Kloster Aldersbach
Kloster Aldersbach (lateinisch Abbatia Alderspacum) ist eine ehemalige Zisterzienser-Abtei in Aldersbach in Bayern in der Diözese Passau.
Kloster Aldersbach | |
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Die ehemalige Abteikirche Mariä Himmelfahrt
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Lage | Deutschland Bayern |
Liegt im Bistum | Bistum Passau |
Koordinaten: | 48° 35′ 15,5″ N, 13° 5′ 9,8″ O |
Ordnungsnummer nach Janauschek |
217 |
Patrozinium | Mariä Himmelfahrt |
Gründungsjahr | 1120 durch Augustiner-Chorherren |
zisterziensisch seit | 1146 |
Jahr der Auflösung/ Aufhebung |
1803 |
Mutterkloster | Kloster Ebrach |
Primarabtei | Kloster Morimond |
Kongregation | Oberdeutsche Zisterzienserkongregation |
Tochterklöster |
Kloster Fürstenfeld (1263) |
Geschichte
BearbeitenVon der Gründung bis zur Säkularisation (1803)
BearbeitenBereits in der Sedenzzeit Bischof Engelmars von Passau (875–899) existierte eine Kirche in Aldersbach, das im Traditionscodex des Klosters Mondsee für die Mitte des 8. Jahrhunderts erstmals erwähnt wird. Um das Jahr 1120 wurde hier durch den lokalen Adel ein Augustiner-Chorherrenstift gegründet. Spätestens im Jahr 1123 übernahm Bischof Otto I. von Bamberg die Initiative, ähnlich wie im nahe gelegenen Kloster Asbach und auch im Stift Osterhofen. Im Februar dieses Jahres schenkte der Bischof seinen Eigenklöstern Asbach, Aldersbach, Osterhofen und Prüfening jährlich eine größere Menge Salz in Hall (Bad Reichenhall).[1]
Im Jahre 1146, nach der Haustradition am 2. Juli, wurde das Augustinerchorherrenstift von Zisterziensern des Klosters Ebrach übernommen und entsprechend ihrer Tradition der Heiligen Maria Mutter Gottes geweiht.
Das Kloster Ebrach war 1127 vom französischen Kloster Morimond gegründet worden. Im 13. und 14. Jahrhundert verfügte es über ein bedeutendes Skriptorium und über eine eigene Goldschmiedewerkstatt. Eine zwiespältige Abtswahl im Jahre 1361 brachte das Kloster an den Rand des Ruins, von dem es sich erst 100 Jahre später wieder erholte.
Eine große Blütezeit erlebte das Kloster Aldersbach seit der Gegenreformation (Mitte des 16. Jahrhunderts) bis zu seiner Aufhebung. Die Äbte hatten zumeist das Amt des Generalvikars der Bayrischen Kirchenprovinz inne und visitierten in dieser Funktion sieben Männerklöster und einen Frauenkonvent (Seligenthal). Ein Zeugnis für die Höhe der Bildung und Wissenschaft in Aldersbach im 18. Jahrhundert bildet die philosophisch-theologische Hauslehranstalt, die der Abt Malachias Niederhofer (amtierend 1669–1683) ins Leben gerufen hatte. Der Plan einer zentralen Lehranstalt zum Generalstudium für den Ordensnachwuchs der Zisterzienser in Bayern konnte wegen der Säkularisation nicht umgesetzt werden. Auf hohem Niveau stand auch die praktische Musikpflege im Kloster. Einige Äbte betätigten sich als Musiker und Komponisten. Das Kloster verfügte über ein stattliches Orchester mit einem umfangreichen Musikarchiv aus zahlreichen gedruckten und handgeschriebenen Musikalien bekannter Musiker, darunter 58 Symphonien.
Insgesamt erlebte das Kloster im Laufe seiner Geschichte alle Höhen und Tiefen: Reichtum, Pracht, wissenschaftliche Höchstleistungen und vorbildliches monastisches Leben standen in ständigem Auf und Ab mit Plünderungen infolge von Kriegsereignissen, Krankheiten wie der Pest, unfähigen Äbten und schließlich der politisch bedingten Aufhebung durch die Säkularisation im Jahr 1803.
Als am 21. März 1803 der Aufhebungskommissar dem Konvent unter Abt Urban Tremel (amtierend 1797–1803) die Aufhebung des Klosters verkündete, stand ein blühendes Kloster mit 42 Mönchen nach beinahe sieben Jahrhunderten vor seinem jähen Ende.
Tochterklöster
BearbeitenVon Aldersbach aus wurden einige bedeutende weitere Zisterzienserabteien gegründet, die Klöster Fürstenzell (Lkr. Passau) (1274), Fürstenfeldbruck (1258) und Gotteszell (1285) und Kloster Walderbach (1669). Seit dem 17. Jahrhundert wurde von Aldersbach aus auch das noch heute bestehende Kloster Seligenthal Landshut betreut. Ebenfalls wurden zum Priester geweihte Mönche in Pfarreien der Umgebung geschickt, so etwa nach Rotthalmünster.
Säkularisation
BearbeitenNach der Verstaatlichung – gemeinhin als Säkularisation bezeichnet – wurden zunächst die Mönche und die Bediensteten des Klosters entlassen; während die Mönche eine kleine Pension erhielten oder als Pfarrer in der Umgebung ein Unterkommen fanden, wurden die Bediensteten brotlos. Die umfangreichen Besitztümer wie Fischteiche, landwirtschaftliche Anwesen, Wälder und das gesamte Mobiliar, die einst dem Kloster gehörten, wurden versteigert. Die über 40.000 Bände umfassende, bedeutsame Bibliothek wurde vom kurfürstlichen Bibliothekskommissar Johann Christoph von Aretin aufgelöst. Handschriften, Inkunabeln sowie seltene Drucke kamen an die heutige Bayerische Staatsbibliothek nach München. Die restlichen Bücher, vornehmlich Drucke des 18. Jahrhunderts, gingen an die Universitätsbibliothek nach Landshut, der Vorgängerin der heutigen Universitätsbibliothek München sowie an das Gymnasium in Straubing. Die Amtsbücher und Akten wurden an das Bayerische Hauptstaatsarchiv verbracht. Die noch im Kloster verbliebenen, von keiner der vorgenannten Institutionen für aufbewahrungswürdig befundenen Bücher, wurden zum Kilopreis als Altpapier verkauft. Der bescheidene Erlös fiel dem Kurfürstentum beziehungsweise dem Königreich Bayern zu.
Heutige Nutzung
BearbeitenDie von den Gebrüdern Asam ausgestaltete Kirche (auch „Dom des Vilstals“ genannt) sollte abgerissen werden, wurde aber nach heftigen Protesten einiger Bürger ab 1806 zur Pfarrkirche der im Aufbau befindlichen Gemeinde Aldersbach erhoben.
Im Jahre 1804 wurde die dem Kloster gehörende Brauerei zunächst an einen Bierbrauer aus Passau, im Jahre 1811 an den seit 1806 im nahen Haidenburg ansässigen Johann Adam von Aretin verkauft. Er erwarb auch einen Großteil der Klostergebäude, die am Eingang zum Kloster befindliche Portenkirche und weitere noch nicht verkaufte Grundstücke und Wälder. Die früheren Klostergebäude wurden sehr unterschiedlich genutzt: die Portenkirche diente zeitweise als Lagerraum für Düngemittel, bis in die 1930er Jahre unterhielten die Mallersdorfer Schwestern im Kloster eine „Kinderbewahranstalt“, also einen Kindergarten; andere Teile des Klosters wurden zu Wohnungen umgestaltet. In Kriegszeiten war ein Lazarett untergebracht und nach dem Zweiten Weltkrieg boten die Räume Flüchtlingen aus dem Osten eine erste Unterkunft. Die ehemalige Bibliothek diente als Turnhalle.
Im Laufe der Zeit, besonders aber in den letzten Jahren, mussten aus wirtschaftlichen Gründen immer wieder der frühere klösterliche Grundbesitz und Immobilien verkauft werden. Dagegen befindet sich die Brauerei mehrheitlich in Familienbesitz.
Der im Jahre 1983 gegründete „Förderkreis Kloster Aldersbach“ übernahm das Kloster von der Familie Aretin und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Gebäude des ehemals bedeutendsten Zisterzienserklosters in Bayern vor dem Verfall zu retten und wieder einem zeitgemäßen Verwendungszweck zuzuführen. Mit einem Kostenaufwand von rund sechs Millionen Euro und mit starker Unterstützung durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege wurde dieses Ziel nahezu erreicht. Die Gelder stammen hauptsächlich aus dem Entschädigungsfonds des Freistaates Bayern und der Deutschen Stiftung Umweltschutz sowie aus privaten Spenden. Nach mehrjährigen, schwierigen Restaurierungsarbeiten wurde – als vorerst letzte Baumaßnahme – am 20. Mai 2007 der kunsthistorisch bedeutsame Fürstensaal von Staatsminister Thomas Goppel wieder eröffnet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wegen der Fresken mit Szenen aus dem Leben König Salomons wird dieser Raum heute überwiegend als „Salomonsaal“ bezeichnet. Wie in der monastischen Vergangenheit sollen hier in der Zukunft wieder kulturelle Veranstaltungen stattfinden.
Das ursprüngliche Ziel einer monastischen Wiederbesiedelung konnte bisher nicht erreicht werden, wird aber nicht aufgegeben. Von 1990 bis zum Sommer 2004 lebte mit Pater Stephan Holzhauser aus dem Stift Zwettl (Österreich) ein Zisterziensermönch in Aldersbach.
Die heutige Klosteranlage gliedert sich in den der Kirche gehörenden Pfarrbereich (Pfarrerwohnung), den Öffentlichkeitsbereich mit Gaststätte und in eine Bildungsstätte mit mehreren Seminarräumen. Die ehemaligen Mönchszellen werden als Gästezimmer genutzt, die anderen Räumlichkeiten, wie zum Beispiel der „Modlersaal“ (ehemaliger Speiseraum des Abtes und seiner Gäste) stehen für Seminare, Schulungen und private Veranstaltungen zur Verfügung. Das Refektorium (Speisesaal) des Klosters dient heute als Festsaal der Brauerei Aldersbach und ist in das überregional bekannte „Bräustüberl“ integriert.
Im früheren Schulgebäude ist heute das Rathaus mit der gesamten Gemeindeverwaltung untergebracht, die ehemaligen Ökonomiegebäude werden als Bauhof der Gemeinde genutzt, und im klösterlichen Krankenbereich (Infirmerie) befindet sich der örtliche Kindergarten.
Seit 2004 veranstaltet der Förderkreis, dem 2007 rund 300 Mitglieder angehörten, zusammen mit dem Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg (eine dem Freistaat Bayern gehörende Einrichtung) jeweils drei Konzerte unter dem Titel „Aldersbacher Frühling“ und drei Lesungen („Aldersbacher Herbstlese“). Dabei traten Künstler wie Conny Froboess, Manfred Krug, Erika Pluhar, das Kuss-Quartett, Udo Samel, German Brass, Ludwig Güttler mit seinem Ensemble, The King’s Singers, der Büchner-Preisträger Martin Mosebach oder Gudrun Landgrebe auf.
Vom 29. April bis zum 30. Oktober 2016 fand im ehemaligen Kloster Aldersbach anlässlich des 500. Geburtstages des Reinheitsgebotes die Bayerische Landesausstellung mit dem Titel Bier in Bayern statt.[2]
Bedeutende Mitglieder des Konvents (Auswahl)
Bearbeiten- Wolfgang Marius (1514–1544)
- Engelbert Vischer, Abt von 1683 bis 1705
- Theobald Reitwinkler, Abt von 1745 bis 1779
Quellen
Bearbeiten- Bernhard Lübbers: Die ältesten Rechnungen des Klosters Aldersbach 1291–1373/1409. Analyse und Edition (= Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte. Neue Folge, Bd. 47,3). Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-10412-1.
Literatur
Bearbeiten- M. Katharina (Petra) Hauschild: Abt Wolfgang Marius von Aldersbach (1514–44) und sein Regelkommentar. In: Analecta Cisterciensia, 55 (2005), S. 179–267 (zugleich Diss. München 2003). II. Teil in Analecta Cisterciensia, 56 (2006) S. 3–333.
- Bernhard Lübbers: Aldersbach. In: Hans-Michael Körner, Alois Schmid (Hrsg.), Martin Ott: Handbuch der historischen Stätten. Band 7: Bayern I. Teilband 1: Altbayern und Schwaben (= Kröners Taschenausgabe. Band 324). Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-32401-6, S. 10–11.
- Volker Kannacher: Aldersbach – Kloster, Kirche und Brauerei. SüdOst-Verlag, Waldkirchen 2004, ISBN 3-89682-135-0.[3]
- Robert Klugseder: 850 Jahre Zisterzienserkloster Aldersbach 1996 – Festschrift zur Feier der 850. Wiederkehr des Gründungstages des Zisterzienserklosters Aldersbach am 2. Juli 1996. Aldersbach 1996.
- Robert Klugseder: Das Scriptorium und die Bibliothek des ehemaligen Zisterzienserklosters Aldersbach. In: Vilshofener Jahrbuch 8, 2000, S. 13–28.
Weblinks
Bearbeiten- Robert Klugseder: Die Pflege der geistlichen Musik im Zisterzienserkloster Aldersbach. Magisterarbeit Univ. Regensburg, 2003.
- www.alderspach.de: Forschungswebsite zur Klostergeschichte
- Kloster Aldersbach, Basisdaten und Geschichte:
Stephanie Haberer: Kloster Aldersbach und seine berühmte Asamkirche in der Datenbank Klöster in Bayern im Haus der Bayerischen Geschichte - Sebastian Wamsiedler: Letzter Glockenguss in der Glockengießerei Perner (für das Kloster Aldersbach).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Robert Klugseder: Kloster Aldersbach: Geschichte und Forschung. In: alderspach.de. 8. Oktober 2021, abgerufen am 20. Oktober 2021.
- ↑ Offizielle Internetseite zur Bayerischen Landesausstellung 2016.
- ↑ Laudatio ( vom 14. Oktober 2008 im Internet Archive) bei der Buchpräsentation von Generalvikar Prälat Otto Mochti, Passau.