Grabendach
Das Grabendach ist in der Architektur eine besondere Dachform, bei der die Dachflächen im Gegensatz zum Satteldach nach innen abwärts geneigt sind; sie stoßen also anstatt im Dachfirst vielmehr in einer Zwischenrinne aneinander.[1] Das Grabendach ist typologisch auch als „zwei zueinander geneigte Pultdächer“ beschrieben worden.
Gestalt und Geschichte
BearbeitenWenn sich die Form des Grabendachs an den Giebelseiten offen zeigt, erscheint es wie ein Schmetterlingsdach. Das Grabendach ähnelt dem Schmetterlingsdach, Paralleldach sowie dem Sheddach und kann seriell beliebig lange aneinandergereiht werden.
In der historischen Architektur wurde das Grabendach jedoch häufig durch die hochgezogene Mauerscheiben der Fassade mit einer Attika verdeckt, sodass die Dachform von der Straße aus nicht wahrnehmbar ist. Die Form der Attika kann beliebig ausgeführt werden; zumeist ist es ein schlichter horizontaler Abschluss mit einem profilierten Kranzgesims. Es kommen auch Verzierungen vor, wie etwa ein Zinnenkranz. Die notwendige Dachentwässerung musste mittels Durchbrüchen durch die Attika erfolgen. Deswegen sind verdeckte Grabendächer oft erkennbar anhand der typischen mittig angeordneten Regenwasser-Auslässe, wo heute Fallrohre anschließen.
Das Grabendach findet man bei der historischen Inn-Salzach-Bauweise (Inn-Salzach-Stil). Für Salzburg werden als Entstehungsursache im frühen 15. Jahrhundert Brandschutzabsichten angenommen: Im Brandfall schlug bei diesem Dach das Feuer erst verzögert auf das Nachbarhaus über und ein Brand konnte dadurch eher bekämpft werden.[2] In Salzburg wurde das Grabendach bei den meisten Neubauten bis etwas 1830 verwendet. 1920 waren noch 55 Prozent der Salzburger Altstadthäuser mit Grabendächern versehen.[2]
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Drei Doppelwohnhäuser mit Grabendach in Omagh (Nordirland)
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Grabendächer in der Neubausiedlung Neugereut[3] in Stuttgart-Mühlhausen
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Blick von oben auf ein Grabendach hinter einer Attika (Turm der Burg Crest, Frankreich)
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Blick von oben auf eine Grabendach-Reihe (Salzburg, Kapitelplatz)
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Fassade eines Hauses mit verdecktem Grabendach, erkennbar ist der Regenwasser-Auslass in der Attika (Wasserburg am Inn)
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Verdecktes Grabendach hinter einem Zinnenkranz (Wasserburg)
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Hinter einem Kranzgesims verborgene Grabendächer, die sich durch Regenwasser-Auslässe zu erkennen geben (Laufen/Salzach)
Konstruktion und Bauschadensproblematik
BearbeitenDie oberen First-Pfetten und Fußpfetten (somit auch die Dachkehlen des Grabendachs) liegen entweder auf Innenwänden auf oder überspannen den Innenraum frei zwischen den Außenwänden.
Beim Grabendach können – ähnlich wie beim Paralleldach und beim Sheddach – bei unzureichender Bauwerksabdichtung Probleme durch stauende Nässe entstehen, wenn Niederschläge nicht ausreichend abgeführt werden. Außerdem gestaltet sich händische Schneeräumung aufwendig.
Literatur
Bearbeiten- Franz Martin: Das Salzburger Grabendach. Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Band 56. Wien 1926[4]
Weblinks
Bearbeiten- Salzburger Grabendach, auf sn.at
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 23. August 2024), S. 116: Dachformen.
- ↑ a b Salzburger Grabendach. In: sn.at (Salzburg Wiki). 14. Oktober 2021, abgerufen am 23. August 2024.
- ↑ Daniel Fleischmann: Neugereut. Geschichtliche Entwicklung und Ausblick. In: stuttgart-neugereut.de. 2011, abgerufen am 25. August 2024.
- ↑ Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.