Linie (Einheit)

veraltetes Längenmaß der Feinmechanik (etwa 2 mm)

Die Linie (auch línea oder linia)[1] ist ein altes Längenmaß der Feinmechanik und zwar 110 oder 112 des zu Grunde liegenden Zolls. Das ältere Duodezimalsystem mit 112 Zoll oder 1144 Fuß wurde später durch das dezimale abgelöst. Die Linie konnte (duo)dezimal in die kleinere Einheit, den Punkt, geteilt werden; so waren

Da der Fuß oder das Zoll regional verschieden waren, wies auch die Linie unterschiedliche Werte auf. Beispiele sind:[1]

  • 1 Pariser Linie / ligne = 2,2558 mm[2]
  • 1 bayerische Linie = 2,0268 mm[3]
  • 1 rheinländische Linie = 2,18 mm[2]
  • 1 spanische Linie / línea = 1,9 mm
  • 1 polnische Linie / linia = 2,0 mm
  • 1 russische Linie / линия, linija = 2,54 mm
  • 1 Wiener Linie = 2,195 mm
  • 1 Wiener Linie = 4950 Pariser Linien = 0,00224 Meter[4]

Die Pariser Linie (abgekürzt ‴) setzte sich als sowohl mit Strich (= 110 Zoll) als auch millimètre bezeichnetes Referenzmaß durch.

Bis heute ist die auf diversen, teilweise noch in Gebrauch stehenden Messgeräten vorhandene Pariser Linie wichtig. Auf Basis dieses Maßes wurde beispielsweise bis etwa 1950 die Einteilung der Parswerte auf dem Glaskörper der Libellen vorgenommen. Neuere Libellen werden hingegen in Einheiten von genau 2 mm graviert.

Das verbreitete, bis heute weltweit verwendete Schusswaffenkaliber 7,62 mm entspricht drei russischen Linien. Es wurde um 1900 mit dem sogenannten Dreiliniengewehr eingeführt.[5]

Linie in der Uhrmacherei

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In der Uhrentechnik und in der Uhrmacherei war die Pariser Linie, auch Ligne[6] genannt, als Maß für das Kaliber (Werkdurchmesser) gebräuchlich. Eine Linie entspricht 2,256 mm.[7][8] Diese Bezeichnung ist von den schweizerischen Taschenuhrenfabriken eingeführt worden, die ihre Erzeugnisse auf der ganzen Welt vertrieben und die Größen der Werke in „Linien“ (lignes) bezeichneten. Ursprünglich wurden die Größen in „Pariser Zollen“ (pouces) angegeben. Diese Einheit erwies sich aber sehr bald als zu groß, weil man dabei ständig mit Bruchteilen arbeiten musste. Sie wurde deshalb durch die „Linie“ ersetzt. Die „Pariser Linie“ war als Längenmaß auch bei den Goldschmieden, Juwelieren und Optikern in sehr vielen Ländern üblich.[9]

Beispiele:

  • Die Bezeichnung: Kaliber 1012 bedeutet einen Werkdurchmesser von 10,5 Linien (23,69 mm)
  • In alten französischen oder Schweizer Taschenuhren findet man häufig Angaben wie: 15 r–19–28. Dies ist eine kodierte Information für: 15 Steine, Werkdurchmesser 19 Linien (42,86 mm), Werkhöhe 28 Douzièmes (5,26 mm).

Siehe auch

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Literatur

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  • Steffen Röhner: Militär-Taschenuhren. Nichtmetrische Abmessungen im Uhrenbau. Callwey, München 1992, ISBN 3-7667-1048-6.
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Einzelnachweise

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  1. a b Johann Friedrich Krüger: Vollständiges Handbuch der Münzen, Maße und Gewichte aller Länder der Erde … Verlag Gottfried Basse, Quedlinburg / Leipzig 1830, S. 158.
  2. a b Tafel 1 in der preußische Katasteranweisung VIII vom 25. Oktober 1881: 1 pr. (rheinl.) Fuß = 144 Linien = 139,13 Pariser Linien; 1 Meter = 443,296 Pariser Linien.
  3. Zeitschrift des Kœniglich Bayerischen Statistische Bureau, Erster Jahrgang 1869, S. 140: Amtliche Zusammenstellung der Verhältnisszahlen für die Umrechnung der im diessrheinischen Bayern bisher giltigen Maasse und Gewichte in die durch das Gesetz vom 29. April 1869, die Maas- und Gewichtsordnung betreffend, festgestellten neuen Maasse und Gewichte.
  4. Johann Friedrich Krüger: Vollständiges Handbuch der Münzen, Maße und Gewichte aller Länder der Erde. Verlag von Gottfried Basse, Quedlinburg / Leipzig 1830, S. 150.
  5. Löbell’s Jahresberichte über das Heer- und Kriegswesen, Band 27, S. 895
  6. Ligne. [1]. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 12: L–Lyra. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1908, S. 544 (Digitalisat. zeno.org).
  7. Linie. [2]. In: Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon. 5. Auflage. Band 2. Brockhaus, Leipzig 1911, S. 62 (Digitalisat. zeno.org).
  8. Lukas Stolberg: Lexikon der Taschenuhr. Carinthia Verlag, Klagenfurt 1995, ISBN 3-85378-423-2; S. 127.
  9. Deutscher Uhrmacher-Kalender, 1926, S. 132 f