Aus dem Kurs: Videos und Filme drehen: Bildkomposition

Halbnahe, Nahe, Große, Detail, Italienische

Aus dem Kurs: Videos und Filme drehen: Bildkomposition

Halbnahe, Nahe, Große, Detail, Italienische

Jetzt können wir der Reihe nach die Halbnahe, die Nahe, die Große, das Detail und die Italienische. Wie das alles in der Praxis aussieht, schauen wir uns jetzt an. Die Einstellungsgröße, die wir hier sehen, wird Halbnahe genannt. Sie zeigt den Oberkörper des Protagonisten. Die halbe Nahe ist oft die Einstellung der Wahl, wenn man Mimik und Gestik gleichermaßen einfangen wird. Man ist nahe genug am Gesicht, um auch relativ feine Veränderungen des Gesichtsausdrucks wahrzunehmen. Man ist aber auch weit genug weg, um ein Gestikulieren mit den Händen im Bild zu haben, währenddessen bleibt der Protagonist aber auch in seiner noch erkennbaren Umgebung. Die Halbnahe ist eine relativ neutrale Einstellung. Je näher wir gehen, desto intimer wirkt das Bild. Das ist eine Einstellungsgröße, die in etwa mit dem verglichen werden kann, was man in einem normalen Alltagsgespräch vom Gegenüber sieht. Sie wirkt natürlich und unaufdringlich. Dieser Sprung ist der von der Halbnahen auf die Nahe. Hier sehen wir eine Einstellung, die schon sehr vertraut wirkt. Im täglichen Leben kommen wir den wenigsten Menschen so nahe. In der Nahen liegt der Fokus eindeutig auf der Mimik. Jede kleinste Gefühlsregung, die im Gesicht passiert, kann erfasst werden. Die Nahe ist eine Einstellungsgröße, die oft und gerne für die Dialoge verwendet wird. Die Großaufnahme, die wir hier sehen, zeigt nur das Gesicht. Wir sind so nahe an der Mimik wie nur irgendwie möglich, sogar Teile des Kopfes sind angeschnitten. Wir wollen uns auf das Allerwesentlichste konzentrieren. Der Zuschauer soll seine emotionale Bindung mit dem Protagonisten nachfühlen können. Das Detail ist die Einstellung, die am dichtesten ein Motiv ist. Näher geht es nicht. Detailaufnahmen kommen überall dort zum Einsatz, wo man ganz genau hinschauen muss. Eine Sonderform kommt wieder aus dem Western. Diesmal aus dem Italowestern, daher der Name dieser Einstellungsgröße - die Italienische. Sie zeigt genau die Augenpartie des Protagonisten. Die Italienische ist eine Ikone unter den Einstellungen, und wir denken sofort an ein Duell im Wilden Westen, zumindest aber auf jeden Fall an einen entspannenden Moment, weil wir unheimlich nah an den Emotionen dran sind. Es ist zwar ein sehr umfangreiches Thema, das ich ganz kurz anreiße, aber es gehört auch hier mit hinein und zwar ist das der Schnitt beziehungsweise das Mitdenken des Schnitts am Set. Auch das ist eine Aufgabe des Bildgestalters. Es sollen Bilder gedreht werden, die nicht nur für sich alleine, sondern auch im Schnitt funktionieren. In Bezug auf die Einstellungsgrößen heißt das, möglichst eine markante Änderung zu haben. Am besten ist es, noch zusätzlich eine Änderung des Blinkwinkels miteinzubauen. In den allermeisten Fällen funktioniert es nicht, von einer Totalen in eine Halbtotale zu schneiden oder umgekehrt. Wir erwarten uns eine größere Veränderung. Sehen wir uns ein kurzes Beispiel an. Wir starten hier in der Totalen, schneiden jetzt in eine Halbnahe und dann in eine große immer auch mit leichter Änderung des Winkels. Der Schnitt und somit die Änderung von Einstellungsgrößen ist eines der prägnantesten Merkmale, die den Film ausmachen.

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