Jahreszeiten (Ikonographie)
Die Ikonographie der vier Jahreszeiten hat in der bildenden Kunst Europas zu jeder Zeit eine wichtige Rolle gespielt. Meist als vierteiliger Zyklus angelegt, symbolisierte die Abfolge von Frühling, Sommer, Herbst und Winter den ewigen Kreislauf der Natur, dem der Mensch unterworfen ist, das Werden und Vergehen, Wachsen und Reifen, Vergänglichkeit und Erneuerung.
Die Jahreszeiten versinnbildlichen sowohl das Vergehen der Zeit als auch die regelmäßige, endlose Wiederkehr der natürlichen Rhythmen. Besonders in ihrer ersten Bedeutung stellen sie ein Vanitas-Symbol dar und sind für die vier Lebensalter des Menschen sprichwörtlich geworden.
Die Jahreszeiten können entweder als allegorische Personifikationen auftreten oder als saisonal geprägte, typisierte Landschaften (oft mit Menschen, die eindeutige zeitgebundene landwirtschaftliche Tätigkeiten verrichten) gestaltet sein. Beide Formen sind eng verwandt mit der Tradition der Monatsbilder, beide Genres haben sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder gegenseitig ikonographisch beeinflusst.
Frühling
BearbeitenDie Person des Frühlings ist meistens eine junge Frau, die einen Blütenkranz trägt und manchmal in beiden Händen Blumenzweige hält.
Die Landschaft der Frühlings wird oft durch Pflügen und Säen sowie vereinzeltes Grün charakterisiert.
Sommer
BearbeitenDie Person des Sommers ist meist mit den Attributen der reifen Früchte bzw. Kornähren ausgestattet. Einige Künstler, wie der Schweizer Bildhauer Ferdinand Schlöth, kombinierten sie mit der biblischen Figur der ährenlesenden Rut.[1]
Die Landschaft des Sommers wird meist durch die Darstellung der Ernte von Getreide oder Gras bestimmt.
Herbst
BearbeitenDie Person des Herbstes ist häufig mit Weintrauben und bunten Blättern geschmückt.
Die Landschaft der Herbstes zeichnet sich oftmals durch die Darstellung der Weinernte aus.
Winter
BearbeitenDie Person des Winters ist wegen der Kälte meist dick vermummt.
Die Landschaft des Winters ist in der Regel unmittelbar durch den Schnee erkennbar.
Literatur
Bearbeiten- De vier jaargetijden in de kunst van de Nederlanden 1500-1750. Hrsg. von Yvette Bruijnen u. a. Waanders, Zwolle 2002, ISBN 90-400-9642-2 (Ausstellungskatalog)
- Karen Sabine Meetz: Tempora triumphant: Ikonographische Studien zur Rezeption des antiken Themas der Jahreszeitenprozession im 16. und 17. Jahrhundert und zu seinen naturphilosophischen, astronomischen und bildlichen Voraussetzungen. Phil. Diss. Bonn 2003 (PDF, 32 MB)
- Derek Pearsall, Elizabeth Salter: Landscapes and seasons of the medieval world. Elek, London 1973, ISBN 0-236-15451-6
- Inge Behrmann: Darstellungen der vier Jahreszeiten auf Objekten der Volkskunst: Untersuchung zur Ikonographie und Geschichte eines Motivs. Herbert Lang, Bern 1976, ISBN 3-261-01816-X (Europäische Hochschulschriften; Reihe 19, Ethnologie/Kulturanthropologie: Abteilung A, Volkskunde Bd. 10)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Stefan Hess: Zwischen Winckelmann und Winkelried. Der Basler Bildhauer Ferdinand Schlöth (1818–1891). Berlin 2010, S. 125f., 164; Marmorausführung, versteigert im Auktionshaus Schuler.
Weblinks
Bearbeiten- Der Jahreszeitenzyklus von Joos de Momper, herausgegeben und kommentiert vom HAUM und dem FB Geschichtswissenschaften der FU Berlin
- Kommentierter Jahreszeitenzyklus der Online-Ausstellung Der Welt Lauf (allegorische Graphikserien des Manierismus) an der Universität Bochum
- Albert Bertel Thorvaldsen: Die vier Jahreszeiten (Rundreliefs)
Bildergalerie
Bearbeiten-
Nicolas Poussin, Der Frühling oder das irdische Paradies, 1660–1664
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Nicolas Poussin, Der Sommer oder Ruth und Boas, 1660–1664
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Nicolas Poussin, Der Winter oder die Sintflut, 1660–1664
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Pierre-Antoine Quillard Frühling um 1730
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Franz von Stuck, Frühling
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F.A.Kaulbach, Allegorie des Herbstes
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Ambroglio Lorenzetti, Allegorie des Winters
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Der Frühling, 1563
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Der Sommer, 1563
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Der Herbst, 1573
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Der Winter, 1563