Burgau ist ein im Süden gelegener Stadtteil der kreisfreien Stadt Jena in Thüringen.

Burgau
Stadt Jena
Koordinaten: 50° 54′ N, 11° 36′ OKoordinaten: 50° 53′ 48″ N, 11° 35′ 32″ O
Höhe: 150 m ü. NN
Fläche: 1,4 km²
Einwohner: 585 (31. Dez. 2017)
Bevölkerungsdichte: 418 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Oktober 1922
Postleitzahl: 07745
Vorwahl: 03641
Burgau (Thüringen)
Burgau (Thüringen)
Lage von Burgau in Thüringen
Ortsansicht
Ortsansicht
Blick vom Kirchturm auf den Ort
Alte Saalebrücke Jena-Burgau

Burgau befindet sich südlich des Stadtzentrums Jenas westlich der Bundesstraße 88 und der Saale sowie westlich der Altstadt Lobedas.

Geschichte

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Namensgebung

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Die Bezeichnung Burgau ist auf die Gründung einer Burg (heute Burgruine Burgau) inmitten der Saaleaue und in der Nähe des heutigen Jenaer Stadtteils durch die Herren von Lobdeburg um 1140 zurückzuführen, die zu Beginn des 14. Jahrhunderts in wettinischen Besitz gelang.

Bei Adrian Beier (Geographus Jenensis … 1665, 275) heißt es: „Vom Schloß Burgau. DJeses Schloß/ welches unterschiedlich geschrieben wird Beregowe/ Bergowe/ Bergow/ Burgau lieget auf einem Hügel des Dorffes Burgau/ an dem Bache Triesnitz/ und an dem Saalstrom/ ....“ Eine weitere Deutung findet sich in der Ableitung des slawischen Wortes berka/perka (Fisch), die durch den damaligen Fischreichtum der Saale belegt werden soll. Außerdem beinhaltet das Wappen der Lobdeburgisch-Burgundischen Linie das Zeichen eines Fisches.

Ersterwähnung

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Im Jahre 1216 wird ein Hermann von Bergau erwähnt[1]. Seine erste urkundlich überlieferte Erwähnung fand der Ort als Burgowe am 31. Oktober 1257 durch die die Gebrüder Hartmann und Otto von Bergowe im Rahmen der Verleihung eines Weinbergs unter der Lobdeburg an das Nonnenkloster Oberweimar. Die älteste Überlieferung von Hofbesitzern stammt aus der Zeit von 1421–1425[2]. Im Sächsischen Bruderkrieg wurde die Burg von Herzog Wilhelm im Jahre 1447 belagert, eingenommen und abgerissen[1]. Das Schloss wurde wieder aufgebaut, fiel aber nach dem Tode des letzten Nachkommen des Burgauischen Hauses im Jahre 1468 an Kurfürst Ernst von Sachsen[1]. Seine Söhne Friedrich der Weise und Johann der Beständige verkauften das Schloss wieder im Jahre 1510[1].

Ende Januar 1637 waren die Schweden in Jena eingefallen und hatten die Stadt bereits in ihrer Gewalt, als nachsetzende kaiserliche Truppen gesichtet wurden. Die Schweden sahen sich gezwungen, auf das Ostufer der Saale zu fliehen und alle Brücken in der Umgebung von Jena zu zerstören, um den Vormarsch der Feinde zu vereiteln. Im Jahre 1755 wurde das Schloss völlig abgetragen[1].

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war das Erwerbsleben Burgaus durchgehend durch die Landwirtschaft geprägt. Um 1836 zählte man im Ort 42 Häuser mit 214 Einwohnern.[1] Die gemeinsam mit Winzerla unterhaltene Flur führte oft zu Streitigkeiten zwischen den beiden Ortschaften.

Überregional bekannt wurde Burgau durch die von 1901 bis 1929 bestehende Porzellanmanufaktur Ferdinand Selle, die in der relativ kurzen Zeit ihres Bestehens beachtliche wirtschaftliche Erfolge erreichte. Das auffällige Gebäude befand sich am nordwestlichen Ortsrand auf freiem Felde jenseits der Eisenbahnstrecke (Lage).[3] Es wurde nach Aufgabe der Porzellanherstellung für Wohnzwecke genutzt, beispielsweise als Lager des Reichsarbeitsdienstes[4], und erst bei der Erweiterung des Heizkraftwerkes Winzerla um 1980 abgebrochen.

Sehenswürdigkeiten

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Dreifaltigkeitskirche Burgau
 
Heizkraftwerk Jena-Süd vom Gleisdreieck Burgau vor Abriss des größeren Schornsteins im Jahr 2019
  • Die Dreifaltigkeitskirche Burgau kann erstmals für das Jahr 1330 nachgewiesen werden. Sie ist eine Tochterkirche der Urpfarrei Lobeda, die auch Filialkirchen in Göschwitz und Winzerla besaß. Die heutige Kirche stellt einen Neubau aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts dar. Sie trägt Formen des Barock und wurde im Jahr 1703 geweiht, ihr Bauherr war Friedrich von Cospoth.[5] Der Kirchenneubau wurde, mit hoher Sicherheit, auf den Grundmauern der mittelalterlichen Dorfkirche errichtet, Reste derselben sind in der heutigen Kirche vorhanden. Das alte Gotteshaus stellte vor 1700 bereits längere Zeit eine Ruine dar.
  • Die Alte Burgauer Brücke wurde in den Jahren nach 2000 umfassend rekonstruiert und größtenteils in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt.
  • Eine Landmarke im Saaletal stellt das Saalekraftwerk dar. Es wurde 1909/10 auf dem Areal der Alten Mühle errichtet und versorgte die Zeisswerke mit Elektrizität. Die Anlagen stammen aus den Jahren 1912 bis 1938 und produzieren bis heute Strom.

Wirtschaft und Infrastruktur

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Einkaufsmöglichkeiten

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In Burgau befindet sich seit September 1995 das Einkaufszentrum Burgaupark mit über 40 Geschäften der Bereiche Lebensmittel, Haushalt/Drogeriewaren, Literatur, Textilien/Mode, Schuhe, Sportbekleidung, Elektronik/Elektrogeräte, Spielzeug und Reisen. Weiterhin sind ein Gartenbau- und Möbelmarkt vertreten. Im historischen Ortskern sind auch einige kleinere Läden privater Inhaber vorzufinden; das Angebot wird durch eine Gaststätte an der Alten Saalebrücke ergänzt. Frühere Gaststätten im Ortskern sind mittlerweile geschlossen.

Sport/Kultur

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Im Jahre 2012 wurde die Sparkassen-Arena, eine Multifunktionshalle, fertiggestellt. Sie wird von den Basketballern von Science City Jena als Spielstätte genutzt. Weiterhin finden in ihr regelmäßig Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen sowie Messen und vergleichbare Veranstaltungen statt.

 
Eisenbahnbrücke in Burgau
  • Der Stadtteil ist mit dem ÖPNV rund um die Uhr aus den meisten Gebieten Jenas erreichbar. Dort befindet sich eine zentrale Haltestelle, von der vier Straßenbahn-, drei Stadt- und 13 Überlandbuslinien verkehren. An diesem Knotenpunkt bestehen direkte Umsteigemöglichkeiten Straßenbahn-Bus/Bus-Straßenbahn.
  • Am Gleisdreieck Burgau zweigen die Straßenbahnlinien in Richtung Oberaue – Stadtzentrum, Winzerla/Ringwiese und Burgau – Lobeda ab.
  • Der Betriebshof Burgau der Jenaer Nahverkehrsgesellschaft ist der wichtigste Wartungs- und Abstellort für Straßenbahnen und Busse in Jena und überdies Geschäftssitz der JNVG.

Persönlichkeiten

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  • Ferdinand Wachter (1794–1861), Historiker, fiel an der alten Saalebrücke einem Raubmord zum Opfer.

Literatur

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  • Burgauer Almanach 2012. Eine Veröffentlichung der Ortsgeschichtsgruppe des Ortsvereins Burgau [2011]. [Beiträge u. a. zu: Die Volksschule in Burgau, Die Burgauer Mühle um 1785, Vom Wasserleitungsbau in Burgau].
  • Gerhard Cosack / Reinhard Jonscher: Von Ammerbach bis Zwätzen. Aus der Geschichte der Jenaer Vororte. Jena o. J. (Reihe des Stadtarchivs Jena Nr. 2).
  • Herbert Müller: Das Doppelamt Jena-Burgau betrachtet nach Entstehung, Ausbau und Umfang der wettinischen Landesherrschaft von den Anfängen bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts. Coburg 1929 (Phil. Diss. Jena 1929).
  • Katrin Rohnstock / Rosita Müller: Das Dorf Lebt. Bewohner erzählen Geschichten aus Burgau. Bucha bei Jena: quartus-verlag 2007. ISBN 978-3-936455-53-3
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Commons: Burgau – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Jonathan Carl Zenker: Historisch-topographisches Taschenbuch von Jena und seiner Umgebung besonders in naturwissenschaftlicher u. medicinischer Beziehung. Mit dem Plane von Jena und einem geognostischen Profile. Frommann, Jena 1836, S. 141.
  2. Andrei Zahn: Die Einwohner der Ämter Burgau, Camburg und Dornburg: ein Beteregister aus der Zeit um 1421–1425. Schriftenreihe der AMF; 55; Mannheim, 1998.
  3. erkennbar im Luftbild vom 8. April 1945 (rechter Bildrand unten), abrufbar im Geoportal des Landes Thüringen (Downloadbereich: https://geoportal.thueringen.de/gdi-th/download-offene-geodaten/download-luftbilder-und-orthophotos) unter der Nummer 1945211 3013
  4. Foto von Alfred Bischoff: Stadtmuseum Jena: Jena-Burgau. Reichs-Arbeits-Dienst (RAD) in der ehemaligen Porzellanmanufaktur Burgau (PBM). Abgerufen am 1. Dezember 2024.
  5. Gerhard Cosack, Reinhard Jonscher: Von Ammerbach bis Zwätzen. Aus der Geschichte der Jenaer Vororte. Stadtarchiv, Jena 1995, S. 52.