Alte Kantonsschule Aarau

Schulgebäude in Aarau im Kanton Aargau, Schweiz
(Weitergeleitet von Argovia Aarau)

Die Alte Kantonsschule Aarau (umgangssprachlich «Alti Kanti») an der Bahnhofstrasse in Aarau wurde 1802 gegründet. Sie ist die älteste Kantonsschule und das älteste nichtkirchliche Gymnasium der Schweiz.

Alte Kantonsschule Aarau
Einsteinhaus
Vorderseite Hauptgebäude (Albert-Einstein-Haus)
Schulform Kantonsschule (Gymnasium)
Gründung 1802
Adresse Bahnhofstrasse 91, 5001 Aarau
Ort Aarau
Kanton Aargau
Staat Schweiz
Koordinaten 646347 / 249345Koordinaten: 47° 23′ 36″ N, 8° 3′ 9″ O; CH1903: 646347 / 249345
Träger Kanton Aargau, Departement für Bildung Kultur und Sport (BKS)
Schüler 1400[1]
Lehrkräfte ca. 190[2]
Leitung Andreas Hunziker[3]
Website www.altekanti.ch

Geschichte

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Kaderschmiede der Helvetischen Republik

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Von 1802 bis 1896 war die Kantonsschule im heutigen Amthaus (Kantonspolizei) an der Laurenzenvorstadt untergebracht und nur für Knaben zugänglich.[4] An der Gründung der vorerst privaten Realschule mit kleinem Gymnasialteil beteiligt waren Bergdirektor Johann Samuel von Gruner (1766–1824), der Seidenbandfabrikant, Naturforscher, Revolutionär und Alpinist Johann Rudolf Meyer Sohn (1768–1825) sowie der Schriftsteller Andreas Moser (1766–1806), der mit dem Telliring den ersten Turnplatz der Schweiz schuf. Die Gründer waren von den Ideen Johann Heinrich Pestalozzis (1746–1827) beeinflusst. Die Schule war nicht-konfessionell und sollte als Kaderschmiede nicht nur des 1798 gegründeten Kantons Aargau, sondern der ganzen Helvetischen Republik dienen. Erster Leiter war der Sekretär der helvetischen Regierung Georg Franz Hofmann (1765–1849), der später Schulen in Neapel und Budapest gründete. Die Schüler kamen aus zahlreichen Kantonen, neben dem Aargau namentlich Léman (Waadt) und Zürich.

Nach der Konterrevolution von 1802 (Stecklikrieg) und der anschliessenden Auflösung der Helvetischen Republik durch Bonaparte wurde der Schule in der Person des reaktionären Altphilologen Ernst August Evers (1779–1823) ein Rektor vorgesetzt. Dieser ersetzte den gesamten Lehrkörper und stufte die Realschule zugunsten des Gymnasiums zurück, worauf die Schülerzahl einbrach und jahrzehntelang stagnierte. Da zugleich die Subskriptionen einbrachen, musste die Schule 1813 verstaatlicht werden.[5] Die anschliessend errichteten regionalen Sekundarschulen[6] dienten auch als Progymnasien mit Latein- und Griechischunterricht. Auf Evers geht zurück, dass Meyers gleichnamiger Vater (1739–1813) 200 Jahre lang als Gründer der Kantonsschule bezeichnet wurde[7] – wodurch besser vertuscht werden konnte, dass sein Sohn sich nebenbei als Falschmünzer betätigte.[8] Evers verliess die Schule 1817 wegen eines – ebenfalls vertuschten – Skandals in seinem privaten Pensionat.

Um 1896 wurde das heutige Einsteinhaus eingeweiht, das Hauptgebäude. 1917 wurde der Anbau an das Einsteinhaus mit Sternwarte bezogen. Die Schule hatte nun wieder lange Zeit den Ruf, eine der besten Unterrichtsanstalten der Schweiz zu sein[7]. 1969 wurde das Karrerhaus fertiggestellt. 1999/2000 wurde es renoviert. 2014 und 2020, 2021, 2022 sowie auch im Jahre 2023 erhielt die Alte Kantonsschule Aarau den Schulpreis der Wissenschafts-Olympiade.

Unterricht

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Lehrgänge

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Die Alte Kantonsschule Aarau ist eine öffentliche Mittelschule des Kantons Aargau. Ausser dem Gymnasium (MAR) wird auch die Wirtschaftsmittelschule (WMS) und die Informatikmittelschule (IMS) an der Alten Kantonsschule angeboten. Für die ersten zwei Jahre des Gymnasiums wird ein Akzentfach gewählt, für das dritte und vierte Jahr ein Schwerpunktfach und für das vierte Jahr ein Ergänzungsfach.

Im Gymnasium gibt es eine Sportabteilung pro Jahrgang und mehrere Immersionsabteilungen (Unterricht auf Englisch). Seit 2006 ist zudem ein «Nawimat»-Lehrgang (NAturWIssenschaft, MAThematik) wählbar. Ebenfalls an der Alten Kanti angesiedelt ist ein Sportgymnasium für Spitzen- und Leistungssportler.

Sprachen

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Nebst den obligatorischen Sprachen Englisch, Deutsch und Französisch werden Latein, Italienisch und Spanisch, aber auch Griechisch, Russisch, Hebräisch und seit 2006 sogar Arabisch angeboten, neu[Referenzjahr fehlt!] auch Chinesisch und Japanisch. An der Schule können das kleine und grosse Latinum, das Graecum, das Hebraicum sowie das Advanced und das Proficiency abgelegt werden. Für die Spanischschüler besteht zudem die Möglichkeit, das DELE-Diplom zu erwerben, Französischschüler können das DELF-Diplom erwerben.

Nebst der Möglichkeit Unterricht auf diversen Musikinstrumenten zu belegen, existieren auch ein Chor, ein Orchester und zahlreiche Ensembles. Zusätzlich zum Grundlagenfach wird auch ein Schwerpunkt- und ein Ergänzungsfach «Musik» angeboten.

Es existiert ein Theaterkurs. Die eingeübten Stücke werden ungefähr halbjährlich öffentlich aufgeführt.

Informatik

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Seit vor 2003 war das Tastaturschreiben Pflichtfach am Gymnasium wie an der WMS, wobei die Prüfungen am Gymnasium weniger streng waren als an der WMS.

Seit 2009 wird an der Schule ein Informatiklehrgang (Informatikmittelschule, IMS) mit kaufmännischer Berufsmaturität und eidgenössischem Fähigkeitszeugnis «Informatik / Applikationsentwicklung» angeboten. Der Lehrgang besteht aus einer dreijährigen Studienzeit in Aarau mit 5-wöchigem Praktikum im zweiten und 4-wöchigem Sprachaufenthalt im dritten Jahr. Das vierte Jahr ist als Praxisjahr vorgesehen.

Seit 2005 ist die Schule autorisiertes ICDL-Testcenter, wodurch am Gymnasium freiwillig ICDL-Diplome erworben werden können, währenddessen der Erwerb in der WMS zum Lehrplan gehört.

Seit 2017 ist zudem Informatik ein Pflichtfach für alle Gymnasialschüler. Gelehrt werden in diesem Unterricht nebst Grundlagen des Programmierens in mehreren Programmiersprachen auch Medienkompetenz.

Früher diente die Balänenturnhalle, die beim Zeughaus steht, dem Sportunterricht. Heute findet dieser aber in der Telli statt. Die Sportanlage dient ausserhalb der Unterrichtszeiten als öffentliches Schwimmbad, die Turnhallen dienen Vereinen, wie z. B. der Karateschule Aarau, als Trainings- und Übungslokal.

Gebäude

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Die Schule besteht heute aus fünf Gebäuden:

Name Alter Name
(bis 2006)
Baujahr Architekt Nutzung Schulge-
bäude seit
benannt nach
Karl-Moser-Haus Rauchensteinhaus 1860 KSB,
ehemals Bibliothek
Karl Moser
Albert-Einstein-Haus Tuchschmidhaus 1894 Karl Moser Unterricht, Rektorat 1894 Albert Einstein
Paul-Karrer-Haus («Aquarium») Steinmannhaus 1969 Barth & Zaugg Unterricht 1969 Paul Karrer
János-Tamás-Haus Fehrhaus Musikhaus János Tamás
Frank-Wedekind-Haus AVA 1933 Richner & Anliker Medienzentrum,
Mensa, BiG
2008 Frank Wedekind
Haeny-Haus Unterricht
Sportanlage Telli Sportunterricht,
Schwimmen

Albert-Einstein-Haus

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Das Einstein-Haus im Jahr seiner Eröffnung (1895), im Vordergrund der Boulevard der Bahnhofstrasse

Das Albert-Einstein-Haus ist benannt nach dem bedeutenden theoretischen Physiker (1879–1955), der hier ein Jahr zur Schule ging (1895–1896). Vor 2006 war es benannt nach dem Physiker und Rektor August Tuchschmid (1855–1939).

Nutzung

Im Albert-Einstein-Haus befinden sich die Räume der Schulverwaltung, eine Aula sowie etwa die Hälfte der Unterrichtszimmer der AKSA, vor allem jene der Geistes- und Sozialwissenschaften, der Sprachen sowie der Musik. Es wurde 1894 von Karl Moser gebaut und im folgenden Jahr eröffnet.

Kunst

An der Ostfassade befinden sich im 2. Stock anstelle von Fenstern eine Serie allegorischer Bilder der Wissenschaften, auf welche das Gymnasium vorbereitet. Sie wurden von Kunstmaler Arnold Büchli (* 1885) gemalt, der selber Schüler der AKSA war. Auf den Bildern sind zu sehen:

 
Zweiter Stock der Ost-Fassade des Einstein-Hauses
  1. Jurisprudenz: Eine niedergeschlagene Justitia mit Schwert und Waage, dahinter ein geöffnetes Buch: «SVVM CVIQVE» (Lateinisch für Jedem das Seine).
  2. Theologie und Philosophie: Das leere Kreuz Christi, dahinter steht der geflügelte Satan, davor sitzt ein Mann bei einem Amboss, der eine Schrifttafel «ENS ENTI UM» (ens entium, lat.: Wesen aller Wesen = Gott) in den Händen hält.
  3. Medizin: Ein übergrosser Totenkopf, davor eine Frau mit Äskulapstab, der eine nackte Frau zu Füssen liegt.

Auch auf der Westseite haben sich früher Bilder befunden. Es waren dies Allegorien für die drei Richtungen, auf welche die Gewerbeschule vorbereitet: Technik, Mathematik & Naturwissenschaften sowie Handel.

Die «alten Herren» der drei Kantonsschülervereinigungen Argovia, Industria und Turnverein finanzierten 1895 die Anschaffung von sechs Gipsstatuen ins Vestibül und Büsten berühmter Männer in die Lehrerzimmer. Zwei der Statuen, Sophokles und Augustus (genannt «di Prima Porta») hatten die Höhe von über zwei Metern. Die ihnen zur Seite stehenden Figuren, die Musen Clio und Urania, ein Athlet und ein scheibenwerfender Jüngling (Discobolos des Myron) waren absichtlich kleiner gewählt worden. – «Durch die Büsten sollten so dem Schüler eine Reihe von Männern vor Augen geführt werden, welche Hervorragendes geleistet haben auf den verschiedenen Gebieten geistiger Kultur.»[9]

Das Vestibül und gewisse Elemente in den Gängen sind von Herrn Steimer (Fachlehrer für Dekorationsmalen und kunstgewerbliches Zeichnen am Gewerbemuseum) ornamentös verziert worden. In ähnlichem Stile muss bei der Eröffnung des Gebäudes auch die Westwand der Aula verziert gewesen sein. In der Mitte des Ornaments befand sich das Aarauerwappen. Jedoch wurde in der Mitte des 20. Jahrhunderts eine horizontale Decke eingezogen und die Wand einheitlich weiss gestrichen, womit auch das Ornament verschwand. An der Wand, bevor die Dachschräge beginnt, war an beiden Seitenwänden ein ca. 30 cm breiter Streifen bemalt. Zu sehen waren Tiere und Pflanzen. Als die horizontale Decke bei einer Renovation wieder entfernt wurde, waren diese Streifen in einem sehr schlechten Zustand. Nur drei Sektoren konnten restauriert werden, der Rest wurde grün gestrichen. Die Dachschräge jedoch wird nach wie vor beiderseits von Aaraueradlern geziert. Da nach der Renovation die Wände allseitig weiss gestrichen wurden, musste auch das ursprünglich aufgemalte Gedicht «Jugendgeist» von Adolf Frey verschwinden. Da man ihn aber nicht einfach verschwinden lassen wollte, wurde er auf eine Plexiglasscheibe geschrieben, welche dann an die Wand montiert wurde.[10]

Geheimnisvoll ist Jugendgeist –
Ein Wandrer auf verhüllten Wegen.
Dem reift ein Tagwerk voller Segen,
Der aufwärts ihm die Pfade weist:
Der Junge rasch, doch willig,
Das Alter streng, doch billig,
So schreiten wir dem Licht entgegen.

Im zweiten Stock finden sich im Treppenhause die Wappen der ehemaligen Gebiete, welche beim Bau alle zum Kanton Aargau gehörten. Sie sind direkt auf dem Verputz aufgemalt.

Die vier Kantonsschülerverbindungen (Argovia, Industria, KTV Aarau und Zofingia) schenkten 2003 ihrer Alma Mater zum 200-jährigen Bestehen ein Kunstwerk von Ruth Maria Obrist «Installation mit 200 Farbtafeln», welches nun im Gang des ersten Stockes ausgestellt ist.[11]

Die Stadt Aarau schenkte ihr zum Jubiläum 200 Jahre Mittelschule Aargau «positiv und negativ» von Max Matter, basierend auf «Injektion» (1998) (50 cm × 50 cm, im Rektorat aufbewahrt). Dies sind zwei Tinkturen auf Seidenpapier 100 cm × 100 cm, zwei Lambdaprinte (farbecht und komplementär).[12]

Geschichte

1891[13] wurde das Feer-Herzog-Gut seiner zentralen Lage wegen von der Stadt erworben. Unter bestmöglicher Beibehaltung des Baumbestandes sollte hier ein städtischer Schulbezirk mit Kantonsschule, Gewerbeschule und Gewerbemuseum entstehen. Den Wettbewerb für die gesamte Anlage gewann Karl Moser, Teilhaber des Architekturbüros Curjel & Moser in Karlsruhe, der nach 1900 als Architekt und ab 1915 auch als ETH-Professor ein Wegbegleiter der Modernen Architektur in der Schweiz wurde. Für die 1896 eingeweihte Kantonsschule wählte er indes die Formen der deutschen Renaissance und stand damit noch ganz im Banne des Historismus des 19. Jahrhunderts.

1916 wurde auch noch ein Flügelanbau mit Sternwarte durch Karl Moser geplant.[13] In der Sternwarte findet jedes Jahr ein öffentlicher, kostenloser Astronomiekurs statt.

Paul-Karrer-Haus

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Paul-Karrer-Haus

Das Paul-Karrer-Haus ist benannt nach dem Schweizer Chemiker und Nobelpreisträger für Chemie (1889–1971).

Nutzung

Das Paul-Karrer-Haus (genannt: Aquarium) dient der Schule hauptsächlich als Gebäude für den naturwissenschaftlichen Unterricht und damit verbundene Praktika. Vereinzelt werden auch Sprachen unterrichtet. Im 1. Untergeschoss bieten reihenweise abschliessbare Kästchen den Schülerinnen und Schülern Lagerraum für Schulmaterialien, während sich im 2. Untergeschoss die Schutzräume der Schule befinden.

Kunst

Die Fenster im Parterre sind zusammen mit einem darauf dargestellten (und sich auch im Erdgeschoss befindlichen Körper) ein Kunstwerk des Aargauer Künstlers Hugo Suter.

Geschichte

Das zunächst nach dem Naturwissenschafter Paul Steinmann «Steinmannhaus» genannte Schulgebäude von Barth und Zaugg von 1969 strahlt Modernität und Fortschrittsglauben aus. Die Architekten zählten zur Solothurner Schule, die ihre Bauten aus Stahl, Beton und Glas nach dem Beispiel von Mies van der Rohe auf einfache, geometrische Körper reduzierte. Das hohe Haus auf kleinem Grundriss verbaute den alten Park nur wenig. In städtebaulicher Hinsicht war das Wettbewerbsprojekt (1961) noch provokativer gewesen: Ein 13-geschossiges Turmhaus an der Bahnhofstrasse. Der an zentraler Lage geplante Akzent löste im Grossen Rat eine hitzige Hochhausdebatte aus, die mit einem Kompromiss endete: Das Gebäude wurde auf acht Geschosse reduziert und in den «hinteren Teil» des Parkes verbannt, weshalb es heute an die (ruhigere) Laurenzenvorstadt grenzt; statt in Stahl/Glas musste es in Beton aufgeführt werden.[14]

Weithin unbekannt ist auch, dass sich im Gebäude ein vom Untergeschoss bis nach obenhin reichender Lüftungsschacht befindet («Kühlturm»), der aber beim letzten Umbau ausser Betrieb genommen und verschlossen wurde, sodass er heute nicht mehr betreten werden kann. Er befindet sich im südwestlichen Teil des Kernes des Gebäudes, in welchem sich auch Lifte, Nottreppenhaus und Toiletten befinden.

Bis am 13. März 2005 (letzte Messung[15]), befand sich auf dem Dach des Gebäudes eine Luftelektrische Station.[16] Die Station verfügte über ein Nebelmessgerät, dessen Blinken von der anderen Aareseite her gut zu sehen war.

Karl-Moser-Haus

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Ansicht des Karl-Moser-Hauses

Das Karl Moser-Haus ist benannt nach seinem Architekten (1860–1936), der fast zur gleichen Zeit auch das Einstein-Haus erbaut hat.

Nutzung

Im Karl-Moser-Haus befindet sich die Kantonale Schule für Berufsbildung (KSB), wo Jugendliche, die nach der obligatorischen Schulzeit keine Lehrstelle gefunden haben, ein 10. Schuljahr absolvieren können.[17] Ausserdem befindet sich im Erdgeschoss das Lehratelier für Modegestaltung, wo Lernende zum Bekleidungsgestalter bzw. zur Bekleidungsgestalterin ausgebildet werden.[18] Bis 2008 war im Erdgeschoss die Bibliothek der AKSA untergebracht. Sie wurde im selben Jahr in das neu eingerichtete Frank-Wedekind-Haus überführt.

Kunst

Im zweiten Stock sind als Fensterbilder im Haupttreppenhaus die Wappen von Muri und Klingnau sowie ein veraltetes Küttigerwappen abgebildet. Die Fensterscheiben wurden von der Firma Adolf Kreuzer aus Zürich im Jahre 1896 gefertigt.[19]

Auf der südlichen Fassade sind neun kunstvoll gehauene Steine zu sehen. Auf manchen sind Wappenschilde zu sehen, auf anderen Figuren und auf einem auch ein Leitspruch für die Gewerbeschule. Am südlichen Anbau, sind zudem oberhalb der Fenster zwei Wappen angebracht. Zwei leere Wappenschilde befinden sich unterhalb des Erkers an der Südseite.

Geschichte

 
Schrift im dritten Stock des Karl-Moser-Hauses

Das Gewerbemuseum samt Gewerbeschule kam 1896 neben der gleichzeitig neu gebauten Kantonsschule im Park des Feer-Herzog-Gutes zu stehen. Für die Gesamtüberbauung wurde 1892 ein Wettbewerb ausgeschrieben.

Das erstprämierte Projekt von Karl Moser ergänzte die neugotische Villa Feer von 1862[20] mit Spitzgiebeln und fügte ihr einen hofbildenden Winkelbau in neugotischem Stil an. Dieser homogenisierenden Lösung kam der Stilpluralismus des späten 19. Jahrhunderts entgegen. Konzeptionell ein interessantes Beispiel dafür, wie man eine grossbürgerliche Villa, statt abzubrechen, durch eine Erweiterung und bauliche Einverleibung einer neuen Nutzung zuführen kann.

Das Gebäude gilt als ein Hauptwerk der neugotischen Profanarchitektur im Aargau.[21] Um 1895 fanden in den Räumen Handwerkerkurse, eine Frauenarbeitsschule, Bau- und Malschule sowie Sammlungen, um 1985 Fachschul- und Weiterbildungskurse ein neues Zuhause. Die Inschriften an der Wand im dritten Stock erinnern an die Geschichte der im Haus untergebrachten Institutionen, ergänzt mit dem Spruch «Kunst und Gewerke – des Volkes Stärke».[22]

Frank-Wedekind-Haus

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Wedekind-Haus im Bau
Ende Juni 2007

Das Frank-Wedekind-Haus ist benannt nach dem deutschen Schriftsteller, Dramatiker und Schauspieler Frank Wedekind, der ab 1879 hier zur Schule ging, und den Dichterbund Senatus Poeticus gründete.

Nutzung

Im Erdgeschoss ist eine Mensa/Cafeteria ohne Produktionsküche untergebracht. Ein Medienzentrum, das auf dem Areal an einem einzigen Ort die biblio- und mediothekarischen Bedürfnisse beider Schulen (AKSA und Kantonale Schule für Berufsbildung KSB) abdeckt, befindet sich im 1. Obergeschoss. Im Untergeschoss und im 2. Obergeschoss haben Werkstätten und Zeichenräume für das bildnerische Gestalten Platz gefunden.

Geschichte

Das Gebäude wurde 1933 von den Aarauer Architekten Richner & Anliker für das Aargauische Versicherungsamt AVA erbaut. Letzteres wurde per Ende 2007 aufgelöst,[23] nachdem das Gebäude bereits einige Zeit leer gestanden war. Von November 2006 bis Juni 2008 wurde es dann vollständig renoviert und mit einem Anbau – anstelle des alten Annexbaus mit Splitlevel – ergänzt.

János Tamás-Haus

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János-Tamás-Haus (2007).

Das János-Tamás-Haus ist benannt nach dem ungarisch-schweizerischen Komponisten, Dirigenten und Pädagogen, der ab 1971 hier als Lehrer tätig war.

Nutzung

Hier findet der grösste Teil des Instrumentalunterrichts der AKSA statt. Es scheint früher ein Wohnhaus gewesen zu sein. Das Gebäude ist in einen Süd- und einen Nordflügel aufgeteilt, zwischen denen die einzige Verbindung durch den Keller führt.

Ehemaligenverein

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Die «AULA – Alumni Vereinigung der Alten Kantonsschule Aarau» unterstützt Projekte der Schule und der Schülerschaft sowie den Schülerrat bis zu einem jährlichen Geldbetrag von 15'000 Franken. Insbesondere prämiert die Vereinigung ausserordentliche Leistungen an den Maturaprüfungen. Dem Verein gehören gut 1'100 Mitglieder an (Stand: März 2022), sowohl ehemalige Schüler als auch Lehrer und Angestellte.

Bekannte Ehemalige

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Diese Schule wurde von drei Nobelpreisträgern und vier Bundesräten besucht.

Name Eintritt Matur Anmerkung
Karl Rikli 1809 evangelischer Geistlicher und Seminardirektor des Lehrerseminars Münchenbuchsee
Wilhelm Legrand 1810 1813 Schweizer evangelischer Geistlicher und Begründer der heutigen Protestantischen Solidarität Schweiz
Johann Jakob Rychner Tierarzt und Begründer der Buiatrik
Augustin Keller 1822 1825 Ständerat, Regierungsrat
Eduard Dössekel Jurist und Dichter
Arnold Künzli (Politiker)[24] Regierungsrat, Nationalrat, Nationalratspräsident, Grossrat, Oberst im Generalstab, Industrieller
Friedrich Frey-Herosé Bundesrat
Emil Welti 1840 1844 Bundesrat
Johann Baptist Gaudy Kaufmann, Bankier und Politiker
Karl Moser Architekt
Armin Kellersberger 1855 1859 Ständerat
Eduard Bally Schuhfabrikant und Nationalrat
Hans Suter Nationalrat und Stadtammann von Zofingen
Hermann Suter Oberzolldirektor
Frank Wedekind 1879 1884 Schriftsteller
Maximilian Oskar Bircher-Benner Erfinder des Birchermüesli
Edmund Schulthess 1884 1888 Bundesrat
Alfred Wyrsch 1887 1891 Nationalrat
Paul Haller Schriftsteller, Pfarrer, Gymnasiallehrer
Hans Studer 1891 Ingenieur
Iwan Bally Schuhfabrikant und Ständerat
Ernst Samuel Geiger 1892 1896 Maler
Albert Einstein 1895 1896 Nobelpreis für Physik, 1921
Alfred Vogt 1898 Professor der Augenheilkunde
Arnold Büchli 1906 Lehrer, Heimat- und Volkstumsforscher
Paul Karrer 1905 1908 Nobelpreis für Chemie, 1937
Anton Krättli 1942 Literatur- und Theaterkritiker, Journalist und Redakteur
Werner Arber 1945 1949 Nobelpreis für Physiologie oder Medizin, 1978
Paul König[25] Schriftsteller
Ernst Halter 1954 1958 Schriftsteller
Hansjörg Schneider 1954 1958 Schriftsteller
Kaspar Villiger 1957 1960 Bundesrat, Unternehmer
Hanspeter Hoffmann 1960 Botschafter
Thomas Pfisterer 1957 1961 Ständerat, Regierungsrat, Bundesrichter, Professor
Maximilian Reimann 1958 1962 ehm. Nationalrat und Ständerat
Hermann Burger Schriftsteller
Franz Hohler 1960 1963 Schriftsteller
Max E. Keller 1964 1967 Komponist und Jazz-Pianist
Erwin Hofer 1968 Botschafter
Martin R. Dean 1972 1976 Schriftsteller
Virgilio Masciadri 1979 1983 Schriftsteller, Übersetzer und Privatdozent Universität Zürich
Walter Thurnherr 1979 1982 Diplomat und Bundeskanzler
Michael Schneider 1980 1984 Komponist und Musikwissenschaftler
Jean-Pierre Gallati 1982 1986 Nationalrat, Regierungsrat
Alain Gsponer 1992 1996 Filmregisseur, Drehbuchautor
Monika Bütler Ökonomin
Claude Longchamp Politikwissenschaftler
Silvan Widmer Fussballspieler (am Sportgymnasium)
Loris Benito Fussballspieler (am Sportgymnasium)
Yannick Berner Betriebswirt, Manager und Politiker
Chiara Leone 2019 Sportschützin (am Sportgymnasium)[26]

Bekannte Lehrer

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Nach Geburtsjahr:

Eröffnungsgesang

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«Einst wird als Folge von dem Streben,
Das Biedermänner neu vereint,
Ein freyes Volk sich da erheben,
Wo man der Freyheit Fall beweint!»[27]

Georg Franz Hofmann

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«[…] sclavische Huldigung gegen fremde Autorität ist der wahre Tod der Vernunft.»[28]

«Jemehr meine Hoffnungen, eine Reformation der Menschen durch politische Revolutionen befördert zu sehen, durch meine täglich schlimmere Erfahrungen sank, desto höher stieg mein Glauben an die Verbesserung des Menschengeschlechts durch die pädagogische Umschaffung Pestallozzi’s [sic] […]»[29]

Rudolf Rauchenstein

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«[…] ganz unverständig ist es, und verräth entweder völlige Unklarkeit über die Erziehungszwecke, oder starre, zum Erzieherberufe ungeeignete Mißlaune, oder endlich baare und absichtliche Bosheit, wenn man sich darauf verlegt, mit dem Schüler über die Staatseinrichtungen des Vaterlandes zu grübeln, das Bestehende ihm zu verleiden, und ihn von Chimären und vorgeblichen Planen, wie es besser werden könne, zu unterhalten.»[30]

Albert Einstein

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«Diese Schule hat durch ihren liberalen Geist und durch den schlichten Ernst der auf keinerlei äusserliche Autorität sich stützenden Lehrer einen unvergesslichen Eindruck in mir hinterlassen; durch Vergleich mit sechs Jahren Schulung an einem deutschen, autoritär geführten Gymnasium wurde mir eindringlich bewusst, wie sehr die Erziehung zu freiem Handeln und Selbstverantwortlichkeit jener Erziehung überlegen ist, die sich auf Drill, äusserliche Autorität und Ehrgeiz stützt. Echte Demokratie ist kein leerer Wahn.»[31]

«Die Erfahrung meiner Jugend hat mir so recht gezeigt, dass Dezentralisation des Unterrichtswesens, verbunden mit weitgehender Freiheit der Lehrkräfte in der Wahl des Stoffes und der Lehrmethoden, Lehrer und Schüler zu verantwortungsvollem freudigem Arbeiten bringen kann, wie es keine spitzefindige Reglementiererei vermag.»[32]

Literatur

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Commons: Alte Kantonsschule Aarau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. Archivlink (Memento vom 8. Oktober 2008 im Internet Archive)
  2. Lehrpersonen (Memento vom 6. Oktober 2017 im Internet Archive). Website der Alten Kantonsschule Aarau (PDF; 63 kB).
  3. Schulleitung (Memento vom 3. Februar 2017 im Internet Archive). Website der Alten Kantonsschule Aarau.
  4. Für Mädchen besass Aarau seit 1787 ein privates Töchterinstitut.
  5. Schüler: 1803 126, 1806 58; Subskriptionen: 1801–1806 6982 Fr./a , 1807–1810 3820 Fr./a. Rudolf Rauchenstein: Die drey Perioden der Aargauischen Kantonsschule. Ein Programm zur Einladung an die öffentlichen Prüfungen und zur Feier der Preisaustheilung an der Aargauischen Kantonsschule. Obrigkeitliche Buchdruckerey, Aarau 1828 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1={{{1}}}~GB=2GqwrWXJaOwC&pg=PA1~IA=~MDZ= ~SZ=~doppelseitig=~LT=~PUR=), S. 7, 9, 25, 28, 39 f. 
  6. 1816 Zofingen, Aarau; 1817 Zurzach, Lenzburg, Laufenburg; 1818 Brugg; 1820 Baden; 1824 Bremgarten.
  7. a b Markus Lutz: Vollständiges geographisch-statistisches Hand-Lexikon der Schweizerischen Eidgenossenschaft. 1856, S. 2, (Google Books).
  8. Peter Genner: Vor 200 Jahren. Aaraus vertuschte Falschgeldaffäre. In: Schweizer Münzblätter, September 2020, Heft 279, S. 101–117 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1=https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=smb-001%3A2020%3A70%3A%3A129~GB=~IA=~MDZ= ~SZ=~doppelseitig=~LT=~PUR=).
  9. Aug. Tuchschmid (Hrsg.): «Programm der Aargauischen Kantonsschule für das Schuljahr 1895/96», H.R. Sauerländer & Co.1 Aarau, 1896, S. 71.
  10. Aug. Tuchschmid (Hrsg.): «Programm der Aargauischen Kantonsschule für das Schuljahr 1895/96», H.R. Sauerländer & Co.1 Aarau, 1896, S. 68.
  11. Datei:AKSA Ruth Maria Obrist Info.jpg
  12. Beschriftungstafel unterhalb der Bilder im 2. Stock vor der Aula
  13. a b Datei:Info Albert-Einstein-Haus.jpg
  14. Datei:Info Paul-Karrer-Haus.jpg
  15. Letzte Messung der Luftelektrischen Station (im Archiv)
  16. Website der Luftelektrischen Station (im Archiv)
  17. Archivlink (Memento vom 19. Februar 2011 im Internet Archive)
  18. Archivlink (Memento vom 29. Januar 2011 im Internet Archive)
  19. Datei:COA-Window Muri.jpg untere rechte Bildecke sowie Jahreszahl unter «Muri»
  20. Datei:Jahreszahl Moser-Haus.jpg
  21. Datei:Info Karl-Moser-Haus.jpg
  22. Datei:Schrift Moser-Haus.jpg
  23. Hauptseite, Stand Oktober 2008t (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive)
  24. Oberst Arnold Künzli. Website der Gemeinde Murgenthal, archiviert vom Original am 25. März 2020; abgerufen am 9. März 2020.
  25. Karsten Kruschel: König, Paul. In: Lutz Hagestedt (Hrsg.): Deutsches Literatur-Lexikon. 1. Auflage. Band 30: Koch, Jurij – Kokontis. De Gruyter, Berlin/Boston 2018, ISBN 978-3-11-057902-4, S. 279, doi:10.1515/9783110579024-076.
  26. cubegrafik GmbH: Chiara | Chiara Leone. Abgerufen am 2. August 2024 (deutsch).
  27. Hoffnungs-Erhebung bey Anlaß der Errichtung der Kantonsschule in Aarau. In: Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau. Zum Druke befördert von der neuen literärischen Gesellschaft in Aarau. Friedrich Jakob Bek [sic], (6. Jan.) 1802 (Staatsarchiv Aargau, Fu 50: 1), S. 13 f.
  28. (Georg Franz Hofmann:) Kantons-Schule in Aarau. (18. Nov.) 1801 (Staatsarchiv Aargau, Fu 128).
  29. Über Entwicklung und Bildung der menschlichen Erkenntnisskräfte zur Verbindung des Pestallozzischen [sic] Elementarunterrichts mit dem wissenschaftlichen Unterrichte in Realschulen von Dr. Georg Franz Hofmann. Samuel Flick, Basel/Arau [sic] (Aug.) 1805 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1=https://www.e-helvetica.nb.admin.ch/search?urn=nbdig-725284~GB=~IA=~MDZ= ~SZ=~doppelseitig=~LT=~PUR=), S. V f.
  30. Rudolf Rauchenstein: Die drey Perioden der Aargauischen Kantonsschule. Ein Programm zur Einladung an die öffentlichen Prüfungen und zur Feier der Preisaustheilung an der Aargauischen Kantonsschule. Obrigkeitliche Buchdruckerey, Aarau 1828, S. 68 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1={{{1}}}~GB=2GqwrWXJaOwC&pg=PA68~IA=~MDZ= ~SZ=~doppelseitig=~LT=~PUR=).
  31. Albrecht Fölsing: Albert Einstein. Frankfurt am Main 1993, S. 52.
  32. Hans Kaeslin: Beiträge zur Geschichte der aargauischen Kantonsschule, Jahresbericht 1952/53. S. 73.