denn Spargel Sünde sein? In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 8. Juni 2021]).
- ↑ Deutsch mich nicht voll. Abgerufen am 8. Juni 2021.
- ↑ Berliner Zeitung: Warum Spargel das schlimmste deutsche Gemüse ist. Abgerufen am 8. Juni 2021.
- ↑ Frauenschwarm. Wo steht der deutsche Feminismus. Ein Porträt seiner lautesten Stimme: Margarete Stokowski. In: Süddeutsche Zeitung Magazin. 7. Juni 2019, S. 1.
- ↑ Kurt Tucholsky-Gesellschaft: Kurt Tucholsky-Preis 2019 an Margarete Stokowski. In: Website der Kurt Tucholsky-Gesellschaft. Kurt Tucholsky-Gesellschaft, 14. September 2019, abgerufen am 19. September 2019.
- ↑ Die bisherigen Preisträgerinnen. Luise Büchner-Gesellschaft, abgerufen am 30. Mai 2023.
- ↑ Ich denke dann kurz: Ja, normal. In: taz. 7. November 2019, abgerufen am 26. Januar 2023.
- ↑ Fragebogen mit Igor Levit. Abgerufen am 10. März 2019.
- ↑ Arno Frank: Krieg der Meinungen: Fleischhauer oder Stokowski? In: Die Tageszeitung: taz. 26. März 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 31. März 2020]).
- ↑ Blumenstrauß mit Eukalyptus und Lavendel – Margarete. Abgerufen am 10. März 2020.
- ↑ Margarete Stokowski, Der Spiegel: Am Frauentag ein Bisschen was für die Ladies, dann bitte alles wieder normal – Der Spiegel – Kultur. Abgerufen am 10. März 2020.
Personendaten | |
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NAME | Stokowski, Margarete |
KURZBESCHREIBUNG | polnisch-deutsche Autorin und Kolumnistin |
GEBURTSDATUM | 14. April 1986 |
GEBURTSORT | Zabrze, Polen |