Heilige Familie (Eichstätt)
Die römisch-katholische Pfarrkirche Heilige Familie in Eichstätt wurde 1965 nach Plänen des Eichstätter Diözesanbauamts unter Leitung von Diözesanbaumeister Karljosef Schattner im Stil des Brutalismus errichtet, wobei Ziegel und Beton, ähnlich wie bei der Kirche Christi Auferstehung in Köln von Gottfried Böhm, verwendet wurden. Der moderne Sakralbau ist unter der Aktennummer D-1-76-123-682 in der Denkmalliste Bayern eingetragen. Wegen Schäden an der Dachkonstruktion ist das Kirchengebäude seit November 2023 geschlossen.[1]
Geschichte
BearbeitenDie Kirche im Osten von Eichstätt wurde in den Jahren von 1963 bis 1965 in Ziegel-Betonbauweise errichtet. Bischof Alois Brems weihte die Kirche und versah sie mit dem Patrozinium Heilige Familie. 1983 baute Andreas Ott aus Bensheim eine zweimanualige Orgel mit 21 Registern.[2]
Architektur
BearbeitenDer freistehende Glockenturm, der an der Ecke einer belebten Straßenkreuzung steht, ragt architektonisch aus der Umgebung heraus. Vom Straßenniveau gelangt man über eine Treppe auf den tiefer gelegenen Hof, der den Lärm der Straße ausschließt. Das Innere ist schlicht gestaltet und wirkt, als Kontrast zum direkten Autoverkehr, als ein Raum der Ruhe.[3]
Projektbeteiligte
BearbeitenMitarbeiter von Schattner war Andreas Fürsich. Die Altarinsel aus Juramarmor, der Tabernakel und die Altar- und Apostelleuchter aus Bronze wurde von Blasius Gerg entworfen. Der Kreuzweg stammt vom örtlichen Künstler und Professor Franz Rindfleisch.[4] Der Glockengießer Friedrich Wilhelm Schilling war für die Glocke verantwortlich.[5] Fotografisch dokumentiert wurde der Sakralbau von Ingrid Amslinger-Voth.[6]
Kontroverse
BearbeitenEinzelne Bewohner der Stadt Eichstätt äußerten sich kritisch.[7]
Nachlass
BearbeitenDie gesamten Planunterlagen wurden dem Architekturmuseum der Technischen Universität München nachgelassen.[8]
Baudenkmal
BearbeitenDie Anlage steht unter Denkmalschutz und ist im Denkmalatlas des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und in der Liste der Baudenkmäler in Eichstätt eingetragen.[9]
Kindergarten
BearbeitenSüdlich der Kirche wurde in den Jahren von 2003 bis 2005 vom Diözesanbauamt Eichstätt unter Leitung von Diözesanbaumeister Karl Frey ein schlanker Gebäuderiegel zur Nutzung als Kindergarten errichtet. Bewusst wurde eine Gasse angelegt, die als Fuge zwischen Alt und Neu dient. Die Gruppenräume sind Richtung Süden mit direktem Zugang zum Freibereich angeordnet. Die Räume, die weniger Tageslicht benötigen sind zur Gasse hin gerichtet.[10] Gekonnt wird bei dem Neubau nicht dasselbe Baumaterial wie bei der bestehenden Kirche eingesetzt, sondern ein Holz-Massivbau aus industriellen Holzbauelementen mit einer aus unbehandelten Zedernholzbrettern Fassade, die ihre eigene Patina nach kurzer Zeit erhält.[11] Das Münchner Ingenieurbüro Sailer, Stepan und Partner zeichnete verantwortlich für das Tragwerk. 2005 erhielt der Bau eine Engere Wahl beim Deutschen Holzbaupreis. Mitarbeiter waren Robert Fürsich und der spätere Diözesanbaumeister Richard Breitenhuber.[12]
Literatur
Bearbeiten- Ulrich Weisner: Neue Architektur im Detail. Heinz Bienefeld, Gottfried Böhm, Karljosef Schattner. Kerber Verlag, Bielefeld 1989, ISBN 3-924-63909-4, Ausstellungskatalog.
- Wolfgang Pehnt: Karljosef Schattner. Ein Architekt aus Eichstätt. Hatje, Stuttgart 1988. Neuauflage 1999, ISBN 3-7757-0818-9
- Karljosef Schattner, Architekt. Ein Führer zu seinen Bauten. Architekturmuseum der Technischen Universität München 1998, 12 S.
- Frank Dengler: Bauen in historischer Umgebung. Die Architekten Dieter Oesterlen, Gottfried Böhm und Karljosef Schattner. Olms, Hildesheim u. a. 2001, ISBN 3-487-11882-3, Dissertation der Universität Bochum
- Karljosef Schattner und Klaus Kinold: Architektur und Fotografie – Korrespondenzen. Birkhäuser, Basel u. a. 2003, ISBN 3-7643-6934-5.
- Emanuel Braun (Hrsg.): Ein Kirchenbau der Moderne in der Barockstadt Eichstätt. Eichstätt 2015
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Eichstätt: Kirche zur Heiligen Familie bis auf weiteres geschlossen. Bistum Eichstätt, 23. November 2023, abgerufen am 4. August 2024.
- ↑ Orgeldatenbank Bayern Version 5 (2009), hrsg. von Michael Bernhard.
- ↑ German Post-War Modern. Abgerufen am 30. April 2021.
- ↑ Ecce homo. Abgerufen am 6. Juni 2022.
- ↑ Eichstätt, Pfarrkirche Hl. Familie. Abgerufen am 30. April 2021.
- ↑ Emanuel Braun (Hrsg.): Ein Kirchenbau der Moderne in der Barockstadt Eichstätt. Eichstätt 2015
- ↑ Eichstätt: "Ein Raum von großer Einfachheit". Abgerufen am 30. April 2021.
- ↑ mediaTUM - Medien- und Publikationsserver. Abgerufen am 30. April 2021.
- ↑ DenkmalAtlas 2.0. Abgerufen am 31. Mai 2021.
- ↑ Bistum Eichstätt: Kindergarten Hl. Familie. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 4. Dezember 2020; abgerufen am 30. April 2021. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Karl Frey. Abgerufen am 30. April 2021.
- ↑ Kindergarten der Pfarrei Heilige Familie - Architekturwerkstatt Breitenhuber Hausmann. Abgerufen am 30. April 2021.
Koordinaten: 48° 53′ 7″ N, 11° 12′ 9,1″ O