Chapter Text
Zwei Tage später, am Sonntag, sitzen Leo, Adam, Pia und Esther beim Brunch und warten auf Henry. Henry, der weder Freitag, noch Samstagnacht bei Adam übernachtet hatte.
„Aber er ist nicht sauer, oder?“, fragt Pia.
Adam lacht. „Nein, im Gegenteil, eher. Er hat jetzt zwei Nächte hintereinander bei diesem Typen verbracht, den er am Freitag noch in der Bar kennengelernt hat und ist absolut auf Wolke 7. Ich glaube er will sich eher noch bei dir bedanken. Bei mir hat er sich schon bedankt“
Gut, dass Henry kein Kind von Traurigkeit war, das klang ja irgendwie schon an, aber Leo war trotzdem etwas besorgt gewesen, dass sie ihn verletzen würden. Adam hatte auch da schon nur gelacht.
Mit einer überschwänglichen Begrüßung kommt schließlich auch Henry auf die Terrasse gelaufen. Er hat den Arm voll mit Blumensträußen und zieht einen Trolley hinter sich her.
„So, ihr Mäuse. Ich hab für euch alle einen Strauß Blumen, weil ihr dafür gesorgt habt, dass ich Conrad kennenlernen konnte!“, sagt er und verteilt die Sträuße an alle.
„Also ich hab überhaupt nichts gemacht“, stellt Esther klar, betrachtet den Strauß aber bereits verzückt.
Henry lacht und setzt sich auf den freien Stuhl. „Das ist egal, mon amie!“, sagt er und winkt ab. „By the way!“, er beugt sich verschwörerisch vor, „Conrad kommt mit nach Paris! Wir fahren in zwei Stunden“
Leo lacht. „Wow, das scheint ja wirklich gut zu laufen…“
„Sehr gut sogar. Ich werde euch für immer dankbar sein“, grinst er. Adam schüttelt lachend den Kopf. „Ich glaubs auch“
„Aber viel wichtiger, wie läufts bei euch?“, erkundigt sich Henry.
Leo guckt Adam kritisch an. „Erstmal ganz gut, würde ich sagen.“
„Wir vertragen uns“, nickt Adam.
Dass Leo so glücklich ist wie vielleicht noch nie in seinem Leben, sagt er nicht. Adam hat er es schon gesagt, und man sieht es ihnen sowieso an.
„Vielleicht bist du dann ja auch im Büro mal ein bisschen umgänglicher“, grummelt Esther an Adam gerichtet.
„Keine Sorge, mein umwerfender Charme bleibt euch erhalten.“ Leo grinst.
Leo beugt sich in Richtung Henry. „Es tut mir leid, wie alles gelaufen ist“
„Hey, alles gut, mir auch! Aber keine Sorge. Ich hab sofort gemerkt, dass Adam nur Augen für dich hat. Ich hab mir keine Hoffnungen gemacht. Und wie gesagt, ich hab ein Happy End bekommen!“
Adam verzieht das Gesicht. „Abwarten!“
„Ja, abwarten! Du wirst schon sehen. Spar dir deinen Pessimismus“ Henry schlägt Adam quer über den Tisch mit seiner Serviette auf den Arm. Adam schüttelt nur den Kopf.
„Wie war das, nur Augen für mich?“, wendet sich Leo an Adam. Der senkt seinen Kopf und wird sogar ein bisschen rot. „Scheinbar, keine Ahnung“
Pia stöhnt entnervt auf. „Sorry, ihr beiden, aber das war wirklich unerträglich. Spätestens seit dem Mutproben-Fall schmachtet Adam Leo nur noch an, bei jeder Gelegenheit macht er dieses Mundwinkel-Grinsen und wenn Leo nicht hin guckt, sieht er sogar richtig verträumt aus.“ Adam will protestieren, aber wird sofort unterbrochen. „Und Leo ist genauso schlimm, aber das ja auch schon seit, naja, Jahren jetzt schon fast. Allein, wie er dir alles durchgehen lässt, Adam. Da musste ich ja mal irgendwas machen, so konnte das doch nicht weiter gehen“
„Wieee, mal irgendwas machen?“, nutzte Leo die Gelegenheit, seine Vorwürfe vorzubringen, „Jetzt redest du davon, wie offensichtlich wir uns verhalten haben, aber vor ein paar Tagen wolltest du noch meinen Adam mit seinem Ex verkuppeln!“
Pia starrt ihn entgeistert an. „Ich kann nicht glauben, dass ihr beiden bei der Polizei arbeitet. Das ist wirklich unfassbar. Kein bisschen kombiniert.“
Leo und Adam schauen erst einander, dann Pia vollkommen verwirrt an. Dann geht Adam ein Licht auf. „Du hast das absichtlich gemacht?!“, ruft er empört.
Pia klatscht langsam in die Hände. „Applaus, Sherlock Holmes“, fügt sie hinzu, „Ich wusste doch, dass keiner von euch das macht, was man ihm sagt. Wenn ich dir jetzt gesagt hätte „Rede mit Leo“, hättest du mir einen Vogel gezeigt. Aber so wolltest du mir nur beweisen, dass du gar nichts mehr von Leo willst – absurd – und dass Leo wie ein getretener Welpe aussehen würde, sobald du mit jemand anderem ankommst, das war ja wohl auch klar. Ich dachte, das ist die perfekte Gelegenheit, euch zum Reden zu bekommen.“
Leo schüttelt ungläubig den Kopf. „Okay. Ich glaube, ich muss meine Team-Leiter-Position an dich abtreten, Heinrich. Das ist wirklich genial. Und schlimm, wie leicht durchschaubar wir sind“
„Nichts da!“, stoppt Esther Leo, „Hier bleibt alles so wie es ist, und vor allem werden hier zukünftig auch keine Intrigen mehr geplottet, das gilt für alle. Hier muss mal wieder Ordnung reinkommen. Seid froh, dass ich euer Liebesverhältnis am Arbeitsplatz nicht dem Chef melde“
Pia lacht und lehnt sich zu Esther rüber. „Hör auf so streng zu tun, Baumann. You love it!“, kichert sie.
Esther muss grinsen. „Okay, ja. Aber ich meins auch ernst. Wirklich. Meine Nerven machen das nicht mehr mit.“
Die vier versprechen sich, Esther zu Liebe, ab jetzt ehrlicher zu sein, und zumindest keine Alleingänge mehr zu machen. Weder im Beruf, noch in der Liebe. Leo ist sich noch nicht sicher, ob er das einhalten kann, denn was bei Pia und Esther abgeht, das hat er noch immer nicht so ganz durchschaut. Aber irgendwie hat er das Gefühl, dass die beiden das schon alleine regeln.
Er seufzt, diesmal glücklich, und legt den Kopf in den Nacken.
Adams Hand liegt auf Leos Oberschenkel, die Sonne scheint mit letzter Spätsommerkraft angenehm warm auf sein Gesicht, die Vögel zwitschern, die Kolleg*innen vertragen sich und der Kaffee duftet.
Wie gesagt. Alles gut.