Als Eisstoß (auch Eisversetzung oder Eisstauung) bezeichnet man in Gewässern durch Eisgang übermäßig aufgetürmte Eisplatten und -stücke.

Eisstoß in Finnland

Entstehung

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Eisstöße als zentrales Motiv in Caspar David Friedrichs Das Eismeer

Eisstöße entstehen durch bestimmte Wettereinflüsse, meist auf Bächen oder Flüssen. Wenn nach einer längeren Kälteperiode, in der die Gewässer dicker gefroren sind, eine schnelle Erwärmung eintritt, brechen die Platten an der Wasseroberfläche. Wenn keine Hindernisse im Fluss sind, so können diese Eisplatten ohne weiteres weggeschwemmt werden (Treibeis). Stoßen diese jedoch auf eine gefrorene Eisdecke, so stauen sich die Eisplatten zurück und können sich sowohl in die Höhe als auch unter das Wasser Richtung Grund aufstapeln. Sie kommen sowohl bei großen Flüssen, wie der Donau, aber auch bei kleineren, wie an der Großen Krems oder der Thaya im niederösterreichischen Waldviertel vor.

Auf Ozeanen und Seen können die Eisschollen durch anhaltenden starken Wind, Temperaturdifferenzen oder Strömungen an die Küste getrieben werden, wo sie sich zu über 12 Meter hohen Eiswällen auftürmen können.

Eisstöße treten auf der Nordhalbkugel nur etwa nördlich des 35. Breitengrades auf.[1]

Die Eisstöße können so anwachsen, dass das Wasser nicht mehr abfließen kann und sich zurückstaut, was in der Folge zu Hochwasser im oberen Uferbereich führen kann. Wird der Wasserdruck so hoch, dass der Eisstoß von alleine bricht, so kann unterhalb eine Flutwelle entstehen. Da sich die Eisstöße auch bei Brückenpfeilern bilden können, kann der Wasserdruck so ansteigen, dass Brücken beschädigt oder zerstört werden.

Eisstöße können oft nur durch eine Sprengung aufgelöst werden, da man mit üblichen Baumaschinen nicht in das Gewässer vordringen kann. Da der Eisstoß ständig in Bewegung ist, stellt ein Bearbeiten eine große Gefährdung dar.

Auf stehenden Gewässern kann das meterhoch aufgetürmte Eis weiter ins Landinnere gedrückt werden und dann schwere Schäden an küstennahen Gebäuden und Bäumen verursachen. Zeugen berichten, dass solche Eisstöße Geräusche ähnlich einem Zug oder Donner verursachten.[2][3][4]

In der Vergangenheit stellten Eisstöße auf den Flüssen eine Gefahr für Schiffmühlen dar und zerstörten solche wiederholt, was zur Folge hatte, dass Mühlkanäle angelegt und die Schiffmühlen durch ortsfeste Landmühlen ersetzt wurden.

Historische Eisstöße

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Donau
 
Eisstoß an der Steinernen Brücke in Regensburg (um 1910)
 
Eisstoß auf der Donau in Wien (Februar 2006)
  • 19. Februar 2012: Schäden auf der Donau durch treibende und übereinander geschichtete Eisschollen im Raum Belgrad - besonders im Stadtbezirk Zemun an der Einmündung der Save. 100 Boote und Pontons, auch schwimmende Restaurants und Frachtschiffe wurden weggeschoben, eingedrückt, abgetrieben, umgekippt. In Wochen großer Kälte waren zuvor Donau, Save und Theiß zugefroren und wurden trotz des Einsatzes von Eisbrechern ab 8. Februar 2012 für jede Schifffahrt gesperrt. Rascher Temperaturanstieg von −20 °C auf 10 °C löste das Eistreiben aus.[5][6]
  • 1963: der letzte Eisstoß, der die obere Donau bis Ingolstadt erreichte.
  • Am 11. März 1929 war die Donau von Neuburg bis Passau zugefroren. Die am 11. März in Bewegung gekommenen Eismassen zerstörten die Brücken von Großmehring und Pförring[7] sowie die Gierseilfähre zwischen Korneuburg und Klosterneuburg. 1929 war die Donau auch zwischen der Wachau und Bratislava zugefroren.
  • 1893 und 1876 gab es Eisstöße bei Wien.
  • Bei zwei Eisstößen 1830 waren viele Häuser in ehemaligen Vororten von Wien betroffen. Dabei kamen insgesamt 74 Menschen ums Leben.[8]
  • 29. Februar 1784: „Das größte Hochwasser des Jahrhunderts, verursacht durch plötzliche Schneeschmelze und Eisstau! Das Vieh in der ganzen Au ertrank … Schwere Schäden in den Orten an der Paar!“[9]
  • 12. Jänner 1573: „Den 12. Januar anno 1573 ist die gros Eisgüß thumben und in der Höch gewesen wie der Strich hie unten verzeichnet ist und hat gewert 12 Tag lang und großen Schaden gethan“[10]
  • 1. März 1565: Der Eisstoß setzte sich beim Ingolstädter Schloss fest und staute die Donau so auf, dass die innere Stadt von Mensch und Tier verlassen werden musste. Ein toter Hirsch wurde im 1. Stock eines Hauses angeschwemmt.[11]
Thaya
  • 21. Februar 2017: Auf eine mehrwöchige Frostperiode im zweistelligen Minusbereich folgte rasches Tauwetter. Dieses führte in Vestenpoppen zu einem Eisstoß. Die zurückgestauten Wassermassen bedrohten einige Häuser in der Ortschaft. Der Eisstoß löste sich von selbst auf, zu Schäden kam es nicht.[12][13]
  • 25. Februar 2012: In Unterpertholz führte ein Eisstoß auf der Thaya zu Schäden. Mehrere Anwesen wurden durch das zurückgestaute Wasser überflutet. Der Sprengdienst der Feuerwehr rückte an, um den Eisstoß zu sprengen, der dadurch aufgelöst wurde.[14]

Literatur

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  • Gerald Zenz, Günther Heigerth, Alfred Hammer, Cornelia Jöbstl, Paul Seitz: Grundlagenstudie – Eisstoßproblematik an Krems und Thaya – Kurzfassung. Niederösterreichische Landesregierung, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, November 2008 (bml.gv.at [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 14. Februar 2024]).
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Commons: Eisstoß – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

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  1. Gerald Zenz, Günther Heigerth, Alfred Hammer, Cornelia Jöbstl, Paul Seitz: Grundlagenstudie – Eisstoßproblematik an Krems und Thaya – Kurzfassung. Niederösterreichische Landesregierung, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, November 2008, S. 5 (bml.gv.at [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 14. Februar 2024]).
  2. Winds whip up worry in Manitoba community hit by ice wall. CBC Radio-Canada, 13. Mai 2013, abgerufen am 12. Dezember 2022 (englisch).
  3. Chad Doran: Ice shoves cause damage on Lake Winnebago shoreline. In: Fox 11. LIN Television Corporation, 9. März 2012, archiviert vom Original am 26. Januar 2013; abgerufen am 14. Februar 2024 (englisch).
  4. Owen Mason, William J. Neal, Orrin H. Pilkey: Living with the Coast of Alaska. In: Duke University Press. Februar 1998, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Januar 2015; abgerufen am 12. Dezember 2022 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dukeupress.edu
  5. Wochenlang extreme Kälte. In: news.ORF.at. Österreichischer Rundfunk, 20. Februar 2012, abgerufen am 14. Februar 2024.
  6. Boote kollidieren mit Eisschollen. In: iptv.ORF.at. Österreichischer Rundfunk, 20. Februar 2020, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 20. Februar 2012.@1@2Vorlage:Toter Link/iptv.orf.at (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  7. Ingolstädter Zeitung. 11. und 13. März 1929
  8. Gerald Zenz, Günther Heigerth, Alfred Hammer, Cornelia Jöbstl, Paul Seitz: Grundlagenstudie – Eisstoßproblematik an Krems und Thaya – Kurzfassung. Niederösterreichische Landesregierung, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, November 2008, S. 1 (bml.gv.at [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 14. Februar 2024]).
  9. Wilhelm Ernst: Heimatbuch Oberhaunstadt.
  10. Josef Kinzl: Chronik der Städte Krems und Stein und deren nächster Umgegend. Max Pammer, Krems 1869, OCLC 162909146, S. 150–152, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10999011-6.
  11. Joseph Gerstner: Geschichte der Stadt Ingolstadt. Georg Franz, München 1852, DNB 362483590, OCLC 643554408, S. 194, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10386150-4.
  12. Peter Zellinger: Vestenpoppen, Eisstoß führte zu Hochwasser. In: MeinBezirk.at. 22. Februar 2017, abgerufen am 14. Februar 2024.
  13. Tauwetter: Eisstoß im Waldviertel. In: noe.ORF.at. Österreichischer Rundfunk, 22. Februar 2017, abgerufen am 19. Februar 2018.
  14. Eisstoß auf der Thaya gesprengt. In: noe.ORF.at. Österreichischer Rundfunk, 26. Februar 2012, abgerufen am 19. Februar 2018.