Hauptwerk (Software)
Hauptwerk ist ein Software-Sampler zur Simulation des Klanges einer Pfeifenorgel, benannt nach deren Teilwerk, dem „Hauptwerk“.
Hauptwerk | |
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Basisdaten
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Entwickler | Milan Digital Audio LLC |
Aktuelle Version | 7.0.0.136 (25. Januar 2022) |
Betriebssystem | Windows, macOS[1] |
Kategorie | Musiksoftware |
Lizenz | proprietär |
deutschsprachig | nein |
www.hauptwerk.com |
Die Ansteuerung der Software erfolgt über MIDI. Eine fotorealistische Umsetzung eines Spieltisches ermöglicht die Bedienung der Register am Bildschirm oder über einen Touchscreen; auch eine Steuerung per MIDI ist möglich. Die Software arbeitet mit Aufnahmen (Samples) echter Orgelpfeifen.
Geschichte
BearbeitenSie wurde bis 2008 von der Firma Crumhorn-Labs Ltd. in Birmingham hergestellt und vertrieben; danach wurde Hauptwerk vom amerikanischen Unternehmen Milan Digital Audio übernommen. Crumhorn Labs war 2006 mit dem Erscheinen der Programmversion 2 von dem Programmierer Martin Dyde gegründet worden. Schon Anfang 2004 war die Version 1.00 herausgekommen. Es gibt eine kostenfreie, im Funktionsumfang und Leistung eingeschränkte Version.
Inzwischen sind zahlreiche Samplesets für Hauptwerk erhältlich, darunter bedeutende Instrumente von Arp Schnitger, Gottfried Silbermann, Andreas Silbermann, Wilhelm Sauer, Henry Willis, Jonathan Bätz und Aristide Cavaillé-Coll. Entsprechend vorprogrammierte historische Stimmungen können eingestellt werden. Einige Hersteller von Samplesets unterstützen auch die 4-kanalige-Audioausgabe, ähnlich dem Surround-Effekt. Hier werden die hinteren Raumlautsprecher (rear) mit einem halligeren Signal (wet) gespeist als die vorderen Lautsprecher (front). Neuerdings gibt es sogar Samplesets für 6-kanalige Audioausgabe. Eine solche Installation kann mehr als 64 GB Arbeitsspeicher erfordern.
Funktionsweise
BearbeitenHauptwerk ahmt verschiedene Eigenschaften einer realen Pfeifenorgel nach. Dies betrifft zum Beispiel Windschwankungen einer Pfeifenorgel, die sich je nach Register, Anzahl und Geschwindigkeit der gespielten Töne auf die Lebendigkeit des Klangs auswirken. Aus patentrechtlichen Gründen war diese wesentliche Programmfunktion in den USA jedoch bis Mai 2015 nicht verfügbar. Die Verwendung von Release-Trigger-Samples, die mit dem Loslassen jeder Taste die Originalakustik des Raumes hinzufügt, erzeugt eine hohe Authentizität. Ab Version 2.21 ist die Verwendung von bis zu drei Release-Trigger-Samples, in direkter Abhängigkeit der vorhergegangenen Tonlänge oder der MIDI-Dynamik von diesen Triggern, möglich. Auch verwendet die Version mehrfache und variierende Multiloops, um eine noch höhere Lebendigkeit des Klanges zu erzeugen.
Zur Einrichtung und zum Anschluss an einen MIDI-fähigen Orgelspieltisch sind ab Version 4.0 keine speziellen MIDI-Kenntnisse mehr notwendig.
Anmerkungen
BearbeitenDie große Verbreitung der Software beruhte auf der Version 1 (HW1) (ohne ASIO), mit der sich selbst auf relativ preiswerten, älteren PC-Konfigurationen eine gute und preiswerte Alternative zu einem Hardwaresampler realisieren ließ. Die Version 1 wird nicht mehr gepflegt und unterstützt. Während in der ersten Version Orgelsets in Form von Organ-Dateien (im ASCII-Format) vom kundigen Anwender erstellt und individualisiert werden konnten, ist dieses ab der Version 2 ohne fundierte XML-Kenntnisse kaum noch möglich.
Die Version 3 benötigte dagegen mehr Hardwareressourcen. Ab ca. 18 Registern wird ein Doppelkernprozessor mit 2,66 GHz und 8 MB L2-Cache empfohlen, um auch große Samplesets mit annehmbarer Latenz spielen zu können. Sample-Sets von zweimanualigen Instrumenten lassen sich ohne Einschränkungen auch noch mit Pentium-IV-Prozessoren der letzten Generation bespielen. Für ältere PC-Systeme gibt es zahlreiche Einstellmöglichkeiten, die den Betrieb auch mit solchen ermöglicht. Hauptwerk 3 bietet die Option, alte Samplesets zu importieren und somit weiterzuverwenden. Bei der Hardwaredimensionierung kommt der Größe des zur Verfügung stehenden Hauptspeichers eine wichtige Bedeutung zu. Hauptwerk 4 macht die Erkennung und Einrichtung von MIDI-Befehlen, wie sie von der Registersteuerung eines MIDI-fähigen Orgelspieltisches gesendet werden, mit einer „Lern-Funktion“ sehr schnell und leicht möglich. In den Niederlanden sind Installationen mit Hauptwerk inzwischen auch schon in zahlreichen Kirchen zu finden.
Stimmungen
BearbeitenDie Software bietet – in der Freeware-Edition – eine Reihe voreingestellter Stimmungen, die durch weitere, selbsterstellte Stimmungen ergänzt werden können:
- Original Organ temperament
- Equal temperament
- Eigth Comma
- Equal
- Justintonation Natural
- Justintonatiom-Pythagorean
- MeanTone-Fifth Comma
- MeanTone-Modified Sixth Comma
- MeanTone-Quarter Comma Pietro Aaron
- MeanTone-Sixth Comma
- Ordinaire
- Organ – Gabler
- Organ – Silbermann
- Tenth Comma
- WellTemperament Fifth Comma
- WellTemperament Kellner
- WellTemperament Kirnberger III
- WellTemperament Seventh Comma
- WellTemperament Vallotti Young
- WellTemperament Werckmeister III
- Young
Siehe auch
BearbeitenEin weiterer Orgelsampler, vergleichbar der Hauptwerk-Version 1.3, ist MyOrgan. Er ist Open-Source-Software und besitzt eine deutsche Benutzeroberfläche. Seit Juni 2006 wird der Quellcode jedoch nicht mehr gepflegt. Eine weitere, davon abgeleitete und erweiterte Version ist GrandOrgue für Windows, Linux und OS X.
Aeolus bietet für Linux eine ähnliche Funktionalität und ist ebenfalls frei unter der GPL erhältlich. Es benutzt keine Samples, sondern mathematische Modelle zur Klangsynthese.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Systemvoraussetzungen bei hauptwerk.com, abgerufen am 3. Dezember 2015 (englisch).