Deutsche Gesellschaft für Politikwissenschaft
Die Deutsche Gesellschaft für Politikwissenschaft (DGfP) ist eine politikwissenschaftliche Fachvereinigung.
Geschichte
BearbeitenDie DGfP wurde am 23. Februar 1983 von dem ehemaligen Vorsitzenden der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW) Manfred Hättich sowie den Politologen Werner Link, Dieter Oberndörfer, Alexander Schwan, Hans-Peter Schwarz, Klaus Kröger, Hella Mandt, Karl Schmitt, dem Soziologen Theodor Hanf und dem Juristen Hermann Avenarius gegründet.[1] Anlass für die Gründung war die Spaltung in der DVPW, vor allem über die Frage der Mitgliederkonzeption einer wissenschaftlichen Vereinigung und das Selbstverständnis des Faches.[2] Während die DVPW grundsätzlich allen Absolventen offenstand und in den 1970er Jahren auch überlegte, Studierende aufzunehmen, beschränkte sich die DGfP auf Hochschullehrer und Promovierte. Gründungsvorsitzender war Werner Link[3], der auch als Herausgeber der ersten Veröffentlichung der neuen Vereinigung fungierte[4].
In der DGfP finden sich tendenziell mehr Mitglieder mit konservativer oder rechtsliberaler Einstellung, wobei eine Mitgliedschaft – und Funktionsübernahme – stets für Wissenschaftler jeglichen politischen Hintergrunds möglich war.[2] Die politischen Gegensätze der Anfangsjahre wurden u. a. durch die aktive Vorstandsarbeit von Ernst-Otto Czempiel, Jürgen Gebhardt und Gesine Schwan minimiert.[2]
Derzeit gehören der Gesellschaft über 200 Mitglieder an, u. a. Politikwissenschaftler, Staatsrechtler, Soziologen und Historiker sowie Vertreter weiterer verwandter Disziplinen.
Fördermitglieder sind der Verlag C.H.Beck, der Nomos Verlag, Springer VS und die Peter-Lang-Verlagsgruppe.
Gemeinsam mit der Stiftung Wissenschaft und Demokratie vergibt die DGfP den Preis „Das politikwissenschaftliche Buch“. 2022 wurde Oliver Eberl mit seinem Werk Naturzustand und Barbarei. Begründung und Kritik staatlicher Ordnung im Zeichen des Kolonialismus die Auszeichnung zugesprochen.[5]
Vorsitzende
Bearbeiten- 1983: Werner Link, Gründungsvorsitzender
- 1983–1985: Manfred Hättich
- 1985–1987: Gesine Schwan
- 1987–1989: Peter Haungs
- 1989–1991: Erhard Forndran
- 1991–1993: Hartmut Jäckel
- 1993–1995: Adolf Kimmel
- 1995–1997: Karl Rohe
- 1997–1999: Klaus Dicke
- 1999–2001: Karl Schmitt
- 2001–2003: Hans Vorländer
- 2004–2005: Eberhard Sandschneider
- 2005–2007: Nikolaus Werz
- 2007–2009: Eckhard Jesse
- 2009–2011: Christopher Daase
- 2011–2013: Marianne Kneuer
- 2013–2015: Karl-Rudolf Korte
- 2015–2017: Carlo Masala
- 2017–2019: Manuel Fröhlich
- 2019–2021: Florian Grotz
- 2021–2023: Andrea Gawrich
- seit 2023: Uwe Wagschal[6]
Jahrestagungen
BearbeitenIm Zentrum der Aktivitäten der DGfP steht die Jahrestagung. Themen in den vergangenen Jahren waren:
- 1983 „Ost-West-Konflikt“
- 1996 „Demokratie und Politik in der Informationsgesellschaft“
- 1997 „Integrationskraft der Politik“
- 1998 „Politik des Entscheidens“
- 1999 „Der demokratische Verfassungsstaat in Deutschland“
- 2000 „Raum und Politik“
- 2001 „Herausforderungen der repräsentativen Demokratie“
- 2002 „Gewalt und die Suche nach weltpolitischer Ordnung“
- 2003 „Politische Reform in der Demokratie“
- 2004 „Empire“
- 2005 „Neues Deutschland. Eine Bilanz der deutschen Wiedervereinigung“
- 2006 „Demografischer Wandel: Politische und gesellschaftliche Implikationen“
- 2007 „Sicherheit“
- 2008 „1989 und die Perspektiven der Demokratie“
- 2009 „Renaissance des Staates?“
- 2010 „Die Einheit der Politikwissenschaft“
- 2011 „Macht“
- 2012 „Das Internet: Bereicherung oder Stressfaktor für die Demokratie“
- 2013 „Standortbestimmung Deutschlands“
- 2014 „Emotionen und Politik“
- 2015 „Politik in unsicheren Zeiten: Kriege, Krisen und neue Antagonismen“
- 2016: „Grenzen“
- 2017: „Zur Lage der Nation. Konzeptionelle Debatten, gesellschaftliche Realitäten, internationale Perspektiven“
- 2018: „Politik und Persönlichkeit“
- 2019: „Sprache und Politik. Innovationen, Instrumentalisierungen und Polarisierung im öffentlichen Diskurs“
- 2021: „Andere Welt – neue Politik?“
Publikationen
BearbeitenSchriften der DGfP wurden zunächst als Sonderhefte der Zeitschrift für Politik beim Carl Heymanns Verlag herausgegeben; seit 1988 werden sie im Nomos Verlag veröffentlicht.
Literatur
Bearbeiten- Tobias Bartels: Eine Disziplin – zwei Fachgesellschaften!? Ursachen und Hintergründe des Verhältnisses von DVPW und DGfP. In: Wilhelm Knelangen, Tine Stein (Hrsg.): Kontinuität und Kontroverse. Die Geschichte der Politikwissenschaft an der Universität Kiel. Klartext Verlag, Essen 2013, ISBN 978-3-8375-0763-8, S. 481–519.
Weblinks
Bearbeiten- Suche nach Deutsche Gesellschaft für Politikwissenschaft. In: Deutsche Digitale Bibliothek
- Suche nach „Deutsche Gesellschaft für Politikwissenschaft“ im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Achtung: Die Datenbasis hat sich geändert; bitte Ergebnis überprüfen und
SBB=1
setzen) - Website der DGfP
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Vgl. Bartels, Eine Disziplin – zwei Fachgesellschaften!?, S. 450 f.
- ↑ a b c Wilhelm Bleek: Geschichte der Politikwissenschaft in Deutschland, München 2001, ISBN 3-406-47173-0, S. 363.
- ↑ Beate Neuss: Werner Link, in: Eckhard Jesse/Sebastian Liebold (Hrsg.): Deutsche Politikwissenschaftler - Werk und Wirkung. Von Abendroth bis Zellenthin, Baden-Baden 2014, ISBN 978-3-8329-7647-7, S. 505.
- ↑ Werner Link (Hrsg.): Die neueren Entwicklungen des Ost-West-Konflikts. Konstanten und Veränderungen, Köln u. a. 1984, ISBN 3-452-20230-5, [=Veröffentlichungen der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft (DGfP), Heft 1]
- ↑ Oliver Eberls Habilitation „Naturzustand und Barbarei“ mit Preis ausgezeichnet. In: .politikwissenschaft.tu-darmstadt.de. 20. Dezember 2022, abgerufen am 26. Mai 2023.
- ↑ Vorstand - DGfP - Deutsche Gesellschaft für Politikwissenschaft. Abgerufen am 25. April 2024.