Johann Schelle

deutscher Komponist des Barock

Johann Schelle (getauft 6. September 1648 in Geising (Erzgebirge); † 10. März 1701 in Leipzig) war ein deutscher Komponist des Barocks.

 
Thomaskirche und Thomasschule zu Leipzig, Stich 1735

Johann Schelle, Sohn des Kantors und Rektors Jonas Schelle, wurde bereits im Alter von sieben Jahren Diskantist der Sächsischen Hofkapelle zu Dresden unter Heinrich Schütz. Auf dessen Empfehlung wurde Schelle 1657 als Chorsänger in die Herzogliche Kapelle in Wolfenbüttel aufgenommen, für die Schütz als Kapellmeister tätig war.

Von 1665 bis 1667 war Schelle Sänger beim Thomanerchor an der Thomasschule zu Leipzig. Seine Immatrikulierung an der Universität Leipzig erfolgte am 31. Januar 1667. Um sich seinen Unterhalt zu sichern, gab er daneben Musikunterricht. Auf Empfehlung von Sebastian Knüpfer wurde Schelle 1670 Kantor an der Nikoilaikirche[1] in Eilenburg. Dort ging er 1671 die Ehe mit der Eilenburgerin Elisabeth Wüstling ein; in der Folge wurden sechs Söhne und zwei Töchter geboren.

Vom 31. Januar 1677 bis zu seinem Tode war Schelle Thomaskantor in Leipzig, als Nachfolger Knüpfers und Vorgänger von Johann Kuhnau. Gleichzeitig war er Director chori musici für die Stadt Leipzig. Er führte in Leipzig die Verbindung von vertontem Evangelientext mit geistlichen Liedern und die Choralkantate ein und komponierte vor allem vokal-instrumentale Kirchenmusik. 1682/1683 war er alternierend mit Johannes Keimel Thomasorganist.

Schelle war der Lehrer von Johann Theodor Roemhildt, Friedrich Wilhelm Zachow, Reinhard Keiser, Christoph Graupner und Johann David Heinichen.

Er führte als einer der Ersten deutschsprachige oratorische Evangelienkantaten im Gottesdienst auf.

Der Großteil von Schelles Schaffens (186 Werke) waren geistliche Werke mit deutschem Text, von denen nur wenige zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurden. Überliefert wurden so nur 48 Werke. Einige seiner Kirchenlieder wurden in Joachim Fellers Liederbuch Der andächtige Student um 1693 gedruckt. 25 im Manuskript erhaltene Kantaten befinden sich in der Staatsbibliothek zu Berlin. Diese Werke zeigen Schelles Bedeutung für die Entwicklung dieser musikalischen Gattung. So war er einer der ersten Komponisten, die biblische Worte und freie Dichtung miteinander verknüpften. Auch sind seine erhaltenen Vertreter der Gattung der Choralkantaten mit die ältesten ihrer Art. Fern der Erhabenheit altprotestantischer Gesänge schrieb Schelle charakteristischerweise seine Musik in dem von ihm bevorzugten Dreivierteltakt und nicht selten dem Sarabanden- oder Menuettrhythmus. Die Texte dazu verfasste sein Kollege an der Schule Paul Thymich.

Literatur

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  • Hans-Joachim Böttcher: Schelle, Johann. In: Bedeutende historische Persönlichkeiten der Dübener Heide (= Schriftenreihe der AMF. Nr. 237). Arbeitsgemeinschaft für Mitteldeutsche Familienforschung, Leipzig 2012, DNB 1024972186, S. 87–88.
  • Robert EitnerSchelle, Johann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 760 f.
  • Friedrich Graupner: Das Werk des Thomaskantors Johann Schelle. Altenberg 1929.
  • Siegmar Keil: Johann Schelles Choralkantate „Nun danket alle Gott“ – ein Beispiel repräsentativer Leipziger Kirchenmusik im späten 17. Jahrhundert. In: Forum Kirchenmusik. 63, 2012, H. 2, S. 19–32.
  • Martin Petzoldt: Die Thomasorganisten zu Leipzig. In: Christian Wolff (Hrsg.): Die Orgeln der Thomaskirche zu Leipzig. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2012, ISBN 3-374-02300-2, S. 95–137, hier: S. 105.
  • Bernhard Friedrich Richter: Zwei Funeralprogramme auf die Thomaskantoren Sebastian Knüpfer und Johann Schelle. In: Monatshefte für Musikgeschichte, 34, 1902, S. 9–16; Textarchiv – Internet Archive.
  • Stephen Rose (Hrsg.): Leipzig Church Music from the Sherard Collection: Eight Compositions by Sebastian Knüpfer, Johann Schelle, and Johann Kuhnau (= Yale University Collegium Musicum, series 2, vol. 20). A-R Editions, Madison WI 2014.[2]
  • Arnold Schering: Musikgeschichte Leipzigs. Band 2. Leipzig 1926, S. 167 ff.
  • Peter WollnySchelle, Johann. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 14 (Riccati – Schönstein). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2005, ISBN 3-7618-1134-9, Sp. 1267–1270 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
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Einzelnachweise

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  1. S. Buchhold: Chronik von Eilenburg. (PDF; 699 KB) Abgerufen am 3. Dezember 2024.
  2. Leipzig Church Music from the Sherard Collection, abgerufen am 7. Januar 2017.