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Wenn es schief läuft

Summary:

"Die Bilder schnürten seine Kehle zu und trieben ihm Nässe in die Augen. Er hatte jetzt Gerechtigkeit, hatte Adam zu ihm gesagt. Aber warum fühlte es sich verdammt noch mal nicht danach an?"

Nach den Events in FdG bleibt ein völlig ausgelaugter, emotional aufgeladener Leo zurück. Es ist an Adam, ihn aufzufangen.

Notes:

The world needs more Adam-takes-care-about-Leo-fics and I'm doing my part!

Wirklich, nach dieser Episode braucht der Typ glaub ich erstmal ne Woche Wellness Urlaub und 16 Stunden Schlaf. und natürlich eine Umarmung von Adam. Viel Spaß <3

(See the end of the work for more notes.)

Work Text:

Erst als sie Dino den Kollegen vom Justizvollzug übergeben hatten und sich daransetzten, den nötigsten Papierkram zu machen, merkte Leo, wie vollkommen fertig er war. Hinter seinen Schläfen pochte es, sein Kehlkopf drückte immer noch unangenehm dort, wo Taleb ihn gewürgt hatte und jedes seiner Gliedmaßen schien vor Erschöpfung zu ächzen. Gleichzeitig stand er immer noch merkwürdig unter Strom und wie zum Beweis zuckte er zusammen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte.

„Leo? Hey, ganz ruhig.“ Pia schaute ihn leicht besorgt an, eine Packung Duplo in der anderen Hand, die sie ihm hinhielt. Leo schüttelte den Kopf. Auch wenn er sich nicht erinnern konnte, wann er das letzte Mal etwas gegessen hatte, breitete sich Übelkeit in seinem Magen aus, wenn er jetzt an Essen dachte.

„Danke.“ sagte er und verfluchte seine Stimme, die immer noch verdammt kratzig klang.

„Du solltest nach Hause fahren. Du hast in den letzten zwei Tagen genug gemacht. Wir kriegen den Rest hier schon hin.“

Er öffnete den Mund, um zu protestieren. Schließlich war all das auf seinem Mist gewachsen. Er hatte sich und sein Kollegium in die Situation gebracht und unabhängig vom Ausgang war auch er an dem ganzen komplizierten Papierkram schuld. Zudem schuldeten sie den Vorgesetzten auch noch einige Erklärungen.

„Ernsthaft. Verschwinde, Hölzer.“ sagte Esther von ihrem Schreibtisch, ohne aufzusehen. Ihre Stimme duldete keine Widerrede. „Und nimm‘ deinen BFF gleich mit. Der fährt dich bestimmt.“

Adam erhob sich mit einem leisen Lachen. „Klar.“ Seitdem das Geld hoch über den Wolken schwebte, vielleicht sogar in irgendeinem fremden Land schon wieder mit Betty gelandet war, war ein Teil der ständigen Anspannung aus seinen Gesichtszügen gewichen. Trotz des drückenden Wetters draußen wirkten seine Schritte leichter. Leo konnte diese Erleichterung nicht teilen. Er war fest davon überzeugt, dass das noch nicht das Ende war, dass irgendwann doch alle dahinterkommen würden, woher das Geld gekommen war und was es damit auf sich hatte und dann…

„Hallo?“

Schon wieder schreckte Leo hoch. Adam winkte mit den Autoschlüsseln. „Du hast doch gehört, was die Lieblingskollegin Baumann gesagt hat.“

„Ja… okay. Danke, Mädels.“ sagte Leo. Pia schenkte ihm eines ihrer typischen Lächeln, während Esther halbherzig hinter ihrem Bildschirm winkte. Schweigend nahm er seine Jacke und trottete hinter Adam her.

Zunächst schweigend verlief auch die Autofahrt. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, war Leo dankbar, dass Adam ihn fuhr. So wie er jetzt in dem Sitz hing, wäre er definitiv nicht fahrtüchtig gewesen. Er schaute einen Moment auf die dunklen Wolken, die sich am Horizont zwischen den Häusern aufbäumten und schloss dann die Augen. Doch die Bilder rasten hinter seinen Lidern weiter. Roswitha Jägers lebloses Gesicht und dann das noch leblosere ihres Ehemanns, als er sie identifizierte; Taleb, der Betty schlug; Adams besorgtes Gesicht; die ekelhafte Nadel in Luises Arm. Sie schnürten seine Kehle zu und trieben ihm Nässe in die Augen. Er hatte jetzt Gerechtigkeit, hatte Adam zu ihm gesagt. Aber warum fühlte es sich verdammt noch mal nicht so an?

„Ich hab‘ mir echt Sorgen gemacht, zwischendrin, weißt du. Ich hatte gar keinen Plan, was abgeht.“ sagte Adam nun in die Stille.

Und aus irgendeinem Grund schlug seine Erschöpfung in dieser Sekunde, bei diesen Worten nicht nur in Frust um, sondern in Wut.

„Ach, du hast dir Sorgen gemacht? Du hattest keinen Plan, was abgeht? Herzlichen Glückwunsch, Adam, jetzt weißt du mal, wie sich das anfühlt.“ fuhr er ihn an.

Leo erwartete eine bissige Antwort, doch Adams Stimme blieb leise und ruhig und das erzürnte ihn vielleicht noch mehr.

„Ja. Schätze schon.“

„Und jetzt willst du, dass wir Friede-Freude-Eierkuchen spielen oder was, weil das Geld jetzt weg ist und die bösen Buben alle verhaftet sind?! So funktioniert das im Leben aber nicht.“

„Ich weiß bestens, wie sowas im Leben funktioniert.“ gab Adam knapp zurück. „Diese Betty ist mit dem Geld wahrscheinlich irgendwo nach Südamerika oder Gott-weiß-wer abgehauen. Da wird niemand nachfragen. Und dieser Dino wird auch nicht quatschen, dafür habe ich gesorgt. Bei dem Deal, den er in seinem Prozess kriegt, hören wir auch von dem nie wieder was. Komm runter, Leo. Es ist geschafft.“

Leo umkrallte mit den Fingern den Griff der Autotür, bis die Knöchel weiß wurden und sagte nichts mehr. Er wusste, dass er Adam grundlos angegangen war. Adam, der ihm den Arsch gerettet und ihm von Anfang an geglaubt hatte.

„Fuck.“ sagte er kaum hörbar und rieb sich sein Gesicht. Dann schaute er wieder auf, als Adam den Wagen in eine Parklücke in der Straße vor seiner Wohnung manövrierte.

Ein „Danke fürs Fahren.“ rang Leo sich ab und wollte einfach nur noch nach oben, die Tür hinter sich schließen und die Welt um sich herum vergessen. Doch eine leise Angst schlich sich in sein Bewusstsein, dass selbst dann die Gedanken, die Bilder und Szenen in seinem Kopf nicht aufhören würden zu rasen. Er wollte gerade die Autotür wieder zuschmeißen, als er sah, dass Adam ebenfalls ausgestiegen war.

„Was wird’n das?“

„Leo, du bist gerade nicht du selbst. Du solltest jetzt nicht allein sein.“ Die Worte trafen etwas in Leos Brust, zerrten daran.

„Ich brauch jetzt keinen Babysitter. Mann, ich will einfach nur ins Bett.“

Adam sah ihn einen langen Moment durchdringend an, zuckte dann aber mit den Schultern.

„Na gut. Aber dann lass mich wenigstens meine Kopfhörer holen, die ich letztens bei dir liegen gelassen hab.“

Leo stieß einen betont genervten, gleichgültigen Seufzer aus. Als er oben die Wohnungstür aufschloss, lief er schnurstracks in die Küche. In seinem Kopf rauschte immer noch alles. Die ersten Regentropfen, die draußen an die Scheibe trommelten, waren über das Rauschen kaum zu hören. Er griff nach ganz hinten in einen der Hängeschränke und förderte ein Shotglas und eine kleine Flasche mit klarer Flüssigkeit und handgeschriebenem Etikett zutage. Selbstgebrannter von seiner Großtante. Er goss sich ein Glas ein und stürzte es hinunter. Der Alkohol brannte in seinem Hals und hinter seinem Brustbein. Wenigstens lenkte es ihn einen kurzen Moment ab.

„Ist das jetzt dein Scheißernst?“ Adam stand im Türrahmen, seine Kopfhörer in der Hand.

„Auch einen?“ fragte Leo zwischen zusammengepressten Zähnen.

„Leo, what the fuck ist los mit dir? Das ist jetzt also deine Methode, um mit allem fertig zu werden? Dich besaufen?“

Da war sie wieder, die Wut. „Was juckt es dich überhaupt?“ Er knallte das Glas auf die Arbeitsplatte, dass es klirrte. Leo drehte sich zu Adam und funkelte ihn an. „Was soll ich denn deiner Meinung nach machen, hm? Wenn die ganze Scheiße hier oben“ er deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf seinen Kopf, „ständig weiterläuft. Immer im loop. Die ganze Zeit seh‘ ich diese beschissene Nadel in ihrem Arm. Und wie das Auto auf mich zu rast. Und Roswita Jägers Ehemann. Hast du ‘ne Ahnung wie leer seine Augen aussahen, als er sie gesehen hat. Tot. Ich …“ Plötzlich blieb ihm die Luft weg. „Ich… ich hätte das verhindern können.“ Mit einem Schlag schwand jegliche Kraft aus seinen Beinen. Er sank an der Front des Küchenschranks auf den Boden und mit einem Schluchzen entwich die Luft aus seinen Lungen, zusammen mit der ganzen Wut.

„Scheiße.“ flüsterte er, und die Nässe stieg wieder in seine Augen, quoll über und lief heiß seine Wangen herunter.

Schritte näherten sich und Leo spürte, wie Adam sich neben ihn setzte, mit dem Rücken am Backofen. Er setzte sich neben ihn und schloss ihn dann wortlos in die Arme.

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Adam hasste es, wenn Leute weinten. Dass er es hasste, lag meistens jedoch nicht unbedingt an der Situation oder der Person an sich. Es war eine grundlegende Abneigung dagegen, die ihm seit seiner Kindheit buchstäblich eingeprügelt worden war. Weinen war etwas für Schwächlinge. Und auch wenn er das mittlerweile besser wusste, konnte er einfach immer noch nicht damit umgehen, wenn Menschen vor ihm weinten. Schon gar nicht wusste er, wie er jemanden trösten konnte.
Aber das hier war nicht irgendjemand. Das hier war Leo. Leo, aus dem gerade die aufgestauten Emotionen der letzten Tage, vermutlich sogar Wochen oder Monate herausbrachen. Und Adam war an der Tatsache nicht ganz unbeteiligt. Für ihn da zu sein war das mindeste, was er jetzt tun konnte. Er legte seine Kopfhörer achtlos auf die Arbeitsplatte und lief vorsichtig auf ihn zu. Worte würden nichts bringen, das hatte er in der letzten Stunde oft genug versucht und war gescheitert. Worte, sowas konnte er einfach nicht. Also setzte er sich langsam neben Leo, wobei die Zierleiste des Backofens sich in seinen unteren Rücken bohrte. Nichts hätte ihm egaler sein können. Behutsam legte er seine Arme um Leos Schultern, gab ihm die Möglichkeit, sich der Berührung zu entziehen. Adam hätte es ihm nicht übelgenommen. Doch stattdessen sackte Leo ihm entgegen, lehnte sich schwer gegen sein Schlüsselbein und klammerte sich an seine Jeansjacke. Es war, als würde das Schluchzen tief aus seinem Inneren herausgewrungen werden, so sehr bebte sein Körper. Adam bekam eine Gänsehaut. So hatte er Leo noch nie erlebt. Natürlich hatte er ihn schon frustriert erlebt, wütend, verzweifelt und er hatte ihn auch weinen sehen. Vor allem früher, wenn die Hänseleien im Klassenzimmer mal wieder nicht aufgehört hatten, wenn Adam nicht da war oder ihm jemand wieder einen erniedrigenden, lächerlichen Streich gespielt hatte. Aber das hier war anders.

„Hey, ist ja gut…“ sagte Adam, weil er irgendwas sagen musste. „Ich bin da.“

Leo zog zitternd die Luft ein, nickte schwach gegen Adams, inzwischen tränendurchnässtes, Shirt und schnappte kurz darauf schon wieder nach Luft.

„Atme, Leo. Ist schon gut. Alles wird gut.“

Für endlose Minuten hielt Adam seinen besten Freund weiter fest. Der Regen prasselte inzwischen in Strömen an die Scheiben und es war merklich dunkler draußen geworden. Er strich Leo mit der flachen Hand über die Ebene zwischen seinen Schulterblättern, in der Hoffnung, ihn etwas zu beruhigen. Obwohl Leo normalerweise kräftiger und breiter war als er, wirkte er in diesem Moment ganz klein und verletzlich, versteckt unter Adams Kinn.

„War wohl doch alles ‘n bisschen viel, die letzten Wochen, hm?“ flüsterte Adam. Leo nickte wieder nur und unterdrückte ein erneutes Schluchzen. Seine Atmung schien sich jedoch langsam zu beruhigen. Tief in Adams Innerem wühlte es. Es war bitter, Leo so zu sehen. Er schwor sich, dass er alles dafür tun würde, damit das nie wieder passierte. Wie um sein wortloses Versprechen zu besiegeln, zog er Leo noch ein Stück näher zu sich und vergrub seine Nase und seine Lippen in den dunkelbraunen, weichen Haaren, ganz kurz nur, bevor er seine Wange darauf ablegte.
Einige weitere Minuten vergingen und Leo wurde zunehmend ruhiger. Völlig kraftlos lehnte er nun an Adams Seite. Der Gefühlsausbruch hatte jegliche Restenergie aus seinem Körper gesogen.
„Sorry, ich wollte nicht… Irgendwas ist bei mir durchgebrannt, ich…“ Leos Stimme war kaum hörbar, heiser und leise.

„Du musst dich nicht entschuldigen. Du hattest ‘ne ziemlich heftige, aber vollkommen verständlich Reaktion auf all den Bullshit der in letzter Zeit so passiert ist.“ Adams Daumen strich stetig weiter über Leos Schulter, während er redete.

„Ja, aber ich hab’s an dir ausgelassen … ich hab‘ dich vollgerotzt und… ich bin ja auch keine fünf mehr. Man sollte meinen, dass ich mit sowas klarkomme“

Behutsam, aber bestimmt, so wie vor nicht allzu langer Zeit im Präsidium, fasste Adam seinen Nacken mit beiden Händen, legte die Daumen an seinen Kiefer und schaute ihm fest in die Augen. Leos Gesicht bot ein schlimmes Bild mit seinen roten, wässrigen Augen, den tiefen Augenringen und seinen Sorgenfalten. Sein Gesicht fühlte sich ganz heiß an vom Weinen.

„Pass auf, Leo du musst sowas nicht allein durchstehen. Du hast es doch selbst gesagt. Wenn was schiefläuft, dann bin ich da.“ er versuchte, seine Aussage mit einem schwachen Lächeln zu unterstreichen.

„Wenn wir mal ehrlich sind, hatte ich es vielleicht auch ein bisschen verdient von dir angegangen zu werden. Und du musst dir auch keine Vorwürfe machen, dass du sowohl das mit Luise als auch das mit Roswitha Jäger hättest verhindern können. Es lag nicht an dir, das war einfach ‘ne kriminelle Bande. Kranke Menschen. Du hast alles getan, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Ich kenne niemanden, der sich so gnadenlos da reingehängt hätte, wie du. Und ich bin sicher, ihr Ehemann ist dir sehr dankbar. Jetzt gönn‘ dir mal ne Pause. Du brauchst Abstand, von dem Fall und dem ganzen Scheiß, von dem Geld und von mir. Das verdienst du. Du hast alles richtig gemacht, okay?“ beendete Adam seinen spontanen Monolog.

Eine letzte kleine Träne rollte Leos Wange hinunter. Adam fing sie mit seinem Daumenballen auf und wischte sie kurzerhand weg.

„Okay.“

„Gut.“ sagte Adam und ließ ihn vorsichtig los.

Ein paar Minuten herrschte Schweigen zwischen ihnen. Dann stöhnte Leo leise und rieb sich über die Stirn.

„Hast du Kopfschmerzen? Ich hab bestimmt irgendwo noch ‘ne Schmerztablette, wenn du willst.”

“Ja, gleich.” murmelte Leo. Er rutschte ein Stück zurück, sodass er seinen Kopf an der Küche anlehnen konnte, aber ein Teil seines Gewichts lehnte weiterhin an Adams Seite

“Ich glaub, ich sollte erstmal was essen.”

“Gute Idee. Willst du was bestellen?”

Adam spürte, wie Leo mit den Schultern zuckte.

“Das dauert… Ich hab‘ noch so Kartoffeltaschen im Tiefkühler… die mit Frischkäse gefüllt.”

Ein Lächeln schlich sich auf Adams Lippen.

“Ich fass es nicht. Mr. Fitness hat fettiges Tiefkühlessen zuhause?”

Noch ein Schulterzucken von Leo.

“Cheat-Day?”

“Absolut. Wenn heute kein Cheat-Day ist, dann weiß ich auch nicht. Und das Beste ist-“ Adam machte eine etwas ungelenke Verrenkung mit dem Oberkörper, um die Drehknöpfe am Ofen zu erreichen, “- wir sitzen strategisch günstig.”

Und gerade dieser blöde Kommentar entlockte Leo ein winziges Lachen, eher ein belustigtes Schnauben, aber es löste einen Knoten in Adams Brust. Sein Lächeln verbreiterte sich.

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Eine knappe halbe Stunde später saßen beide auf der Couch, Leo in gewechselten Klamotten und noch feuchten Haaren vom Duschen. Er hatte aufpassen müssen, unter dem warmen Wasserstrahl nicht einzunicken. Der vorherigen Anspannung war kompromisslose Erschöpfung gewichen. Er konnte sich nicht erinnern, jemals so müde gewesen zu sein. Leo stellte seinen leeren Teller auf den Couchtisch und lehnte sich mit einem zufriedenen Seufzen zurück. Draußen dauerte der Regen immer noch an, auch wenn er etwas schwächer geworden war. Adam kaute neben ihm auf seinem letzten Stück Kartoffeltasche und schaute gebannt auf den Fernsehbildschirm, auf dem eine dieser drübersynchronisierten Auktionshaus-Dokus lief. Als er Leos Blick bemerkte, sah er zu ihm herüber. Ein ruhiger Blick lag in seinen klaren, blauen Augen und Leo fragte, ob sein Shirt wohl genauso weich wäre wie das Lächeln, dass auf seinen Lippen lag, wenn er sich jetzt anlehnen würde. Seine Augen fielen zu, bevor er den Gedanken weiterverfolgen konnte.

Augenscheinliche Sekunden später wurde er vorsichtig wachgeschüttelt. Schlaftrunken blinzelte er und fühlte sich irgendwie noch fertiger als vorher. Der Fernseher lief noch, aber draußen war es inzwischen stockfinster. Adam drückte sanft seine Schulter.

„Ich glaub, du solltest ins Bett. Wenn du jetzt weiter so auf der Couch pennst, hasst dich dein Körper morgen."

Leo brachte als Antwort nur ein müdes Knurren zustande, aber erhob sich von der Couch. Adam schaltete den Fernseher aus und tat es ihm gleich. Während er sich schon Richtung Schlafzimmer drehte, wurde Leo gerade genug wach, um zu realisieren, dass Adam sich jetzt vermutlich auf den Heimweg machen würde. Mit einem Mal packte ihn die Angst, allein zu sein, mit seinen Gedanken und vermutlich seinen Albträumen.

„Adam?“

„Ja?“

„Danke.“ Diesmal war es Leo, der Adam zuerst umarmte. Er überrumpelte ihn fast ein bisschen, als er seine Arme um Adams Schultern schlang.

„Kannst du bleiben?“ flüsterte er in die Stelle an seinem Halsansatz. „Zumindest, bis ich wieder schlafe?“

„Natürlich. Ich bleib‘ solange du willst.“ Adam drückte ihn noch einmal fest an sich, bevor er sie beide in Richtung Schlafzimmer manövrierte. Leo verkroch sich, so wie er war, unter die Decke und registrierte kaum, dass Adam aus seiner Jeans stieg, bevor sich die Matratze unter seinem Gewicht senkte. Eine friedliche Stille lag über beiden und zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit, hatte Leo das Gefühl, zur Ruhe zu kommen. Adam lag auf dem Rücken und tippte noch irgendwas auf seinem Handy. Leo rutschte auf der Seite ein Stück näher, bis seine Stirn und seine Fingerknöchel Adams Oberarm berührten.

„Gute Nacht.“ murmelte er. „Gut, dass du da bist.“

„Schlaf gut, Leo.“

Binnen Sekunden war er eingeschlafen und erwachte erst nach 10 Stunden wieder, als die Sonne durch die Vorhänge schien. Adam war immer noch neben ihm.

Notes:

Danke fürs Lesen und habt noch einen wundervollen Tag <3