Körperhaarentfernung

Entfernung von Körperhaaren
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Körperhaarentfernung (auch Körperenthaarung) ist die Entfernung der Körperbehaarung in Teilen oder bei der Ganzkörperhaarentfernung auch vollständig: entweder oberflächlich durch Depilation mittels Rasur, Enthaarungscreme oder Abflämmen oder einschließlich der Haarwurzeln durch Epilation, etwa durch Halawa (Sugaring), Warmwachs, Kaltwachsstreifen, Epilierer, Pinzette, Elektro- oder Laserepilation.

 
Martin Luther als Mönch
 
Fallschirmjäger mit Irokesenschnitt 1944

Im Unterschied zu anderen Primaten benötigt der Mensch die Körperbehaarung nur noch auf dem Kopf und zum Friktionsschutz in Hautfalten. Für die Entfernung gibt es hygienische, religiöse und ästhetische Gründe.

Die (teilweise) Rasur wird als Initiationsritus und als Zeichen des Esprit de corps und der Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen verwendet. Seit dem 6. Jahrhundert bis 1973 war die Tonsur das äußerliche Zeichen der Priesterschaft und des Zölibatsversprechens von christlichen Klerikern.[1] Sie spielt in anderen Religionen, so etwa im Buddhismus, Islam und Hinduismus nach wie vor eine Rolle. In vielen Ländern und Kulturkreisen, zum Beispiel im Islam, erfolgt die Entfernung der Körperhaare bei Frauen wie Männern aus religiösen Gründen oder wird, wie schon in der Antike, als Hygienemaßnahme[2] verstanden. So erfüllt die Rasur teils auch religiöse Reinheitsvorgaben.[3]

In westlichen Ländern spielen ästhetische oder funktionale Gründe für die Körperhaarentfernung eine größere Rolle. Glatte, haarlose Haut am Körper wird als erotisch angesehen. Insbesondere an Frauen gilt sie als Schönheitsideal.[4] Viele Frauen geben an, sich ohne Schambehaarung femininer und attraktiver zu fühlen.[5] Auch ursprünglich mit erheblicher Körperbehaarung bekannte Männer wie Burt Reynolds oder David Hasselhoff wendeten sich einem haarlosen Stil zu, der früher eher mit der Schwulenszene assoziiert wurde.[6]

Manche Radfahrer und Schwimmer entfernen ihre Körperhaare, um den Luft- oder Wasserwiderstand zu verringern. Von Radsportlern wird als Grund auch angegeben, dass rasierte Haut nach Stürzen (Schürfwunden) leichter behandelt und massiert werden könne.

Geschichte

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Frühe Rasierer bestanden aus geschliffenem Feuerstein, Steinmessern, Muschelschalen und Haifischzähnen. Archäologische Funde von Rasierschabern aus Stein sind bereits aus dem 6. Jahrtausend v. Chr. bekannt. Harte Gesteine wie Flint oder Obsidian erlaubten es, wesentlich schärfere Klingen zu fertigen als die damals verfügbaren weichen Metalle. Auch Bronzeschaber sind gefunden worden. In Südamerika bevorzugten es die Ureinwohner dagegen, die Haare statt des Rasierens auszuzupfen.

Im alten Ägypten entfernten sich die Frauen aus ästhetischen Gründen die Schamhaare. Die Ägypter benutzten im 4. Jahrhundert Kupfer- oder Goldmesser. Auf griechischen Vasenmalereien wurden Menschen meist nackt und abgesehen vom Haupthaar haarlos dargestellt. Körperbehaarung, Schamhaar und Bärte galten bei den alten Griechen, zumindest in bestimmten Epochen, als barbarisch.[7] Bei den Römern gehörte die Rasur mit Bimsstein ebenfalls zur Zivilisation. Im Mittelalter soll ein Arzt namens Johannes de Furia der Überlieferung nach ein Enthaarungsmittel (Expilativum) für seine Freundin Kleopatra (Pseudo-Kleopatra bzw. Cleopatra, eine fingierte Personalautorität für eine spätantik-frühmittelalterliche lateinische Frauenheilkunde[8]) ersonnen haben.[9][10]

Auch Asiaten und Indianer, von der Natur sowieso nur mit einer geringen Genitalbehaarung bedacht, entfernten noch die letzten spärlichen Reste, weil es ihrem Schönheitsempfinden entsprach. Mit der Ausbreitung des Islam im Mittelalter wurde auch die Intimrasur in weiten Teilen Nordafrikas, des Mittleren Ostens und sogar Südeuropa eingeführt. In den Serails moslemischer Herrscher gab es ausgebildete Eunuchen, die den Konkubinen täglich den Körper, und vor allem den Schambereich rasierten.

 
Beinrasur auf der Barber Convention 2018 in der Classic Remise Düsseldorf

In den USA wurde die Entfernung der Körperbehaarung bei Frauen insbesondere zwischen 1915 und 1945 als Zeichen ihrer Femininität populär. Sie verbreitete sich nach 1945 auch in Europa.[11]

Seit Ende des 20. Jahrhunderts ist es verbreitet, dass sich Männer mit Haarausfall eine Vollglatze schneiden lassen. Frühere Methoden zur Verdeckung von Kahlheit wie das Tragen einer Perücke oder eines Toupets bzw. das Überkämmen der Glatze kamen aus der Mode (siehe Comb-Over).

Probleme

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Trotz des Konformitätsdrucks in der jüngeren Generation entscheiden sich nicht wenige Menschen gegen eine Körperhaarentfernung, zum Teil aus Protest.[12][13][14]

Haarentfernung führt nicht zu einem insgesamt stärkeren Wachstum der Haare.[15] Ebenfalls ein Irrtum ist die gängige Meinung, enthaarte Körperstellen seien hygienischer.[16] Es gibt keine hygienische Notwendigkeit für eine Entfernung der Schambehaarung.[17]

Literatur

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  • Ada Borkenhagen, Ursula Mirastschijski, Bernhard Strauss, Uwe Gieler, Elmar Braehler: Body hair removal. Prevalence, demographics, and body experience among men and women in Germany. In: Journal of Cosmetic Dermatology. Band 19, 2020, ISSN 1473-2165, S. 2886–2892, doi:10.1111/jocd.13343 (englisch, uni-halle.de [PDF; 439 kB; abgerufen am 21. Januar 2023]).

Einzelnachweise

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  1. Nicole Tiedemann: Haar-Kunst: zur Geschichte und Bedeutung eines menschlichen Schmuckstücks. Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2006, ISBN 3-412-04606-X; zugleich: Dissertation, Universität Bremen 2005.
  2. Julius Rosenbaum: Geschichte der Lustseuche im Altertume nebst ausführlichen Untersuchungen über den Venus- und Phalluskultus, Bordelle, Νούσος ϑήλεια der Skythen, Paederastie und andere geschlechtliche Ausschweifungen der Alten als „Beiträge zur richtigen Erklärung ihrer Schriften“ dargestellt. 7. Auflage, Barsdorf, Berlin 1904, S. 321–336 (Depilation).
  3. Rasur – Gründe für die Ganzkörperrasur. (Memento vom 28. Oktober 2011 im Internet Archive), Auf: viviela.de − Viviela – Lifestyle Portal für Beauty & Wellness.
  4. Manfred Dworschak: Körperkultur – Das zweite Gesicht. In: Der Spiegel. 13. Juli 2009.
  5. M. Toerien, S. Wilkinson, P. Choi: Body Hair Removal: The Mundane Production of Normative Femininity. In: Sex Roles. 2005, Band 52, S. 399–406, doi:10.1007/s11199-005-2682-5.
  6. Lisa Jean Moore, Mary Kosut: The body reader: essential social and cultural readings. New York University Press, New York 2010, ISBN 978-0-8147-9565-1.
  7. M. Kilmer: Genital phobia and depilation. In: Journal of Hellenic Studies. Band 102, 1982, S. 104–112, PMID 16437863.
  8. Matthias Kreienkamp: Das St. Georgener Rezeptar ein alemannisches Arzneibuch des 14. Jahrhunderts aus dem Karlsruher Kodex St. Georgen 73 ; Teil II: Kommentar (A) und textkritischer Vergleich. Medizinische Dissertation, Würzburg 1992, S. 93 f. Intimkosmetik.
  9. Verfasserlexikon. 2. Auflage. Band 2, Sp. 1021.
  10. Gundolf Keil (Hrsg.): Das Lorscher Arzneibuch Band 2 (= Faksimile der Handschrift Msc. Med. 1 der Staatsbibliothek Bamberg). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1989, S. 73 (auf Blatt 37r: Ein Enthaarungsmittel <für Kleopatra von Johannes Furia>.)
  11. The Hairless Ideal: Women and Their Body Hair Susan A. Basow1 Lafayette College. (Memento vom 16. Januar 2012 im Internet Archive) In: Psychology of Women Quarterly. März 1991, Band 15, Nr. 1, S. 83-96 doi:10.1111/j.1471-6402.1991.tb00479.x.
  12. Dian Hanson, Eric Kroll (Hrsg.): The New Erotic Photography. Taschen, Köln / Hongkong 2007, ISBN 978-3-8228-4924-8, S. 68.
  13. unknown Author: Auch Miley Cyrus macht mit: Trend auf Social Media: Unrasierte junge Frauen feiern ihre Achselhaare im Netz - Video. In: Focus Online. 12. Juni 2015, abgerufen am 16. März 2017.
  14. Sie rasiert sich seit einem Jahr nicht mehr die Beine. In: bravo.de. 12. Juni 2015, abgerufen am 16. März 2017.
  15. Yelva L. Lynfield, Peter Macwilliams: Shaving and Hair Growth. In: Journal of Investigative Dermatology. 1970, Band 55, S. 170–172, doi:10.1111/1523-1747.ep12280667.
  16. Körperhygiene: Ist Rasieren hygienischer? In: wie-wie.de. Abgerufen am 19. Dezember 2016.
  17. M. P. Labre: The Brazilian wax: New hairless norm for women? In: Journal of Communication Inquiry. Band 26, S. 113–132, doi:10.1177/0196859902026002001.