Janowice Wielkie
Janowice Wielkie (deutsch Jannowitz) ist ein Ort im Powiat Jeleniogórski der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Es ist Sitz der gleichnamigen Landgemeinde mit 4274 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2020).
Janowice Wielkie | ||
---|---|---|
Basisdaten | ||
Staat: | Polen
| |
Woiwodschaft: | Niederschlesien | |
Powiat: | Jeleniogórski | |
Gmina: | Janowice Wielkie | |
Geographische Lage: | 50° 53′ N, 15° 55′ O | |
Einwohner: | 2021 (2022) | |
Postleitzahl: | 58-520 | |
Telefonvorwahl: | ( 48) 75 | |
Kfz-Kennzeichen: | DJE |
Geographische Lage
BearbeitenDie Ortschaft liegt in Niederschlesien in den Sudeten im Hirschberger Tal am Fuß des Landeshuter Kamms und des Bober-Katzbach-Gebirges am Fluss Bober. Janowice Wielkie liegt im südlichen Teil des Landeshuter Kammes und im nördlichen Teil des Bober-Katzbach-Gebirges und zwar östlich der Stadt Jelenia Góra (Hirschberg im Riesengebirge).
Geschichte
Bearbeiten1369 wurde der Name der Stadt als Jenwicz erwähnt. Einer der ersten namentlich bekannten Besitzer war Clericus Bolcze (1372), der wahrscheinliche Gründer der Burg Bolczów.
Bereits unter der Herrschaft der böhmischen Luxemburger taucht der Name des Dorfes erstmals als Groszin Janewicz (1400) auf. Janowice Wielkie erlebte eine Zeit großer Entwicklung unter der Herrschaft der Jagiellonen-Dynastie, die über das Königreich Böhmen herrschte – Vladislav II. und Ludwig II. Damals wurde das Dorf urkundlich als Janewitz (1512) und Janowitz (1519) erwähnt. Nach den Kriegsschäden wurde das Bolzenschoss (heute Schloss Bolczów) erst in den Jahren 1517–1518 wieder aufgebaut. In der Burg wurde ein Innenhof errichtet, in der südlichen Ecke ein Wehrturm errichtet und in den Mauern mehrere Schießscharten angebracht.
Ab 1526 gehörte Janowice für die nächsten 200 Jahre zu den österreichischen Habsburgern. Unter den vielen, oft wechselnden Besitzern dieser Ländereien ist die Familie Burghaus erwähnenswert, die sie 1534 an Hans Schaffgotsch verkaufte. Seit dem 16. Jahrhundert waren in Janowice Wielkie Brechanlagen, Stahlwerke und Schmieden in Betrieb, die Kupfer- und Bleierz verarbeiteten; außerdem wurde Vitriol produziert.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurden Janowice, das Gut am Bober und das Bolzenschloss im Jahr 1642 von schwedischen Soldaten niedergebrannt. Janowice wurde erst Ende des 17. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Weberei zu einem wichtigen Erwerbszweig.
Während der industriellen Revolution wurde eine Eisenbahnlinie durch Janowice gebaut, was die Entwicklung des Dorfes erheblich beschleunigte. In Janowice entstanden immer mehr Pensionen, die Besucher in den entstehenden neuen Kurort einluden. Im Bereich der heutigen ul. Parkowa-Straße entstand ein echter Kurort mit Sanatoriumsgebäuden. Heute dienen diese Gebäude hauptsächlich als Wohngebäude. Bald wurde ein großes Sanatorium errichtet.
Die erfolgreiche Entwicklung des Dorfes wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen. Nach der Machtübernahme Hitlers wurde der Name des Dorfes in Jannowitz im Riesengebirge geändert. Während des Zweiten Weltkriegs befand sich hier eine Außenstelle des KZ Groß-Rosen.
Im Jahr 1945 trug der Ort den Namen Jannowitz und gehörte zum Landkreis Hirschberg im Regierungsbezirk Liegnitz der preußischen Provinz Niederschlesien des Deutschen Reichs. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Jannowitz von der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit fast ganz Schlesien unter polnische Verwaltung gestellt. Die Polen führten für Jannowitz den polnischen Namen Janowice Wielkie ein. Soweit die einheimischen deutschen Bewohner nicht zuvor geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit größtenteils von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde aus Jannowitz vertrieben.
Bevölkerungsentwicklung
BearbeitenJahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1933 | 1.796 | [1] |
1939 | 1.869 | [1] |
2022 | 2.021 |
Naturdenkmäler
BearbeitenNaturdenkmäler des Ortes sind:
- der Landschaftsschutzpark Landeshuter Kamm
- der Landeshuter Kamm
- der Park Schloss Bolczów (Park Zamek Bolczów)
- die Starościńskie Skały (Mariannenfels), eine Felslandschaft im Landschaftsschutzpark Landeshuter Kamm
- der Janowicki Przełom, eine Schlucht des Flusses Bober
- die Trzcińskie mokradła sind ein mehrere Dutzend Hektar großes Torfmoorgebiet im Nordosten, das vom Zentrum von Janowice ausgeht
- Allee der Schwedischen Mehlbeere vom Bahnhof in Richtung Süden verläuft die ul. Wojska Polskiego, die von zwei Reihen seltener schwedischer Mehlbeeren, (manchmal auch schwedische Eberesche) gesäumt ist. Es gibt 106 Exemplare etwa 90 Jahre alt, 15 m hoch.
- Eine Eichenallee an der heutigen Forststraße, die vom Schloss nach Jelenia Góra führt – etwa 3 km vom Zentrum von Janowice entfernt
-
Allee der schwedischen Mehlbeeren-Bäume
-
Steinbrücke über den Bober
-
Blick vom Ort auf das Riesengebirge
Gemeinde
BearbeitenZur Landgemeinde (gmina wiejska) Janowice Wielkie mit einer Fläche von 58,1 km² gehören das Dorf selbst und fünf weitere Dörfer mit Schulzenämtern (sołectwa).
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenDenkmalgeschützte Gebäude sind:
- Die frühere evangelische Kirche (kościół ewangelicki) ein Barockbau, derzeit ist sie die katholische Pfarrkirche Christkönig. Im Kirchturm sind barocke Glocken aus dem 18. Jahrhundert.
- Die Kirche Mariä Himmelfahrt (kościół fil. pw. Wniebowzięcia Najświętszej Maryi Panny) ist ein spätgotischer Bau aus dem 15. Jahrhundert, im 16. Jahrhundert erweitert. Der Hauptaltar besteht aus einem Triptychon, dazu kommen steinernes gotisches Sakramentshaus und ein Renaissance-Taufbecken. Renaissance- und Barockepitaphe an den Kirchenwänden. Es sind barocke Steingrabsteine aus dem 16. und 18. Jahrhundert erhalten, die in die Außenmauer eingebaut wurden. Im Kirchturm befindet sich eine Originaluhr aus der Renaissance. Dazu mommt der Kirchfriedhof aus dem späten 15. Jahrhundert, umgeben von Mauern aus dem 16.–17. Jahrhundert.
- Das Pfarrhaus in der ul. Partyzanów 5 von 1744–1749;
- Die Ruinen der Burg Bolczów aus dem 14.–16. Jahrhundert;
- das Schlossensemble in der ul. Chłopska 1 besteht aus dem Schloss der Familie Schaffgotsch von 1609, dem Park (17.–19. Jahrhundert), Getreidespeicher, Kutschenhaus und Stall sowie eine Wehrmauer mit Tor aus dem Jahr 1608;
- Villa mit Park ul. Robotnicza 9 von 1870–1880
- Villa mit Garten ul. Wojska Polskiego 4 aus der Zeit um 1920
-
Burg Bolczów Torturm
-
Kirche Christkönig
-
Kirche Mariä Himmelfahrt
-
Renaissance-Uhr
-
Das Schloss
Wirtschaft
BearbeitenWirtschaftlichen Aktivitäten gibt es vor allem im Bereich Handel und Dienstleistungen sowie in der kleinen und mittleren Produktion. Zu den großen Arbeitgebern zählen das Rehabilitationskrankenhaus SPZOZ, das Sozialhilfeheim in den Gebäuden des Schlosses Schaffgotsch sowie das Unternehmen Betform Art.
Verkehr
BearbeitenStraßen
Bearbeiten3 Kilometer vom Stadtzentrum verläuft die Europastraße 65. Seit Januar 2021 gibt es die Buslinie 102 auf der Strecke Janowice Wielkie-Kowary-Jelenia Góra-Janowice Wielkie.
Bahn
BearbeitenIm Zentrum des Orts liegt der Bahnhof Janowice Wielkie, der 1867 eröffnet wurde. Mit ihm hat man Anschluss an die Bahnstrecke Wrocław Świebodzki–Zgorzelec.
Sport
BearbeitenIn Janowice Wielkie gibt es ein Fußballstadion mit Leichtathletikbahn, Handball- und Volleyballplätze, Basketballplätze, Tennisplätze und eine Sporthalle. Sportvereine sind der Ludowy Klub Sportowy Rudawy und der Volleyballverein UKS Sokoliki. Wanda Rutkiewicz und Jerzy Kukuczka absolvierten hier ihr Klettertraining. Maja Włoszczowska besucht regelmäßig die Radwege.
Klettern
BearbeitenDer Ort ist zusammen mit Trzcińsko und dem nahegelegenen Karpniki sehr geeignet für Kletterer, hier gibt es Berg- und Felskletterschulen. Die zahlreichen Felsen von Rudawy Janowickie sind praktische Objekte, die sich auf natürliche Weise für ein detailliertes, oft wettbewerbsorientiertes Training eignen, auch Anfänger finden hier ihre Wand. Der Landeshuter Kamm (Rudawy Janowickie) bietet verschiedene Felsformationen, vor allem in Sokolik und Krzyżna Góra. Jeder Felsen hat seinen eigenen Namen, zum Beispiel Ptak, Sukiennice, Jastrzębia Turnia, Rogatka oder Fajka.
Kajak
BearbeitenDer Fluss Bober (Bóbr) in Janowice Wielkie eignet sich für Wildwasser-Kajakfahren. Jedes Jahr kommen in der Frühlings- und Sommersaison zahlreiche Gruppen von Kajakfahrern nach Janowice. Der Karkonosze Kayak Club aus Jelenia Góra führt hier Kurse und Schulungen durch. Jedes Jahr finden internationale Wettbewerbe statt.
Wandern
BearbeitenDurch die Gemeinde führt der Europäische Fernwanderweg E3, außerdem der 152 Kilometer lange Weg der Piastenschlösser; dazu kommen vier lokale Wanderwege.
Radfahren
BearbeitenRadwege mit unterschiedlichem Ausbaugrad gibt es in der Region schon lange. Unter anderem durch Janowice Wielkie führen der internationale Fahrradweg EuroRoute R-6 oder die Mountainbike-Tour Touristenradweg Dolina Bóbru.
Partnerstädte
Bearbeiten- Bruchhausen-Vilsen (Deutschland)
- Bozkov (Tschechien)
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Wilhelm zu Stolberg-Wernigerode (1807–1898), Politiker, starb hier
- Constantin zu Stolberg-Wernigerode (1843–1905), Politiker
- Hugo Scheinert (1873–1943), Maler und Dozent an der Königlichen Kunst- und Kunstgewerbeschule in Breslau, lebte und arbeitete hier
- Hans Fritsch, (1889–1931), Jurist, Geschäftsführer der Gaswerke Hamburg, als Freund Jakopp u. a. in Tucholskys Das Wirtshaus im Spessart und Schloß Gripsholm literarisch verewigt
- Karl-Christian Zahn (1932–2007), Politiker (CDU), Stadtdirektor und Bürgermeister von Dorsten
Weblinks
BearbeitenFußnoten
Bearbeiten- ↑ a b Michael Rademacher: Hirschberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.