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Characters:
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Language:
Deutsch
Collections:
Spatort Crew
Stats:
Published:
2022-01-26
Words:
680
Chapters:
1/1
Comments:
18
Kudos:
110
Bookmarks:
3
Hits:
552

Der Pinguin und die Schlange

Summary:

Adam zischte leise durch die zusammengebissenen Zähne. Fuck, tat das weh! So schmerzhaft hatte er es sich nicht vorgestellt. Aber immerhin war das ein Schmerz, den er sich selbst ausgesucht hatte, ein Schmerz, den er spüren wollte. Der ihm zeigte, dass er noch da war, dass er noch lebte und noch fühlen konnte.

 

 

 

 

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Work Text:

Adam zischte leise durch die zusammengebissenen Zähne. Fuck, tat das weh! So schmerzhaft hatte er es sich nicht vorgestellt. Aber immerhin war das ein Schmerz, den er sich selbst ausgesucht hatte, ein Schmerz, den er spüren wollte. Der ihm zeigte, dass er noch da war, dass er noch lebte und noch fühlen konnte.

„Das dauert noch’n bisschen“, meinte die schwarzhaarige Frau und sah von ihrer Arbeit auf. „Brauchst du ‘ne Pause?“

Trotz der Schmerzen musste Adam lachen. Als ob es jemals irgendjemanden interessiert hätte, wenn er eine Pause brauchte! Sein Vater hatte ihn trainiert, bis er vor Erschöpfung geheult hatte, und dann hatte es noch Prügel gesetzt, weil Tränen nur was für Mädchen und Schwule waren.

„Passt schon, mach weiter“. Adam versuchte, fest und sicher zu klingen und nicht so, als ob seine Brust gerade in Flammen stand.

„Sicher?“ Die Tätowiererin musterte ihn skeptisch. „Bisschen blass um die Nase siehst du nämlich auch aus.“

Adam verdrehte die Augen. „Ich hab‘ doch gesagt, du kannst weitermachen. Meine Hautfarbe ist nicht dein Problem, oder?“

„Aber wenn du hier umkippst, das ist dann mein Problem“, konterte sie, setzte dann aber kopfschüttelnd die Nadel wieder an und stach weiter.

Es tat so weh, aber es tat so gut, endlich mal eine andere Art von Schmerz zu fühlen. Endlich mal selbst Herr darüber zu sein und entscheiden zu können, wann es wehtat und wann es aufhörte.

Und endlich mal nicht die ganze Zeit an Leo zu denken.

 

oooooooooooooo

 

„Sie ist wunderschön.“ Leo lag neben Adam, auf seinen Unterarm gestützt, und fuhr sanft mit seinem Zeigefinger die Umrisse der Schlange nach.

Adam erschauerte unwillkürlich. Leos Fingerkuppe fühlte sich kühl an auf seiner heißen Haut, und wie er da so die Windungen des Schlangenkörpers nachzeichnete, das ließ eine hungrige, glühende Hitze in Adam hochsteigen. „Leo…“ Es klang fast wie ein Wimmern, und er fühlte, wie er rot wurde. Leo aber lächelte nur und ließ seine Finger auf Adams Brust. „Ganz ruhig, Baby“, sagte er leise, und Adams Herz legte einen Zahn zu. Baby… Dieser unglaubliche Mann lag neben ihm, streichelte ihn und nannte ihn Baby. Falls das ein Traum war, dann wollte Adam nie mehr aufwachen.

„Aber eines musst du mir noch erklären“, sprach Leo weiter. Seine Finger krochen von der Schlange weg, ein bisschen nach rechts und tupften sanft auf das kleine Tattoo. „Ein Pinguin, Adam?“ Er klang amüsiert.
Adam schluckte. Dieses Geständnis würde Leo jetzt entweder auf der Stelle vertreiben, oder … Der alte Adam hätte es niemals gewagt, das Folgende laut auszusprechen. Er hätte einen sarkastischen Spruch gebracht, gelacht und dann das Thema gewechselt, um sich ja keine Blöße zu geben. Nicht verwundbar machen, das war Adams Mantra gewesen. Die Mauer immer schön oben lassen, dann kann dir keiner was. Doch Leo hatte diese Mauer mit einem Blick und einem Roundhouse-Kick á la Pia zum Einsturz gebracht, und eigentlich…eigentlich war das ganz schön. Diese Sache mit dem Vertrauen war zwar nicht einfach, aber bei Leo versagte Adams Verteidigungsmechanismus, das war schon immer so gewesen. Aber Adam hatte keine Angst. Leo würde ihn nie verletzen, und umgekehrt galt das Gleiche.

„Der Pinguin…“, begann Adam zögerlich, „das ist so ‘ne Art Symbol.“

„Aha“, meinte Leo und streichelte die winzigen Flügel. „Wofür?“

Adam atmete tief durch. „Naja, Pinguine suchen sich einen Partner, und mit dem bleiben sie dann ein Leben lang zusammen, was auch immer passiert. Und wenn sie sich mal verlieren, dann suchen sie einander so lange, bis sie wieder zusammen sind.“ Seine Augen brannten. Wenn Leo jetzt lachte, oder wenn er ging, weil das für ihn nur eine Bettgeschichte war, dann –

"Brauchen Pinguine manchmal auch ein bisschen länger?", unterbrauch Leo Adams Gedanken.

"W-Wie, länger?"

"Na, zum Zusammenfinden."

"Naja...kann schon sein, denke ich", krächzte Adam.

Ein heftiges Zucken ließ durch seinen Körper, als sich Leo hinunterbeugte und einen Kuss auf das Pinguintattoo drückte. „Dann bist du wohl mein kleiner Pinguin, Baby“, murmelte er, seine Stimme ein warmer Hauch auf Adams Haut.

„Und du meiner“, gab Adam mit zittriger Stimme zurück. Dass er weinte, merkte er erst, als Leo ihm die Tränen von den Wangen küsste.