Der ägyptische Nationalismus (ägyptisch-arabisch قوميه مصريه Qawmeya Masreya) bezieht sich auf einen spezifischen Nationalismus der Ägypter und der ägyptischen Kultur.[1]

Die Große Sphinx und die Pyramiden von Giseh sind unter den anerkennenswertesten Symbolen der Zivilisation eines antiken Ägypten. Sie sind bis heute wichtige kulturelle Symbole auch des modernen Ägypten.

Ägyptischer Nationalismus ist typischerweise ein Patriotismus, der die Einheit aller Ägypter ungeachtet der Ethnizität oder Religion anstrebt.[1] Er manifestierte sich seit dem 19. Jahrhundert im Pharaonismus, der Ägypten als eine unverwechselbare und unabhängige politische Einheit in der Welt seit der Ära der Pharaonen im Alten Ägypten betrachtet.[1] Die arabische Sprache, die in Ägypten heute mehrheitlich gesprochen wird, ist mit der ägyptischen Sprache, die im 18. Jahrhundert ausstarb, verwandt.[2] Mohamed Ali Pascha förderte die Annäherung an Europa. Die gleichzeitigen Entdeckungen der Relikte einer antiken ägyptischen Zivilisation beflügelten die ägyptische Identität und den ägyptischen Nationalismus.[1] In den 1870er und 1880er Jahren forderte die Orabi-Bewegung ein Ende des Despotismus der Mohamed-Ali-Familie und die Zügelung des zunehmenden europäischen Einflusses in Ägypten. Hierbei wurden nationalistische Slogans wie „Ägypten für Ägypter“ gerufen.[1]

Flagge der ägyptisch-nationalistischen Revolutionäre der Revolution von 1919. Es zeigt sowohl den islamischen Halbmond, der Ägyptens Muslime repräsentiert, und das christliche Kreuz, das Ägyptens Christen repräsentiert.

Nach der britischen Besetzung Ägyptens 1882 forderte der ägyptische Nationalismus ein Ende der britischen Kolonialherrschaft[1] und erreichte seinen Höhepunkt im Jahre 1919 mit der Revolution in Ägypten – eine Antwort auf Kriegsentbehrungen, die die Briten während des Ersten Weltkrieges aufzwangen.[1] Nach drei Jahren des Protests und der politischen Unruhen verkündete Großbritannien 1922 einseitig die Unabhängigkeit Ägyptens als Monarchie, wobei die Briten noch einige Bereiche unter ihrer Oberaufsicht beließen.[1] Während der Periode des Königreichs Ägypten blieben die ägyptischen Nationalisten auf die Beendigung der britischen Anwesenheit in Ägypten fokussiert.[1] Obwohl in den 1930er Jahren der arabische Nationalismus an Einfluss gewann, blieb auch bei denjenigen, die mit anderen arabischen oder moslemischen Nachbarn zusammenarbeiten wollten, eine starke Verbundenheit mit Ägypten.[1]

Nach dem Militärputsch in Ägypten 1952, der die jahrhundertealte Monarchie stürzte und eine Republik etablierte, ergriff Gamal Abdel Nasser die Macht mit einer Vision, der den arabischen und dem ägyptischen Nationalismus vermischte.[1] Nasser sah Ägypten als Führer der arabischen Staaten und betrachtete Ägyptens Rolle als Förderung der arabischen Solidarität sowohl gegen den Westen, als auch gegen Israel.[1] Von 1958 bis 1961 bestand eine Ägyptisch-Syrische Union unter dem Namen Vereinigte Arabische Republik.[1] Nassers Nachfolger Anwar Sadat und Hosni Mubarak schmälerten die Betonung auf den arabischen Nationalismus wieder und hoben erneut den ägyptischen Nationalismus hervor, der nun auf Ägyptens Einzigartigkeit innerhalb der arabischen Welt basiert.[1] Sadat und Mubarak lösten auch Nassers arabisch-nationalistischen Konflikt mit "dem Westen" einerseits und Israel andererseits.[1]

Die Revolution in Ägypten 2011, die Mubaraks Rücktritt von der Macht erzwang und zu Mehrparteienwahlen führte, warf die Frage über die Zukunft des ägyptischen Nationalismus wieder auf.[3] Im Einzelnen vermieden die vorherigen säkularen Regierungen Nassers, Sadats und Mubaraks direkte religiöse Konflikte zwischen der muslimischen Mehrheit und der koptisch-christlichen Minderheit durch ihre Betonung der säkularen ägyptisch-nationalistischen Kultur. Währenddessen kamen Bedenken auf, ob diese ägyptisch-nationalistische Kultur mit den durch den "Arabischen Frühling" verursachten politischen Veränderungen bleiben kann.[3] Dies wurde vor allem nach einer Serie der Gewalt (Maspero-Massaker, Imbaba-Kirchenangriff) von Moslems gegen die Christen ein wichtiges Anliegen.[3]

Siehe auch

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Literatur

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  • Alexander J. Motyl (Hrsg.): Encyclopedia of Nationalism. Band 2, Academic Press, San Diego 2001, ISBN 0-12-227230-7.
  • Lin Noueihed, Alex Warren: The Battle for the Arab Spring. Revolution, Counter-Revolution and the Making of a New Era. Yale University Press, New Haven 2012, ISBN 978-0-300-19415-9.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o Alexander J. Motyl (Hrsg.): Encyclopedia of Nationalism. Band 2, Academic Press, San Diego 2001, ISBN 0-12-227230-7, S. 138f.
  2. David P. Silverman: Ancient Egypt. Oxford University Press, New York 1997. S. 234.
  3. a b c Lin Noueihed, Alex Warren: The Battle for the Arab Spring. Revolution, Counter-Revolution and the Making of a New Era. Yale University Press, 2012, S. 125–128.