Alunit

Mineral, Kalium-Aluminium-Sulfat
(Weitergeleitet von Alaunstein)

Alunit, auch Alaunstein, Alaunspat, Lœvigit oder Lœwigit, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfate (einschließlich Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate), genauer ein basisches, wasserfreies Kalium-Aluminium-Sulfat. Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung KAl3[(OH)6|(SO4)2][9]. Alunit entwickelt entweder abgeflachte, würfelförmige, rhomboedrische Kristalle oder poröse, körnige Aggregate von weißgelber bis rötlicher Farbe.

Alunit
Alunit aus der Mineralsammlung der Brigham Young Universität, Fakultät Geologie, Provo, Utah
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1987 s.p.[1]

IMA-Symbol

Alu[2]

Andere Namen
  • Alaunstein
  • Alaunspat
  • Lœvigit
  • Lœwigit
Chemische Formel KAl3[(OH)6|(SO4)2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate (und Verwandte)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VI/B.11
VI/B.11-020

7.BC.10
30.02.04.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol ditrigonal-skalenoedrisch; 32/m
Raumgruppe R3m (Nr. 166)Vorlage:Raumgruppe/166[3]
Gitterparameter a = 6,9741 Å; c = 17,190 Å[3][4]
Formeleinheiten Z = 4[3][4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5 bis 4[5]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,6 bis 2,9; berechnet: 2,82[5]
Spaltbarkeit vollkommen nach {0001}[5]
Bruch; Tenazität muschelig; spröde[5]
Farbe weiß, grau, gelblich bis rötlich
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis undurchsichtig
Glanz Glasglanz bis Perlmuttglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,572[6]
nε = 1,592[6]
Doppelbrechung δ = 0,020[6]
Optischer Charakter einachsig positiv
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten in Wasser und Salzsäure unlöslich
Besondere Merkmale pyroelektrisch, piezoelektrisch, rote Fluoreszenz[7] (auch gelblichweiß[8])

Etymologie und Geschichte

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Alunit, abgeleitet von Alaun (von lateinisch alumen), wurde erstmals im 15. Jahrhundert in Tolfa in der Nähe von Rom für die Alaun-Herstellung unter der Kontrolle der Päpste abgebaut. 1707 wurde es von Jean-Claude Delamétherie als Aluminilit beschrieben, was dann 1824 von François Sulpice Beudant zu Alunit verkürzt wurde. Albrecht Dürer stellte einen Alunit-Kristall auf seinem Kupferstich Melencolia I (1514) dar.[10]

Klassifikation

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Bereits in der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Alunit zur Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte)“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Sulfate, mit fremden Anionen“, wo er als Namensgeber die „Alunit-Gruppe“ mit der System-Nr. VI/B.11 und den weiteren Mitgliedern Ammonioalunit, Ammoniojarosit, Argentojarosit, Beaverit, Dorallcharit, Huangit, Hydroniumjarosit, Jarosit, Krivovichevit, Minamiit, Natroalunit, Natrojarosit, Osarizawait, Plumbojarosit und Walthierit bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Alunit ebenfalls in die Abteilung der „Sulfate (Selenate usw.) mit zusätzlichen Anionen, ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und großen Kationen“ zu finden ist, wo es ebenfalls namensgebend die „Alunit-Gruppe“ mit der System-Nr. 7.BC.10 und den weiteren Mitgliedern Ammonioalunit, Ammoniojarosit, Argentojarosit, Beaverit, Dorallcharit, Huangit, Hydroniumjarosit, Jarosit, Minamiit, Natroalunit, Natrojarosit, Osarizawait, Plumbojarosit, Schlossmacherit und Walthierit bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreien Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er in der „Alunitgruppe (Alunit-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 30.02.04 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)2XO4Zq“ zu finden.

Kristallstruktur

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Alunit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem in der Raumgruppe R3m (Raumgruppen-Nr. 166)Vorlage:Raumgruppe/166 mit den Gitterparametern a = 6,9741 Å und c = 17,190 Å[3] sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle[4].

Eigenschaften

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Alunit ist ein pyroelektrischer und piezoelektrischer Kristall.

Unter UV-Licht zeigen manche Alunite eine rote Fluoreszenz,[7] unter langwelligem UV-Licht wurde auch eine gelblichweiße Fluoreszenz beobachtet.[8]

Bildung und Fundorte

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Alunit – rotes, vielkristallines Mineral-Aggregat

Alunit kommt als verwitterter, kieselhaltiger Tonschiefer vor.[11] Selten findet man gut ausgebildete Einzelkristalle in Geoden. Alunit kristallisiert in einem hexagonalen System zu trigonalen Pyramiden, die oft zu Vielfach-Kristallen verwachsen. Chemisch ist das Mineral ein basisches Kalium-Aluminium-Sulfat. Steht Natrium an der Stelle des Kalium, spricht man von Natron-Alunit, wird das Aluminium durch Eisen (Fe3 ) ersetzt von Jarosit. Letzteres tritt vor allem als Sekundärmineral in Eisensulfat-haltigen Erzen auf. Das Mineral ist unlöslich in Wasser und schwachen Säuren, aber gut löslich in Schwefliger Säure.

Alunit wurde bisher (Stand: 2009) an etwa 700 Fundorten nachgewiesen[12], so unter anderem in Ägypten, Argentinien, Australien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Costa Rica, Deutschland, Dominikanische Republik, Ecuador, Eritrea, Fidschi, Frankreich, Griechenland, England, Indien, Indonesien, Iran, Italien, Japan, Jungferninseln, Kanada, Kasachstan, Kirgisistan, Kolumbien, Madagaskar, Marokko, Mazedonien, Mexiko, Mongolei, Myanmar, Neuseeland, Österreich, Papua-Neuguinea, Peru, Philippinen, Polen, Rumänien, Russland, Salomonen, Serbien, Slowakei, Spanien, Südafrika, Südkorea, Taiwan, Tschechien, Türkei, Turkmenistan, Ukraine, Ungarn, USA.

Verwendung

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Als Rohstoff

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Alunit wird heute als Kalium- und Aluminium-Erz abgebaut. Größere Vorkommen befinden sich in der Toskana und in Ungarn sowie in New South Wales, Colorado, Nevada, Utah und in den Red Mountains in Arizona.

Medizinische Bedeutung

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Der Alaunstein wirkt antiseptisch (Krankheitserreger hemmend und abtötend) und adstringierend (zusammenziehend, abdichtend). Er wird als Blutstillstift zum Schließen kleinerer Wunden, die häufig beim Rasieren entstehen, verwendet. Bei der Nassrasur dient er als Aftershave, bei der elektrischen Rasur als Preshave.

Körperpflege

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Alaunstein ist ein wirksames und billiges Deodorant, frei von chemischen Zusätzen (Reizstoffe, Konservierungsmittel) und daher gut verträglich. Leicht angefeuchtet über die Haut geführt, bindet er die den Schweißgeruch erzeugenden Moleküle zuverlässig (siehe auch Deokristall).

Speläologie (Höhlenforschung)

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Alunit ist ein Hilfsmittel bei der Altersbestimmung von Tropfsteinhöhlen, da es sich an den Wänden der sich bildenden Höhle niederschlägt, wenn mit Schwefelsäure versetztes Grundwasser das Kalkgestein durchdringt.

Schmuckstein

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Neuerdings wird Alunit wieder als Schmuckstein verwendet (vorwiegend im Cabochon-Schliff). Im österreichischen Waldviertel gefundener Alunit wird auch als „Bernhardit“ (nach dem Fundort Bernhards) bezeichnet.[13]

Siehe auch

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Literatur

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Commons: Alunit – Sammlung von Bildern und Audiodateien
Wiktionary: Alunit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c American Mineralogist Crystal Structure Database – Alunite (englisch, 2006)
  4. a b Webmineral – Alunite (englisch)
  5. a b c d Alunite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 67 kB; abgerufen am 20. Januar 2018]).
  6. a b c Mindat – Alunite (englisch)
  7. a b Hanna Krejci-Graf, Karl Krejci-Graf: Fluoreszenzfarben von Mineralen. In: Zeitschrift für Kristallographie - Crystalline Materials. Band 88, Nr. 1–6, 1934, S. 260–264, doi:10.1524/zkri.1934.88.1.260 (abgerufen über De Gruyter Online).
  8. a b Mineralienatlas: Alunit
  9. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
  10. Jesús Martínez Fríaz: El enigmático poliedro de Alberto Durero en ’Melancolía I' (PDF 613 kB)
  11. Wilhelm Hassenstein, Hermann Virl: Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, S. 39.
  12. Mindat – Anzahl der Fundorte für Alunite
  13. Kurzinfo Nr. 18 der Österreichischen Gemmologischen Gesellschaft: Alunit – Neuer Schmuckstein aus Österreich (Memento vom 4. Oktober 2012 im Internet Archive) (PDF 1,9 MB; S. 11)