Entenlochklamm

Felsformation zwischen Kössen und Schleching

Die Entenlochklamm, im lokalen Sprachgebrauch Antenloch, ist ein 2,5 km langes Durchbruchstal des Leukentals im bayerisch-tirolischen Grenzgebiet zwischen Kössen und Ettenhausen bei Schleching.

Entenlochklamm
Hängebrücke beim Klobenstein

Hängebrücke beim Klobenstein

Lage Tirol und Bayern
Gewässer Großache bzw. Tiroler Achen
Gebirge Chiemgauer Alpen (Nördliche Kalkalpen)
Geographische Lage 47° 41′ 23″ N, 12° 23′ 37″ OKoordinaten: 47° 41′ 23″ N, 12° 23′ 37″ O
Entenlochklamm (Bayern)
Entenlochklamm (Bayern)
Typ Durchbruchstal, Schlucht
Gestein Kalkstein, Kössener Schichten
Höhe 590 m ü. NHN
Länge ca. 2 km
Nutzung Flusswanderstrecke
Anten Loch auf hist. Karte
Die zweite Hängebrücke über der Sprengstelle in der Entenlochklamm beim Klobenstein

Die Großache durchschneidet von Süden kommend einen querstehenden Bergriegel aus steilstehenden Gesteinen, erreicht auf Höhe des Wallfahrtsortes Maria Klobenstein die Grenze und wird von da an Tiroler Achen genannt.

Historisch belegter Name

Bearbeiten

Die im lokalen Sprachgebrauch übliche Bezeichnung Antenloch reflektiert die in historischen Dokumenten verwendete Bezeichnung:

Geologie

Bearbeiten

Am Nordrand des Kössener Talkessels trifft die Großache zwischen den Bergen Rudersburg (1434 m) im Westen und Rauhe Nadel (1266 m) im Osten auf mehrere querliegende und steilgestellte Gesteinsriegel aus Rhätkalken und Gesteinen des Jura. Es ist der Südrand der Oberwössener Mulde, die sich vom Rauschberg bei Ruhpolding über Kössen bis nach Niederndorf am Inn hinzieht. In diese widerstandsfähigen Schichten vermochte die Großache sich seit der letzten Kaltzeit nur einen schluchtartigen Durchlass zu verschaffen. Auf österreichischer Seite befindet sich rechtsseitig, oberhalb der Klamm in einer Geländesenke aus leichter verwitternden Schichten die Wallfahrtskirche Maria Klobenstein. Ein riesiger gespaltener = geklobener Bergsturzblock ist Namensgeber.[3]

Einer der Gesteinsriegel bildet die natürliche Grenze zwischen Deutschland und Österreich.[4]

Erweiterung der Engstelle

Bearbeiten
 
Engstelle Entenloch vor und nach der Erweiterung 1906/1907

Mehrere extreme Hochwässer der Großache im Bereich Kössen und St. Johann in Tirol sind seit dem 16. Jahrhundert (1598, 1786, 1787, 1896) überliefert. Die Katastrophe von 1899 war Anlass für die Planung eines großräumigen Hochwasserschutzes. 1902 erging von der Gefürsteten Grafschaft Tirol der Auftrag zur Regulierung der Großache.[5]

Das Entenloch hatte früher an engster Stelle eine Breite von lediglich ca. 3,4 m. Bei Starkregenfällen und Schneeschmelze führten sich verkeilende Baumstämme regelmäßig zur Verklausung und damit einhergehenden Rückstau und Überschwemmungen im Kössener Talbecken. Bei der Großachen-Regulierung von 1906 bis 1922 erfolgte eine Erweiterung auf ca. 12 m. Die Sprengungen dazu erfolgten 1906/1907.[6][7]

Zerstörung der Hängebrücke beim Klobenstein im Jahr 2013

Bearbeiten

Eine Hängebrücke über die Klamm führt zum linksseitigen, historischen Schmugglerpfad, über den nach dem Zweiten Weltkrieg Anwohner im grenznahen Bereich zollfrei und damit illegal Waren wie Zigaretten, Alkohol und Kaffee transportierten. Beim Jahrhunderthochwasser im Juni 2013 wurde die Brücke durch Treibholz zerstört.[8]

„Premium-Wanderweg“ und zweite Hängebrücke

Bearbeiten
 
Eine Aussichtsplattform über der Entenlochklamm mit dem Vogelblick an die alte Hängebrücke.
 
Einer von mehreren Riesentöpfen in der Entenlochklamm beim Klobenstein.

Bis 2021 wurde im Rahmen eines der insgesamt 16 Interreg-Projekte der Region unter dem Titel „Nachhaltige Inwertsetzung des Natur- und Kulturerbes Klobensteinschlucht von Bayern bis Tirol“ mit einem Aufwand von 900.000 Euro ein „Premium-Wanderweg“ gebaut.[9] Die bauliche Abnahme fand am 6. Mai 2021 statt. Neben einer zweiten, 35 Meter langen Hängebrücke in einer Höhe von 28 Metern über der Klamm wurde eine über den Abgrund ragende Aussichtsplattform gebaut, sowie zahlreiche Rastplätze und neue Parkplätze eingerichtet. So sollen die touristischen Potentiale der Klobensteinschlucht ressourcenschonend und umweltfreundlich besser genutzt werden.[10] Der Rundweg über die beiden Hängebrücken und die Aussichtsplattform nimmt etwa 50 Minuten in Anspruch und ist mit entsprechenden Auf- und Abstiegen verbunden. Der „Schmugglerweg“ von Kössen nach Schleching hat eine Länge von 7,5 Kilometern, die Wanderung dauert etwa zwei Stunden.

Naturschutzgebiet

Bearbeiten

Der Bayerische Teil der Klamm ist seit 1982 als ca. 68 ha großes Naturschutzgebiet Durchbruchstal der Tiroler Achen ausgewiesen.[11][12]

Das Durchbruchstal wird bestimmt von mehreren querliegenden steilgestellten Gesteinsriegeln, die in das Flussbett hineinreichen und der Klamm den Charakter eines Canyons geben. Besonders wertvoll sind die naturnahen Misch- und Schneeheide-Kiefernwälder der steilabfallenden Hänge der Schlucht. Typischerweise erfolgen an den Sand- und Kiesbänken mit jedem Hochwasser Umlagerungen und auf offenen Kiesflächen siedeln sich Schwemmlinge, vom Wasser mitgeführte Samen aus dem Einzugsgebiet, an. Als seltene Vogelarten sind Eisvögel und Wasseramseln zu beobachten.[13]

Die Klamm ist der östlichste Standort des seltenen Kies-Steinbrech (Saxifraga mutata) in Bayern.[14]

Flusswanderstrecke

Bearbeiten
 
Paddler in der Entenlochklamm

Die Klamm wird als 4 km lange Flusswanderung in reizvoller Umgebung auf ruhigem Wildwasser eingestuft und ist ein beliebtes Ziel für Paddler und Raftingunternehmen.[15] Einsatzstelle ist dabei der Gemeindebauhof am nördlichen Ortsrand von Kössen, der Ausstieg erfolgt bei der Brücke der B307 über die Großache, unweit Ettenhausen.

Bearbeiten
Commons: Entenlochklamm – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Otto Stolz: Geschichtskunde der Gewässer Tirols (= Schlern-Schriften, Band 32). Wagner, Innsbruck 1936, S. 15
  2. BayernAtlas – Anten Loch
  3. Darga Robert: Chiemgau – Geologischer Führer mit Wandertips und Alpenpanorama, Verkehrsverband Chiemgau e.V., 1996, Seite 8, ISBN 3-9803446-3-0
  4. BayernAtlas – Felsriegel und Grenze
  5. Ökomodell Achental e. V. – 2007 Jahr der Tiroler Achen, S. 6 (Memento vom 12. August 2016 im Internet Archive)
  6. WWA Traunstein – Verlandung des Chiemsee 2014, S. 13 (PDF; 4,1 MB)
  7. St. Johann in Tirol, Heimatkundliche Beiträge, Nr. 1, 2002 (Memento des Originals vom 6. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.museum1.at (PDF; 205 kB)
  8. OVBonline – Juni 2013, Von Stunde zu Stunde entspannter
  9. Kössen informiert vom 31. Mai 2021 [1]
  10. Klobensteinschlucht in Kössen: Alter Schmugglerweg soll wieder aufleben, Tiroler Tageszeitung vom 23. März 2019 [2]
  11. LfU – Bayerisches Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 9/1982 (Memento des Originals vom 22. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.traunstein.com
  12. protectedplanet.net WDPA ID 81566
  13. Grenzenlos Wanderweg Bayern-Tirol: Tafel Klobenstein
  14. FloraWeb.de – Verbreitungskarte Deutschland
  15. Kajaktour.de – Kössener Ache