Mythos oder reale Gefahr?

Mythos oder reale Gefahr?

Liebe Freunde der Schwarzwald AG,

De-Industrialisierung – Mythos oder reale Gefahr? Experten rechnen damit, dass der Anteil der Industrie an der gesamten Bruttowertschöpfung in den kommenden Jahren weiter sinken wird. 2016 lag der Anteil in Deutschland noch bei 22,9 Prozent. Im Jahr 2022 waren es noch 20,4 Prozent. Das ist kein belangloses Zittern an der Tachonadel: Jeder zehnte Industriearbeitsplatz ist in kurzer Zeit aus Deutschland verschwunden. 

Wir müssen unterscheiden zwischen dem Industriestandort Deutschland und der deutschen Industrie. Der globalen Industrie geht es gut, weil eine zunehmend wohlhabender werdende Welt immer mehr Industriegüter verlangt. Es gibt keine weltweite De-Industrialisierung – im Gegenteil.

Auch den innovativen deutschen Unternehmen geht es global gesehen gut. Das zeigt auch deren positive Entwicklung im DAX. Sie sind auf den Weltmärkten mit ihren Produkten und noch immer stark wachsenden Repräsentanzen und Produktionsniederlassungen in Portugal, Osteuropa, Südostasien, Nord- und Südamerika präsent und werden dort als Investor willkommen geheißen und als moderne Arbeitgeber sehr geschätzt. Das ist dann nicht mehr „Made in Germany“, sondern „Made by German Companies“. Qualität zu einem vernünftigen Preis, local for local. 

Schlecht geht es Unternehmen in Deutschland. Deutschlands Position im internationalen Wettbewerb hat sich bei klassischen Standortfaktoren wie der Steuerbelastung von Kapitalgesellschaften, Lohnhöhe, Energiekosten, digitale Infrastruktur oder der Flexibilität bei Arbeitszeiten in den letzten Jahren klar verschlechtert. Innovativ sind wir noch, kein technologischer Trend – auch nicht der Trend zu KI – wurde vom Mittelstand „verschlafen“, wie Staatsinterventionisten aller Couleur behaupten.

Es ist viel einfacher: Unser Staat ist zu teuer, zu langsam, zu bürokratisch, die Infrastruktur verliert an Qualität. Wer kann, verlässt – allmählich und leise – das Land. Zuerst die Großen, dann die Mittelgroßen. Beide Male verschwinden Aufträge für die Kleinen ins Ausland.

Übrigens: Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst um 10 Prozent gewachsen, im rätselhaften Bereich „politische Führung“ sogar um 18 Prozent auf knapp 600.000 Menschen. Merken Sie was? 

Mit aufmerksamen Grüßen

Ihr Dr. Christoph Münzer

Rainer Monnet

Inhaber @ monnet // lebendige Unternehmensentwicklung // Autor // Wertebilanz// Speaker// Innovator

3 Monate

Bedenkliche Entwicklung…

Angela Imdahl

Ich rette Industrieunternehmen. ♦ Strategieberaterin ♦ Geschäftsmodellarchitektin ♦ Gamificationprofi ♦ Autorin ♦ 25 Jahre Beratungserfahrung

3 Monate

Ich freue mich über Ihre offenen Worte, lieber Dr. Christoph Münzer und stimme Ihnen in jedem einzelnen Punkt zu. Allerdings stelle ich mir eine Frage - und ich bin sicher, dass damit nicht alleine stehe: Warum nehmen Unternehmer und ihre Vertreter, zu denen auch der WVIB gehört, unwidersprochen hin, dass weder die Bundesregierung noch ihre westlichen Verbündeten ein Interesse an der Aufklärung der Nord Stream-Sprengung haben? Oder dass sich die Bundesregierung vehement gegen eine UN-geführte Untersuchung wehrt? Denn es ist doch diese Sprengung, die die zentralen Verwerfungen in Deutschland zementiert hat, die wir heute alle beklagen! Fast zwei Jahre sind seit dem Terroranschlag auf die rund 20 Milliarden Euro schwere zivile Energie-Infrastruktur Nord Stream vergangen. Schweden und Dänemark haben ihre Ermittlungen mittlerweile ergebnislos eingestellt. In Deutschland hat der weisungsgebundene Generalbundesanwalt bis heute noch nicht einmal ein Zwischenergebnis präsentieren können (oder dürfen). Anfragen einzelner Bundestagsabgeordneter an die Bundesregierung bleiben mit Verweis auf angebliche „Staatswohl“-Gefährdung unbeantwortet. Hier könne man, wollte man wirklich etwas bewegen Druck aufbauen. Oder was meinen Sie?

Dr. Jan-Arne Gewert

Inhaber bei Gewert Consulting | Strategische Unternehmensberatung

3 Monate

Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst um 10 Prozent gewachsen, im rätselhaften Bereich „politische Führung“ sogar um 18 Prozent. Danke für die klaren Worte Dr. Christoph Münzer!

Hans Joachim Friedrichkeit

Expertise in Global Electronics

3 Monate

Recht haben Sie lieber Herr Dr. Münzer. Wir leben seit Jahren von der Substanz. Unsere Produktivität steigt nicht mehr und Nachbarländer wie z. B. die Niederlande, Dänemark, Norwegen oder die Schweiz ziehen an uns vorbei. Der Glaube an das Märchen vom anstrengungslosen Wohlstand schafft Deutschland als führende Industrie Nation ab.

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