Chapter Text
Prolog
"Wann kommen Mama und Papa zurück? Sie wollten doch nur 2 Stunden wegfahren!", fragte Claire Beauchamp mit großen Augen, die mich von unten flehend ansahen. "Sie kommen bestimmt gleich zurück. Wahrscheinlich haben sie auf den Weg etwas gesehen und schauen sich es an", erwiderte ich. Ich hatte Ms. und Mr. Beauchamp versprochen auf ihre fünf Jährige Tochter aufzupassen, während sie die schottischen Highlands auf eigene Faust erkunden wollten. Die kleine Familie machte hier seit einer Woche Urlaub und würde morgen wieder wegfahren. "Können wir vielleicht wieder Mensch ärgere dich spielen?", unterbrach mich der kleine Lockenkopf aus meinen Gedanken. Sie war das Ebenbild ihrer Mutter mit ihren dunkelbraunen Locken, die nach allen Seiten abstanden und den goldenen Augen, die untern ihrem Haar hervorblitzten.
"Klar! Willst du diesmal die blauen Steine haben?", fragte ich während ich das Brettspiel hervorholte. "Nein, ich will rot sein", sagte sie und ließ sich auf den Stuhl fallen. "Und diesmal werde ich gewinnen!"
"Mal abwarten...so schnell gebe ich mich nicht geschlagen!" Kaum sagte ich dies erklang das schrille Klingeln des Telefons im Flur. "Ich muss da schnell dran.", sagte ich zu dem kleinen Mädchen, das schon fleißig dabei war die Steine aufzubauen. "Ok", erwiderte sie, ohne sich umzudrehen, vertieft im Aufbauen.
Schnell lief ich den Gang hinunter zum schrillen Klang des Telefon hin und hob es ab. "Ms. Grahams B&B, was kann ich für sie tun." "Polizei Station Inverness, ist bei ihnen derzeit Claire Beauchamp?"
"Ja warum?", antwortete ich zögerlich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. "Heute Mittag wurde ein Auto in der Nähe von Craig Na Dun gefunden. Das Auto selber muss explodiert sein. Man hat nur eine Person gefunden, die wir als Henry Beauchamp identifizieren konnte. Julia Beauchamps Körper muss verbrannt sein. Der Onkel der Kleinen wurde schon informiert und ist auf dem Weg nach Inverness.", sagte der Polizist auf der anderen Seite des Hörers ohne jegliche Emotionen als würde er ein Protokoll vorlesen. "Was?", fragte ich entgeistert, nicht in der Lage das Gesagte zu begreifen. "Der Onkel von Claire wird heute abend da sein. Könnten sie noch solange auf sie aufpassen?" "Ja klar", stotterte ich. "Vielen Dank", kaum hatte er dies gesagt, legte er auf. Erstarrt stand ich im Gang und fragte mich ob ich mir das Gespräch eingebildet hatte. Das Piepen in der Leitung brachte mich jedoch wieder in die Realität. Wie ein Roboter legte ich auf. Noch nicht mal drei Stunden vorher sind die beiden losgefahren. Hatten sich gefreut auf einen schönen Tag zu zweit. Kurz davor hatten sie Claire umarmt und sie gefragt ob es wirklich ok ist, dass sie heute hier bei mir bleibt. Die Liebe zwischen den beiden und ihrem Kind hatte man förmlich in der Luft gespürt. Oh Gott wie sollte ich das Claire erklären? Der Mittelpunkt ihres Lebens waren ihre Eltern. Komplett fassungslos drehte ich mich um.
Wie als hätte mich die Kleine Denken gehört rief sie: "Kommst du? Ich will gegen dich gewinnen!" Ihr Lockenkopf hing über dem Spielbrett und ihr breites Lächeln offenbarte ihre Freude über das bevorstehende Spiel. Nichts wissend das ihre Welt in diesem Augenblicke auseinander fallen sollte.