LaVern Baker

US-amerikanische Rhythm and Blues-Sängerin

LaVern Baker (* 11. November 1929 in Chicago, Illinois; † 10. März 1997 in New York City; eigentlich Delores Baker, nicht jedoch Delores Williams, wie oft fälschlich angegeben (angeheirateter Name)) war eine US-amerikanische Rhythm-and-Blues-Sängerin.

Leben und Karriere

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Delores Baker begann in einem Chicagoer Gospel-Kirchenchor, von dem aus sie mit siebzehn Jahren in ein Chicagoer Nachtlokal, den Club DeLisa,[1] wo man sie unter dem Namen „Little Miss Sharecropper“ buchen konnte sowie in einen Detroiter Nachtclub wechselte. Der Bühnenname bezog sich auf die seit Anfang der 1940er-Jahre in Chicago auftretende Little Miss Cornshucks, deren Erkennungsmelodie So Long auch Baker sang. In Detroit wurde sie von dem erfahrenen Jazz-Orchesterleiter Fletcher Henderson entdeckt, der ihr einen Plattenvertrag bei Okeh Records verschaffte und für sie mit Willmette Ward I’m in a Crying Mood[2] schrieb. Zusammen mit dem Orchester von Todd Rhodes nahm sie für King Records in Cincinnati ihre ersten Singles[3] auf, die allerdings völlig unbeachtet blieben. Sie nannte sich von nun an LaVern Baker.

1954 erhielt sie einen Plattenvertrag bei Atlantic Records. Ihr Manager wurde Al Green (nicht der gleichnamige R&B-Sänger Al Green, sondern der frühere Betreiber der Detroiter Bar The Flame-Bar und Manager von Jackie Wilson[4][5]), der sich bei ihren weiteren Rhythm-and-Blues-Aufnahmen bis zu seinem Tod im Jahre 1957 um Baker kümmerte. Eine unter ihnen war der Klassiker Tweedlee Dee, der später ein großer Hit für Georgia Gibbs wurde. Baker verklagte daraufhin Gibbs’ Plattenfirma auf Schadenersatz wegen geistigen Diebstahls. Dieser Diebstahl bezog sich nicht auf die Songwriter-Tantiemen, sondern auf das Arrangement, das Ton für Ton übernommen wurde. Der damals in der Fachbranche beachtete Prozess entschied sich zu Ungunsten von Baker und Atlantic. Baker schaffte mit Tweedlee Dee Platz 14 in den Popcharts sowie Platz 4 in den R&B-Charts.

Ab 1956 gelangten ihre Singles dann aber regelmäßig in die Popcharts. Mit dem Titel Tra La La hatte Baker 1956 einen Auftritt in dem Musikfilm Rock, Rock, Rock. Ihre Alben verkauften sich nicht besonders gut, nennenswert ist allein LaVern Baker Sings Bessie Smith von 1958, auf dem Baker verschiedene von Smith’ Blues-Klassikern vorträgt und dabei von Jazz-Musikern begleitet wird. Bis 1960 hielt die Hitwelle an (darunter ihr wohl bekanntester Song I Cried a Tear), doch dann drängte „Hitsville“ Motown Baker immer mehr in den Hintergrund. Durch Zusammenarbeit mit dem Komponisten- und Produzenten-Duo Leiber/Stoller hatte sie 1962 mit See See Rider ihren letzten größeren Single-Erfolg.

Nachdem auch einige Duette mit Jackie Wilson ihr kein Comeback verschaffen konnten, wanderte sie nach Japan aus, wo sie sich als Entertainerin betätigte. 1969 vereitelte ihr eine Lungenentzündung eine weitere Karriere im Showbusiness und sie zog auf die Philippinen. Dort lebte sie zusammen mit ihrem Ehemann und leitete einen Nachtclub.

Erst 1988 kehrte sie zum 40-jährigen Jubiläum von Atlantic nach New York zurück und wurde Nachfolgerin Ruth Browns in dem Broadway-Musical Black and Blue. 1991 wurde sie in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen[6] und sie begann ein Comeback. Obwohl ihr als Folge einer Diabetes-Erkrankung im Jahre 1995 beide Beine unterhalb des Knies amputiert werden mussten, trat sie weiterhin – nun im Rollstuhl sitzend – auf. Am 10. März 1997 starb LaVern Baker in einem New Yorker Krankenhaus an Herzversagen.

Diskografie

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  • 1956: La Vern
  • 1957: LaVern Baker
  • 1958: Sings Bessie Smith
  • 1959: Blues Ballads
  • 1961: Saved
  • 1962: See See Rider
  • 1962: Richard Rodgers’ No Strings. An After-Theatre Version (mit Chris Connor, Herbie Mann, Bobby Short)
  • 1970: Let Me Belong to You
  • 1991: Live in Hollywood ’91
  • 1992: Woke Up This Mornin’
  • 2006: Jim Dandy

Kompilationen

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  • 1963: The Best of LaVern Baker
  • 1971: Her Greatest Recordings
  • 1984: Real Gone Gal
  • 1987: I’m Gonna Get You (mit Jackie Wilson)
  • 1989: Hits and Rarities
  • 1991: Soul on Fire
  • 1993: Blues Side of Rock’n’Roll
  • 1993: LaVern Baker
  • 2006: Wild Wild Women (Splitalbum, mit Ruth Brown)
  • 2007: The Platinum Collection
  • 2008: Rock’n’Roll Legend
  • 2009: Bop Ting a Ling
  • 2010: Her Greatest Hits
Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[7][8]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen [↑]: gemeinsam behandelt mit vorhergehendem Eintrag;
[←]: in beiden Charts platziert
  US   R&B
1955 Tweedlee Dee
LaVern Baker
US22
(11 Wo.)US
R&B4
(15 Wo.)R&B
Erstveröffentlichung: November 1954
mit The Gliders
Autor: Winfield Scott
That’s All I Need
LaVern Baker
R&B6
(7 Wo.)R&B
B-Seite von Bop-Ting-a-Ling
mit The Gliders
Autoren: Howard Biggs, LaVern Baker, Lincoln Chase
Bop-Ting-a-Ling
LaVern Baker
R&B3
(11 Wo.)R&B
Erstveröffentlichung: April 1955
mit The Gliders
Autor: Winfield Scott
Play It Fair
LaVern Baker
R&B2
(16 Wo.)R&B
Erstveröffentlichung: Oktober 1955
mit The Gliders
Autor: Bill Campbell
1956 My Happiness Forever
LaVern Baker
R&B13
(4 Wo.)R&B
B-Seite von Get Up Get Up (You Sleepy Head)
mit The Gliders
Autor: Doc Pomus
Get Up Get Up (You Sleepy Head)
LaVern Baker
R&B15
(1 Wo.)R&B
Erstveröffentlichung: Februar 1956
mit The Gliders
Autoren: Jim Breedlove, Joan White
I Can’t Love You Enough
LaVern Baker
US48
(11 Wo.)US
R&B7
(10 Wo.)R&B
Erstveröffentlichung: September 1956
Autoren: Dorian Burton, Howard Plummer, LaVern Baker
Still
LaVern Baker
US97
(1 Wo.)US
R&B4
(7 Wo.)R&B
B-Seite von I Can’t Love You Enough
Autoren: Dorian Burton, Howard Plummer
Jim Dandy
LaVern Baker
US22
(19 Wo.)US
R&B1
(20 Wo.)R&B
Erstveröffentlichung: 2. November 1956
mit The Gliders
Autor: Lincoln Chase
Tra La La
LaVern Baker
US94
(1 Wo.)US[R&B: ↑]
B-Seite von Jim Dandy
mit The Gliders aus dem Film Rock, Rock, Rock!
Autor: Johnny Parker
1957 Jim Dandy Got Married
US76
(2 Wo.)US
R&B7
(6 Wo.)R&B
Erstveröffentlichung: April 1957
Autoren: Lincoln Chase, Tyran Carlo, Tucker, Albert Green
Humpty Dumpty Heart
Blues Ballads
US71
(7 Wo.)US
Erstveröffentlichung: September 1957
Autor: Henry Boye
1958 It’s So Fine
Blues Ballads
R&B24
(4 Wo.)R&B
Erstveröffentlichung: September 1958
Autoren: Berry Gordy, Tyran Carlo
I Cried a Tear
Blues Ballads
US6
(21 Wo.)US
R&B2
(19 Wo.)R&B
Erstveröffentlichung: 3. November 1958
Autoren: Al Julia, Fred Jay
1959 I Waited Too Long
Blues Ballads
US33
(11 Wo.)US
R&B5
(12 Wo.)R&B
Erstveröffentlichung: März 1959
Autoren: Neil Sedaka, Howard Greenfield
So High So Low
Blues Ballads
US52
(10 Wo.)US
R&B12
(10 Wo.)R&B
Erstveröffentlichung: Juni 1959
Autor: LaVern Baker
basiert auf dem Volkslied The Bosom of Abraham (Oh, Rock My Soul)
If You Love Me
Blues Ballads
US79
(2 Wo.)US
B-Seite von So High So Low
Autoren: Marguerite Monnot, Édith Piaf
Original: Édith Piaf – Hymne à l’amour, 1950
Tiny Tim
US63
(9 Wo.)US
R&B18
(4 Wo.)R&B
Erstveröffentlichung: Oktober 1959
Autoren: Alex Bradford, LaVern Baker
1960 Shake a Hand
Saved
R&B13
(4 Wo.)R&B
Erstveröffentlichung: Januar 1960
Autor: Joe Morris
Original: Faye Adams, 1953
Wheel of Fortune
Saved
US83
(4 Wo.)US
Erstveröffentlichung: April 1960
Autoren: Bennie Benjamin, George David Weiss
Original: Johnny Hartman, 1951
Shadows of Love
Saved
US83
(4 Wo.)US
B-Seite von Wheel of Fortune
Autor: Blackwell
Bumble Bee
Saved
US46
(11 Wo.)US
Erstveröffentlichung: Oktober 1960
Autoren: LaVern Baker, Leroy Fullylove
1961 You’re the Boss
US81
(3 Wo.)US
Erstveröffentlichung: Dezember 1960
mit Jimmy Ricks
Autoren: Jerry Leiber, Mike Stoller
Saved
Saved
US37
(7 Wo.)US
R&B17
(5 Wo.)R&B
Erstveröffentlichung: April 1961
Autoren: Jerry Leiber, Mike Stoller
1962 See See Rider
See See Rider
US34
(11 Wo.)US
R&B9
(8 Wo.)R&B
Erstveröffentlichung: November 1962
Autoren: Ma Rainey, Lena Arrant
Original: Ma Rainey, 1924; basiert auf einem Volkslied
1964 You’d Better Find Yourself Another Fool
R&B35
(4 Wo.)R&B
Erstveröffentlichung: Juni 1964
Autoren: Nugetre, Tom Dowd
1965 Fly Me to the Moon
US84
(2 Wo.)US
R&B31
(5 Wo.)R&B
Erstveröffentlichung: Januar 1965
Autor: Bart Howard
Original: Felicia Sanders, 1954
1966 Think Twice
US93
(1 Wo.)US
R&B37
(3 Wo.)R&B
Erstveröffentlichung: Dezember 1965
mit Jackie Wilson
Autoren: Eddie Singleton

Weitere Singles

  • 1953: Soul on Fire (als Laverne Baker)
  • 1954: I Can’t Hold Out Any Longer
  • 1956: Fee Fee Fi Fo Fum (mit The Gliders)
  • 1957: St. Louis Blues
  • 1958: Substitute
  • 1958: Harbor Lights
  • 1960: A Help-Each-Other Romance (mit Ben E. King)
  • 1961: I Didn’t Know I Was Crying
  • 1961: Hey, Memphis
  • 1962: No Love So True
  • 1962: See See Rider
  • 1963: Trouble in Mind
  • 1963: Itty Bitty Girl
  • 1965: Let Me Belong to You
  • 1966: One Monkey (Don’t Stop the Show)
  • 1966: Batman to the Rescue
  • 1967: Wrapped, Tied and Tangled
  • 1967: Born to Lose
  • 1969: I’m the One to Do It

Auszeichnungen

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Anmerkungen

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  1. Siegfried Schmidt-Joos, Barry Graves: Rock-Lexikon. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1973, 2. Auflage 1975, Neudruck 1978, ISBN 3-499-16177-X, S. 40.
  2. www.lyrics.com: I'm in a Crying Mood, abgerufen am 10. März 2018.
  3. Trying, Pig Latin Blues und Must I cry again.
  4. Stephanie Lewis-Lane: Sweet Nothings: Women in Rockabilly Music. LaVern Baker and Janis Martin. Musikwissenschaftliche Masterarbeit, Universität Wisconsin, Milwaukee 2012, S. 27.
  5. Galen Gart: Rhythm & Blues in Cleveland. 1955 edition. Big Nickel Publications, Winter Haven, Florida 2003, S. 82.
  6. Rock and Roll Hall of Fame LaVern Baker in der Rock and Roll Hall of Fame
  7. Chartquellen: Singles US vor 14. Januar 1956
  8. Joel Whitburn: Hot R&B Songs 1942–2010: 6th Edition, ISBN 978-0-89820-186-4.