Brissago-Inseln
Die Brissago-Inseln (italienisch Isole di Brissago) liegen auf der Schweizer Seite des Langensees, etwa 2,5 km nordöstlich von Brissago, zu dessen Gemeindegebiet sie gehören, und 3,5 km südwestlich von Ascona. Bis zum Ort Porto Ronco, von wo aus die Inseln per Shuttle-Boot erreicht werden können, ist es rund ein Kilometer.
Brissago-Inseln | ||
---|---|---|
Die Brissago-Inseln im Lago Maggiore | ||
Gewässer | Lago Maggiore | |
Geographische Lage | 700184 / 109921 | |
| ||
Anzahl der Inseln | 2 | |
Hauptinsel | San Pancrazio (Isola Grande) | |
Gesamte Landfläche | 3,38 ha |
Geographie und Klima
BearbeitenSan Pancrazio (auch Isola Grande genannt)[1] ist die grössere der beiden Inseln und beherbergt einen botanischen Garten. Die kleinere Insel, Isolino, Isola Piccola oder Isola di Sant’Apollinare genannt,[2] ist weitgehend naturbelassen.
Auf den Brissago-Inseln herrscht insubrisches Klima, das heisst, es gibt viele Niederschläge, jedoch ebenso viele Sonnenstunden, und die Jahresmitteltemperatur ist mit rund 14 °C dementsprechend hoch. Damit haben die Inseln mit Abstand das wärmste Klima der Schweiz. In der Folge gedeihen verschiedenste Palmen- und Pflanzenarten, die sonst nicht auf diesen Breitengraden vorkommen, ausserdem gibt es keine Eistage auf den Inseln.[3]
Geschichte
BearbeitenDie Inseln waren spätestens seit der Römerzeit besiedelt. Archäologische Funde befinden sich heute in Locarno im Museum. Im Mittelalter standen hier zwei Kirchen. Die Inselbewohner erreichten zeitweilig eine gewisse Autonomie gegenüber den Herren Mailands und später gegenüber der Eidgenossenschaft. Um 1875 sollte auf den Inseln eine Dynamitfabrik errichtet werden, die das Nitroglycerin für den Bau des Gotthardtunnels liefern sollte. Es kam jedoch nur zu Vorarbeiten.
Die Inseln standen von 1885 bis 1927 im Besitz der deutsch-russischen Baronin Antoinette de Saint Léger, welche dort ein grosses Haus und Parkanlagen mit subtropischen Pflanzen errichten liess – den Grundstein des heutigen botanischen Gartens. Als sie 1927 durch gewagte Spekulationen wirtschaftlich am Ende war, verkaufte sie die Inseln an den deutschen Warenhausmillionär und Kunstsammler Max Emden.[4] Er liess die Gärten erneuern und die bestehenden Bauwerke im Wesentlichen abtragen. Unter der Leitung des Berliner Architekten Alfred Breslauer wurde eine Villa im neoklassizistischen Stil mit Orangerie und römischen Bad errichtet.[5] Max Emden starb 1940. Alleinerbe wurde sein Sohn Hans Erich Emden, der – nachdem als Jude aus Deutschland ausgebürgert – nach Chile emigriert war.[6] Er verkaufte die Inseln 1949 für rund 700'000 Franken an den Kanton Tessin, der sie als botanischen Garten für die Öffentlichkeit zugänglich machte.[7] Eigentümer sind heute neben dem Kanton Tessin die Gemeinden Ascona, Brissago und Ronco sopra Ascona.
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Willy Zeller: Isole di Brissago – Die Brissago-Inseln. 1970.
- Giuseppe Mondada: Die Brissago-Inseln in Vergangenheit und Gegenwart. Armando Dadò Editore, Locarno 1981.
- Simona Martinoli u. a.: Guida d'arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 210.
- Francesco Welti: Der Kaufhaus-König und die Schöne im Tessin. Max Emden und die Brissago-Inseln. Huber, Frauenfeld 2010, ISBN 978-3-7193-1551-1.
Bilder
Bearbeiten-
Inseln von Brissago
-
Villa Emden
-
Palmenwald
-
Anlegestelle
-
Isola Grande
-
Werner Friedli (Fotograf): Brissago-Inseln, historisches Luftbild (1950)
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Website des botanischen Gartens auf den Isole di Brissago
- Isole di Brissago auf ticinarte.ch
- Bundesinventar ISOS: Isole di Brissago
- Brissago-Inseln auf dem Lago Maggiore – Reise-Blog auf littlecity.ch
- Max Emden und die Brissago-Inseln In: Zeitblende von Schweizer Radio und Fernsehen vom 21. Mai 2022 (Audio)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Isola Grande auf ETHorama
- ↑ Isola Piccola auf ETHorama
- ↑ Isole di Brissago – Parco Botanico auf ticino.ch
- ↑ Paradies zu verkaufen. In: Der Spiegel. Nr. 16/1949 vom 15. April 1949.
- ↑ Brömmling, Ulrich: Max Emden - Hamburger Kaufmann, Kaufhauserfinder, Ästhet und Mäzen. Hrsg.: Ekkehard Nümann. Band 1. Wallstein Verlag (e-bookshelf.de [PDF]).
- ↑ Hamburg Lese: Max James Emden. Abgerufen am 22. Januar 2021.
- ↑ Maspoli, Guido: Il Parco botanico delle Isole di Brissago. Hrsg.: Kunst Architektur in der Schweiz = Art architecture en Suisse =Arte architettura in Svizzera. Band 67, Heft 3, 2016 (e-periodica.ch).
- ↑ a b c d Simona Martinoli und andere: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der GSK. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 210.
- ↑ kantonaler botanischer Garten
- ↑ mittelalterliche Kultgebäude
- ↑ Villa Emden auf ETHorama