Dvůr Králové nad Labem
Dvůr Králové nad Labem [Okres Trutnov in Tschechien. Sie wird von der Elbe durchflossen und gehört zur Region Hradec Králové (Königgrätz).
] (deutsch Königinhof an der Elbe) ist eine Stadt imDvůr Králové nad Labem | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Tschechien | |||
Region: | Královéhradecký kraj | |||
Bezirk: | Trutnov | |||
Fläche: | 3582 ha | |||
Geographische Lage: | 50° 26′ N, 15° 49′ O | |||
Höhe: | 298 m n.m. | |||
Einwohner: | 15.348 (1. Jan. 2023)[1] | |||
Postleitzahl: | 544 01 – 544 04 | |||
Verkehr | ||||
Bahnanschluss: | Pardubice–Liberec | |||
Struktur | ||||
Status: | Stadt | |||
Ortsteile: | 6 | |||
Verwaltung | ||||
Bürgermeister: | Jan Jarolím (Stand: 2018) | |||
Adresse: | náměstí T. G. Masaryka 38 544 17 Dvůr Králové nad Labem | |||
Gemeindenummer: | 579203 | |||
Website: | www.mudk.cz |
Geographie
BearbeitenDvůr Králové liegt im Riesengebirgsvorland an der Landesstraße 300, die von Hořice v Podkrkonoší nach Trutnov (Trautenau) führt. Nachbarorte sind Huntiřov (Güntersdorf) und Komárov (Komar) im Norden, Kocbeře (Rettendorf) und Kohoutov (Koken) im Nordosten, Choustníkovo Hradiště (Gradlitz) im Osten, Žirec (Schurz) und Kuks (Kukus) im Südosten, Libotov (Liebthal) im Süden, Doubravice u Dvora Králové (Daubrowiz) im Südwesten, Nové Lesy (Nowoles) im Westen und Verdek (Werdek) im Nordwesten. Nördlich der Stadt beginnt der Les Království (Königreichwald), vier Kilometer flussaufwärts befindet sich die gleichnamige Talsperre.
Geschichte
BearbeitenAn der Stelle eines vermutlich im 12. Jahrhundert gegründeten königlichen Hofs wurde während der Regierung des böhmischen Königs Ottokar II. Přemysl eine Königsstadt gegründet, die erstmals 1270 urkundlich als „Hof“ (Curia) erwähnt wurde. Sie wurde 1308 ummauert und mit Wallgräben umschlossen. Durch vier bewachte Tore erreichte man den mit Türmen ausgestatteten Lehnshof. Dieser königliche Lehnshof, der als unveräußerlich galt, lag nur fünf Kilometer östlich von der 1261 gegründeten Deutschordens-Kommende Miletín. Als Trautenauer Lehen gehörte sie seit 1316[2] den dortigen adeligen Pfandherren, dem Baron Potha von Turgow, dem Lehnsherrn von Gradisst, Arnau und Hof. 1365 verschrieb Kaiser Karl IV. Hof zusammen mit Trautenau dem Herzog Bolko II. von Schweidnitz und seiner Gemahlin Agnes. Nach dem Tod der Herzogin Agnes 1392 fiel Hof zusammen mit Trautenau an König Wenzel IV., der beide Städte zum königlichen Leibgedinge seiner Gemahlin Sophie von Bayern erklärte. Nachfolgend bürgerte sich die Ortsbezeichnung „Königinhof“ ein.
In den Hussitenkriegen stand Königinhof an der Seite der Hussiten und wurde von den Utraquisten verwaltet. 1450 überfielen die Schlesier die Stadt und brannten sie nieder. Wegen ihrer Beteiligung am böhmischen Ständeaufstand 1547 musste die Stadt Nachteile hinnehmen. Im Dreißigjährigen Krieg und in den Schlesischen Kriegen musste die Bevölkerung Drangsalierungen erleiden. Während des Deutschen Kriegs fand am 29. Juni 1866 zwischen Preußen und Österreichern das Gefecht bei Königinhof statt.
Bekannt wurde Königinhof Anfang des 19. Jahrhunderts durch den angeblichen Fund der so genannten Königinhofer Handschrift, die 1817 der Schriftsteller Václav Hanka im Turm der Dekanatskirche gefunden haben will und zu deren Andenken 1857 auf dem Marktplatz ein Zabojdenkmal aufgestellt wurde. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Handschrift jedoch von Historikern, u. a. von Tomáš Masaryk, als Fälschung identifiziert.
Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt wurde mit der Süd-Nord-Eisenbahn, die 1859 eröffnet wurde, günstig beeinflusst. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde eine jüdische Gemeinde gegründet, die bis 1942 bestand.[3] Heute ist die Stadt ein Zentrum der Textil- und Maschinenbauindustrie.
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Reste der Stadtbefestigung
- An der Stelle eines 1572 abgebrannten Vorgängerbaus wurde ein sgraffitoverziertes Rathaus durch die Baumeister Ulrico Aostalli und Franz Vlach errichtet. 1833 erfolgte ein Umbau des Rathauses.
- Die ehemals romanische Dekanatskirche Johannes der Täufer wurde Ende des 14. Jahrhunderts dreischiffig umgebaut und 1588 das Vorhaus angefügt sowie 1644 der Turm aufgestockt.
- Die Kreuzkirche auf dem unteren Markt wurde 1752 errichtet.
- Im ehemaligen Haus des Anastasius Berger von 1738 befindet sich heute ein Museum.
- Der Zoo Dvůr Králové ist einer der größten Europas und beherbergt rund 290 Tierarten (Spezialisierung auf die Tierwelt Afrikas) sowie einen Safaripark.
- Villa Neumann
Stadtgliederung
BearbeitenDie Stadt Dvůr Králové nad Labem besteht aus den Ortsteilen Dvůr Králové nad Labem (Königinhof an der Elbe), Lipnice (Lipnitz), Verdek (Werdeck), Zboží (Rennzähn), Žireč (Schurz) und Žirecká Podstráň (Schurzer Leuten) sowie u. a. den Ortslagen Borek, Borovičky, Fibich, Harta, Nový Svět, Podháj, Podhart, Podlesí, Podměstí, Předměstí, Rovinky (Ebenfeld), Skřivánov (Lerchenfeld) und Sylvárov (Silberleut).
Partnerstädte
Bearbeiten- Verneuil-en-Halatte, Frankreich
- Piegaro, Italien
- Kamienna Góra, Polen
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Johann Bergl (1719–1789), bedeutender Freskenmaler
- František Cyril Kampelík (1805–1872), tschechischer Volksaufklärer und Begründer der Selbsthilfe-Genossenschaften
- Ferdinand Albin Pax (1858–1942), deutscher Botaniker
- August Stauda (1861–1928), Landschafts- und Architekturfotograf in Wien
- Karl Freund (1890–1969), Kameramann der Stummfilmära
- Rudolf Antonín Dvorský (1899–1966), Sänger, Schlagerkomponist, Verleger und Bandleader
- Bohumil Turek (1901–1972), tschechoslowakischer Motorrad- und Automobilrennfahrer
- Jan Zdeněk Bartoš (1908–1981), tschechischer Komponist
- Václav Neužil (1921–1989), tschechoslowakischer Schauspieler
- Josef Šorm (1932–2022), Volleyballspieler
- Ladislav Lubina (1967–2021), Eishockeyspieler und -trainer
- Josef Král (* 1990), Automobilrennfahrer
- Gabriela Knutson (* 1997), Tennisspielerin
Literatur
Bearbeiten- Joachim Bahlcke, Winfried Eberhard, Miloslav Polívka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Böhmen und Mähren (= Kröners Taschenausgabe. Band 329). Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 274–275.
- C. J. v. B.: Versuch einer kurzgefaßten Geschichte der Stadt Königinn-Hof, Worinnen XXX. Urkunden enthalten sind. Prag 1782 (Digitalisat).
- Rudolf M. Wlaschek: Zur Geschichte der Juden in Nordostböhmen : unter besonderer Berücksichtigung des südlichen Riesengebirgsvorlandes. J.-G.-Herder-Inst., Marburg/Lahn 1987, ISBN 3-87969-201-7.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
- ↑ Josef Emler: Regesta Bohemiae et Moraviae, hrsg. 1884, Nr. 294, S. 118.
- ↑ https://www.xn--jdische-gemeinden-22b.de/index.php/gemeinden/k-l/1090-koeniginhof-elbe-boehmen Jüdische Gemeinde