Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei
Die Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB) war eine am 23. Dezember 1936 als gesamtschweizerische Partei gegründete und 30. Januar 1937 konstituierte politische Partei in Bern. Sie ging aus dem Zusammenschluss verschiedener kantonaler Bauernparteien hervor, deren Gründung in die Zeit des Ersten Weltkriegs (Zürich 1917, Bern 1918) und die 1920er Jahre fällt und häufig parallel zur Entstehung von Bürgerwehren verlief. Neben Bauernpolitikern wie dem Berner Rudolf Minger und dem Zürcher Fritz Bopp umfassten die neuen Bauernparteien frühzeitig auch Vertreter der Grossindustrie und des Finanzwesens wie den Aargauer Heinrich Roman Abt und den (freilich dem Bauernstand eng verbundenen) Zürcher Johannes Meyer-Rusca sowie Rechtsaussenpolitiker wie den Aargauer Arzt und «Bürgerwehrgeneral» Eugen Bircher.
Geschichte
BearbeitenDie 1911 als Abspaltung von der FDP gegründete Fortschrittliche Bürgerpartei, später Bürger- und Gewerbepartei, aus dem Kanton Basel-Stadt, welche in den 1930er-Jahren als Nationale Volkspartei rechts aussen politisierte, gehörte zur BGB, schloss sich 1957 aber wiederum der Liberaldemokratischen Partei an.[1]
Mit Rudolf Minger, der Ende November 1917 im Bierhübeli in Bern die Gründung der Bernischen Bauern- und Bürgerpartei angestossen hatte, war die BGB von 1929 bis 1940 erstmals im Bundesrat vertreten. Er wurde am 12. Dezember 1929 gewählt und stand bis zu seinem Rücktritt 1940 dem Eidgenössischen Militärdepartement (damals EMD) vor. Alle weiteren BGB-Bundesräte stammten wie Minger aus dem Kanton Bern: Eduard von Steiger (1941–51), Markus Feldmann (1952–58), Friedrich Traugott Wahlen (1959–65) und Rudolf Gnägi (1966–79).[2]
Die BGB gründete 1971 zusammen mit den Demokratischen Parteien der Kantone Glarus und Graubünden die Schweizerische Volkspartei. Ausser im Kanton Bern gab es zum Zeitpunkt dieser Fusion Sektionen in den Kantonen Aargau, Baselland, Freiburg, Schaffhausen, Tessin, Thurgau, Waadt und Zürich.[3]
Wahl | % | Nationalrat | Ständerat |
---|---|---|---|
1919 | 15,3 % 1 | 30/189 |
1/44 |
1922 | 16,1 % 1 | 34/198 |
1/44 |
1925 | 15,6 % 1 | 30/198 |
1/44 |
1928 | 15,8 % 1 | 31/198 |
3/44 |
1931 | 15,3 % 1 | 30/187 |
3/44 |
1935 | 11,0 % | 21/187 |
3/44 |
1939 | 14,7 % 2 | 22/187 |
4/44 |
1943 | 11,6 % | 22/194 |
4/44 |
1947 | 12,1 % | 21/194 |
4/44 |
1951 | 12,6 % | 23/196 |
3/44 |
1955 | 12,1 % | 22/196 |
3/44 |
1959 | 11,6 % | 23/196 |
3/44 |
1963 | 11,4 % | 22/200 |
4/44 |
1967 | 11,0 % | 21/200 |
3/44 |
1 Kantonale Bauern-, Gewerbe- und Bürgerparteien. 2 Aussagekraft begrenzt, da stille Wahl in 9 Kantonen. |
Parteipräsidenten
BearbeitenDie folgenden Politiker waren Parteipräsidenten der Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei:[4]
- 1937–1945: Rudolf Reichling
- 1946–1952: Rudolf Weber
- 1953–1956: Karl Renold
- 1957–1965: Walter Siegenthaler
- 1965–1971: Hans Conzett
Literatur
Bearbeiten- Max Jufer: Die Bernische Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei 1918–1968. In: 75 Jahre SVP Kanton Bern. Eigenverlag SVP Kanton Bern, Bern 1993, S. 4–79
- Beat Junker, Rudolf Maurer: Kampf und Verantwortung. Bernische Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei 1918–1968. Verbandsdruckerei, Bern 1968
Weblink
Bearbeiten- Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB) bis 1971; Schweizerische Volkspartei (SVP) ab 1971 in der Sachdokumentation des Schweizerischen Sozialarchivs
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bernard Degen, Philipp Sarasin: Basel (-Stadt). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- ↑ Damir Skenderovic: Schweizerische Volkspartei (SVP). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- ↑ SVP Baden: Geschichte der SVP (Seite dauerhaft nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2024. Suche in Webarchiven), abgerufen am 31. Juli 2008
- ↑ Liste aller Parteipräsidenten der aktuell im Bundesrat vertretenen Parteien