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because hell is empty

Summary:

Gemeinsam mit Skinny schlägt Stan sich so manche Nacht um die Ohren, weit weg von allen, die ihn als Bob Andrews kennen. Denkt er.

Notes:

Das hier ist zu 100% inspiriert von Leos großartiger, abgefuckter Story über Skinny und Stan. Ich hab das gelesen und hatte das dringende Bedürfnis, selbst mal wieder Stan zu schreiben. Dachte, es könnte lustig/interessant/heiß sein, Cotta in den Mix mit rein zu werfen, und Stan und Skinny haben mir zugestimmmt... bis zu einem gewissen Punkt. You"ll see what I mean.
hier findet ihr eine Playlist zur Story, hier ist ein tumblr edit.
Hoffe, es gefällt.

Work Text:

We will all be burning
I fear
Because hell is empty
And all the devils are here
[Faderhead – All The Devils]

Aus den Lautsprechern dröhnt irgendetwas zwischen Electronic und Industrial, ausgerichtet auf die Tanzfläche und oben auf der Galerie mit ihren Sitznischen nicht wirklich identifizierbar, auf seltsame Weise übersteuert, sodass alles ineinander übergeht.

Bob würde vielleicht konzentriert lauschen, versuchen, es trotzdem zuzuordnen. Aber Bob ist nicht hier, und Stan genießt einfach das Gefühl, mit dem der Beat ihm in den Knochen vibriert.

Bob würde auch das Gesicht verziehen, während er an dem Glas nippt, feststellen, dass der Long Island Iced Tea beschissen gemischt ist. Doch auch das kümmert Stan nicht die Bohne. Der Drink tut, was er tun soll, mehr interessiert ihn nicht.

Die Neonschilder an der Wand, die einzige Beleuchtung auf dieser Galerie, abgesehen von dem zuckenden Licht von der Tanzfläche weit, weit unten, brennen ihm in den Augen. Bunt, hell, flackernd – oder vielleicht ist das auch nur sein Kopf, in dem es flackert.

Sein ganzer Körper kribbelt und immer, wenn er den Kopf bewegt, braucht die Welt eine halbe Sekunde, um hinterher zu kommen. Seine Haut sehnt sich nach Kontakt, nach Reiz. Sein Blick irrt durch den Raum, von den bunten, bunten Röhren an der Wand zu den verstreuten, anderen Gästen, die sich hier hoch zurück gezogen haben, eine Auszeit nehmen.

Zwei Männer in der übernächsten Nische, eng aneinander geschmiegt, der Mund des einen am Hals des anderen, Stan kann die Knutschflecken fast selbst spüren. Er stellt sich vor, wo ihre Hände wohl sind, rutscht unwillkürlich auf der gepolsterten Bank hin und her. Solange man es nicht unbedingt direkt am Geländer treibt, kann man sich hier fast alles erlauben, ohne, das auch nur jemand mit der Wimper zuckt.

Unruhig wippt er mit einem Bein, schielt Richtung Toilette, überlegt, ob er hinterher gehen soll. Er ist noch keine zwei Minuten alleine, aber er ist schon einsam. Will Aufmerksamkeit, will Berührung, will, dass das gähnende Verlangen in ihm gestillt wird oder er zumindest davon abgelenkt wird.

Eine dunkle Gestalt schiebt sich die Treppe hinauf, Stan betrachtet sie unwillkürlich.

Bob ist manchmal schon nicht besonders wählerisch, aber kein Vergleich zu Stan, wenn er high ist. Egal, was er nimmt, am Ende ist er fast immer geil – oder vielleicht liegt es daran, mit wem er durch diese Nächte zieht.

Ein großer Mann, kräftig, ein offenes, dunkles Hemd über einem engen T-Shirt, und für einen langen Moment bewundert Stan nur die sportliche Statur.

Dann erst gleitet sein Blick zum Gesicht des Mannes.

Für eine Sekunde verwundert ihn die Überraschung, die er dort findet.

Nur langsam setzt sich das Bild zusammen, kommen die Eindrücke in seinem vernebelten Hirn an, bilden eine verständliche Erkenntnis.

Er kennt den Mann – oder zumindest kennt Bob ihn. Und andersrum ebenso.

Manchmal, wenn ihn die Paranoia packt, erwartet er, dass irgendwann mal Jeffrey hinter der nächsten Ecke auftaucht, oder Finnley, oder vielleicht sogar Sax. Aber nie hätte Stan damit gerechnet, ihm hier zu begegnen – nicht hier, nicht in West Hollywood, wo die Nacht für ihn so hell und lang wird, zwischen Bars, Clubs, und so vielen Queers.

Vielleicht sollte er Panik kriegen, von einem vertrauten Gesicht gesehen zu werden, hier, aber es ist alles viel zu weit weg, als das er dazu noch in der Lage wäre. Außerdem ist er nicht derjenige, dessen Ruf wirklich leidet, wenn ihn jemand hier erwischt.

Wie von unsichtbaren Schnüren gezogen, unübersehbar gegen seinen eigenen Willen, tritt Cotta näher, hält neben der Nische inne, in der Stan sitzt.

Seine Augen, überschattet im Halbdunkel wie schwarze Löcher, gleiten über ihn, brauchen viel zu lange, um wieder bei seinem Gesicht anzukommen.

Er kann sich vorstellen, was Cotta sieht. Das blonde Haar, das in alle Richtungen absteht, weil jemand in dieser Nacht schon ein paar Mal seine langen Finger unsanft hinein gegraben hat. Das zu weit aufgeknöpfte Hemd unter der Lederjacke, die mal Bobs Mutter gehört hat. Die silberne Kette um seinen Hals gewickelt. Eine richtige Kette. Nicht den Scheiß, der als Schmuck durchgeht. Und die Pupillen, die selbst in der Düsternis zu groß sind.

Draußen auf dem Sunset, zwischen den Strichern, würde er auch nicht auffallen.

„Bob-“, setzt Cotta an, gerade so laut, dass er über den entfernten Beat noch hörbar ist, und Stan muss grinsen.

„Bob ist nicht hier“, unterbricht er ihn. Nimmt einen langen Schluck von seinem Drink.

Sieht wieder auf und Stan weidet sich an der irritierten Überraschung auf Cottas Gesicht.

„Der Name ist Stan, Stan Silver“, erlöst er ihn trotzdem aus seiner Verwirrung. Zumindest ein bisschen.

Denn so, wie Cotta die Augenbrauen zusammen zieht, ihn mustert, versucht er gerade, die Verbindung zu finden, die zwischen Bob und diesem Namen besteht. Aber das kann er gar nicht, denn jener schicksalhafte Fall ist größtenteils an ihm vorbei gegangen.

Diese Grübelei geht Stan auf die Nerven. „Hast du auch einen Namen?“, will er wissen. Er rechnet nicht wirklich damit, dass er auf diese Weise Cottas Vornamen erfahren wird, aber wer kann es schon genau sagen, vielleicht ist er nicht der Einzige, dessen Nachtleben sich ein eigenes Alter Ego zugelegt hat.

„Den weißt du sehr genau“, murmelt Cotta, scheint immer noch nicht vollends verarbeitet zu haben, was er vor sich hat.

Bevor er noch irgendeine dumme Fragen stellen kann, kommt Skinny zurück.

Sein Shirt ist so gut wie durchsichtig, lässt die Tinte darunter sehen, die zu erforschen Stan Stunden verbringen kann, obwohl er jedes Tattoo inzwischen auswendig kennt.

Und er korrigiert sich. Sie würde auf dem Strich beide nicht auffallen.

„Na, was haben wir denn hier?“ Skinnys Stimme ist schleppend, wie so oft, wenn Stan mit ihm unterwegs ist, das Grinsen, das sich auf sein Gesicht schleicht, raubtierhaft und träge zur selben Zeit. „Sankt Cotta in Boystown.“

Das schlechte Gewissen umgibt Cotta wie eine Aura; Stan kann es riechen.

Skinny ist heran, bleiche Finger gleiten über dunklen Stoff, streichen über Cottas Schulter, und Stan weiß selbst nicht, an wessen Stelle er gerade lieber wäre oder ob seine eigene nicht doch die beste ist, beiden zusehen zu können, wie Cotta Skinny trotz seines sichtlichen Unwohlseins einfach machen lässt.

„Auf der Suche nach Gesellschaft?“, will Skinny wissen. Verdammt, er klingt sogar wie ein Klischee.

Vielleicht sollten sie Cotta der Vollständigkeit halber ein paar Dollar für jede Viertelstunde abknöpfen, die sie mit ihm verbringen, denkt Stan, und die Vorstellung bringt ihn zum Lachen.

Er kann gar nicht so richtig wieder aufhören, obwohl es eigentlich gar nicht so witzig ist, und Cotta sieht ihn beinahe misstrauisch an.

„Setz dich doch“, lädt Skinny ihn ein, drückt Cotta auf die Bank, ehe er sich neben Stan gleiten lässt, das Glas aus seiner Hand nimmt, selbst einen Schluck trinkt, den Blick unverwandt auf ihr Gegenüber gerichtet.

Stan kann die weißen Spuren an seiner Nase sehen, will sich zu ihm lehnen, sie ablecken, spüren, wie seine Zunge davon taub wird.

Aber seine Selbstbeherrschung reicht gerade noch so weit, sich zu erinnern, warum er nicht mit Skinny auf Toilette verschwunden ist – er ist schon high genug, die beiden bunten Tabletten, die Skinny ihm vorhin mit der Zunge in den Mund geschoben hat, der Alkohol, das Nikotin. Noch mehr und er muss kotzen, und darauf kann er verzichten.

Mit unruhigen Fingern fummelt Skinny die Packung Kippen aus seiner Tasche, lässt die Flamme aus seinem Feuerzeug springen.

Die Zigarette glüht auf, als Skinny daran zieht, das orange Leuchten brennt sich in Stans Netzhaut, der Geruch legt sich auf seine Atemwege, bitter und aschig und verheißungsvoll vertraut.

Er streckt die Hand nach der Kippe aus, doch Skinny führt sie erneut an die eigenen Lippen, inhaliert tief – und zieht dann Stans Kopf zu sich, presst ihre Lippen zusammen, atmet ihm den Rauch in die Lunge, und Stan nimmt, was ihm gegeben wird.

Als er den Qualm entweichen lässt, bemerkt er Cottas Blick.

Durchdringend hängt er an ihnen – nein, hungrig.

Stan kann gar nicht anders, als zu lächeln, dieses halbe Verziehen der Mundwinkel, das Bob fremd ist, und leckt sich langsam, demonstrativ die Lippen. Schiebt die Finger in Skinnys Haare, strohig vom vielen Bleichen, zieht ihn in einen richtigen Kuss, spürt Skinnys gepiercte Zunge tief in seinem Mund.

Als sie sich wieder voneinander lösen, hat Cotta leider seinen Gesichtsausdruck wieder unter Kontrolle bekommen. Doch er beobachtet sie noch immer, und Stan schenkt ihm ein herausfordernd strahlendes Lächeln, ehe er die Zigarette zwischen Skinnys langen Fingern hervor stiehlt, den bitteren Rauch tief, tief, tief in die Lunge inhaliert, ihn dann mit einem Stöhnen zur dunklen Decke treiben lässt.

Neben sich vernimmt er ein Geräusch wie ein leises Grollen, weiß, dass es von Skinny stammt, weiß auch, dass der gerade gegen den Impuls ankämpft, ihm hier und jetzt seinen Schwanz statt der Kippe zwischen die Lippen zu schieben. Aber sein Blick bleibt bei Cotta, und der Anblick, wie kurz dessen Lider flattern, seine Zunge für den Bruchteil einer Sekunde zum Vorschein kommt, seine Lippen befeuchtet, macht Stan in diesem Moment vielleicht sogar mehr an.

Er hat sowieso schon das Gefühl zu fliegen, und das Objekt des Verlangens, der Begierde zu sein, sowohl von Skinny als auch offenbar von Cotta, jagt ihn noch ein wenig höher in die Luft hinauf.

So richtig bekommt er gar nicht mit, wie Skinny die Zigarette zurücknimmt, führt stattdessen das Glas wieder an den Mund, bis außer Eiswürfel nichts mehr kommt.

Beinahe sofort langt Skinny an ihm vorbei, drückt den Stummel im Aschenbecher neben ihm aus, kommt auf die Füße.

„Ich hol uns noch was zu trinken“, schnurrt er. „Beschäftigst du unseren Freund solange, Stan?“ Seine Pupillen sind so weit, dass Stan sich in ihnen spiegelt.

Stans Augen zucken zu Cotta, und er kann nicht anders als lächeln.

„Das bekomme ich hin“, verspricht er, der Ton vielsagend, und zufrieden zieht Skinny ihn noch in einen kurzen Kuss, ehe er Richtung Bar davon treibt.

Stan hat vorhin die Koordination gefehlt, die schweren Boots ordentlich zu schnüren, mit denen er am liebsten durch die Gegend stolpert, und jetzt kommt es ihm zugute. Unauffällig befreit er den rechten Fuß, schiebt ihn das kleine Stück zu Cotta hinüber.

„Bist du öfter hier?“, erkundigt er sich, muss über sich selbst grinsen, die plumpe Frage, von der er nicht wirklich erwartet, dass Cotta sie beantworten wird.

Langsam streicht er mit den Zehenspitzen an Cottas Bein hinauf, begegnet ungeniert seinem Blick, weiß selbst, dass sein Grinsen ein wenig Schlagseite hat.

Stur hält Cotta still, reagiert weder auf seine Worte noch auf die Berührung, kein Muskel regt sich, aber er hält Stan auch nicht auf.

Erst, als er am Oberschenkel ankommt, greift Cotta nach seinem Knöchel, seine Finger wie ein elektrischer Schock auf Stans bloßer Haut, und schiebt den Fuß bedauerlicherweise wieder zurück zu Boden.

„Und du, ziehst du öfter mit Skinny Norris umher?“, gibt er die Frage zurück, klingt viel zu sehr nach dem Polizisten, der er normalerweise ist, und Stan will genervt die Augen verdrehen.

Unbeeindruckt klettert sein Fuß erneut an Cottas Bein hinauf, während er sich eine passende Antwort überlegt.

Schließlich entscheidet er sich für: „Stan gibt es nur mit Skinny.“

Das ist schließlich die Wahrheit. Ohne Skinny würde er nicht existieren. Vielleicht würde Bob dann andere Wege finden, sich seine Freiheit zu nehmen, damit die Regeln und Ansprüche ihn nicht ersticken, aber er würde sich nicht in Stan verwandeln.

Seine Zehen erreichen wieder Cottas kräftigen Oberschenkel, werden diesmal nicht umgehend zurückgewiesen.

„Jetzt bist du dran“, verlangt Stan, „Bist du öfter hier?“

Wieder dieses kurze, unwillige Zucken auf Cottas Gesicht. Das Geständnis fällt ihm ganz offensichtlich nicht leicht.

Doch er legt es trotzdem ab, ein leises „Manchmal“, kaum hörbar über die Musik, und Stan kann die Einsamkeit in seinen Augen fast physisch spüren.

Für einen Moment sehen sie sich nur an, Stan vergisst sogar fast, was er eigentlich vorhatte, doch bevor einer von ihnen noch etwas dazu sagen kann, bevor die Stimmung endgültig kippen kann, taucht Skinny wieder neben ihnen auf.

In den Händen hält er zwei Gläser mit der gleichen braunen Flüssigkeit, streckt eins zu Cotta hin, der es nur widerwillig annimmt, es misstrauisch betrachtet.

„Keine Sorge, ich hab nichts reingemischt“, erklärt Skinny grinsend.

Cotta verzieht das Gesicht. „Ist bei dem ja auch gar nicht mehr nötig“, murmelt er, bringt Stan zum Kichern, nimmt dann doch einen Schluck und schüttelt sich.

Und wie jeder, der gerade den Kampf verliert, in dem der Drang danach, nur einmal auf alles zu scheißen, den letzten Widerstand durchbricht, trinkt er gleich den nächsten Schluck.

Dann noch einen, länger als zuvor, und auch das Gefühl ist Stan vertraut. Wenn man die Grenze erstmal überschritten hat und die Kontrolle loslässt.

Offensichtlich zufrieden lässt Skinny sich wieder auf die Bank fallen, und Stan schiebt seinen Fuß endlich das letzte Stück in Cottas Schoß.

Ein kleines Zusammenzucken, ein scharfes Einatmen sind die Reaktion, und Stan muss sich ein Grinsen verkneifen.

Er wechselt einen Blick mit Skinny, wackelt mit dem Fuß, genießt das unterdrückte Stöhnen, das er mehr sehen als hören kann.

„Bob-“, setzt Cotta an, die Stimme ein wenig gepresst, doch er hat ihn noch nicht wieder weggeschoben.

Stan“, korrigiert Skinny ihn nachdrücklich, ehe Stan es kann. „Dein Satzzeichen ist nicht hier.“

So viel sollte eigentlich offensichtlich sein, denkt Stan, denn Bob würde definitiv nicht tun, was er gerade tut, die Zehen nachdrücklicher gegen Cottas Schwanz pressen, den er durch die Jeans spüren kann, der unverkennbar ein gewisses Interesse an der Sache entwickelt.

Cotta kommentiert das nicht weiter, trinkt noch etwas, will das Thema offenbar nicht vertiefen, doch er wehrt sich immer noch nicht wieder gegen Stans Berührung.

Auch Skinny nimmt einen großen Schluck, drückt das Glas dann Stan in die Hand. Ohne auch nur nachzudenken nimmt der es an, seine Zunge kann den Geschmack der einzelnen Komponenten nicht mehr differenzieren, obwohl das vielleicht auch daran liegt, dass es, wie bereits festgehalten, einfach beschissen gemischt ist.

Skinnys Hände, feucht-kalt vom Kondenswasser des Drinks, brennen auf seiner Haut, ebenso wie Cottas Blick.

Er fasst Stan nicht an, obwohl dessen Fuß immer noch zwischen seinen Beinen liegt, doch seine Augen folgen Skinnys Fingern – in den Ausschnitt von Stans weißem Hemd, hinauf zu der Kette um seine Kehle, hinab zu den fast lächerlich kurzen Shorts, die nicht ansatzweise kaschieren können, dass Stan schon beinahe hart ist. Ebenso wie Cotta selbst, im Übrigen, den Beweis dafür spürt Stan nur zu deutlich unter seinen Zehen.

Immer wieder bewegt er den Fuß ein wenig, nur, um zu sehen, wie Cotta zuckt, sich alle Mühe gibt, nicht auf die Berührung zu reagieren, ihr aber doch unwillkürlich ein wenig entgegen kommt.

Das Grinsen hat sich fest auf Stans Züge geschweißt, der Zwilling zu Skinnys Ausdruck, und er versucht nicht einmal, es zu unterdrücken.

Zwischen ihm und Skinny ist ihr Glas schnell leer, und kaum hat Stan den letzten Schluck getrunken, das Glas zur Seite gestellt, verschwindet Skinnys Berührung von seiner Haut, als wäre es ein Signal gewesen.

„Los, ich will tanzen“, sagt Skinny.

Stan ist nicht überrascht; Skinny zuckt schon die ganze Zeit mit dem Bein, und Stan kennt das Gefühl, den Bewegungsdrang, wenn der Körper nicht stillhalten will.

Überraschend sicher auf den Beinen springt Skinny auf, zieht Stan mit sich, der nur mühsam seinen Fuß wieder in den Stiefel bekommt, ehe er ihm folgen kann.

Dann hält Skinny inne, sieht auffordernd zu Cotta.

Der scheint darüber nachzudenken, die Gelegenheit zu nutzen, Abstand von ihnen zu gewinnen, und das will Stan genauso wenig wie Skinny.

„Komm schon!“ Skinny streckt die Hand nach Cotta aus, überspannt die Distanz, baut die Brücke.

Cotta zögert, sein Blick flippert zwischen ihnen hin und her.

Stan lehnt sich zu ihm herunter, und der Hauch von Aftershave katapultiert ihn für den Bruchteil einer Sekunde aus seinem Körper. Denn Bob ist dieser Geruch vertraut, aus unendlich vielen Stunden in Cottas Büro, in Cottas Auto, weil Cotta ihnen mal wieder im letzten Moment das Leben gerettet hat.

Was tue ich hier eigentlich, meldet Bob sich zu Wort, beinahe alarmiert für einen Atemzug, ehe Stan ihn wieder runter drückt.

„Deswegen bist du doch hier, oder nicht?“, raunt er Cotta zu, richtet die Worte gleichzeitig an sich selbst.

Denn darum geht es doch, oder nicht? Genau das zu tun, was sie sich sonst niemals erlauben könnten.

Sacht lässt Stan seine Lippen über die Bartstoppeln an Cottas Wange wispern, ehe er sich abrupt wieder aufrichtet. Etwas zu abrupt, die Welt kippt kurz aus den Angeln, doch Skinny hält ihn, fängt ihn auf mit einem Arm um seine Hüfte.

Die andere Hand hat er noch immer nach Cotta ausgestreckt, leichenblass unter der Tinte, die sich im zuckenden Licht auf seiner Haut zu bewegen scheint.

Die Kapitulation ist unübersehbar, als Cotta sein Glas leert, es auf dem Tischchen an der Seite stehen lässt, und Stan meint, den Triumph schmecken zu können, süß auf seiner Zunge. Cotta ignoriert stur Skinnys Hand, doch er steht auf, und am liebsten würde Stan ausgelassen auf und ab hüpfen wie ein Flummi.

Skinny schiebt ihn zur Treppe, lässt ihn los, übernimmt die Nachhut. Nicht, dass Cotta ihnen doch noch abhanden kommt.

Die Hand fest um das metallene Treppengeländer geschlossen macht Stan sich an den Abstieg, mit jedem Schritt scheint die Musik lauter zu dröhnen, ganz von selbst geht er ein wenig mit ihr mit.

Und er weiß ganz genau, warum Skinny ihm den Vortritt gelassen hat, denn Dein Arsch sieht in den Shorts so verdammt geil aus, O-Ton Skinny.

Stan führt ihre kleine Gruppe auf die Tanzfläche, mitten hinein in die Menge, den Nebel und die Musik.

Zu seiner Überraschung, macht Cotta einfach mit. Auch wenn er sich bewegt wie ein Mann, der nicht so ganz in seinem Element ist, diese gewisse Starrheit fällt doch von ihm ab – vielleicht ist es die Anonymität der Menge, die anderen Körper, die sich um sie herum bewegen auf die gleiche Weise, oder vielleicht ist auch nur der Alkohol endlich in seinem System angekommen.

Oder, denkt Stan für eine verzerrte Sekunde, vielleicht hat Skinny ihm doch was in den Drink getan – kein Date Rape-Scheiß, das wäre nicht Skinnys Art, aber vielleicht irgendetwas anderes Lustiges.

Von hinten drängt Skinny sich an Stan heran, schiebt ihn dichter an Cotta. Seine Hände wandern erneut über Stans Körper, grapschen völlig ungeniert, und es könnt Stan wirklich nicht weniger stören.

Wie von selbst legen sich seine Arme um Cottas Hals, hindern ihn daran, Abstand zu halten, ziehen ihn an sich.

Er spürt Skinnys Mund an seinem Hals, direkt über seinem Puls, der viel zu schnell unter der dünnen, verletzlichen Haut hämmert, spürt Skinnys Zähne, die genau die Stelle reizen, die Stan ein Wimmern entlockt, ihn dazu bringt, sich Cotta entgegen zu pressen oder Skinny, der Unterschied in diesem Moment nachrangig.

Kaum lassen Skinnys Lippen von ihm ab, lehnt Stan sich nach vorn, zögert nur den Bruchteil einer Sekunde, ehe er Cotta küsst.

Halb rechnet er damit, dass der zurück zuckt, ihn wegschiebt, doch die einzige Reaktion ist ein Seufzen, die erneute, fortgesetzte Kapitulation, und Cotta erwidert den Kuss. Erst zögerlich, so zögerlich, wie er die Hände hebt, sie über Stans Körper verharren lässt, dicht genug, dass er sie spüren kann, doch ohne ihn tatsächlich zu berühren, ehe er ihn endlich anfasst.

Gleichzeitig schiebt Skinny sich zur Seite, neben Cotta, feingliedrige Finger umschlingen kräftigere, führen sie, über Stans Hüfte, zu seinem Hintern, zwingen Cotta, zuzufassen, und Stan könnte beim besten Willen nicht sagen, wer von ihnen das Stöhnen von sich gibt, das unter der Musik nicht hörbar, nur fühlbar ist.

Im nächsten Moment fahren Skinnys Finger in seine Haaren, ziehen seinen Kopf von Cotta weg, stattdessen spürt er erneut Skinnys Mund auf seinem, der ihm die Kontrolle endgültig entzieht, und er gibt es auf, irgendeine Form von Einfluss auf das Geschehen nehmen zu wollen.

Ihm ist heiß und kalt zugleich, schwindelig und ein bisschen übel. Immer noch spürt er den Beat durch seinen gesamten Körper vibrieren, liefert sich ihm aus.

Er hat die Augen geschlossen, verliert jedes Gefühl dafür, wer ihn gerade küsst, wessen Hände wo sind, immerhin sind die beiden ungefähr gleich groß.

Um ihn dreht sich alles, und wenn er blinzelt, zuckt es hell und bunt, bunt, bunt.

Jede Berührung brennt ihm Löcher in die Haut und er kann gar nicht genug davon bekommen.

Zeit und Raum hören auf, eine Rolle zu spielen, wichtig ist nur die Musik und die Aufmerksamkeit der anderen beiden. Ihre Körper gegen seinen, der Beat treibt sie gegeneinander, vier Hände ziehen ihn noch näher. Er kann spüren, dass die beiden erregt sind, ebenso wie er selbst, aber zumindest für ihn ist es einer unterschwellige Erregung, die keine aktive Abhilfe nötig hat, nur für diese tiefe, sirupartige Wärme in ihm sorgt, die ihn alles andere vergessen lässt.

„Ich brauch frische Luft“, hört er irgendwann Cottas Stimme, Minuten oder Stunden später, lässt sich bereitwillig mitziehen, stolpert neben Skinny von der Tanzfläche, raus auf die Straße.

Jetzt erst merkt Stan, wie schwer das Atmen drinnen fiel, saugt die klare Luft ein, und die relative Stille dröhnt ihm in den Ohren. Das Hemd klebt verschwitzt auf seiner Haut, lässt ihn frösteln, und die Art, wie Cottas Blick auf seiner Brust verweilt, sagt ihm, dass sein Oberteil inzwischen ähnlich durchsichtig ist wie Skinnys.

Abrupt wendet Cotta sich ab, als wäre ihm gerade aufgefallen, was er tut, oder als wäre ihm aufgefallen, dass Stan ihn erwischt hat, wie er ihn ansieht.

Irgendwie amüsiert es Stan, dass Cotta immer noch so zu tun versucht, als wäre er nicht interessiert.

„Was meinst du“, raunt Skinny ihm zu, so leise, dass Cotta ihn nicht hören kann. „Nehmen wir ihn mit?“

Sie haben das schon ein paar Mal gemacht, sich auf der Tanzfläche jemand anderen geschnappt, ihn ein bisschen heiß gemacht – und dann stehen lassen. Bisher sind sie am Ende immer nur zu zweit in Skinnys chaotischer Wohnung gelandet.

Eigentlich braucht Stan gar nicht zu Cotta zu schauen, um sich zu entscheiden, tut es trotzdem. Unter der Straßenlaterne kann er ein paar verdächtig dunkle Flecken an einer Seite seines Halses entdecken, ähnlich denen die er auf seiner eigenen Haut tragen dürfte – Skinny hat sich offenbar auch an ihm schon ausgetobt.

Stan nickt, kann Skinnys Grinsen neben sich beinahe spüren, breit und zufrieden und mehr als ein bisschen besorgniserregend unter normalen Umständen.

Ein Taxi hält vor ihnen, Leute ergießen sich auf die Straße, fließen an ihnen vorbei in den Club, und Skinny nutzt direkt die Gelegenheit.

Schneller, als Stan – und offenbar auch Cotta – so recht weiß, was passiert, hat er sie auf den Rücksitz gedrängt, dem Fahrer die Adresse gegeben.

Während der Fahrt sind Skinny Hände erneut überall, streichen über Stans Körper, greifen über ihn hinweg nach Cotta, der für den Moment wieder zu Verstand gekommen zu sein scheint. Leider.

Skinnys Berührungen auf seiner Haut sind heißkalt, Stan kann es selbst nicht ganz auseinanderhalten, lässt ihn einfach machen, folgt willig, als Skinny ihn auf seinen Schoß zieht.

Und auch wenn Cotta sich alle Mühe gibt, den Unbeteiligten zu mimen, Stan entgeht nicht, wie sein Blick unwillkürlich zu ihnen wandert, während Skinnys Zunge den Weg zurück in seinen Mund findet, Skinnys Hände seinen Hintern packen, Cotta zum Zuschauer degradieren.

Erneut verschwimmt die Zeit, Skinny das einzig reale, bis das nächste, was Stan mitbekommt, das Halten des Wagens ist.

Skinny schiebt ihn einfach von seinem Schoß, steigt als Erster aus dem Taxi, steuert so zielstrebig die Tür an, wie er es hinkriegt, und Stan folgt ihm so selbstverständlich, wie er es immer tut.

Nur vage nimmt er wahr, wie Cotta hinter ihnen etwas murmelt, dann gezwungenermaßen den Taxifahrer bezahlt.

Ohne sich umzusehen marschiert Skinny in die Wohnung, lässt die Tür einfach offen, überlässt es Stan, Cotta mit sich zu ziehen, der verdächtig so aussieht, als würde seine Vernunft sich wieder melden – und das können sie wirklich nicht zulassen.

An ihn geschmiegt drängt er Cotta in den Flur, die Wärme, die von Cotta ausstrahlt, fühlt sich verdammt gut an, und am liebsten wäre Stan ihm noch näher.

Nur gerade so erinnert er sich daran, hinter ihnen die Tür wieder zu schließen, schafft es unter konzentrierter Mühe, die Kette vorzulegen, auf die Skinny immer besteht.

Der macht derweil die selbe Stehlampe an, die immer an ist, in der Wohnung mit den dauerhaft heruntergelassenen Blackout-Rollos, die schon mehr als einmal dafür gesorgt haben, dass Bob seine Vorlesung am Montagmorgen verpasst hat, weil Stan jegliches Gefühl für die Zeit verloren hatte.

Skinnys Vater bezahlt die Wohnung, aus keinem anderen Grund, als damit Skinny nicht zuhause wohnt und den Ruf der Familie in Rocky Beach nicht noch mehr in den Dreck zieht. Und, wie Skinny zu breit grinsend hinzugefügt hat, weil er Beweise dafür hat, das sein Vater Steuern hinterzieht, die er bei Bedarf dem Finanzamt zuspielen könnte.

Es kommt Mr Norris günstiger, sich erpressen zu lassen und seinem Sohn die Wohnung zu finanzieren, als sich mit den Behörden auseinanderzusetzen.

Vor ihnen die Küchenzeile, links Türen ins Bad und Schlafzimmer. Rechts die Sitzecke: Couch, Sessel, ein Glastisch. War alles sauteuer, hat Skinny Stan erzählt, bevor er die Kippe auf der Armlehne ausgedrückt hat. Der Tisch ist vollgemüllt wie gewohnt; leere Flaschen, kleine Tütchen, Taschentücher, Feuerzeuge, Zigarettenschachteln, eine kleine freigeräumte Fläche mit weißen Pulverresten. Ein dreckiges Stillleben.

Skinny greift die Fernbedienung der Stereoanlage heraus, dreht irgendwas auf und es fühlt sich an wie die Fortsetzung der Musik, die sie gerade hinter sich gelassen haben.

Stan hat die Finger unter Cottas T-Shirt geschoben, freut sich an der Wärme gegen seine Hände, der Kontrast zu Skinny unverkennbar, Muskeln und ein wenig Fett statt nur Sehnen und Knochen unter der Haut. Er will mehr davon, mehr spüren, mehr Eindrücke, mehr Kontakt.

Er lehnt sich nach oben, sucht und findet Cottas Mund, während seine Finger sich unkoordiniert an Cottas Gürtel zu schaffen machen. Den halbherzigen Protest erstickt er mit der Zunge, nach wie vor macht Cotta keine Anstalten, ihn wegzuschieben.

Endlich gewinnt er den Kampf gegen die Schnalle, Knopf und Reißverschluss kapitulieren schneller. Auch ohne sie zu berühren, kann er Cottas Erektion schon spüren, heiß und hart und verlockend, doch er zögert, tatsächlich die letzten Zentimeter zu überwinden, löst sich stattdessen aus dem Kuss, der nur deswegen Kuss heißt, weil es kein anderes Wort dafür gibt, viel mehr ist es etwas anderes, für das Stan jedoch keine Bezeichnung hat.

Sein Blick irrlichtert zu Skinny hinüber, der es sich auf der Couch bequem gemacht hat, eine Flasche aus geschliffenem schwarzem Glas in der Hand, die Stan bekannt vorkommt. Ein relativ kostenspieliger Rum, den Skinny irgendwann von seinem Vater geklaut hat, den er nur zu besonderen Anlässen heraus holt. Am Anfang hat Stan sich manchmal gefragt, wie zum Teufel Skinny eigentlich immer noch trinken kann. Inzwischen nimmt er es einfach hin.

Demonstrativ lässt Skinny die Beine auseinander fallen, fasst sich ebenso betont durch die Hose an. „Lass mich sehen, wie du seinen Schwanz lutschst, Stan“, erklärt er ungeniert, völlig selbstverständlich, ehe er einen langen Schluck aus der Flasche nimmt.

Das lässt Stan sich nicht zweimal sagen.

Seine Knie kollidieren hart mit dem Boden, beinahe in der selben Bewegung befreit er Cottas Erektion, hält einen Moment inne, genießt den Anblick des harten Schwanzes vor seinem Gesicht. Denn es bleibt Fakt, Stan kann kaum genug kriegen, egal wovon, aber vor allem von Eindrücken, und das hier ist neu und aufregend.

Cotta ist nicht ganz so lang wie Skinny, aber ähnlich dick, wird sich verdammt gut in Stans Mund anfühlen.

Ein letztes Mal versichert Stan sich mit kurzen Blicken bei Skinny und Cotta, das das okay ist – niemand hält ihn auf –, dann schließt er gierig die Lippen um Cottas Spitze. Versucht gar nicht erst, langsam zu machen, nimmt ihn tief, bringt sich selbst zum Würgen.

Über ihm stöhnt Cotta, rau und kehlig und das Geräusch zieht direkt zwischen Stans Beine, ebenso wie das Lachen vom Sofa.

„Genau, machs ihm schön, Stan“, treibt Skinny ihn an.

Nicht, das Stan das braucht, aber er liebt den Klang von Skinnys Stimme, vor allem, wenn er erregt ist, genießt die Bestätigung.

Verliert sich in der Repetition, dem Kreislauf, aus dem ihn, einmal gestartet, erst ein Ereignis von Außen wieder herausreißen kann. Die Augen geschlossen lehnt er sich vor, bis die Spitze von Cottas Schwanz ihm die Kehle dehnt, bis es nicht mehr tiefer geht ohne dass er kotzen muss, zieht zurück, holt Luft, beginnt von vorn.

Cotta fasst ihn nicht an, bedauerlicherweise, doch das Stocken in seinem Atem, sein leises Stöhnen, das Stan über das Rauschen in seinen Ohren nur gerade so hören kann, ist fast genauso gut. Ebenso die gezwungene Stille seine Hüfte, obwohl Stan spüren kann, dass er am liebsten in seinen Mund stoßen würde, die Kontrolle übernehmen, doch er hält sich mit aller Macht davon ab.

Schließlich graben sich doch Finger in Stans Haare, zu schmal und kühl um Cottas zu sein, ziehen ihn zurück.

Unbemerkt von Stan ist Skinny zu ihnen getreten.

Sein harter Schwanz schaut aus der geöffneten Hose hervor, sollte eigentlich lächerlich aussehen, aber Stan ist schon viel zu geil, um es noch albern zu finden.

Doch bevor er sich ihm zuwenden kann wie er es gerne würde, zieht Skinny ihn auf die Füße, setzt ihm die Flasche an die Lippen. Der Alkohol brennt kaum in seinem strapazierten Hals, auch nicht, als er sich verschluckt, ihm ein paar Tropfen über das Kinn laufen, ehe Skinny die Flasche senkt, ihn stattdessen küsst, als wollte er ihm den Rum wieder aus dem Mund lecken.

„So“, sagt Skinny, nachdem er sich von Stan gelöst hat, sein Blick intensiv wie Laserstrahlen zu ihrem Gast zurückkehrt. Seine Stimme ist rau, reibt auf die beste Art über Stans Nerven. „Jetzt will ich dich auf den Knien sehen, Cotta.“ Die Leerstelle, an der normalerweise das Inspektor gesessen hätte, ist nicht zu überhören.

Einen Moment lang halten sie beide den Atem an, Skinny und Stan, Cotta vielleicht auch, ob er es tatsächlich tut oder ob jetzt die Grenze erreicht ist.

Aber offenbar hat Cotta irgendwo zwischen der Wohnungstür und Stans Mund die letzten Hemmungen oder Zweifel verloren, geht auf die Knie, mit mehr Anmut als einem Polizisten in seinem Alter zusteht.

Sieht zu ihnen auf, die Lider halb geschlossen, und unter der Erregung spürt Stan immer noch diese Einsamkeit, denselben Hunger nach Empfindung, der auch ihn antreibt, fühlt sich für eine Sekunde wieder viel zu nüchtern.

Dann packt Skinny grinsend Cottas Hinterkopf, bleiche Finger in dem dunklen Haar, reibt seinen Schwanz gegen seine Lippen, Cottas Augen schließen sich ganz, und alles, was in Stans Kopf noch Platz hat, ist verdammt, ist das geil.

Wie hypnotisiert klebt sein Blick an den beiden, auch, während er rückwärts um den Tisch herum zum Sofa stolpert, den Platz einnimmt, den Skinny gerade frei gemacht hat, weil er seinen Beinen nicht traut, ihn tatsächlich aufrecht zu halten.

Er macht kurzen Prozess mit dem Reißverschluss der Shorts, schiebt gierig die Hand hinein, stöhnt auf, als er sie endlich um seinen Schwanz schließt.

Skinnys Augen zucken kurz zu ihm hinüber, das Grinsen auf seinen Lippen teuflisch zufrieden, dann wird sein Griff in Cottas Haaren fester, zwingt ihm seinen Rhythmus auf, während er gleichzeitig einen weiteren Schluck aus der Flasche nimmt.

Das Bild ist perfekt, und für einen Moment sind Stan und Bob beide da, in ihrem Wunsch, es irgendwie festzuhalten – Skinny, bleich und oberkörperfrei, Tattoos und dramatisches Lichtspiel auf der Haut, und Cotta, kaum mehr als fleischgewordener Schatten zu seinen Füßen.

Dann gewinnt Stan wieder die Oberhand, leckt sich die Lippen, weiß zum zweiten Mal an diesem Abend nicht, mit welchem der beiden er am liebsten tauschen würde, will mehr Stimulation, will Skinny auf seiner Zunge schmecken.

Ihm ist heiß, seine Hand bewegt sich schneller, und sein Körper verlangt schon wieder nach Aufmerksamkeit – nach Skinnys Aufmerksamkeit genau genommen, denn immerhin sind alle seine Anschlüsse auf ihn gepolt. Und auch wenn Bob so gut wie keine Eifersucht kennt, bei Stan sieht das anders aus.

Das unzufriedene Geräusch kommt ihm über die Lippen, ohne, dass er es selbst bemerkt, wird sich dessen erst bewusst, als Skinny ihm den Kopf zuwendet.

„Wie dringend ist es?“, will er wissen.

„Verdammt dringend.“ Stans Stimme hat einen flehentlichen Unterton, den er nicht ganz abschalten kann. Aber es stimmt nun mal, lange wird er nicht mehr durchhalten, nicht bei dem Bild.

„Dann nimm die Finger von deinem scheiß Schwanz und bereite dich lieber für mich vor“, weißt Skinny ihn an, klingt ähnlich ungeduldig wie Stan sich fühlt.

Dem Vorschlag kann er nicht widersprechen, doch sein Hirn ist schon so mit durch, dass er von alleine nicht mehr auf den Gedanken gekommen wäre. Logisches Denken geht ihm regelmäßig verloren, sobald er in Skinnys Nähe ist.

Suchend gleitet sein Blick über den Tisch, irgendwo hier in diesem verdammten Chaos muss doch-

Er findet die offene Tube aus der dicke Tropfen auf das Glas gelaufen und dort eingetrocknet sind. Die Frage steigt in seinem vernebelten Kopf auf, ob sie da schon liegt, seit er das letzte Mal hier war, oder ob Skinny sich mit irgendwelchen anderen Typen vergnügt, wenn Stan nicht da ist.

Sie haben nie darüber geredet, was das zwischen ihnen ist, eigentlich will das auch keiner, aber der Gedanke sticht, dass er für Skinny vielleicht nur einer unter vielen ist.

Aber bevor er tatsächlich ins Grübeln kommen kann, lenkt ihn Skinnys Stöhnen wieder ab, sein Blick zuckt hoch, zu Skinny, der gierig in Cottas Mund stößt; er langt nach der Tube ohne hinzusehen, greift voll in die Schweinerei hinein.

Fluchend wischt er seine Finger an einem der herumliegenden Taschentücher ab, drückt dann frisches Gel darauf.

Realisiert erst im nächsten Moment, dass er die Shorts noch anhat.

Mit einer Hand und leichten Verrenkungen wird er sie mühsam los, sucht sich eine gute Position auf dem Sofa, schiebt die feuchten Finger zwischen seine Beine.

Die Berührung ist fast unangenehm gewöhnlich, voraussehbar, und er hätte so viel lieber Skinys Hände auf seiner Haut, ihn sich, die ihn auf immer neue und erregende Art um den Verstand bringen.

Geistesabwesend öffnet er sein Hemd, fragt sich für eine Sekunde, wo zum Teufel er eigentlich seine Lederjacke gelassen hat, aber es will ihm beim besten Willen nicht einfallen. Ist ja auch nicht so wichtig.

Stattdessen konzentriert er sich darauf, sich vorzubereiten – möglichst mechanisch, damit er nicht doch noch kommt, bevor Skinny in ihm ist, und nicht zu gut, denn er will es spüren, wenn Skinny in ihn eindringt, will es immer spüren, würde es am liebsten auch noch am nächsten Tag spüren. Die ganze nächste Woche, damit auch Bob ihn nicht vergessen kann, aber das ist keine gute Idee.

Irgendwann zieht Skinny Cottas Kopf zurück. „Reicht.“

Sein Blick hängt an Stan, bringt dessen Haut zum Kribbeln, dieser Fokus eine gefährlichere Droge als alles, was er sonst einwerfen könnte.

Wie in Trance kommt Cotta wieder auf die Füße, Skinny drückt ihm die Flasche in die Hand, und für eine Sekunde schaut Cotta sie an, als wüsste er nicht, was er damit tun soll. Entscheidet sich dann, doch einen Schluck zu nehmen, während Skinny auf die Couch zuhält.

„Scheiße, du bist so hübsch“, murmelt er, „Du machst mich echt wahnsinnig.“

Zufrieden grinsend rutscht Stan sich auf dem glatten Polster zurecht, macht die Beine einladend noch ein wenig breiter.

Schräg neben ihm, fast außerhalb seines Gesichtsfeldes, lässt Cotta sich auf den Sessel fallen, ist die Flasche unterwegs losgeworden, fasst sich wie beiläufig an, ohne sie aus den Augen zu lassen.

Skinny hat die Tube mit dem Gel gefunden, drückt ein wenig auf seinen Schwanz, verteilt es, ehe er sich zwischen Stans Beinen positioniert, sie anhebt, sich selbst um die Hüfte legt.

Ein unerträglich langer Moment des Abwartens, dann spürt Stan endlich die breite, brennend heiße Spitze gegen seinen Eingang. Noch ein wenig länger hält Skinny ihn hin, reizt ihn, bis Stan sich ungeduldig windet, halb Anstalten macht, nach ihm zu greifen, die Sache selbst voran zu treiben.

Mit einem unerbittlichen, ununterbrochenen Stoß dringt Skinny endlich in ihn ein, entreißt ihm ein langgezogenes Stöhnen, hält erst inne, als er bis zu den Eiern in ihm versunken ist.

Beinahe droht Stan zu hyperventillieren, egal, wie oft sie das machen, im ersten Augenblick spielt es immer damit, die Grenze zu zu viel zu überschreiten, wenn Skinny ihn so vollständig ausfüllt, bis in die intimsten Punkte in ihn vordringt.

„Fuck, du bist so eng“, stöhnt Skinny über ihm, spricht ihn an, könnte doch nicht offensichtlicher eigentlich mit Cotta reden.

Ein leises Fluchen antwortet ihm vom Sessel, dann beginnt er, sich zu bewegen, und um Stan herum explodiert, fragmentiert die Welt in Euphorie.

Skinnys Rhythmus ist hart, viel kontrollierter, als es ihm noch möglich sein sollte, beinahe strafend, und Stan könnte es nicht mehr lieben.

„Ist mein Schwanz immer noch der einzige, der in in dir war?“, fragt Skinny nach, obwohl er die Antwort eigentlich längst kennt, und Stan stöhnt zustimmend.

Bob lässt sich nicht gerne ficken. Und Stan – für Stan gibt es nur Einen. Hat es schon immer nur Einen gegeben. Das wissen sie beide.

Mit beiden Armen um seinen Hals zieht Stan Skinny dichter zu sich herunter, in einen unkoordinierten Kuss, drängt sich seinem Körper entgegen. Will ihn so nah bei sich spüren, wie möglich, würde am liebsten in Skinny hinein klettern, so wie er in ihm ist, nur ganz anders.

Wortlos protestiert er, als Skinny sich von ihm löst, sein Blick an Stan vorbei geht, aber er holt ihn auch nicht zurück, denn mit jeder Bewegung nährt Skinny das Feuer in ihm, macht es – ihn – heißer und heißer, trifft immer wieder den Punkt, der zu kleinen Explosionen führt.

„Soll ich dem Inspektor erlauben, dich zu ficken?“, überlegt Skinny, die Stimme gerade so laut, dass er über die Musik zu hören ist, die ihn gleichsam anzutreiben scheint, „Was meinst du?“

Drüben auf dem Sessel zuckt Cotta zusammen, will offensichtlich nicht an seinen Dienstgrad erinnert werden, und Skinny grinst noch etwas breiter.

„Ne, ich glaub nicht“, fährt er fort, die Finger in der Kette um Stans Kehle, wartet nicht auf eine Antwort. „Dein Arsch gehört allein mir, Stan.“

Und wo Bob über Besitzansprüche lachen würde, wimmert Stan nur. Weil es stimmt. Er verdankt Skinny seine ganze Existenz, dafür darf er sich bestimmte Recht herausnehmen.

Sein Schwanz pocht inzwischen fast schmerzhaft, jeder Stoß von Skinny in seinen Körper treibt ihn höher, höher, höher, bringt ihn mehr um den Verstand. Oder vielleicht sind es die Drogen.

Alles dreht sich um Stan, wenn er die Augen schließt. Alles, was noch real ist, ist sein harter Schwanz und Skinny in ihm. Und Skinnys Hand, die sich um seinen Schwanz legt, das Tempo aufnimmt, ihn der Klippe langsam aber sicher entgegen jagt.

„Schau mich an“, bringt Skinny hervor, und unwillkürlich folgt Stan der Anweisung, begegnet seinem Blick.

Skinnys Pupillen sind immer noch zu groß, das bleierne Grau nur ein schmaler Rand um das Dunkel, und Stan hat das Gefühl, er könnte einfach in sie hinauffallen.

Und ohne Vorwarnung befindet er sich plötzlich tatsächlich im freien Fall, sein Schwanz, sein ganzer Körper zuckt, wie Erschütterungen – ein Erdbeben – vibriert der Orgasmus durch ihn hindurch. Noch eine Welle und noch eine Welle wogt durch ihn, lässt ihn fliegen, weil Skinny nicht aufhört, sich in ihm zu bewegen.

Erst, als Stan glaubt, es keine Sekunde länger aushalten zu können, jeden Moment ohnmächtig zu werden, zieht Skinny aus ihm heraus, legt stattdessen die Finger um seinen Schwanz. Bewegt sie ein, zwei Mal, ehe er sich anspannt, mit einem Grollen über Stans Bauch kommt, wo sein Sperma sich mit Stans mischt, dessen Schwanz bei dieser Feststellung noch ein tapferes, letztes Zucken probiert.

Ein paar Herzschläge lang treiben sie einfach miteinander, Blicke und Körper immer noch verwoben, driften nur langsam wieder zur Erde zurück.

Dann schiebt Skinny ihm zwei Finger in den Mund, lässt sie von Stan sauber lecken. Leicht bitter registriert der Geschmack noch in Stans Gehirn, doch seine Zunge kribbelt ebenso wie der Rest seines Körpers, ist genau wie er nicht mehr ganz zurechnungsfähig.

Ein heiseres Stöhnen, und erst jetzt erinnert Stan sich wieder an Cotta, überstreckt den Nacken um zu ihm zu sehen.

Cottas Augen kleben an ihnen, die Hand um seinen Schwanz bewegt sich so schnell, dass Stan sie nur noch verschwommen wahrnimmt.

Er spürt Skinnys Finger über seinen Bauch gleiten, weiße Spuren auflesend, und denn pressen sie erneut gegen seine Lippen.

Diesmal lässt Stan sie betont langsam in seinen Mund gleiten, umspielt sie mit der Zunge, gut sichtbar für Cotta, saugt sie ein, und wieder erntet er dieses raue, kehlige Geräusch.

Wie zur Antwort darauf ein leises, dreckiges Lachen von Skinny. „Vielleicht sollte ich ihn dich doch noch ficken lassen, jetzt wo du so schön offen von meinem Schwanz bist“, raunt er, und Stan kann seine Fingerspitzen gegen seinen Eingang spüren.

Für den Bruchteil einer Sekunde fragt er sich, wie Skinny das Gleichgewicht hält, dann schieben die Finger sich in ihn, im selben Rhythmus wie die zwischen seinen Lippen, und alles, was er noch zustande bringt, ist ein Stöhnen, gepresst, fast gequält, zu viel zu kurz nach dem Höhepunkt, während Nachbeben ihn erzittern lassen.

Mit einem unterdrückten Fluch spritzt Cotta quer über sein T-Shirt. Schwer atmend, die Augen geschlossen, sitzt er da, und Stan braucht keine Gedanken lesen zu können, um zu wissen, dass Skinny gerade am liebsten ein Foto machen würde.

Wieder scheint die Zeit eine Pause einzulegen, anzuhalten für einen kurzen Moment, ehe Cotta tief, schwer seufzt, aufsteht auf unsicheren Beinen, mit traumwandlerischer Sicherheit beim ersten Versuch den Weg ins Bad findet.

Auch Skinny setzt sich auf, lässt von Stan ab, und er vermisst den Kontakt sofort.

Angelt nur halbherzig nach einem Taschentuch, beseitigt die gröbsten Spuren. Neben ihm greift Skinny die Plastiktüte, die immer neben der Couch liegt, dreht mit absoluter Konzentration, beinahe entrücktem Gesichtsausdruck einen Joint, und wie immer kann Stan ihm dabei nur fasziniert zusehen.

Eine völlige Alltäglichkeit, doch etwas an Skinnys Fokus, der Art wie die langen Finger das Papier rollen, seine Zunge träge daran entlang gleitet, nimmt Stan jedes Mal aufs Neue gefangen.

Oder es ist bloß der Nachhall des Höhepunkts, der ihn sentimental macht.

Während Skinny auf dem Tisch nach einem Feuerzeug fischt, kehrt Cotta zurück, lässt sich wieder in den Sessel fallen – beinahe ist Stan überrascht, hätte eher damit gerechnet, dass er sofort die Flucht ergreift.

Die Spuren sind einigermaßen von seinem T-Shirt verschwunden, und er hat auch die Jeans wieder ordentlich zugemacht, im Gegensatz zu Skinny, der oberkörperfrei und mit offener Hose neben Stan hängt. Doch seine Augen scheinen tiefer in den Höhlen zu liegen als sonst, als noch vor ein paar Stunden.

Der Joint glüht auf – und zum zweiten Mal an diesem Abend bläst Skinny Stan den Rauch in den Mund. Reflexartig inhaliert er, saugt die Droge tief, tief, tief in seine Lunge hinein.

Exhaliert leise lachend.

Rupft den Joint dann doch aus Skinnys Fingern, der viel zu durch ist, um ihn zu stoppen, zieht daran, lehnt sich über den Abgrund zu Cotta, seine Lippen auf Cottas, gibt den Rauch an ihn weiter, sodass selbst der heilige Inspektor keine Wahl hat, als ihn zu schlucken, und Skinnys Lachen hallt ihm in den Ohren.

Aus den Boxen pulsiert noch immer die Musik, während der süßliche Qualm zur Decke hinauf steigt, der Joint zurück zu Skinny, wieder zu Stan, und weiter zu Cotta wandert.

Für einen Moment zögert Cotta, ehe er ihn von Stan annimmt. Schließt die Augen nur eine Sekunde, und Stan kann beinahe sehen, wie er ein und vergib uns unsere Sünden zum Himmel schickt – und wie es von der fleckigen Decke abprallt, nie dorthin gelangt, wohin Cotta es vielleicht senden wollte, und der Inspektor nimmt den Joint entgegen.

Der Anblick ist unerwartet, brennt sich in Stans Gedächtnis ein; Cotta, dessen Lippen sich bedächtig um den Filter schließen, der den Rauch einsaugt als würde er es ständig machen, obwohl Bob ihn noch nie mit einer Zigarette gesehen hat. Und das blasse Fragezeichen, das in Stans Kopf über Cotta tanzt, wird ein wenig größer.

Irgendwann steht Cotta auf, Skinny hat den Stummel des Joints schon längst in einem der halbvollen Aschenbecher auf dem Tisch ausgedrückt.

„Ich sollte gehen“, sagt Cotta, langsam, seltsam unschlüssig, als würde er darauf warten, dass ihm jemand widerspricht, doch niemand tut es.

Also zupft er sein Hemd zurecht, sieht dadurch jedoch nicht weniger vage zerzaust aus, lässt den Blick noch einmal über Skinny und Stan gleiten, über den Tisch, das ganze dreckige Wohnzimmer, in dem sich sicher Material für zehn Anzeigen finden ließe, ehe er sich tatsächlich zur Tür wendet.

„Schönen Abend noch“, meldet Skinny sich verspätet doch noch zu Wort, klingt ein wenig, als würde er sich über Cotta lustig machen, und ebenso verzögert wie Stan sich fühlt.

Cotta nickt abwesend, ehe er um die Ecke in den kurzen Flur verschwindet.

„Und nimm dir n Taxi“, ruft Skinny ihm hinterher, „Ich glaub nicht, dass du noch fahren kannst, und Ihre Kollegen sollten Sie wirklich nicht so sehen, Inspektor!“

Cotta antwortet nicht mehr darauf, doch Stan kriegt sich vor Lachen gar nicht wieder ein.

Erst, als Skinny sich neben ihm auf der Couch ausstreckt, ihn an sich zieht, beruhigt er sich wieder.

Legt den Kopf auf Skinnys Brust ab, lauscht dem Klopf-klopf, Klopf-klopf, Klopf-klopf seines Herzens und malt mit den Fingern die dunkle Tinte nach, die unter seiner Haut sitzt, folgt dem S einer Schlange, die sich auch über seinen eigenen Körper windet.

Halb will er einschlafen, all seine Energie ist in einem Urknall verpufft, gleichzeitig will er es so lange wie möglich hinauszögern.

Denn wenn er einschläft, muss er irgendwann aufwachen, und wenn er aufwacht, wird es ihm dreckig gehen, und noch viel schlimmer: Wenn er aufwacht, wird Bob zurückkommen müssen, und eigentlich will Stan nur die Zeit anhalten, mit Skinny durchs Nichts gleiten, ohne an morgen oder gestern denken zu müssen.


Eine Woche später sind Justus, Peter und Bob bei Cottas zum Grillen eingeladen.

Bob hat kurz, ganz kurz, darüber nachgedacht, sich mit einer Ausrede aus der Affäre zu ziehen, aber das hat ihm noch nie gelegen. Lieber rennt er sehenden Auges direkt in die Höhle des Löwen. So, wie er es in der Psychatrie in Pasadena getan hat. Wie er es mit Skinny getan hat, als Stan begonnen hat, sich immer nachdrücklicher in ihm zu Wort zu melden, sich gegen die Stäbe des Käfigs zu werfen, in den Bob ihn gesteckt hatte.

Also geht er mit seinen Freunden hin, steht mit ihnen im Garten hinter Cottas Haus, unterhält sich mit Caroline, mit Goodween, mit Reynolds.

Landet schließlich neben Cotta am Grill, während die anderen Caroline beim Tischdecken helfen.

„Bob“, sagt Cotta leise, so leise, dass niemand sonst sie hören kann, „Wegen letztem Samstag...“

Es fällt ihm hörbar schwer, die Worte zu bilden, und Stan lacht hässlich in Bobs Hinterkopf.

Aber Stan hat hier nichts zu suchen, und Bob hat Mitleid mit dem Inspektor.

Sie sind sich vielleicht sogar ähnlich in der Hinsicht, müssen offenbar beide manchmal ausbrechen aus dem vorbildlichen Dasein, das sie führen, sich selbst aufgeben – oder vielleicht eher sich selbst ausleben. Hören beide dieses Rauschen im Hintergrund, das ihnen zuflüstert, dass da doch noch mehr sein muss – Bob ist ihm nur einen Schritt voraus. Weil er Stan hat, und Skinny, die ihm erlauben, sich mehr loszulassen, als Cotta es sich anscheinend zugesteht.

„Ich weiß nicht, wovon du redest“, unterbricht er ihn, sieht ihm in die Augen, mit dem ruhigen unschuldigen Pokerface, das er mit den allzu zahlreichen Notlügen seiner Jugend perfektioniert hat.

Er hat nichts damit zu tun. Das muss Cotta mit sich selbst, mit Skinny, vielleicht mit Stan ausmachen. Nicht mit Bob.

Und Cotta mustert ihn noch einen Moment, ehe er nickt, aufatmet, das Thema fallen lässt.

Gleichzeitig überlegt Stan in Bobs Kopf laut, ob er Cotta wohl in Zukunft noch öfter über den Weg laufen wird.

Something isn"t sitting right
Something wakes me up at night
The background noise
The background noise
[IAMX – The Background Noise]