Friedrich Christian Mohrheim

1718 bis 1780 Geburtsort Neumark (Landkreis Weimarer Land) Beruf/Funktion Komponist ; Organist ; Kapellmeister Konfession evangelisch? Namensvarianten Mohrheim, Friedrich Christian Samuel Morheim, Friedrich Christian Samuel Mohrheim, Friedrich Christ

Friedrich Christian Samuel Mohrheim (* 26. April 1719[Anm. 1] in Neumark (bei Weimar); † 8. Oktober 1780[Anm. 2] in Danzig) war ein deutscher Kapellmeister und Komponist.

Friedrich Christian Mohrheim war der Sohn des Kantors Johann Elias Mohrheim. Von 1733 bis 1736 war er Schüler an der Thomasschule zu Leipzig.[1] In dieser Zeit fungierte er (wie viele andere Thomaner) auch als Notenkopist einiger Werke von Johann Sebastian Bach. Nach einer Vermutung des Bachforschers Peter Wollny könnte er auch ein Privatschüler von Bach gewesen sein,[2] wofür es allerdings keinen Beleg gibt.[3] 1738 immatrikulierte er sich an der Universität Jena, im darauffolgenden Jahr wechselte er als Jurastudent an die Universität Halle. Ob und wann er sein Studium abschloss, und ob er als Jurist tätig wurde, ist nicht bekannt. Ab 1747 ist er als Musiker im Konzertleben von Danzig nachweisbar. Von 1750 an war er zunächst als Substitut von Johann Balthasar Christian Freislich,[4] dessen Schwiegersohn er noch im selben Jahr wurde, Kapellmeister an der Marienkirche (Danzig), und folgte ihm nach dessen Tod 1764 im Amt nach. Bedeutend war Mohrheim im aufkommenden bürgerlichen Konzertwesen Danzigs auch als Organisator von Konzerten, die er auch mit eigenen Kompositionen bereicherte, doch gilt dieser Teil seines kompositorischen Schaffens als vollständig verschollen.

Es sind rund hundert Kompositionen von der Hand Mohrheims dokumentiert, von denen ein Großteil heute verschollen oder nur fragmentarisch überliefert sind.[5] In seinen überlieferten Kompositionen verbindet er die Einflüsse seines Lehrers Bach mit dem Tonfall des galanten Stils.[5] Auch stehen viele seiner geistlichen Werke in der Tradition der Mehrchörigkeit, einer Aufführungspraxis, die in der Architektur der Danziger Marienkirche eine günstige Voraussetzung fand.

Kantaten:

  • Uns ist ein Kind geboren. Kantate zum 1. Weihnachtstag (o. J.) RISM ID: 302000554
  • Der Herr ist Gott der uns erleuchtet. Kantate zum Pfingstmontag und zum Michaelisfest (o. J.) RISM ID: 302000560
  • Hosianna dem Sohn David. Kantate zum 3. Weihnachtstag (o. J.) RISM ID: 452026044
  • Preise Jerusalem den Herrn. Kantate zum Neujahrsfest (1762) RISM ID: 302000553
  • Ich weiß dass mein Erlöser lebt. Kantate zum Ostersonntag (1768) RISM ID: 302000555
  • Gott fähret auf mit Jauchzen. Kantate zum Christ Himmelfahrt (1768) RISM ID: 302000564
  • Der Herr ist mit mir. Kantate zu Mariae Verkündigung (1768) RISM ID: 302000556
  • So Licht als Recht so Heil als Friede. Kantate zum Pfingstsonntag (1778) RISM ID: 302000557
  • Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden. Kantate zum 1. Weihnachtstag (1778) RISM ID: 302000558

Kasualmusiken:

  • Also hat Gott die Welt geliebt. Begräbnismusik für Christoph Ernst Leuschner (1765) RISM ID: 302000563
  • Geschöpfe nein ihr seid zu schwach zu klein. Begräbnismusik für Bürgermeister Daniel Gralath (1767) RISM ID: 302000562
  • Ich habe einen guten Kampf gekämpfet. Begräbnismusik für Karl Ludwig Ehler (1769) RISM ID: 302000561

Geistliche Arien:

Instrumentalwerke:

Lehrwerke:

Aufnahmen/Tonträger

Bearbeiten
  • Friedrich Christian Samuel Mohrheim: Cantatas & Arias (Der Herr ist mit mir; Uns ist ein Kind geboren; Ehre sey Gott in der Hoehe; Tochter des Himmels; Auserwählte Schar; Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet). Siri Karoline Thornhill, Franziska Gottwald, Virgil Hartinger, Stephan MacLeod, Goldberg Vocal Ensemble, Goldberg Baroque Ensemble, Andrzej Szadejko (Dir.). Musikproduktion Dabringhaus & Grimm 2022, MDG 902 2254-6 (Musica Baltica 10).[5]

Literatur

Bearbeiten
  • Maciej Babnis: The Organ Compositions of Friedrich Christian Mohrheim in the Staatsbibliothek zu Berlin Preussischer Kulturbesitz. In: Ekkehard Ochs, Nico Schüler, Lutz Winkler (Hrsg.): Musica Baltica: Interregionale musikkulturelle Beziehungen im Ostseeraum (= Deutsche Musik im Osten. 8). Academia, Sankt Augustin 1996, ISBN 3-88345-724-8, S. 249–258.
  • Franz Kessler: Einleitung. In: ders. (Hrsg.): Danziger Kirchen-Musik, Vokalwerke des 16. bis 18. Jahrhunderts. Hänssler, Neuhausen–Stuttgart 1973, OCLC 20914652, S. VIII–XXXVII, hier S. XXXVI.
  • Karla Neschke: Der Bachschüler Friedrich Christian Samuel Mohrheim (1719–1780) als Danziger Kapellmeister und Konzertveranstalter. In: Birgit Abels (Hrsg.): Vom rechten Thon der Orgeln und anderer Instrumenten. Festschrift Christian Ahrens zum 60. Geburtstag (= Köstritzer Schriften. 2). Forschungs- und Gedenkstätte Heinrich-Schütz-Haus, Bad Köstritz 2003, ISBN 3-9806208-5-9, S. 210–221.
  • Hermann Rauschning: Geschichte der Musik und Musikpflege in Danzig. Danzig 1931, S. 365–372; gda.pl.
Bearbeiten

Anmerkungen

Bearbeiten
  1. So die Angabe im Alumnenregister der Thomasschule, vgl. Bernhard Friedrich Richter: Stadtpfeifer und Alumnen der Thomasschule in Leipzig zu Bachs Zeit. In: Bach-Jahrbuch, 4, 1907, S. 32–78 , hier S. 71; DOI:10.13141/bjb.v19071082. Im Widerspruch dazu steht die Angabe im Sterberegister der Danziger Marienkirche, wonach er am 8. Oktober 1780 im Alter von 63 Jahren gestorben sei, womit er bereits um 1717 geboren sein müsste, vgl. Neschke 2003, S. 211.
  2. abweichende Angabe: 5. Oktober 1780 lt. Friedrich Christian Mohrheim. Informationen im Portal Bach digital des Bach-Archivs Leipzig

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Bernhard Friedrich Richter: Stadtpfeifer und Alumnen der Thomasschule in Leipzig zu Bachs Zeit. In: Bach-Jahrbuch, 4, 1907, S. 32–78 , hier S. 71; DOI:10.13141/bjb.v19071082.
  2. Peter Wollny: Neuerkenntnisse zu einigen Kopisten der 1730er Jahre. In: Bach-Jahrbuch 102, 2016, S. 63–113, hier: S. 72 f.; DOI:10.13141/bjb.v20162392.
  3. Bernd Koska: Bachs Privatschüler. In: Bach-Jahrbuch 105, 2019, S. 13–82, hier: S. 58 f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  4. Jerzy Marian Michalak: „Es ist itzt eyn ander wellt, vnd gehet anders zu“. Evangelische Kantoren und Kantorate im Danzig des 18. Jahrhunderts. In: Joachim Kremer, Walter Werbeck (Hrsg.): Das Kantorat des Ostseeraums im 18. Jahrhundert (= Greifswalder Beiträge zur Musikwissenschaft, Bd. 15). Frank & Timme, 2007, ISBN 978-3-86596-060-3, S. 167–198, hier: S. 175; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  5. a b c F. C. S. Mohrheim – Kantaten und Arien. Musikproduktion Dabringhaus und Grimm, abgerufen am 27. Oktober 2024.
VorgängerAmtNachfolger
Johann Balthasar Christian FreislichKapellmeister der Marienkirche in Danzig
1764–1780
Georg Simon Löhlein