Ein Gewölbekeller ist im Bauwesen ein Keller, der anstatt einer flachen Decke oben mit einem gemauerten Gewölbe abgeschlossen wird.

Gewölbekeller (Pfarrhaus Abterode)

Nutzung, Konstruktion, Geschichte

Bearbeiten

Gewölbekeller sind vor allem ein Teil des historischen Bauwesens. Materialverwendung, Konstruktionen und verschiedenen Gewölbeformen sind potenziell dieselben wie bei oberirdischen Gewölben. Besonders verbreitet waren Tonnengewölbe und seit der Barockzeit Korbogengewölbe. Seltener sind Kreuzgratgewölbe und mehrteilige Gewölbe mit Stützen oder Säulen, die im Profanbau nur unter repräsentativeren Bauten, wie etwa Rathäusern, vorkommen.

Der Bau eines Gewölbekellers war eine von mehreren Möglichkeiten unterm Gebäude einen Keller zu schaffen und hatte wie alle gewölbten Räume den Vorteil des besonderen Brandschutzes, weswegen sie früher oft als Lager für wertvolle Waren oder als Produktionsort für feuergefährliches Handwerk (etwa zum Brauen[1]) genutzt wurden. Die Nutzung machte oft eine direkte Anbindung des Kellers an die Straße erforderlich, um beispielsweise schwere Weinfässer einlagern zu können.[2] Deswegen sind historische Keller oftmals nicht vollständig unterirdisch errichtet worden, sondern ragen im Gewölbescheitel oben über das Straßenniveau hinaus.[3] → Hauptartikel: Kellerhals.

Eine der wenigen historischen Bauanleitungen für Gewölbekeller ist 1673 von dem Zimmermeister und Werkmeister Daniel Hartmann aus Colmar überliefert.[4]

Die besondere Dauerhaftigkeit von massiven Gewölbekellern ist Ursache dafür, dass sie die früher häufigen Stadtbrände überdauerten und dann Grundlage für Wiederaufbauten wurden. So wurden Gewölbekeller nicht selten zu den älteres Bauteilen historischer Gebäude. Die Disziplin der Bauforschung macht sich diesen Umstand zunutze, indem sie sich der Erforschung historischer Kelleranlagen widmet und sogenannte Kellerkataster[5] historischer Städte anfertigt.

Gewölbekeller sind heutzutage wegen ihrer manchmal niedrigen Kopfhöhen und wegen Feuchtigkeit oftmals schwer zu nutzen, werden jedoch wegen ihrer urtümlichen Anmutung zunehmend in Nutzungskonzepte einbezogen[6] oder touristisch[7] in Wert gesetzt.

Siehe auch

Bearbeiten
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Thomas Kellmann: Der Einfluss von Braugewerbe und Brandschutz auf den Hausbau in der Stadt Einbeck zwischen Mittelalter und Neuzeit. In: Historische Archäologie, Sonderband 2017, S. 157–198, hier S. 163. (Digitalisat auf histarch.uni-kiel.de, abgerufen am 3. Oktober 2024)
  2. Die historischen Kelleranlagen der Aschaffenburger Oberstadt. Erste Ergebnisse der Auswertung des Kellerkatasters. Stadt Aschaffenburg, Denkmalschutzbehörde. Oktober 2010 (Digitalisat auf aschaffenburg.de, abgerufen am 3. Oktober 2024), S. 21.
  3. Eckart Rüsch: Das unbekannte Celle. Hinter den Fassaden der Fachwerkstadt. Lilienthal 2011 (= IGB-Beiträge zu Hauslandschaften, Band 2), S. 35 ff.
  4. Daniel Hartmann: Burgerliche Wohnungs-Baw-Kunst Oder: Gründlicher Bericht, wie auff einem vorgegebenen Platz, ein wolgestelltes Wohn-hauß, neben dessen Losamentern die Schälung des Kreutz-gewölbten Kellers, Stiegen, Schnecken, deren krummen und breiten Tritten, Schreg-fenstern, Verbürstung des Kopffs und Handhaben, wie solche am zier- und lang-ständigsten mögen gebawet werden. Authore Genath, Basel 1673. (Digitalisat auf digital.slub-dresden.de, abgerufen am 3. Oktober 2024)
  5. Vgl. Die historischen Kelleranlagen der Aschaffenburger Oberstadt. Erste Ergebnisse der Auswertung des Kellerkatasters. Stadt Aschaffenburg, Denkmalschutzbehörde. Oktober 2010 (Digitalisat auf aschaffenburg.de, abgerufen am 3. Oktober 2024),
  6. Vgl. Steffen Schwab: Café Herzstück: In uraltem Gewölbekeller Geschichte spüren, auf Westfalenpost (wp.de), 20. Dezember 2022, abgerufen am 3. Oktober 2024.
  7. Vgl. beispielsweise Stadtführung: Geheimnisse alter Gewölbekeller, auf goettingen-tourismus.de, abgerufen am 3. Oktober 2024.