Aus dem Kurs: Finanzwissen für Gründer:innen, Selbstständige und Kleinunternehmer:innen

Beispiel für laufende Liquiditätsplanung im Handwerk

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Beispiel für laufende Liquiditätsplanung im Handwerk

Hier sehen Sie als anschauliches Beispiel die laufende Liquiditätsplanung des Zimmermeisters Bauer für das erste Quartal 2019. Der Zimmermeister Bauer stellt in einer kleinen Werkstatt mit Verkaufsraum Möbel nach Maß her und repariert und restauriert alte Möbelstücke. Im Januar und Februar arbeitet er nur selbst in der Werkstatt. Für den Verkauf hat er zusätzlich eine Teilzeitkraft beschäftigt. Ab März wird er einen zusätzlichen Gesellen beschäftigen. Dazu muss die Werkstatt ein wenig umgebaut werden, weshalb die Werkstatt wahrscheinlich für ein bis zwei Wochen geschlossen sein wird. An Einzahlungen aus Kundenumsatz hat der Bauer jeweils die Vorjahreswerte der jeweiligen Monate als Grundlage für seine Schätzung genommen Für März hat er jedoch aufgrund der Schließung nur den halben Umsatz angesetzt. Zudem geht er durch die geringeren Einnahmen davon aus, dass er 1.000 Euro auf seinem Dispo bei der Bank zur Zwischenfinanzierung in Anspruch nehmen wird. An Auszahlungen stehen die Lieferanten-Rechnungen und die Personalkosten als größte Position. Die Lieferanten-Rechnungen beziehen sich auf regelmäßige Holzlieferungen für die Maßfertigungen, die sich bisher relativ gleichbleibend bei 1.000 Euro monatlich halten. Durch den weiteren Gesellen wird man zwar ab April die Fertigungszahlen erhöhen können, aufgrund kurzer Lieferzeiten werden diese zusätzlichen Mengen aber auch erst im April bestellt und spielen für die Liquidität des ersten Quartals noch keine Rolle. Zu den Holzlieferungen von 1.000 Euro kommen noch Lieferungen von Hilfs- und Betriebsstoffen, sowie Ersatzteile für die Reparatur der Möbel, die auch relativ stabil bei 500 Euro monatlich liegen. Somit ergeben sich Auszahlungen für Lieferanten-Rechnungen von monatlich 1.500 Euro. An Personalkosten fallen die Kosten für Bauer selbst, die er stets mit 2.000 Euro monatlich ansetzt, sowie für die Verkaufskraft in Höhe von 1.000 Euro an, also im Januar, Februar jeweils 3.000 Euro an Personalkosten. Ab März rechnet Bauer für den zusätzlichen Gesellen mit weiteren 2.000 Euro. Daher ergeben sich im März Personalkosten von 5.000 Euro. Die Räumlichkeiten der Werkstatt sind günstig angemietet zu Kosten von 1.000 Euro. Für Maschinen und andere Erstausstattung hatte Bauer bei der Gründung ein Darlehen aufgenommen, für das er monatlich 300 Euro an Zinsen zahlt. Zusätzlich tilgt er auch jeweils monatlich 300 Euro von diesem Darlehen. Darüber hinaus fallen noch monatliche Betriebskosten von 500 Euro an. Dies sind Ausgaben für Versicherung, Werbematerial, Kommunikation- oder Bürobedarf. Im Januar entsteht gemäß dieser Planung ein Liquiditätsüberschuss von 3.400 Euro. Die Liquidität ist also ausreichend und es besteht kein Finanzierungsbedarf. Ebenso entsteht im Februar durch den höheren Umsatz sogar noch ein höherer Überschuss an Liquidität in Höhe von 5.400 Euro. Im März hingegen reicht durch den geringen Umsatz die gegenwärtige Liquidität trotz Nutzung des Dispos nicht aus. Es entsteht ein Finanzierungsbedarf von 2.600 Euro. Dieser könnte aber beispielsweise durch die Liquiditätsreserven der beiden Vormonate problemlos gedeckt werden, sodass wahrscheinlich keine weitere Kapitalaufnahme nötig ist.

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