Hrob (deutsch Klostergrab) ist eine Stadt im Ústecký kraj in Tschechien.
Hrob | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Tschechien | |||
Region: | Ústecký kraj | |||
Bezirk: | Teplice | |||
Fläche: | 1109,1433[1] ha | |||
Geographische Lage: | 50° 39′ N, 13° 44′ O | |||
Höhe: | 356 m n.m. | |||
Einwohner: | 2.010 (1. Jan. 2023)[2] | |||
Postleitzahl: | 417 04 | |||
Kfz-Kennzeichen: | U | |||
Struktur | ||||
Status: | Stadt | |||
Ortsteile: | 4 | |||
Verwaltung | ||||
Bürgermeister: | Jiří Fürst (Stand: 2021) | |||
Adresse: | U Radnice 234 417 04 Hrob | |||
Gemeindenummer: | 567558 | |||
Website: | www.mestohrob.cz | |||
Lage von Hrob im Bezirk Teplice | ||||
Geographie
BearbeitenLage
BearbeitenDie Stadt liegt in Nordböhmen am Südhang des Erzgebirges am Fuß des Bouřňák (Stürmer). Unterhalb der Stadt befinden sich zwei künstliche Seen, entstanden nach dem Braunkohleabbau.
Gemeindegliederung
BearbeitenDie Stadt Hrob besteht aus den Ortsteilen Hrob (Klostergrab), Křižanov (Krinsdorf), Verneřice (Wernsdorf) und Mlýny (Grundmühlen).[3] Das Gemeindegebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Hrob, Křižanov u Hrobu, Mlýny und Verneřice u Hrobu.[4]
Nachbarorte
BearbeitenMoldava (Moldau), Mikulov (Niklasberg) | ||
Osek (Ossegg), Háj (Haan) | Košťany (Kosten) | |
Jeníkov (Janegg) |
Geschichte
BearbeitenDas erste Mal erwähnt wurde Klostergrab, das damals noch ein Dorf war, am 6. Mai 1282 beim Verkauf des Ortes vom Benediktiner-Frauenkloster Teplice an den Abt Theodorich II. des Klosters Ossegg.[5][6]
Vermutlich bereits Anfang des 14. Jahrhunderts setzte in der Umgebung von Klostergrab Bergbau auf Silber und silberhaltige Bleierze ein. Im 15. Jahrhundert entwickelte sich der Bergbauflecken zu einem florierenden Ort, dem 1458 König Georg von Podiebrad das Recht zum Abhalten eines wöchentlichen Marktes verlieh. 1863 wurde der Marktflecken von Kaiser Rudolf II. zur Bergstadt ernannt. Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entdeckte man in der Umgebung der Stadt zudem Braunkohle und begann mit deren Nutzung.
1580 bestätigte der Papst die Auflösung des Klosters von Dux, und Klostergrab gelangte in das Eigentum des Prager Erzbischofs. Zu diesem Zeitpunkt nahmen die Einwohner auch das Gedankengut Martin Luthers an. Nach dem Erlass des Majestätsbriefes, in dem Kaiser Rudolf II. im Jahr 1609 den evangelischen Ständen des Königreichs Böhmen Religionsfreiheit gewährte, erfolgte 1611 in Klostergrab der Bau der ersten reformierten Kirche in Böhmen. Dies wurde jedoch von dem katholischen Bevölkerungsteil als unrechtmäßig angesehen, so dass der Stadthauptmann von Osek die Kirche 1617 wieder abreißen ließ.
Durch diesen Abriss kam es in Böhmen zu großen Unruhen, die letztendlich zum Prager Fenstersturz, dem Auslöser des Dreißigjährigen Krieges, führten. Erst 300 Jahre später wurde im Ort wieder eine evangelische Kirche errichtet.
Der Silberbergbau kam im Dreißigjährigen Krieg zum Erliegen und wurde nach mehreren vergeblichen Versuchen erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder in nennenswertem Umfang aufgenommen. Die Grube St. Barbara förderte 1824/25 5,3 Kilogramm Silber. Der Verfall des Silberpreises Ende des 19. Jahrhunderts führte letztlich zur Einstellung des Erzbergbaus.
Zu dieser Zeit hatte man im Braunkohlenbergbau jedoch schon den Schritt von den kleinen oberflächennahen Nebenerwerbsgruben hin zum industriellen Abbau Tiefbau (später Tagebau) vollzogen. Aufgrund des Kohlebergbaus zählte Klostergrab von Anbeginn an zu den nordböhmischen Industrieorten. Neben Kohle wurden Steine abgebaut, im Ort gab es eine Glaserei, Bleifabrik, Spinnerei, Mühlen, Sägewerke, Brauerei, Kartonagefabrik, Kieswerke usw.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Klostergrab 1919 der neu geschaffenen Tschechoslowakei zugeschlagen. Aufgrund des Münchner Abkommens gehörte Klostergrab von 1938 bis 1945 zum Landkreis Dux, Regierungsbezirk Aussig, im deutschen Reichsgau Sudetenland. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die deutschsprachige Bevölkerung größtenteils enteignet und vertrieben.
Demographie
BearbeitenBis 1945 war Klostergrab überwiegend von Deutschböhmen besiedelt, die vertrieben wurden.
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1830 | 832 | in 122 Häusern[7][6] |
1869 | 1358 | |
1871 | 1400 | in 141 Häusern[8] |
1880 | 1660 | |
1890 | 2256 | |
1900 | 3562 | |
1910 | 3771 | |
1921 | 3560 | |
1930 | 3602 | [9] |
1939 | 2810 | [9] |
Jahr | 1950 | 1961 1 | 1970 1 | 1980 1 | 1991 1 | 2001 1 | 2011 1 |
Einwohner | 2126 | 3059 | 2648 | 2396 | 2063 | 1989 | 1959 |
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Grundmauern der 1617 zerstörten ersten protestantischen Kirche
- Katholische Kirche der Heiligen Barbara
- Evangelische Auferstehungskirche: Die Kirche steht in der Tradition der 1617 zerstörten protestantischen Kirche. Sie wurde 1900/1902 im Jugendstil nach Planungen des Architekturbüros Schilling & Graebner errichtet. Das Gebäude ist dringend sanierungsbedürftig. Die Kosten können vom Eigentümer, der Hussitischen Kirche jedoch derzeit nicht aufgebracht werden (Stand April 2014).[11]
- Barockdenkmäler auf dem Marktplatz
- Steinbrunnen
- Kapelle der Jungfrau Maria in Křižanov
- Touristische Bahnstrecke Most–Moldava mit Eisenbahnbrücken
- Bergbaustollen
- Sägewerk in Mlýny
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Josef Blechinger (1911–1995), österreichischer Philhellene und Ikonenmaler
- František Höhnel, Historiker
- František Hradec, Chronist
- František Kühnel-Hrobský, Historiker
- Karel Lím, Gründer des Vereins der ErzgebirgeTouristik
- Klemens Perner (1889–1970), österreichischer Kapellmeister und Komponist
- Augustinus Sartorius (1663–1723), tschechisch-österreichischer Zisterzienser und Kirchenhistoriker
- Johannes Schröpfer (1909–1995), deutscher Slawist
Literatur
Bearbeiten- Martin Zeiller: Clostergrab. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae (= Topographia Germaniae. Band 11). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1650, S. 20 (Volltext [Wikisource]).
- Gustav Müller: Beiträge zur Geschichte der Bergstadt Klostergrab. In: Erzgebirgs-Zeitung. 48. Jahrgang, 1927, S. 87–90; 144–147; 162–166 (znkr.cz Digitalisat).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ uir.cz
- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
- ↑ uir.cz
- ↑ uir.cz
- ↑ Jaroslaus Schaller: Topographie des Königreichs Böhmen. Band 5: Leutmeritzer Kreis. Wien 1787, S. 152–155, Ziffer 21 (books.google.de).
- ↑ a b Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 1: Leitmeritzer Kreis. Prag 1833, S. 152–153, Ziffer 24 (books.google.de).
- ↑ Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 198, Ziffer 27 (books.google.de).
- ↑ G. A Ressel (Hrsg.): Adressbuch des politischen Bezirks Teplitz. Zugleich topographisch-historisches Handbuch. Teplitz 1873, S. 112 (books.google.de).
- ↑ a b Michael Rademacher: Landkreis Dux. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Historický lexikon obcí České republiky – 18692015. (PDF) Český statistický úřad, 18. Dezember 2015, abgerufen am 25. Januar 2016 (tschechisch).
- ↑ Zwei Helfer für ein Halleluja, Sächsische Zeitung (Ausgabe Pirna) vom 10. April 2014 PDF ( des vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. S. 20–22 auf euroregion-elbe-labe.eu, abgerufen am 28. Oktober 2015