Giovanni Battista Quadri

Schweizer Anwalt und Politiker (1777–1839)

Giovanni Battista Quadri (* 19. Januar 1777 in Lugano; † 30. August 1839 in Magliaso) war ein Schweizer Anwalt, Militär, Politiker, Tessiner Staatsrat und Landammann.

Biografie

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Giovanni Battista Quadri wurde als Sohn des Offiziers im Dienste des Reichs Giuseppe Quadri von Magliaso und der adligen Marianna Torriani geboren. Nach dem Collegio Elvetico in Mailand studierte er Rechtswissenschaft an der Universität Pavia, ohne sein Studium abzuschließen. Danach wurde er Rechtsanwalt (1797) und Notar (1810) im Lugano. Als Mitglied der patriotisch-pro-cisalpinen Partei verteidigte er nach den Unruhen in Lugano am 15. Februar 1798 die Hauptfiguren vor dem helvetischen Grossen Rat. Später war er persönlicher Sekretär von Peter Ochs sowie Beamter bei der Präfektur in Lugano. Nach den antifranzösischen Unruhen vom April 1799 floh er ins Ausland und tat Militärdienst von 1800 bis 1802 im französischen Heer in Italien. Als Bataillonschef und Adjutant des französischen Generals Antoine de Béthencourt im Kanton Wallis und in Norditalien, machte zwei Feldzüge in Oberitalien mit und diente unter Joachim Murat in der Toskana, sowie unter Nicolas Jean-de-Dieu Soult in Neapel.

Nach seiner Rückkehr ins Tessin war er einer der Förderer der Versammlung von Pian Povrò und wurde er zum Präsidenten der provisorischen Regierung des Kantons Lugano (1802) und zum Delegierten des Rates von Paris ernannt (nicht zugelassen, weil von den Schweizer Behörden nicht anerkannt). Er war dann Mitglied des Tessiner Grossrat von 1803 bis 1834, (ab 1830 wurde er willkürlich an den Sitzungen verhindert) und des Staatsrates (1803–1807, 1814–1830, sechsmal Landamano reggente), Regierungskommissar für den Bezirk Lugano (1807–1809, umstrittener Rücktritt), Friedensrichter und Appellationsrichter. Mehrmals war er Regierungspräsident und Landamano reggente: 1816, 1820, 1822, 1825, 1827, 1828, sechsmal Tagsatzungsabgeordneter.

Er vertrat oft den Kanton Tessin an auswärtigen Höfen, besonders im Piemont und in Österreich, zum Abschluss von Kapitulationen und Handelsverträgen. 1815–1830 leistete seinem Kanton die grössten Dienste, gab ihm Gesetzbücher über das Strafgesetz, den Zivilprozess und den Strafrechtprozess, reorganisierte die Gerichte, vereinheitlichte Mass und Gewicht und liess verschiedene neue Strassen bauen.

Er war der Hauptvertreter des sogenannten Regiment der Landammänner, das durch den Vorrang der Exekutive vor der Legislative gekennzeichnet ist. Später der liberalen politischen Bewegung führte zur Verfassungsreform von 1830 (La Riforma). 1827 entging Quadri verschiedene Anschlägen. 1830 wurde er des Missbrauchs und der Hinterziehung von Staatsmitteln angeklagt, drei Jahre später jedoch freigesprochen. Als zurückgekehrte Privatperson in Magliaso, gab er von 1833 bis 1837 die Zeitschrift L’Indipendente heraus.[1]

Literatur

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  • Bollettino Storico della Svizzera Italiana, (1939), S. 18–20; (1965), S. 147–169; (1966), S. 5–30; (1969), S. 5–18; (1972), S. 193–196; (1979), S. 5–14.
  • Raffaello Ceschi: Il Cantone Ticino nella crisi del 1814. Bellinzona, 1968, S. 58–60.
  • Antonio Gili (Hrsg.): Lugano dopo il 1798. L’ex-baliaggio tra 1798 e 1803. catalogo della mostra, Edizioni Città di Lugano 1999, S. 213–235 (mit Genealogie).
  • Francesca Mariani Arcobello; Thomas Barfuss (Übersetzung): Giovanni Battista Quadri. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 30. Juni 2010.
  • Giuseppe Martinola: La missione di Giovanni Battista Quadri a Parigi. Istituto Editoriale Ticinese, Bellinzona 1954.
  • Manolo Pellegrini: Giovanni Battista Quadri. In: La nascita del cantone Ticino. Armando Dadò Editore, Locarno 2020, ISBN 978-8-8828-1514-1, S. 499, 500.
  • Enrico Talamona: Il Landamano Giovanni Battista Quadri dei Vigotti. Tipografia Sanvito, Lugano 1928.
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Einzelnachweise

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  1. Celestino Trezzini: Giovanni Battista Quadri. Digitalisat In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Band 5, Pictet – Resti, Attinger Verlag, Neuenburg 1929, S. 506, 507.


Dieser Artikel basiert weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht.