Aus dem Kurs: Emotionale Intelligenz entwickeln

Emotionale Intelligenz und emotionale Kompetenz

Aus dem Kurs: Emotionale Intelligenz entwickeln

Emotionale Intelligenz und emotionale Kompetenz

Vielleicht wenden Sie jetzt ein, das Konzept der emotionalen Intelligenz klingt ja recht überzeugend. Aber was fange ich jetzt damit an? Hier kommt der Begriff der emotionalen Kompetenz ins Spiel. Die amerikanische Psychologin Carolyn Saarni hat acht emotionale Kompetenzen definiert, die ich Ihnen im Folgenden vorstellen möchte. Erstens: Klarheit bezüglich der eigenen Emotionen. Zweitens: Wahrnehmung fremder Emotionen. Beide Punkte habe ich bereits angesprochen. Jetzt geht Saarni aber weiter, denn drittens nennt sie sprachliche Kommunikation über Emotionen. Es gibt Menschen, die über ihre Gefühle nicht sprechen können. Dabei ist es in vielen Situationen wichtig, dem Gegenüber die eigenen Gefühle zu vermitteln und zwar nicht nur nonverbal, d.h. mittels Körpersprache, sondern auch mittels der Sprache im eigentlichen Sinn. Viertens: Empathie. Die Empathie oder das Einfühlungsvermögen bestimmt darüber mit, wie eine Person auf die Gefühle ihrer Mitmenschen reagiert. Nimmt sie beispielsweise Rücksicht, wenn es einem Kollegen schlecht geht? Bietet sie dann Hilfe an? Fünftens: die Unterscheidung zwischen internem emotionalem Erleben und externalem Emotionsausdruck. Das klingt kompliziert, lässt sich aber einfach erklären, am besten am Beispiel eines kleinen Kindes. Nehmen Sie an, ein Kind würde spielen, dabei hinfallen und sich wehtun. Was passiert? Das Kind beginnt zu schreien. Es drückt seine Gefühle unmittelbar aus. Das macht keinen Unterschied zwischen dem, was es gerade spürt, und dem, was es seiner Außenwelt signalisiert. Sechstens: Emotionsregulation. Die Emotionsregulation knüpft an das an, was ich gerade geschildert habe. Nehmen Sie die gleiche Situation und stellen sich nun vor, es sei ein Erwachsener, der stürzt. Wie reagiert der Erwachsene? Im Normalfall, solange der Schmerz eine gewisse Grenze nicht überschreitet, wird er die Zähne zusammenbeißen und den Schmerz ertragen. Wenn der Schmerz sehr groß ist, dann sieht man ihm dies an, denn dann wird er unwillkürlich sein Gesicht verziehen. Diese Vielfalt von Ausdrucksweisen ist das Ergebnis von Lernprozessen. Ein Kind lernt im Normalfall, mit der Zeit seine Gefühle nicht unmittelbar und ungefiltert zu zeigen. In den Bereich der Emotionsregulation fällt auch, wie sich jemand unter dem Eindruck seiner eigenen Emotionen an seine soziale Situation anpasst, beispielsweise wie schnell er sich wieder beruhigt, wenn er sich über etwas geärgert oder aufgeregt hat. Siebtens: die Kenntnis der Rolle der emotionalen Kommunikation in Beziehungen. Was ist damit gemeint? Kommunikation findet immer auf mehreren Ebenen statt. Da ist zum einen die Sache als Gegenstand des Austauschs und zum anderen die Ebene der Gefühle, die im Austausch hervorgerufen werden und den Austausch beeinflussen. Bekannt ist auch, dass eine Person nur dann überzeugt, wenn sie treffende Fakten anführt und auf der Gefühlsebene des Gegenübers auf positive Resonanz stößt. Achtens und letztens schließlich: die Fähigkeit zu emotional selbstwirksamem Verhalten. Nach Saarni ist damit ein Verhalten gemeint, mit dem sich ein gewünschtes Ergebnis herbeiführen lässt. Ein solches Verhalten setzt voraus, dass man sich der Wirkung des eigenen emotionalen Ausdrucks auf sein Gegenüber bewusst ist und dass man sein emotionales Verhalten strategisch steuern kann. Für mich sind die von Carolyn Saarni angeführten acht Punkte im Prinzip eine Anleitung. Sie weisen Schritt für Schritt den Weg hin zur Ausbildung von emotionaler Kompetenz. Insofern lege ich in diesem Video-Training den Schwerpunkt weniger auf die emotionale Intelligenz selbst im Sinne von Wissen, als auf das, was aus ihr folgt, nämlich die emotionalen Kompetenzen im Sinne von Können. Wenn ich mir die einzelnen Punkte anschaue, dann wird für mich eines an dieser Stelle sehr deutlich. Die meisten Menschen dürften sehr genau wissen, wie wichtig die Rolle ist, die Gefühle in der Kommunikation spielen. Und sie haben gelernt, Ihre Emotionen in vielen Situationen unter Kontrolle zu halten. Der entscheidende Schritt aber besteht darin, die eigenen Emotionen strategisch einzusetzen, um im Umgang mit anderen Menschen Erfolg zu haben. Jetzt sagen Sie vielleicht, das ist aber doch manipulativ. Stimmt. Allerdings ist der Begriff Manipulation für mich beileibe nicht nur negativ besetzt. Manipulation kann vielmehr auch Positives bewirken. Wenn ich nämlich jemanden dazu bringe, etwas zu tun, das ihm und im besten Fall auch mir selbst hilft und das er ohne meine Einwirkung nicht getan hätte.

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