Hetepsechemui

Begründer der 2. ägyptischen Dynastie

Hetepsechemui (auch Hor-hetep-sechemui) ist der Horusname des ersten altägyptischen Königs (Pharaos) der 2. Dynastie (Frühdynastische Zeit), welcher um 2855 v. Chr. regierte und gehört zu den gut erforschten Herrschern dieser Zeit.

Namen von Hetepsechemui

Dioritvase mit dem Thronnamen des Hetepsechemui
Horusname
G5
R4
S42 S42
Hetep-sechemui
Ḥtp-sḫm.wj
Versöhnung der beiden Mächte
Thronname
M23
X1
L2
X1
G16R4
Nesut-Bitj-Nebti Hotep
Nsw.t-bitj-nbtj Ḥtp
König von Ober- und Unterägypten, der von den beiden Herrinen, Hotep
Eigenname
D58DAU30G43
Bedjatau
B(w)ḏ3w
Der Metallgießer[1][2]
Königspapyrus Turin (Nr.II./20)
HASHHASHG30R4
Z2
V11AG7
[3]
... nau-hetepiu
...-b3w-ḥtpjw
... Bas sind versöhnt
Königsliste von Abydos (Sethos I.) (Nr.9)
D58DAG43P11
Bedjau
B(w)ḏ3w
Der Metallgießer[1]
Königsliste von Sakkara (Nr.3)
nTrG30
Bau-netjer
B3w-nṯr
Göttlich an Bas
Griechisch Manetho-Varianten:
Africanus: Boëthôs[A 1]
Eusebius: Bochos[A 2]
Eusebius, AV: Bochus[A 2]

Namen und Identität

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König Hetepsechemui gilt als Begründer der 2. Dynastie. In seiner Regierungszeit setzte sich die Tradition durch, für die zu dieser Zeit üblichen Königstitel, wie Eigenname, Horusname und Nebtiname, dieselbe Namensversion zu verwenden. Die tatsächlichen Geburtsnamen wurden möglicherweise nur noch inoffiziell gebraucht. Hintergrund dieser neuen Tradition mag gewesen sein, dass mit Beginn der 2. Dynastie den Namen eines Herrschers philosophische Bedeutung beigemessen wurde. Das Ersetzen des wahren Geburtsnamens durch immer gleich geschriebene Versionen deutet darauf hin, dass der Königsname erst nach der Thronbesteigung angenommen wurde.[4]

Hetepsechemuis Horusname erscheint auf diversen Artefakten in Abydos,[6] Sakkara,[7] Badari[8] und Gizeh auf Steingefäßen, Tonsiegeln und Zylindern aus Knochen. Auf den Steingefäßen aus seiner Grabanlage in Sakkara erscheint Hetepsechemuis Name oft neben dem seines Nachfolgers Nebre.[9]

Hetepsechemuis Geburtsname ist unbekannt. In der Königsliste von Abydos soll Hetepsechemui unter dem in einer Kartusche geschriebenen Namen Bedjau erscheinen.[10] Auf einer Schreiberpalette aus der „Mastaba G1011“ in Gizeh erscheint ein ähnlicher Name, Bedja-tau.[2] Nach Wolfgang Helck bedeutet er „Der Metallgießer“.[1]

Regierungszeit

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Mit Regierungsantritt endet unter Hetepsechemui überraschend der Gebrauch von Elfenbein-Täfelchen, wie man sie bisher von Gräbern der 1. Dynastie kennt. Der Grund hierfür ist allerdings unbekannt. Die letzten Schriftzeugnisse in dieser Gestalt wurden im Eingangsbereich des Grabes von König Qaa gefunden.[11]

Zeitgenössische Funde besagen, dass es für Hetepsechemui schwierig war, den Thron nach Qaa sofort zu übernehmen. Funde in Abydos belegen, dass ein gewisser Seneferka und ein sehr spärlich belegter König „Vogel“ für insgesamt ein bis drei Jahre zwischenregierten. Es scheint, dass beide Vorgänger um den Thron kämpften und Hetepsechemui die Gelegenheit ergriff und den Machtkampf kurzerhand für sich entschied. Unterstützt wird diese Vermutung durch den ausgefallenen Horusnamen des Hetepsechemui. Diesen hatte der Herrscher betont beiden Landeshälften (Ober- und Unterägypten) von Ägypten gewidmet. George Andrew Reisner und Dietrich Wildung vermuten, dass er keinen Grund dazu gehabt hätte, wenn der Übergang von der ersten zu der zweiten Dynastie reibungslos verlaufen wäre.[12] Wolfgang Helck wirft ergänzend ein, dass Seneferka und „Vogel“ offenbar aufgrund ihrer Illegitimität aus den späteren Aufzeichnungen verbannt wurden, da deren Machtkämpfe die Dynastie zugrunde gehen ließen.[1]

Inschriften auf Tonsiegeln zufolge gründete Hetepsechemui eine neue Residenz nahe Thinis und nannte sie Hor-chaj-seba („Horus, der strahlende Stern“). Er ließ auch einen neuen Tempel für die Gottheit Netjer-Achti nahe Buto errichten.[13] Die tatsächliche Dauer seiner Herrschaft ist nicht bekannt, der Turiner Königspapyrus bescheinigt dem Regenten 95 Jahre.[14] Da für Hetepsechemui kein Sed-Fest belegt ist, dürfte er nicht länger als etwa 30 Jahre regiert haben.[15] Die promovierte Ägyptologin Sabine Kubisch vermutet, dass er ca. 2850 v. Chr. den Thron bestieg und wohl 2825 v. Chr. nach etwa 25 Jahren Herrschaft verstarb.[16]

 
Eingang zu Galeriegrab B in Sakkara.

Manetho (Africanus) berichtet, dass unter Hetepsechemui, den er Boëthôs nennt, „eine Kluft aufging bei Bubastis und viele starben“. Diese Beschreibung könnte auf ein schweres Erdbeben deuten, da die Region um Bubastis in einer seismologisch aktiven Zone liegt.[17]

Flinders Petrie und Alessandro Barsanti halten das Galeriegrab B in Sakkara unter dem Unas-Aufweg mit einer Länge von 120 m, einer Breite von 40 m und über 70 Magazinräumen für das des Hetepsechemui, da sich dort Siegelabrollungen sowohl Hetepsechemuis als auch des Nebre fanden.

Wolfgang Helck ist unschlüssig und sieht dieses Grab als das von König Nebre, da die Grabstätte von Hetepsechemui noch nicht lokalisiert sei und wahrscheinlich an anderer Stelle in diesem Gebiet liegt.[18]

Literatur

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  • Peter A. Clayton: Die Pharaonen. Herrscher und Dynastien im Alten Ägypten. Bechtermünz, Augsburg 1998, ISBN 3-8289-0661-3.
  • Walter B. Emery: Ägypten. Geschichte und Kultur der Frühzeit, 3200–2800 v. Chr. Fourier, Wiesbaden 1980, ISBN 3-921695-39-2.
  • Martin von Falck, Susanne Martinssen-von Falck: Die großen Pharaonen. Von der Frühzeit bis zum Mittleren Reich. Marix, Wiesbaden 2015, ISBN 3-7374-0976-5, S. 54–57.
  • Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. (= Ägyptologische Abhandlungen. Band 45). Harrassowitz, Wiesbaden 1987, ISBN 3-447-02677-4.
  • Jochem Kahl: Inscriptional Evidence for the Relative Chronology of Dyn. 0–2. In: Erik Hornung, Rolf Krauss, David A. Warburton (Hrsg.): Ancient Egyptian Chronology (= Handbook of Oriental studies. Section One. The Near and Middle East. Band 83). Brill, Leiden / Boston 2006, ISBN 90-04-11385-1, S. 94–115 (Online).
  • Peter Kaplony: Inschriften der ägyptischen Frühzeit. (= Ägyptologische Abhandlungen. Band 8, 3). Harrassowitz, Wiesbaden 1963.
  • W. M. Flinders Petrie: The royal tombs of the earliest dynasties: 1901. Part II (= Memoir of the Egypt Exploration Fund. Band 21). Egypt Exploration Fund u. a., London 1901 (Digitalisierung).
  • Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Albatros, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96053-3.
  • Rainer Stadelmann: Die ägyptischen Pyramiden. Vom Ziegelbau zum Weltwunder. (= Kulturgeschichte der Antiken Welt. Band 30). 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. von Zabern, Mainz 1991, ISBN 3-8053-1142-7.
  • Jürgen von Beckerath: Handbuch der Ägyptischen Königsnamen (= Münchner ägyptologische Studien. Band 20). Deutscher Kunstverlag, München u. a. 1984, ISBN 3-422-00832-2.
  • Jürgen von Beckerath: Chronologie des pharaonischen Ägypten. Die Zeitbestimmung der ägyptischen Geschichte von der Vorzeit bis 332 v. Chr. (= Münchner ägyptologische Studien. Band 46). von Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-2310-7.
  • William Gillian Waddell: Manetho. (= The Loeb classical Library. Band 350). Harvard University Press u. a., Cambridge MA u. a. 1997, ISBN 0-674-99385-3.
  • Dietrich Wildung: Die Rolle ägyptischer Könige im Bewußtsein ihrer Nachwelt. Teil 1: Posthume Quellen über die Könige der ersten vier Dynastien. (= Münchner ägyptologische Studien. Band 17, ZDB-ID 500317-9). Hessling, Berlin 1969.
  • Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. Routledge, London u. a. 1999, ISBN 0-415-18633-1.
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Commons: Hetepsechemui – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. Regierungsdauer: 38 Jahre.
  2. a b Regierungsdauer: Keine Angabe.

Einzelnachweise

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  1. a b c d Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. 1987, S. 117.
  2. a b Edward Brovarski: Two old writing boards from Giza. In: Annales du Service des Antiquités de l'Egypte. Band 71, 1987, ISSN 1687-1510, S. 27–52, hier: Tafel 1, online (PDF; 11 MB) (Memento vom 29. Januar 2013 im Internet Archive).
  3. Alan H. Gardiner: The royal canon of Turin. Reissued. Griffith Institute, Oxford 1997, ISBN 0-900416-48-3, Bildtafel 1; im Hieratischen kamen offene Kartuschen zur Verwendung. Der Namenseintrag ist stark beschädigt und könnte ursprünglich weitere Silben enthalten haben.
  4. Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. 1987, S. 105f., 117, 124.
  5. vgl.: Edward Brovarski: Two old writing boards from Giza. In: Annales du Service des Antiquités de l'Egypte. Ba 71, 1987, ISSN 1687-1510, S. 27–52, hier: Tafel 1, online (PDF; 11 MB) (Memento vom 29. Januar 2013 im Internet Archive).
  6. Flinders Petrie: The royal tombs of the earliest dynasties: 1901. Part II, London 1901.
  7. Lacau-Lauer: Predynastic Dynasties. S. 79–83.
  8. Guy Brunton: Qau and Badari I. with chapters by Alan Gardiner and Flinders Petrie, British School of Archaeology in Egypt 44, London 1927: Bernard Quaritch, Tafel XIX, 25.
  9. Inscriptions of Hotepsekhemwy
  10. Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Düsseldorf 2002, S. 134.
  11. Peter Kaplony: „Er ist ein Liebling der Frauen“ – Ein „neuer“ König und eine neue Theorie zu den Kronprinzen sowie zu den Staatsgöttinnen (Kronengöttinnen) der 1./2. Dynastie. In: Ägypten und Levante. Band 13, 2006, ISSN 1015-5104, S. 107–126, doi:10.1553/AEundL13.
  12. Dietrich Wildung: Die Rolle ägyptischer Könige im Bewußtsein ihrer Nachwelt. Teil 1. 1969, S. 36–41.
  13. Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. 1987, S. 194–195.
  14. Turin kinglist (Memento vom 12. Januar 2007 im Webarchiv archive.today)
  15. Nabil Swelim: Some Problems on the History of the Third Dynasty (= Archaeological and historical Studies. 7, ZDB-ID 800015-3). Archaeological Society of Alexandria, Alexandria 1983, S. 67–77 (Zugleich: Budapest, Univ., Diss., 1982).
  16. Kubisch, Sabine: Das alte Ägypten, Stuttgart 2008, S. 184.
  17. William Gillian Waddell: Manetho. 1997, S. 35.
  18. Peter Munro: Der Unas-Friedhof Nord-West. Band 1: Topographisch-historische Einleitung. Das Doppelgrab der Königinnen Nebet und Khenut. von Zabern, Mainz 1993, ISBN 3-8053-1353-5.
VorgängerAmtNachfolger
Hor QaaKönig von Ägypten
2. Dynastie (Anfang)
Nebre