Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft
Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft der Pharmazie. Sie verfolgt das Ziel, die pharmazeutischen Wissenschaften zu fördern und pharmazeutisch-wissenschaftliche Erkenntnisse in der Berufsöffentlichkeit und darüber hinaus zu verbreiten.
Die Gesellschaft gibt zudem regelmäßig fachliche Stellungnahmen zu pharmazeutischen und berufspolitischen Fragestellungen ab und hält jährlich einen Kongress an einem pharmazeutischen Hochschulort ab.
Struktur
BearbeitenDie Gesellschaft hat ungefähr 10.000 Mitglieder, überwiegend Apotheker und Pharmaziestudierende. Sie ist gegliedert in 15 Landesgruppen mit jeweils eigenem Vorstand. Die Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern trägt aus historischen Gründen den Namen Scheele-Gesellschaft. Darüber hinaus sind die Mitglieder je nach Interessengebiet in neun Fachgruppen und vier Arbeitsgemeinschaften organisiert, die die einzelnen Fachgebiete der Arzneimittelwissenschaften abbilden. Das Präsidium besteht aus dem Präsidenten, drei stellvertretenden Präsidenten (Vizepräsidenten), dem Generalsekretär, dem Vizepräsidenten für Finanzen, dem Präsidenten der unmittelbar vorausgegangenen Wahlperiode, den Vorsitzenden der Landesgruppen, den Vorsitzenden der Fachgruppen, den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaften, einem Vertreter der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, einem Vertreter der fördernden Mitglieder und dem Vorsitzenden des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden in Deutschland e. V. Präsident der Gesellschaft (2024 bis 2027) ist Ulrich Jaehde. Die Amtszeit des Präsidenten/der Präsidentin beträgt vier Jahre. Sitz der Geschäftsstelle ist Frankfurt am Main.[1]
Geschichte
BearbeitenDie Gesellschaft wurde am 6. November 1890 unter Federführung des Hochschullehrers Hermann Thoms (1859–1931) im Berliner Konventgarten von 44 versammelten Teilnehmern als „Pharmaceutische Gesellschaft mit Sitz in Berlin“ gegründet.[2] Im Jahr 1895 erfolgte eine Umbenennung in „Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft“. Das Ziel der Gesellschaft war von Anfang an die Stärkung der bis dahin noch nicht sehr weit entwickelten wissenschaftlichen Pharmazie. Thoms war insgesamt 39 Jahre Vorsitzender der Gesellschaft. Von Anfang an bestimmten Vorträge und wissenschaftliche Exkursionen die Aktivitäten der Gesellschaft, die sich zunächst auf den Berliner Raum konzentrierten. Die Gründung von Regionalgruppen in ganz Deutschland katalysierte ab etwa 1925 die überregionale Ausbreitung. 1930 hatte die Gesellschaft 4430 Mitglieder. Für die Zeit zwischen 1890 und 1940 sind 2837 Vorträge dokumentiert, die sich etwa zur Hälfte pharmazeutisch-chemischen Themen und zu einem Viertel Fragen der Arzneimittelherstellung widmeten. In jüngerer Zeit dominieren Pharmakologie und Pharmakotherapie das Themenspektrum der Fortbildungsveranstaltungen.[3] 2010 wurde erstmals eine Mitgliederzahl von 10.000 erreicht.[4]
Publikationen
BearbeitenDie Gesellschaft gab zur Publikation der gehaltenen Vorträge zunächst die Zeitschrift „Berichte der (Deutschen) Pharmazeutischen Gesellschaft“ heraus. Das Organ fusionierte 1924 mit dem, seit 1822 bestehenden „Archiv der Pharmazie“, dem wissenschaftlichen Organ des Deutschen Apotheker-Vereins. Die Beiträge konzentrierten sich mehr und mehr auf pharmazeutisch-chemische Themen mit geringem Bezug zur Apothekenpraxis. Dies führte 1972 zur Gründung eines neuen, zusätzlichen Vereinsorgans unter dem Titel „Pharmazie in unserer Zeit“. Hier blieb Raum für Übersichts- und Fortbildungsartikel in Themenheften. Die Zeitschrift wurde wiederum 2013 von Pharmakon – Arzneimittel in Wissenschaft und Praxis abgelöst. Die Zeitschrift erscheint in der Avoxa – Mediengruppe deutscher Apotheker; nach 20 Jahren Schriftleitung übergab 2021 der Frankfurter Hochschullehrer Theodor Dingermann diese Funktion an Robert Fürst. Die DPhG verlautbart regelmäßig Stellungnahmen zu aktuellen pharmazeutischen Themen wie etwa der Bewertung von Arzneimittelinnovationen,[5] zu Substitution von Fertigarzneimitteln[6] oder zu Ausbildungsfragen[7]. Jeweils nach dem wissenschaftlichen Jahreskongress erscheint im Auftrag der DPhG ein Band der Buchreihe „Stätten pharmazeutischer Praxis, Lehre und Forschung“ mit Beiträgen zur Geschichte der Pharmazie am Veranstaltungsort (Herausgeber: Christoph Friedrich).
Kongresse und Veranstaltungen
BearbeitenDie DPhG veranstaltet jährlich einen mehrtägigen wissenschaftlichen Kongress an einem pharmazeutischen Hochschulort. Die Jahrestagung fand 2017 in Saarbrücken, 2018 in Hamburg statt. 2019 war der Tagungsort Heidelberg.[8] Hier werden Plenarvorträge, Kurzvorträge und Posterbeiträge in englischer Sprache präsentiert. Daneben gibt es eigene Tagungen für Promovierende und Post-Docs.
Preise und Auszeichnungen
BearbeitenCarl-Mannich-Medaille
BearbeitenDie höchste Auszeichnung der DPhG ist die Carl-Mannich-Medaille. Sie wird seit 1961 an in- und ausländische Gelehrte auf Grund hervorragender Leistungen im Bereich der pharmazeutischen Wissenschaften verliehen. Die Medaille erinnert an den früheren Präsidenten, den Hochschullehrer Carl Mannich (1877–1947).
Preisträger seit 2001:[9]
- 2001 Camille Georges Wermuth
- 2002 Gottfried Blaschke
- 2005 Meinhard Zenk
- 2007 Eckhard Leistner
- 2010 Theo Dingermann
- 2012 Gerhard Klebe
- 2015 Rolf Hartmann
- 2016 Bernd Clement[10]
- 2017 Christel Müller‐Goymann[11]
- 2019 Angelika M. Vollmar[12]
- 2020 Christoph Friedrich
- 2021 Dieter Steinhilber
- 2022 Gabriele König[13]
- 2023 Gunda Georg und Peter Gmeiner
- 2024 Stefan Laufer
Innovationspreis in Medizinisch/Pharmazeutischer Chemie
BearbeitenDer Innovationspreis in Medizinisch/Pharmazeutischer Chemie wird gemeinsam von der Gesellschaft Deutscher Chemiker (Fachgruppe Medizinische Chemie)[14] und der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (Fachgruppe Pharmazeutische/Medizinische Chemie)[15] für herausragende wissenschaftliche Publikationen und Ergebnisse auf den Gebieten der medizinischen Chemie oder der pharmazeutischen Chemie vergeben.
- 1999 – Thomas Carell, Ludwig-Maximilians-Universität München
- 1999 – Martin Schlitzer, Philipps-Universität Marburg
- 2000 – Manfred Jung, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
- 2001 – Andreas Link, Universität Greifswald
- 2001 – Wolfgang Sippl, Halle (Saale)
- 2002 – Jörg Rademann, Universität Tübingen
- 2003 – Franz F. Paintner, Ludwig-Maximilians-Universität München
- 2005 – Eric Beitz, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
- 2005 – Holger Gohlke, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
- 2006 – Andrea Sinz, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- 2007 – Christoph Sotriffer, Julius-Maximilians-Universität Würzburg
- 2008 – Franz von Nussbaum, Bayer-Schering-Pharma AG
- 2010 – Daniel Rauh, Dortmund
- 2011 – Andreas Bender, Universität Cambridge
- 2011 – Ingo Ott, Universität Braunschweig
- 2012 – Christian Ottmann, Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie
- 2013 – Johannes Notni, Technische Universität München
- 2014 – Peter Wich, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- 2015 – Nuška Tschammer, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Peter Kolb, Philipps-Universität Marburg
- 2016 – Dennis Schade, Technische Universität Dortmund und Andreas Koeberle, Universität Jena
- 2017 – Anna K. H. Hirsch, Reichsuniversität Groningen
- 2018 – Finn K. Hansen, Universität Leipzig, und Alexander Titz, Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland
- 2019 – Andreas Brunschweiger, Technische Universität Dortmund
- 2020 – Oliver Koch, Daniel Merk
- 2021 – Pierre Koch, Nina Schützenmeister
- 2022 – Steffen Pockes, Oliver Thorn-Seshold
- 2023 – Matthias Schiedel
- 2024 – Thanigaimalai Pillaiyar
Elsa-Ullmann-Medaille
BearbeitenZur Erinnerung an ihr Ehrenmitglied Elsa Ullmann (1911–2010) stiftet die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft die Elsa-Ullmann-Medaille für Mitglieder, die sich innerhalb oder außerhalb der DPhG in besonderer Weise um die Weiterentwicklung des pharmazeutischen Berufsstands verdient gemacht haben. Diese Medaille ersetzt die von 1975 bis 2011 verliehene Ferdinand-Schlemmer-Medaille.
Preisträger der Elsa-Ullmann-Medaille seit 2013:[16]
- 2013 Ursula Vierkotten und Richard Klämbt
- 2014 Anke Ritter und Peter Ditzel
- 2015 Erika Fink und Hartmut Morck
- 2016 Hans-Dieter Hirt und Thomas Jira
- 2017 Ilse Zündorf und Henning Blume
- 2018 Elisabeth Stahl-Biskup und Peter Dilg
- 2019 Sabine Bernschneider-Reif und Reinhard H. H. Neubert
- 2020 Rotraud Mörschner und Frank Bendas
- 2021 Ulrike Holzgrabe[17] und Thomas Winckler
- 2022 Kerstin Wahlbuhl und Andreas Link[18]
- 2023 Hermann Wätzig und Christoph Ritter[19]
- 2024 Matthias F. Melzig
Habilitandenpreis der Fachgruppen
BearbeitenGemeinsam mit der Fachgruppe Pharmazeutische Chemie der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) hat die GDCh-Fachgruppe Medizinische Chemie einen Habilitandenpreis eingerichtet. Der Preis wird für herausragende wissenschaftliche Publikationen und Ergebnisse auf dem Gebiet der medizinisch/pharmazeutischen Chemie verliehen.[20]
Forschungsstipendien der Horst-Böhme-Stiftung
BearbeitenSeit 1993 besteht zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses die Horst-Böhme-Stiftung, seit 2005 ist die DPhG deren Träger und Treuhänder. Die Stiftung vergibt Forschungsstipendien an Nachwuchswissenschaftler, gewöhnlich im Rahmen eines Habilitationsvorhabens. Sie erinnert an den Marburger Hochschullehrer Horst Böhme (1908–1996). Zur Stärkung der Kapitalbasis besteht ein gemeinnütziger „Verein der Freunde der DPhG-Stiftung“.[21]
Carl-Wilhelm-Scheele-Preis
BearbeitenAls Anerkennung überdurchschnittlicher Leistungen im Rahmen einer Dissertation kann zweimal jährlich der „Carl-Wilhelm-Scheele-Preis“ verliehen werden.[22]
Walter-Schunack-Preis
BearbeitenSeit dem Jahr 2013 verleiht die Gesellschaft einmal jährlich den „Walter-Schunack-Preis“. Der nach Walter Schunack benannte Preis wird für herausragende wissenschaftliche Leistungen im Bereich der Medizinischen Chemie oder der Klinischen Pharmazie vergeben und richtet sich an Doktoranden, deren Promotion nicht länger als zwei Jahre zurückliegt.[23]
Literatur
Bearbeiten- Rudolf Schmitz: 100 Jahre Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft, Stuttgart 1990, ISBN 3-8047-1100-6.
Weblinks
Bearbeiten- Webpräsenz der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft e. V. (DPhG)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ https://www.dphg.de/profil/organisation/
- ↑ 125 Jahre für die Pharmazeutischen Wissenschaften. ( des vom 9. November 2020 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: DPhG.de, 6. November 2015.
- ↑ A. Helmstädter: 125 Jahre DPhG – Kurzbiografie einer wissenschaftlichen Fachgesellschaft. Pharmakon 3 (2015), S. 508–511.
- ↑ DPhG hat 10.000 Mitglieder. In: Deutsche Apotheker Zeitung, 50/2010, S. 95.
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 19. Januar 2022 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 4. Juni 2019)
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 18. August 2020 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 4. Juni 2019)
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 8. Juni 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 4. Juni 2019)
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 8. Juni 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 4. Juni 2019)
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 11. August 2021 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 11. August 2021)
- ↑ https://www.kinsis.uni-kiel.de/de/news/2016/bernd-clement-mit-carl-mannich-medaille-2016-ausgezeichnet (abgerufen am 4. Juni 2019)
- ↑ https://magazin.tu-braunschweig.de/pi-post/hohe-auszeichnung-fuer-prof-christel-mueller-goymann/ (abgerufen am 4. Juni 2019)
- ↑ https://www.dphg.de/artikel/hohe-ehrung-fur-frau-prof-angelika-m-vollmar (abgerufen am 13. Januar 2023)
- ↑ https://www.dphg.de/artikel/carl-mannich-medaille-2022 (abgerufen am 13. Januar 2023)
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 1. April 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ https://web.archive.org/web/20090105090440/http://www.dphg.de/read_news/?detail=92
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 24. Januar 2021 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 28. Juni 2021)
- ↑ Verabschiedung Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe. Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft, 5. August 2022, abgerufen am 17. August 2022.
- ↑ Kerstin Wahlbuhl und Prof. Dr. Andreas Link werden 2022 mit der Elsa-Ullmann Medaille geehrt. Abgerufen am 20. Oktober 2023.
- ↑ Prof. Dr. Hermann Wätzig und Prof. Dr. Christoph Ritter werden 2023 mit Elsa-Ullmann Medaille geehrt. Abgerufen am 20. Oktober 2023.
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 8. Juni 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 4. Juni 2019)
- ↑ https://www.dphg.de/profil/stiftung/ (abgerufen am 4. Juni 2019)
- ↑ https://www.dphg.de/aktivitaeten/foerderung/ (abgerufen am 4. Juni 2019)
- ↑ https://www.dphg.de/aktivitaeten/foerderung/ (abgerufen am 4. Juni 2019)