Karl Schmitt-Walter
Karl Schmitt-Walter (* 23. Dezember 1900 in Germersheim in der Rheinpfalz; † 14. Januar 1985 in Kreuth) war ein deutscher Opern- und Liedersänger (Bariton).
Leben
BearbeitenEr verbrachte seine Jugend in Würzburg und Nürnberg. Am Nürnberger Konservatorium begann er sein Musikstudium. Er hatte bei Gustav Landauer und Hans Reinmar in Nürnberg und E. Schmidt-Carlén in Dortmund und Wiesbaden studiert. Die Fortsetzung des Studiums in München führte ihn zu einem Meister des Liedes, zu Richard Trunk. Durch ihn bekam er seine erste Beziehung zum Liedgesang, der sein ganzes Künstlertum entscheidend geformt hat. Sein Weg als Bühnensänger führte ihn über Oberhausen, Saarbrücken und Dortmund nach Wiesbaden. Nach vierzehn Provinzjahren wurde Schmitt-Walter zum ersten Mal eingeladen, in München an der Staatsoper zu gastieren. Er sang den Wolfram, dann trat er hier unter Richard Strauss als Kunrad in Feuersnot auf. Die Münchener Staatsoper wollte ihn daraufhin fest verpflichten, doch war Berlin schon zuvorgekommen, denn Schmitt-Walter war zum Lieblingssänger von Joseph Goebbels geworden, dem Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda.
Wilhelm Rode engagierte Schmitt-Walter am Deutschen Opernhaus in Berlin, das Goebbels unterstand, und wo er 1935 als „Figaro“ debütierte. Goebbels Einfluss sorgte dafür, dass sich Schmitt-Walter schnell im Berliner Opernleben etablierte und Adolf Hitler ihn nach nur zwei Spielzeiten im ungewöhnlich jungen Alter von 37 Jahren zum Kammersänger ernannte.[1] Alsbald machte Schmitt-Walter, von Erna Sack an Telefunken empfohlen, seine ersten Platten, darunter auch Liedaufnahmen mit dem Pianisten Michael Raucheisen. Seine Konzerte gab er mit Ferdinand Leitner, der ihn auch bei der Aufnahme von Schuberts „Winterreise“ begleitete.
Durch Gastspielverträge konnten die Beziehungen zu München während seines Engagements am Deutschen Opernhaus auch aufrechterhalten werden. 1941 trat er in dem Zarah-Leander-Film Der Weg ins Freie als Sänger auf. Die Leander spielte in dem Film eine Opernsängerin.
Die sich anbahnende internationale Karriere wurde durch den Krieg unterbrochen; Schmitt-Walter sang Wehrmachts- und Frontkonzerte. Er stand 1944 auf der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[2]
Die Wiener Staatsoper sah Schmitt-Walter längere Zeit als Gast, ebenso sang er in Holland, Belgien, Schweiz, Frankreich, England, Schottland, Irland und Portugal. Bei den Salzburger Festspielen war er 1949 unter Furtwängler der Papageno, mit Edwin Fischer und mit Michael Raucheisen sang er u. a. in Berlin Die Winterreise. 1955 half er als im gesamten deutschsprachigen Raum gefeierter Don Giovanni, die wieder aufgebaute Staatsoper Berlin zu eröffnen.
Zu dieser Zeit zählte Karl Schmitt-Walter zu den international bekannten und beliebten Sängern in Oper, Konzert und Rundfunk. Zahlreiche Schallplattenaufnahmen mit weit über 500 aufgenommenen Titeln bezeugen sein künstlerisches Schaffen.
1956 begann die von Schmitt-Walter selbst als ein Höhepunkt seiner Karriere bezeichnete Zusammenarbeit mit Wieland Wagner bei den Bayreuther Festspielen, der Beckmesser in den Meistersingern, den er in Bayreuth in ununterbrochener Folge bis 1961 u. a. unter Hans Knappertsbusch und daneben dann auch in München, Wien, Berlin, Lissabon und an anderen Häusern sang. Er übernahm zudem in Bayreuth die Betreuung ausländischer Sänger.
Etwa im gleichen Zeitraum wandte Schmitt-Walter sich auch näher der Ausbildung junger Sänger und der Weiterbildung bereits arrivierter Sänger zu. 1957 wurde er als Professor an die Staatliche Hochschule für Musik in München berufen. Als Studienleiter war er bei den Bayreuther Festspielen tätig und an der Königlichen Oper in Kopenhagen. Diese Lehrtätigkeit führte er auch nach Beendigung seiner aktiven Sängerlaufbahn an der Staatsoper München im Jahre 1964 fort.
Karl Schmitt-Walter war bayerischer und preußischer Kammersänger, Professor an der Staatlichen Hochschule für Musik in München, Träger des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland sowie des Bayerischen Verdienstordens. Der König von Dänemark zeichnete ihn mit dem Dannebrogorden aus. Die Bayerische Staatsoper München würdigte sein Schaffen durch Aufnahme eines Gemäldes in ihre Portraitgalerie bedeutender Mitglieder des Hauses, das ihn in der Rolle des Don Giovanni zeigt.
Karl Schmitt-Walter wurde auf dem Münchner Westfriedhof beigesetzt.
Aufnahmen (Auswahl)
Bearbeiten- Fidelio: Helena Braun (Leonore), Julius Patzak (Florestan), Ferdinand Frantz (Pizarro), Josef Greindl (Rocco), Karl Schmitt-Walter (Don Fernando), Elfride Trötschel (Marzelline), Richard Holm (Jaquino), Alfons Flügel (Erster Gefangener), Heinz Maria Lins (Zweiter Gefangener) u. a., Chor und Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Dirigent: Eugen Jochum, München im April 1951 - Veröffentlicht: 2004 (WALHALL) und 2005 (Cantus Classics)
- Schwanda, der Dudelsackpfeifer: Betina Brucker (Dorota), Karl Schmitt-Walter (Schwanda), Karl Friedrich (Babinsky), Christa Ludwig (Die Königin) u. a. Chor und Sinfonie-Orchester des Hessischen Rundfunks, Dirigent: Winfried Zillig, Frankfurt 1948. - Veröffentlicht ohne Jahresangabe von Walhall (Eternity Series, 2 CD).
- Winterreise (op. 89): Karl Schmitt-Walter (Bariton), Hubert Giesen (Klavier), Bern 1952. Veröffentlicht 1953 von DECCA (2 LP) und London Records (2 LP).
- Winterreise D 911 (Ein Liederzyklus von Wilhelm Müller): Karl Schmitt-Walter (Bariton), Ferdinand Leitner (Klavier), Berlin 1943. Veröffentlicht 1996 von PREISER Records 1 CD), Hamburger Archiv für Gesangskunst ohne Jahresangabe (Lied-Edition (2) Vol. 1, 1 CD).
Filmauftritte (Auswahl)
Bearbeiten- 1941: Sechs Tage Heimaturlaub
- 1943/1944: Eine kleine Sommermelodie (vor Kriegsende unveröffentlicht)
- 1950: Die fidele Tankstelle
Literatur
Bearbeiten- Marion Brück: Schmitt-Walter, Karl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 244 f. (Digitalisat).
- Jürgen Kesting: Die großen Sänger, Claassen, Düsseldorf 1986, ISBN 978-3-546-45387-5, Band 2, S. 1040 ff.
- Schmitt-Walter: Erinnerungen eines Baritons. in: Josef Müller-Marein/Hannes Reinhardt: Das musikalische Selbstportrait. Nannen-Verlag, Hamburg 1963
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Zu Schmitt-Walter am Deutschen Opernhaus siehe Misha Aster: Staatsoper. Die bewegte Geschichte der Berliner Lindenoper im 20. Jahrhundert. Siedler, München 2017, ISBN 978-3-8275-0102-8, S. 257f.
- ↑ Schmitt-Walter, Karl. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 261
Personendaten | |
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NAME | Schmitt-Walter, Karl |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Opern- und Liedersänger (Bariton) |
GEBURTSDATUM | 23. Dezember 1900 |
GEBURTSORT | Germersheim in der Rheinpfalz |
STERBEDATUM | 14. Januar 1985 |
STERBEORT | Kreuth |