Lieblos ist der zweitgrößte Ortsteil der Gemeinde Gründau im Main-Kinzig-Kreis in Hessen. In diesem Ortsteil ist der Sitz der Gemeindeverwaltung (Rathaus, Bürgerzentrum).

Lieblos
Gemeinde Gründau
Koordinaten: 50° 12′ N, 9° 9′ OKoordinaten: 50° 12′ 28″ N, 9° 8′ 38″ O
Höhe: 131 (127–212) m
Fläche: 7,34 km²[1]
Einwohner: 3761 (31. Dez. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte: 512 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 63584
Vorwahl: 06051
Luftbild von Lieblos
Luftbild von Lieblos

Der Ort liegt im Gelnhäuser Kinzigtal am südlichen Rand des Büdinger Waldes (Herzberg).

Geschichte

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Vorgeschichte

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Zwei in der westlichen Gemarkung von Lieblos (aber kurz vor der Gemarkungsgrenze Rothenbergens) gefundene gebrannte Tonurnen aus der Urnenfelderkultur (einer mitteleuropäischen Kultur der späten Bronzezeit[3]), lassen auf eine Besiedlung der Anhöhen rechts (nördlich) der Kinzig schon 1000 vor unserer Zeitrechnung schließen, auch aus der davor liegenden Hügelgräberkultur (Mittlere Bronzezeit) und der nachfolgenden Hallstattzeit sind Grabungsfunde vorhanden[4][5].

 
Rathaus Gründau in Lieblos

Mittelalter

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Lieblos wird soweit bekannt erstmals im Jahre 1173 urkundlich unter dem Ortsnamen Libelas in einer Urkunde des Klosters Selbold erwähnt, in der es um Abgrenzungen der Besitzungen zwischen dem Kloster Selbold und dem Kloster Meerholz ging[6]. Weitere Erwähnungen fand der Ort als Liblas (1174), Livela ()1219, Libelahes (1258), Lyebelohs (1299), Liebeloz (1370), Liebillas (1372) und Liebles (1556).[7]

Manchmal wird der Ortsname auf einen vermuteten Gründer zurückgeführt. Wahrscheinlicher ist jedoch die These, dass im Namen einerseits das gängige Element „Lieb-“ vorhanden ist (vgl. Liebenau, Liebenzell, Liebenwerda usw.) und andererseits die Flurbezeichnung „Los“ für ein zugelostes Stück Land (vgl. Magdlos, Friedlos usw.). „Lieb-Los“ hieße dann: „Liebevolles oder gutes zugelostes Land“.

20. Jahrhundert

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Vom 18. Jahrhundert bis 1938 gab es in Lieblos eine jüdische Gemeinde. Die ehemalige Synagoge in Lieblos, deren Inneneinrichtung bei den Novemberpogromen 1938 in Brand gesetzt wurde, wird seit 1945 als Mehrfamilienwohnhaus genutzt[8].

Am Ostermontag 1945 (2. April) rückte ein Teil der aus Finnland über Norwegen zurückgekehrten 9. SS-Gebirgsdivision (Nord[9]) als sogenannter wandernder Kessel bis in den Vogelsberg vor, erreichte (Leisenwald) und überrumpelte die dortige schwache US-amerikanische Besatzung. Im Verlauf der folgenden schweren Kämpfe wurde die Einheit nahezu völlig aufgerieben. Einzelne Soldaten schlugen sich bis zum Herzberg nördlich von Lieblos durch; ein Jahr später soll man noch das Skelett eines Soldaten im Gebüsch neben der unterhalb des Herzbergs herziehenden „Hohen Straße“ gefunden haben[10].

Ende Februar 1960 wurde das neue Gebäude der evangelischen Kirche für die Gemeinden Lieblos und Roth eingeweiht.

Hessische Gebietsreform

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten die bis dahin selbständige Gemeinden Breitenborn, Gettenbach, Lieblos und Niedergründau zum 31. Dezember 1971 freiwillig zur neuen Gemeinde Gründau.[11][12] Für alle eingegliederten Gemeinden von Gründau wurde je ein Ortsbezirk errichtet.[13]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Lieblos angehört(e):[7][14]

Geschichte ortsbezogener Geldwirtschaft: Banken, Kreditgewerbe, Raiffeisenkassen

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Am 31. Januar 1909 wurde der Liebloser Spar- und Darlehenskassenverein gegründet. Der Niedergründauer Spar- und Darlehenskassenverein schloss sich am 23. Oktober 1938 mit dem Liebloser Spar- und Darlehenskassenverein zusammen. Am 20. Dezember 1950 wurde der Liebloser Spar- und Darlehenskassenverein in Raiffeisenkasse Lieblos umbenannt. 10 Jahre später, nämlich am 14. November 1960 schlossen sich die Raiffeisenkasse Roth und die Raiffeisenkasse Lieblos zur Raiffeisenkasse Lieblos zusammen. Am 28. Juni 1963 kam die Raiffeisenkasse Rothenbergen dazu. Die nächste Fusion erfolgte am 29. März 1972, indem die Raiffeisenkassen Lieblos und Meerholz zur neuen Raiffeisenbank Mittlere Kinzig zusammenwuchsen. Diese neue Raiffeisenbank wurde am 11. Mai 1990 in Raiffeisenbank Gelnhausen umbenannt. Am 13. September 2001 erfolgte Zusammenschluss der Raiffeisenbank Gelnhausen und der VR Bank Bad Orb-Gelnhausen unter dem Namen VR Bank Bad Orb-Gelnhausen eG.[15]

Neben der Zweigstelle der VR Bank hat die Sparda-Bank Hessen (im Gewerbegebiet Kinzigtal-Zentrum) eine Zweigstelle.

Bevölkerung

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Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Lieblos 3582 Einwohner. Darunter waren 285 (7,9 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 702 Einwohner unter 18 Jahren, 1562 zwischen 18 und 49, 636 zwischen 50 und 64 und 672 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 1485 Haushalten. Davon waren 435 Singlehaushalte, 378 Paare ohne Kinder und 519 Paare mit Kindern, sowie 129 Alleinerziehende und 30 Wohngemeinschaften. In 291 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 1026 Haushaltungen lebten keine Senioren.[16]

Einwohnerentwicklung

Lieblos: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
  
906
1840
  
952
1846
  
921
1852
  
886
1858
  
860
1864
  
866
1871
  
870
1875
  
862
1885
  
853
1895
  
888
1905
  
1.021
1910
  
1.061
1925
  
1.162
1939
  
1.303
1946
  
1.740
1950
  
1.959
1956
  
2.102
1961
  
2.142
1967
  
2.363
1970
  
2.382
1980
  
?
1993
  
?
2000
  
?
2011
  
3.582
2015
  
3.715
2020
  
3.727
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[7]; Gemeinde Gründau[17]; Zensus 2011[16]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1885: 807 evangelische (= 94,61 %), 19 katholischer (= 2,23 %), 27 jüdischere (= 3,17 %) Einwohner[7]
• 1961: 1691 evangelische (= 78,94 %), 420 katholische (= 19,61 %) Einwohner[7]

Für Lieblos besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Lieblos) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[13] Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 45,78 %. Dabei wurden gewählt: drei Mitglieder der CDU und je Zwei Mitglied der SPD und der Liste „Bürger für Gründau“ (FWG).[18] Der Ortsbeirat wählte Gerd Specht (FWG) zum Ortsvorsteher.[19]

Kulturdenkmäler

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Siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Gründau#Lieblos

Einrichtungen

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Im Ort gibt es:

Autobahn und Straßen

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Am südlichen Ortsrand führt die Bundesautobahn 66 mit einer eigenen Anschlussstelle vorbei, am westlichen Ortsrand die Bundesstraße 457, die als Ortsumgehung ausgebaut wurde. In Ortsnähe treffen sich die Kreisstraßen 225 und 903. Durch Lieblos führt die Landesstraße 3333. Direkt östlich an den Ort schließt sich der Ortsteil Roth der Stadt Gelnhausen an.

ÖPNV: Bahn und Bus

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Der Ortsteil besitzt mit dem Haltepunkt Lieblos (50° 12′ 25,4″ N, 9° 8′ 38,2″ O) eine Bahnstation an der Bahnstrecke Gießen–Gelnhausen (Lahn-Kinzig-Bahn). Während früher drei Gleise und entsprechende Weichen vorhanden waren, ist der Bahnhof heute auf ein Bahnsteiggleis zurückgebaut. Die ehemaligen Nebenanlagen liegen bereits größtenteils in der Gemarkung Roth der Stadt Gelnhausen, das Empfangsgebäude hingegen liegt in der Gemarkung Lieblos[21].

In Lieblos gibt es einen der wenigen Bahnübergänge, deren Schranken noch von einem Schrankenwärter bedient werden (Die Schranke ist 1936 gebaut worden).

Vom Bahnhof Lieblos der Lahn-Kinzig-Bahn zweigte früher ein Gleis zu dem 1936 in Rothenbergen errichteten Militärflugplatz (Fliegerhorst) ab, das nach dem Zweiten Weltkrieg für das Industriegebiet in Rothenbergen (StEG – Staatliche Erfassungsgesellschaft, WIBAU – Straßenbaugesellschaft - u. a.) genutzt wurde; es ist mittlerweile stillgelegt und teilweise überbaut worden.

Persönlichkeiten

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Mit Lieblos verbundene Persönlichkeiten

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Literatur

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Commons: Lieblos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Infolge der Befreiungskriege.
  4. Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  5. Durch Staatsvertrag mit Österreich und dem Königreich Preußen sowie Einigung zwischen Großherzogtum Hessen und Kurhessen.
  6. 1822: Trennung zwischen Justiz (Justizamt Meerholz) und Verwaltung.
  7. Infolge des Deutschen Krieges.
  8. Infolge des Ersten Weltkriegs entsteht die Weimarer Republik.
  9. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. Haushaltsplan der Gemeinde Gründau 2014. S. 4, archiviert vom Original; abgerufen im Oktober 2018.
  2. Gründau - ... die Gemeinde im Grünen. Abgerufen am 11. November 2022.
  3. Claus Bergmann: Bronzezeit auf dem Acker – 3000 Jahre alte Gräber der Urnenfelderzeit aus Gründau-Lieblos, in: Grindaha 25, Schriftenreihe des Geschichtsvereins Gründau e. V., Gründau 2015 S. 31 ff. ISSN 2194-8631
  4. Gelnhäuser Neue Zeitung – GNZ vom 11. Januar 2014 Otmar Engel entdeckt bei Lieblos prähistorische Urnen, S. 17
  5. Otmar Engel, Susanne Heun Archäologische Funde aus Gründau mit zahlreichen Abbildungen, Grindaha, Heft 21, Gründau (Geschichtsverein Gründau e. V.) 2011, S. 25
  6. Heinrich Reimer (Hrsg.): Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau. Band 1 (767 - 1300), Nr. 106, 1891 (uni-duesseldorf.de).
  7. a b c d e Lieblos, Main-Kinzig-Kreis}. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 4. März 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  8. Die jüdische Gemeinde Lieblos, Alemannia Judaica, alemannia-judaica.de, abgerufen am 21. Juni 2016
  9. https://portal.ehri-project.eu/units/de-002525-rh_28_9
  10. Karl Schmerbach: Die alten Straßen im Vogelsberg waren oft Zeugen großer geschichtlicher Ereignisse. In: Zwischen Vogelsberg und Spessart 1979, Gelnhäuser Heimat-Jahrbuch, Jahreskalender für die Menschen in Stadt und Land zwischen Vogelsberg und Spessart, herausgegeben vom Main-Kinzig-Kreis, Gelnhausen 1978 S. 43
  11. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, Punkt 93 Abs. 40 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  12. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 362 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  13. a b Hauptsatzung. (PDF; 152 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Gründau, abgerufen im Juni 2024.
  14. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  15. VR Bank Bad Orb-Gelnhausen eG (Hrsg.): 150 Jahre VR Bank Bad Orb-Gelnhausen eG. Archiv der VR Bank, 2014 S. 16 f.
  16. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 26 und 80, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  17. 2015: Haushalt 2017. Entwicklung er Einwohnerzahlen. Gemeinde Gründau, abgerufen im Juni 2024.;
    2020: Haushalt 2021. Entwicklung er Einwohnerzahlen. Gemeinde Gründau, abgerufen im Juni 2024.
  18. Ortsbeiratswahl Lieblos. In: Votemanager. Gemeinde Gründau, abgerufen im Juni 2024.
  19. Ortsbeiräte Gründau. In: Webauftritt. Gemeinde Gründau, abgerufen im Juni 2024.
  20. Willi Klein: Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis – Nr. 042 Kinzigmühle Lieblos, Selbstverlag des Hanauer Geschichtsvereins 1844 e. V. und der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau, gegr. 1808 e. V., Hanau 2003 S. 111 ff.
  21. Klaus von Berg: Die Bahn in Lieblos mit einem Fahrplan der Linie Gießen–Gelnhausen vom 18. Mai 1874. In: Grindaha, Heft 11, Geschichtsverein Gründau e. V., Gründau 2001, S. 109–114