Work Text:
Sisyphos sollen wir glücklich uns denken
Doch Ikaros soll es nicht sein?
So sage mir ist nicht glückselig wer so
Die Augen kühn richtet zur Wahrheit hinauf?
Nicht wendet er abwärts den Blick,
Den viele schon vor ihm zu mildern versuchten
In glänzenden Wellen des kühlenden Wassers.
Beklagt nicht den Tag, der Erkenntnis ihm gab,
Noch wünschet zurück in die Höhle er sich
Wo Schatten die Blicke besänftigten ihm.
Ikaros sieht und erkennet die Wahrheit,
Fliegt ihr entgegen wie Eros der Schönheit.
Entflieht so des Vaters mahnenden Worten,
Die ihn die Furcht vor der Höhe gelehrt.
Die Schwingen der Freiheit gebrechlich zwar sind
Vernichtet sie dennoch genauso der Staub.
Den schönen Apollo im Auge behaltend
Die Arme dem Phoibos so reißend entgegen
Ergreift ihn ein angenehm’ Schaudern.
„Erhabener!“, ruft er nun lachend hinauf.
Eben da tropfet die letzte der wächsernen Federn
Herab durch die Luft in das weinrote Meer
Und reißt so den Ikaros mit.
Ein Lächeln umspielt seine rosigen Lippen
Ein Lachen auch macht sich im Busen ihm breit
Bis endlich die Wellen zerreißend ihn schlingen.
Eins wird er also mit ewiger Schönheit;
Erzielt damit – Ach! – wonach er gestrebt.
Denn blieben die Flügel auch tüchtig ihm noch
So ist doch im Leben die Liebe nur endloses Streben.