Ludwig Czech
Ludwig Czech (geboren 14. Februar 1870 in Lemberg, Galizien; gestorben 20. August 1942 im Ghetto Theresienstadt) war ein deutschmährischer Politiker. Er arbeitete als Rechtsanwalt in Brünn und war ab 1920 Vorsitzender der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik (DSAP). Er bekleidete von 1929 bis 1938 in der ersten tschechoslowakischen Republik mehrere Ministerposten.
Politische Biographie
BearbeitenLudwig Czech war bis 1919 Vorsitzender der Deutschen sozialdemokratischen Partei Mährens (der damalige Titel lautete „Landesvertrauensmann“).[1]
Czech gilt als maßgeblich verantwortlich für den integrativen Kurs der DSAP, der konstruktive Mitarbeit der Deutschen in der jungen tschechoslowakischen Republik vorsah. Im Rahmen dieser Politik wurde er in einer breiten Koalitionsregierung 1929 Minister für Sozialfürsorge, 1934 Minister für öffentliche Arbeiten und 1935, nach fortgesetzten Stimmverlusten seiner Partei, Gesundheitsminister. In dieser Position verblieb er bis zum Ausscheiden der DSAP aus der Regierung 1938.
1934 half er dem exilierten deutschen Zahnarzt Ewald Fabian in Prag beim Aufbau des Internationalen ärztlichen Bulletins. Ludwig Czech lieferte auch Beiträge für diese Zeitschrift, die Zentralorgan der 1931 in Karlsbad gegründeten Internationalen Vereinigung sozialistischer Ärzte war.[2]
Die Czechkarten, Lebensmittelmarken für gewerkschaftlich nicht gebundene Arbeitslose, waren in den Jahren der Wirtschaftskrise oft bitter nötige Hilfe für tschechische aber auch sudetendeutsche Arbeiterfamilien.
Ab 1938 wurde er, nach der Abspaltung des Sudetenlands zugunsten des Deutschen Reichs im Rahmen des Münchner Abkommens, als Jude, Sozialdemokrat und Gegner der von den deutschen Nationalsozialisten gesteuerten SdP Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung.
Nach seiner Verschleppung 1942 starb er im selben Jahr im Ghetto Theresienstadt.
Würdigung
BearbeitenHeute befindet sich in Brünn eine Gedenktafel, die an ihn als Minister, Parteivorsitzenden, Redakteur der Tageszeitung Volksfreund und Reformer der Brünner Bezirkskrankenkasse erinnert.
Literatur
Bearbeiten- Martin K. Bachstein: Ludwig Czech und die deutsche Sozialdemokratie in der Tschechoslowakei. In: Bohemia 53 (2013) 2, 408–423.
- Peter Glotz: Die Vertreibung. Böhmen als Lehrstück. Ullstein, Berlin 2004, ISBN 3-550-07574-X.
- Dr. Ludwig Czech. In: Internationales ärztliches Bulletin, 5. Jg. (1938), Heft 3–4 (April–Mai), S. 33 Digitalisat.
- Fritz Wertheimer: Von deutschen Parteien und Parteiführern im Ausland. 2. Auflage. Zentral-Verlag, Berlin 1930, S. 184.
- Ludwig Czech. In: Mads Ole Balling: Von Reval bis Bukarest – Statistisch-Biographisches Handbuch der Parlamentarier der deutschen Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1919–1945. Kopenhagen 1991, S. 400.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Johann Wolfgang Brügel: Zeitgenössische Kritik am mährischen Ausgleich. In: Bohemia. Band 28, 1987, S. 364–368, hier S. 368
- ↑ Ludwig Czech: Der Kampf um die Volksgesundheit in der Tschechoslowakischen Republik. In: Internationales ärztliches Bulletin. 3. Jg. (1936), Heft 1 (Januar), S. 5–11 (Digitalisat); Ludwig Czech: Im Dienst der Volksgesundheit. In: Internationales ärztliches Bulletin, 3. Jg. (1936), Heft 9–10 (November-Dezember), S. 123–128 (Digitalisat); Ludwig Czech: Das Gesundheitswesen in der ČSR. In: Internationales ärztliches Bulletin, 4. Jg. (1937), Heft 9–10 (Dezember), S. 116–120 (Digitalisat).
Personendaten | |
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NAME | Czech, Ludwig |
KURZBESCHREIBUNG | tschechoslowakischer Politiker und NS-Opfer |
GEBURTSDATUM | 14. Februar 1870 |
GEBURTSORT | Lemberg |
STERBEDATUM | 20. August 1942 |
STERBEORT | Ghetto Theresienstadt |