Bruttig-Fankel ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Cochem-Zell in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Cochem an.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 8′ N, 7° 14′ O | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Cochem-Zell | |
Verbandsgemeinde: | Cochem | |
Höhe: | 85 m ü. NHN | |
Fläche: | 14,37 km2 | |
Einwohner: | 1131 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 79 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 56814 | |
Vorwahl: | 02671 | |
Kfz-Kennzeichen: | COC, ZEL | |
Gemeindeschlüssel: | 07 1 35 017 | |
LOCODE: | DE UTI | |
Gemeindegliederung: | 2 Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Ravenéstraße 61 56812 Cochem | |
Website: | www.bruttig-fankel.de | |
Ortsbürgermeister: | Hermann-Josef Scheuren | |
Lage der Ortsgemeinde Bruttig-Fankel im Landkreis Cochem-Zell | ||
Geographie
BearbeitenDer Ort liegt an der Mosel (Flusskilometer 57 bis 59; Untermosel) und besteht aus den Ortsteilen Bruttig und Fankel, sowie dem Wohnplatz Birkenhof.[2]
Klima
BearbeitenDer Jahresniederschlag beträgt 716 Millimeter. Die Niederschläge liegen im mittleren Drittel der in Deutschland erfassten Werte. An 43 Prozent der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der Februar, die meisten Niederschläge fallen im Juni. Im Juni fallen 1,8-mal mehr Niederschläge als im Februar. Die Niederschläge variieren mäßig. An 46 Prozent der Messstationen werden niedrigere jahreszeitliche Schwankungen registriert.
Geschichte
BearbeitenDie ältesten Zeugnisse der Besiedlung in der näheren Umgebung des Ortes sind die sehr gut erhaltenen Hügelgräber auf dem Bruttig-Fankeler Berg entlang des sogenannten Rennweges, einer alten Verbindungsstraße zwischen den zwei Gabel-Endpunkten der keltisch/römischen Fernstraße von der Mosel über den Hunsrück zur Nahe, heute als Keltenweg Nahe–Mosel touristisch beworben und vermarktet, über die heute der „Archäologische Wanderweg Bruttig-Fankel“ verläuft. Nach Auskunft des Landesamtes für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz in Koblenz stammen diese Gräber teilweise noch aus der Bronzezeit.
Der Ort Bruttig-Fankel hat sowohl keltisch-römische als auch merowingisch-fränkische Ursprünge, wobei der Ortsteil Bruttig wohl der ältere ist. Die erste urkundliche Erwähnung als „Pruteca im Mayengau“ stammt vom 4. Juni 898 in einer Schenkungsurkunde des lothringischen Königs Zwentibold zu Gunsten des reichsunmittelbaren, freiadligen Frauenstifts in Essen. Neben zahlreichen Besitzungen im Raum Köln und Bergheim übertrug der König dem Stift in Essen: … in pago magnensi in villa pruteca terra arabilis cum curtile et vineis … (Übers. etwa: … im Mayengau, im Dorfe Bruttig einen Hof mit zugehöriger pflügbarer Erde und Weinbergen …). Diese Urkunde belegt, dass der Ort mindestens 1100 Jahre alt ist, wahrscheinlich aber sogar wesentlich älter, da bereits ein Hof mit Weinbergen bestand. Ein weiterer Hinweis darauf, dass der Ort bereits eine keltische Siedlung war, ergibt sich aus dem Namen „Bruttig“ selbst. Sprachforscher leiten den heutigen Namen ab vom keltischen „Bruti-acum“ (d. h.: „Wohnung des Brut“) über das lateinische „Proteca“ (898 n. Chr.), „Prodecha“ (1250 n. Chr.) zum heutigen „Pruttig/Bruttig“.
Der Ortsteil Fankel wurde um das Jahr 1100 erstmals urkundlich erwähnt. Der Name ist abgeleitet vom keltischen „fank“, für sumpfiges Gelände. Die Besitzverhältnisse regelten sich im Mittelalter in Bruttig wie in Fankel durch mehrere sogenannte Weistümer. Zu Zeiten der französischen Besatzung ab dem Jahr 1794 wurden beide Ortsteile der Mairie Beilstein zugeordnet, welche zum Kanton Zell gehörte. Die Verwaltung lag allerdings beim Kanton Treis des Département de Rhin-et-Moselle und ab 1816 nach der Zuordnung zum Königreich Preußen beim Kreis Cochem. Vom 10. März 1944 bis zum 14. September 1944 bestand im Ortsteil Bruttig ein Teil des Konzentrationslagers Bruttig-Treis.
Seit 1946 sind die Orte Bruttig und Fankel Teil des Landes Rheinland-Pfalz.
Im Zuge der rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform erfolgte am 7. Juni 1969 die Zusammenlegung der bis dahin eigenständigen Gemeinden Bruttig und Fankel zur neuen Ortsgemeinde Bruttig-Fankel.[3]
Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenDer Gemeinderat in Bruttig-Fankel besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 9. Juni 2024 in einer Mehrheitswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.[4]
Bürgermeister
BearbeitenHermann-Josef Scheuren wurde am 9. Juli 2024 Ortsbürgermeister von Bruttig-Fankel.[5] Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 war er als einziger Bewerber mit einem Stimmenanteil von 87,2 % gewählt worden.[6]
Scheurens Vorgänger Rainer Welches hatte das Amt am 10. April 2017 übernommen,[7] nachdem es Manfred Ostermann 2016 aus gesundheitlichen Gründen nach zwölf Jahren niederlegte.[8]
Wappen
BearbeitenDas neue Wappen der Ortsgemeinde Bruttig-Fankel basiert auf einem Beschluss des Gemeinderats vom 16. Januar 1973.
Blasonierung: „Ein gespaltener Wappenschild, rechts auf silbernem Hintergrund ein roter Schlüssel mit Vierpass-Griff und nach links gerichtetem Bart mit Kreuzeinschnitt, überdeckt von einem grünen Wellenbalken; links eine goldene Lilie auf grünem Feld.“[9] | |
Wappenbegründung: Das Wappen stellt eine Zusammenführung der Symbolik der beiden alten Gemeindewappen der Ortsteile Bruttig und Fankel dar.
Der Wappenentwurf stammt von Alfons Friedrichs aus Zell.[10] |
Partnerschaften
BearbeitenMit Overijse in Belgien wird seit 1958 eine Partnerschaft gepflegt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenSehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Schuncksches Haus von 1656 (beachtliche Innenausstattung)
- Alte Rathäuser von Bruttig (von 1619) und Fankel (16. Jahrhundert)
- Kirche St. Margaretha in Bruttig (1845) und Filialkirche Mariä Himmelfahrt in Fankel (1385)
- Christophorushaus und Fachwerkhäuser in der Brunnenstraße (ältestes zusammenhängendes Fachwerkensemble im Moselraum)
- Ehemalige Synagoge in der Mühlenbachstraße im Ortsteil Bruttig
- zahlreiche Fachwerkhäuser in den alten Ortskernen von Bruttig und Fankel
- Kreuzkapelle (18. Jahrhundert)
Der Bahndamm in Bruttig
BearbeitenQuer durch den Ortsteil Bruttig verläuft ein bis zu zehn Meter hoher Bahndamm. Im nördlichen Teil wirkt er mit seinen gemauerten Wänden fast wie eine Stadtmauer, im südlichen Teil liegt er zwischen den Häusern. Mit insgesamt zwölf Brücken führt er über die ihn querenden Straßen und Gassen. Der Damm ist ein Relikt einer während des Ersten Weltkrieges als strategische Eisenbahn geplanten Bahnstrecke entlang des rechten Moselufers von Bullay nach Koblenz. Gebaut wurden aber, mit Unterbrechungen, lediglich der 2565 Meter lange Treiser Tunnel zwischen Bruttig und Treis sowie die aus den genannten Orten zu ihm hinführenden Bahndämme. Die Bauarbeiten wurden 1924 endgültig eingestellt, in Betrieb ging die Strecke nie. Im Tunnel wurden 1944, im Rahmen eines Programmes zur Verlagerung der Produktion kriegswichtiger Güter in geschützte Untergrundanlagen, elektronische Bauteile produziert. Hierbei wurden auch KZ-Häftlinge eingesetzt, welche in Lagern auf den Bahndämmen zu beiden Seiten des Tunnels untergebracht waren. 1946 wurde der Tunnel auf Anordnung der französischen Besatzungsbehörden durch mehrere Sprengungen zerstört. Noch heute lässt sich die Trasse gut bis zum ehemaligen Südportal des Tunnels verfolgen. Auf großen Teilen ihrer Fläche, auch innerorts, wurde noch bis vor einigen Jahren Wein angebaut. Vor dem Portal sind die Überreste zweier Betonbauten aus dem Jahre 1944 erkennbar. An das Konzentrationslager erinnert ein Gedenkstein auf dem Friedhof.
Interessantes
BearbeitenRegelmäßige Veranstaltungen
Bearbeiten- Bruttiger Winzerfest am zweiten Wochenende im August
- Fankeler Weinfest am zweiten Wochenende im Juli
- Bruttiger Kirmes am ersten Sonntag nach dem 20. Juli
- Fankeler Kirmes am ersten Sonntag nach dem 15. August
- Pfingstfest
- Weingelage
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenWeinbau und Tourismus prägen den Ort und gehören untrennbar zusammen. Im Ortsteil Bruttig wird jährlich am zweiten Wochenende im August das große Winzerfest gefeiert. Bekannte Steilhang-Weinlagen sind Pfarrgarten, Götterlay, Rathausberg, Layenberg und Rosenberg. Es wird überwiegend Riesling angebaut, darüber hinaus aber auch Elbling und diverse andere (auch rote) Rebsorten.
In Fankel befindet sich neben der Staustufe Fankel auch die Zentralwarte der RWE Power AG, von der aus die Wasserkraftwerke der deutschen Moselstaustufen gesteuert werden.
Bekannte Söhne und Töchter
Bearbeiten- Johannes Kölner (auch Johannes Koelner de Vanckel) (* um 1448 in Fankel; † 29. Juli 1490 in Köln), deutscher Jurist; 1482 Dekan der Juristischen Fakultät der Universität Köln
- Matthias Coelner de Vanckel (auch Matthias Fanckel) (* um 1450 in Fankel; † 5. Juni 1506 in Trier), deutscher Geistlicher, Dominikaner, Prior und Inquisitor
- Servatius Fanckel (* um 1450 in Fankel; † 15. Juli 1508 in Basel), deutscher Geistlicher, Dominikaner und Definitor des Provinzialkapitels
- Petrus Mosellanus (geb. Peter Schade), * 1493 in Bruttig; † 19. April 1524 in Leipzig, Moselhumanist, Philologe, Theologe und Kirchenlehrer
- Johann Georg Gobelius (* 1562 in Bruttig-Fankel; † nach 1615 in Mainz), Mediziner, Rektor in Mainz und kurfürstlicher Leibarzt
- Cornelius Gobelius der Jüngere (* 7. November 1570 in Bruttig; † 5. Juni 1611 in Erfurt), Weihbischof in Mainz (Titulatur eines Bischofs von Askalon)
- Egon Hess (* 18. April 1922 in Fankel; † 17. November 1980 in Bruttig-Fankel), Kommunalpolitiker und ehemaliger Bürgermeister von Bruttig-Fankel
Literatur
Bearbeiten- Alfons Friderichs: Wappenbuch des Kreises Cochem-Zell. Zell 2001. ISBN 3-00-008064-3
- Alfons Friderichs: Persönlichkeiten des Kreises Cochem-Zell. Trier 2004. ISBN 3-89890-084-3
- Alfons Friderichs: Urkunden und Regesten der Städte, Gemeinden, Burgen, Klöster Mühlen und Höfe im Kreis Cochem-Zell bis 1900. Trier 2010. ISBN 978-3-89890-125-3
- Ernst Heimes: Ich habe immer nur den Zaun gesehen. Suche nach dem KZ-Außenlager Cochem. Fölbach; 4. Aufl.; Koblenz 1999. ISBN 3-923532-39-3
- Reinhold Schommers: Gemeinde Bruttig-Fankel an der Mosel. Rheinische Kunststätten Nr. 371; Verlag des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz; 1. Aufl.; Köln 1992. ISBN 3-88094-675-2
- Theisen, Horst / Weidenbach, Markus: Familienbuch Bruttig-Frankel von 1500–1899. Cardamina-Verlag Breuel, Plaidt 2007 (Deutsche Ortssippenbücher: Reihe A; 424)
- Norbert Pies: Bruttig-Fankel und Kloster Maria Engelport. Ein Beitrag zur 1100-Jahrfeier der Gemeinde. Erftstadt-Lechenich 1998. ISBN 978-3-927049-19-2
Weblinks
Bearbeiten- Homepage der Ortsgemeinde Bruttig-Fankel
- Literatur über Bruttig-Fankel in der Rheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Februar 2022. S. 30 (PDF; 3,3 MB).
- ↑ Amtliches Gemeindeverzeichnis (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 407). Bad Ems Februar 2016, S. 161 (PDF; 2,8 MB).
- ↑ Rainer Welches (Wahlleiter): Bekanntmachung des Ergebnisses der Wahl zum Gemeinderat der Ortsgemeinde Bruttig-Fankel am 9. Juni 2024. In: Stadt- und Landbote VG Cochem, Ausgabe 26/2024. Linus Wittich Medien GmbH, Höhr-Grenzhausen, 28. Juni 2024, abgerufen am 13. Juli 2024.
- ↑ Rainer Welches: Bekanntmachung – Konstituierende Sitzung des Gemeinderates Bruttig-Fankel 2024. In: Stadt- und Landbote VG Cochem, Ausgabe 27/2024. Linus Wittich Medien GmbH, Höhr-Grenzhausen, abgerufen am 13. Juli 2024.
- ↑ Bruttig-Fankel, Ortsbürgermeisterwahl (Gemeinde) 09.06.2024. In: Kommunalwahlergebnisse Bruttig-Fankel. Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz, abgerufen am 13. Juli 2024.
- ↑ Niederschrift über die 20. Sitzung des Gemeinderates von Bruttig-Fankel am 10.04.2017. (PDF) Ortsgemeinde Bruttig-Fankel, abgerufen am 3. Oktober 2020.
- ↑ Am Sonntag: Bruttig-Fankel wählt neuen Ortschef. In: Rhein-Zeitung. Mittelrhein-Verlag GmbH, Koblenz, 15. März 2017, abgerufen am 3. Oktober 2020.
- ↑ Festschrift 1100 Jahre Bruttig; Gemeinde Bruttig-Fankel; 1998
- ↑ Alfons Friderichs: Wappenbuch des Kreises Cochem-Zell. S. 36–37.