Body Count (Album)

Album von Body Count
(Weitergeleitet von Cop Killer)

Body Count ist das selbstbetitelte Debütalbum der Rap-Metal-Band Body Count, das zunächst am 30. März 1992 unter dem Namen Cop Killer erschienen war. Nachdem der Warner-Vertrieb etwa eine halbe Million Stück des Albums ausgeliefert hatte, wurde es nach monatelanger Kontroverse[1] am 28. Juli 1992 zurückgezogen und unter neuem Namen und ohne den kontroversen Song Cop Killer, der durch ein Stück namens Freedom of Speech (eine Zusammenarbeit des Sängers Ice-T mit Jello Biafra) ersetzt wurde, neu veröffentlicht. Die ursprüngliche Version war vor allem von Polizeiverbänden angeprangert worden, die Ice-T und seiner Band eine Mitschuld an den einen Monat nach Veröffentlichung des Werks beginnenden Unruhen in Los Angeles gaben. Im US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf des gleichen Jahres äußerten sich mehrere Kandidaten, darunter Bill Clinton, George Bush und Pat Buchanan, zu diesem Song.

Body Count
Studioalbum von Body Count

Veröffent-
lichung(en)

1992

Label(s) Sire Records

Format(e)

Kassette, CD

Genre(s)

Rap Metal

Titel (Anzahl)

17

Länge

52:37

Besetzung
  • Sampling: Sean E Sean

Produktion

Afrika Islam, Ice-T, Ernie C

Chronologie
Body Count Born Dead
(1994)

Musikstil

Bearbeiten

Body Count gilt heute als wegweisendes Album. Die Zeitschrift Intro bezeichnete es als einen „der ersten Versuche, über eine komplette Albumlänge HipHop und harte Rock-Musik zu verbrüdern“.[2] Damit stellt es auch einen Vorreiter des Nu Metal dar. Die Bandbreite der Songs reicht von Thrash Metal über relativ klassischen Hip-Hop bis hin zur Powerballade The Winner Loses.

Kontroversen

Bearbeiten

Am 11. Juni begann die Debatte um das Album, nachdem eine Polizistenvereinigung aus Texas in einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit getreten war, um sich über Body Count zu beschweren. Am folgenden Tag bat ein Mitglied des Stadtrats von Los Angeles, Joan Milke Flores, die sich zu diesem Zeitpunkt als republikanische Kandidatin im Wahlkampf für das US-Repräsentantenhaus befand, Time Warner, das Album freiwillig zurückzuziehen. Sie wandte sich auch an sämtliche Radiosender der Region und bat sie, die Band zu boykottieren, ungeachtet der Tatsache, dass Body Count sowieso nicht gespielt wurden.

Wenige Tage darauf schlossen sich weitere Polizistenvereinigungen Flores an. Der Gewerkschaftsführer der Polizei in Los Angeles meinte zum Song Cop Killer: „This song does nothing but arouse the passions of the criminal element who make the streets of Los Angeles unsafe.“ (Dieser Song spornt die kriminellen Elemente an, die die Straßen von Los Angeles unsicher machen). Die Plattenfirma stellte sich zunächst mit dem Argument der künstlerischen Freiheit auf die Seite der Band. Am 16. Juni forderte der republikanische Gouverneur von Alabama, Guy Hunt, die Plattenläden des Staates auf, das Album nicht mehr zu verkaufen. Am 17. Juni ging bei Time Warner ein von 60 Kongressmitgliedern (von denen 57 der Republikanischen Partei angehörten) unterschriebener Brief ein, der das Unternehmen für den Vertrieb des Albums kritisierte. Kurz darauf nahmen drei der größten Plattenladenketten die Alben aus dem Programm. US-Vizepräsident Dan Quayle nannte das Album obszön.[3] Auch andere Politiker und Personen des öffentlichen Lebens empörten sich über die Inhalte des Albums. Präsident George Bush etwa nannte den Song „krank“ („sick“), einige Polizeivereinigungen riefen zum Boykott aller Time-Warner-Produkte auf und Charlton Heston besuchte eine Aktionärsversammlung des Unternehmens, wo er eine Rede hielt, in der er sich mit den Songs Cop Killer und KKK Bitch auseinandersetzte und Time Warner für deren Verbreitung kritisierte.[4] Der republikanische Präsidentschaftskandidaturanwärter Pat Buchanan äußerte sich mit Bezug auf die Unruhen in Los Angeles: „… where did the mob come from? It came out of rock concerts where rap music celebrates raw lust and cop killing.“ (Woher kam der Mob? Er kam aus Rockkonzerten, bei denen Rapmusiker rohe Wollust und das Töten von Polizisten feiern.)[5]

Das Album erreichte in der entschärften Version Platz 26 der Billboard Charts, nachdem es vor der Debatte konstante Platzierungen zwischen 32 und 50 hatte. Time Warner und Body Count trennten sich kurze Zeit später.

Titelliste

Bearbeiten

Ursprüngliche Version

Bearbeiten

In dieser Version ist auf dem Cover des Albums ein im Graffiti-Stil gemalter, muskulöser Gangster mit Revolver an der Hüfte und Schloßkette in der Hand zu sehen, auf dessen Brust die Worte Cop Killer tätowiert sind.

  1. Smoked Pork
  2. Body Count’s in the House
  3. Now Sports
  4. Body Count
  5. A Statistic
  6. Bowels of the Devil
  7. The Real Problem
  8. KKK Bitch
  9. C Note
  10. Voodoo
  11. The Winner Loses
  12. There Goes The Neighborhood
  13. Oprah
  14. Evil Dick
  15. Body Count Anthem
  16. Momma’s Gotta Die Tonight
  17. Out in the Parking Lot
  18. Cop Killer

Neue Version

Bearbeiten

Das Cop-Killer-Tattoo auf dem Cover wurde in dieser Version durch ein Body-Count-Tattoo ersetzt. Der letzte Song wurde ersetzt durch Freedom Of Speech (Remix unter Verwendung von Jimi HendrixFoxy-Lady-Sample). Das Intro zu Cop Killer („Out In The Parking Lot“) wurde weggelassen.

Bedeutung der Liedtexte

Bearbeiten

Die Texte des Albums sind durchsetzt von Ironie und Übertreibung, wie Ice-T in Interviews betonte. Der All Music Guide attestiert den Lyrics eine Comicbuchähnlichkeit. Zwischen einzelnen Liedern finden sich gesprochene Informationen und Statements der Band, wie etwa A Statistic („Im Moment sind mehr Schwarze im Gefängnis als an einem College“). Grundthemen sind insbesondere Polizeigewalt, Rassismus, Drogen und Sex. Textlich hervorstechende Songs sind im Folgenden beschrieben.

KKK Bitch (Nr. 8)

Bearbeiten

KKK Bitch (KKK für Ku-Klux-Klan) erzählt von den Tourerlebnissen der Band im Süden der USA. In der Einleitung wird der Song als Love Story angekündigt, es folgt die Geschichte einer Begegnung mit einer gutaussehenden weißen Südstaatlerin, die dem Protagonisten nach dem Geschlechtsverkehr eröffnet, dass ihr Vater der Grand Wizard des Ku-Klux-Klans sei. Mit weißen Laken bekleidet besucht die Band ein Treffen des Klans. Den Hasspredigten setzen Body Count ein Statement gegen Rassismus entgegen, demzufolge sie alle Mädchen lieben, unabhängig von ihrer Herkunft, wenn sie nur für Sex zu haben sind. In die Kritik geriet dieser Song insbesondere für eine Textzeile, die eine sexuelle Beziehung zwischen Ice-T und den zwölfjährigen Nichten von Tipper Gore impliziert.[6]

Momma’s Gotta Die Tonight (Nr. 16)

Bearbeiten

Dieser Song handelt von der Beziehung des Ich-Erzählers zu seiner Mutter. Zunächst betont er die Liebe zu seiner Mutter und seinen Dank, bevor er darstellt, warum er sie nun hasst. In einem Dialog erklärt sie ihm, dass man Weißen nicht trauen dürfe, woraufhin der Erzähler fragt „I thought we were all the same momma, why momma?“ (Ich dachte, wir wären alle gleich, Mama, warum, Mama?), was seine Mutter damit beantwortet, dass sie sich solcherlei Fragen verbitte. Als er eines Tages der Mutter eine weiße Freundin vorstellt und dafür geschlagen wird, findet er heraus, dass seine Mutter eine Rassistin ist, woraufhin er sie anzündet. Dem Hörer wird empfohlen, sich bei solchen Auseinandersetzungen entweder deutlich von Rassismus zu distanzieren oder wie beschrieben vorzugehen.[7]

Cop Killer (Nr. 18)

Bearbeiten

Cop Killer ist ein aus der Ich-Perspektive geschriebener Song, in dem von den Vorbereitungen zum Mord an einem Polizisten aus Rache für erlittene Misshandlung und Diskriminierung durch Polizeibeamte erzählt wird. Der Song nimmt ausdrücklich Bezug auf Rodney King und den damaligen Polizeipräsidenten von Los Angeles, Daryl Gates (FUCK THE POLICE, for Daryl Gates. – FUCK THE POLICE, for Rodney King.)

Ice-T stellte wiederholt klar, dass es sich bei dem Song nicht um einen Aufruf zur Gewalt handele und er selbst kein „Cop Killer“ sei. Es handele sich um Fiktion,[8] und wer seine Texte wörtlich nähme, hielte vermutlich auch David Bowie für einen Astronauten.[9]

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Body Count bei AllMusic (englisch)
  2. intro.de: Body Count – Live In L.A. (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive)
  3. New York Times: Dissing the Rappers Is Fodder for the Sound Bite (Memento vom 12. März 2007 im Internet Archive)
  4. Esther Addley: Wisdom from the 'hood. The Guardian vom 13. August 2003 (aufgerufen am 9. November 2009)
  5. Radical History Review: Fears of the White Unconscious: Music, Race, and Identification in the censorship of „Cop Killer“ (Memento vom 11. Oktober 2006 im Internet Archive)
  6. Robert Christgau: Mr. Tipper. Village Voice, 21. Juli 1992
  7. Interpretation von James Bowman für National Review: http://www.findarticles.com/p/articles/mi_m1282/is_n14_v44/ai_12504454/pg_2@1@2Vorlage:Toter Link/www.findarticles.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  8. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 17. Juni 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.findarticles.com
  9. Matthew McKinnon: Hang the MC – Blaming hip hop for violence: a four-part series (Memento vom 11. November 2007 im Internet Archive). Artikel vom 7. Februar 2006 bei cbc.ca (aufgerufen am 14. Mai 2008)