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Es war eine Bewegung, mit der Dazai Atsushi’s Angriff auswich und Chuuya erreichte. Er drehte sich unter der ausgestreckten Pranke der Bestie im Mondschein hinweg und schlang beim nächsten Herzschlag seinen Arm um Chuuya.
Den Rotschopf an sich pressend, schob er seine Finger unter den Kragen dieser albernen Hemd-Bolero-Kombination, die der Mafioso trug. Sobald Haut auf Haut lag, sackte Chuuya gegen ihn.
Und Atsushi preschte erneut vor.
Ein Schritt zurück, er ließ Chuuya auf sich fallen, zog die träge Masse mit sich. Atsushi auszuweichen war mittlerweile ein Leichtes, nicht nur weil Dazai es von Anfang an geschafft hatte, sondern auch weil Atsushi alle Verfeinerungen seiner Angriffe von niemand anderem als ihm gelernt hatte.
Beinahe wie im Tanz zog er Chuuya mit sich, drehte sie hier hin und dort hin, stets außerhalb der Reichweite von weißen Tigerpranken.
Sich auf Atsushi konzentrierend, bemerkte Dazai nur am Rande, dass eine Wand der Lagerhalle zerschlitzt wurde.
Demon Snow.
Dämonisch war auch Dazai’s Schmunzeln, als er sich und Chuuya einmal mehr aus Atsushi’s Weg fallen ließ. Der Tiger hatte den Geist entdeckt, während Dazai sich mit einem Ausfallschritt und einer Drehung wieder dem Geschehen vor sich zuwandte. Chuuya noch immer an seine Seite und Brust gepresst.
Das Geschehen, die Zielperson viel mehr, stand feixend am anderen Ende der Halle und bestaunte Atsushi’s rohe Gewalt. Die Fähigkeit dieser Person war es, Begabungen anderer Leute zu manipulieren und zum Randalieren zu bringen. Und genau dies geschah momentan mit Atsushi und Kyouka. Chuuya’s Anwesenheit war das Problem.
War nicht einzuschätzen.
Aber da der Mafioso noch immer ohnmächtig in Dazai’s Arm lag, musste sein Partner vom Schlimmsten ausgehen. Diese Fähigkeit konnte selbst Akihabara beeinflussen und zum Toben bringen.
Das konnte Dazai nicht zulassen, egal was die Befehle waren. Er war kein Soldat. Er war nicht mal ein guter Mensch.
Als er scharf pfiff, blickte der Verursacher endlich von seinem Schauspiel des Chaos weg, hinüber zu Dazai. Hinein in den Lauf von Dazai’s Pistole. Und die kalten, schwarzen Augen dahinter.
Das irre Lachen verstummte, noch bevor Dazai den Abzug betätigte.
Chuuya mit dem linken Arm an sich gedrückt haltend, exekutierte er mit dem Rechten sein Ziel.
Ein Schuss. Eine Kugel. Effizient.
Zwischen die Augen natürlich.
Es wirkte wie in Zeitlupe, dass der leblose Körper hintenüber zu Boden fiel.
Stille. Das Biest im Mondschein und Demon Snow kollidierten einmal mehr, bevor beide sich auflösten. Zurück blieben Atsushi und Kyouka, die zu Boden fielen.
Dazai’s Arm noch immer erhoben, spürte er, wie Chuuya sich endlich regte. Widerwillig ließ er seine Hand zu Chuuya’s Kreuz sinken, sodass dieser den Kopf wieder frei bewegen und von Dazai’s Schulter heben konnte.
Die Stille zog sich noch immer, dann…
„Osamu…“, ein leises Hauchen.
„DAZAI!“, ein erschrockenes Japsen.
Sein Blick war noch immer kalt, als er die Waffe fallen ließ und sich Chuuya - und Atsushi in dessen Hintergrund - zuwandte.
„Dazai, was ist passiert?“, Chuuya klang ruhig, wenn auch vorsichtig. Es war offensichtlich, dass er sich alle Mühe gab nicht verurteilend zu klingen. Seufzend gestikulierte Dazai zu der noch warmen Leiche,
„Du siehst was passiert ist.“ Atsushi hatte mittlerweile Kyouka auf die Füße geholfen, wodurch auch sie die Gesamtsituation betrachten konnte.
„Dazai-san…“, sie klang vorsichtig, jedoch keinesfalls überrascht. Wieso auch? Jeder hier wusste, wer Dazai gewesen war.
„Ich sehe nur das Endergebnis, nicht was passiert ist. Also?“, Chuuya drückte Dazai von sich weg, grub jedoch seine Finger in den beigen Trenchcoat.
„Die Akte stimmte, diese Person lässt Fähigkeiten verrückt spielen“, Dazai sah Kyouka und Atsushi nur aus dem Augenwinkel an,
„und ich musste die gefährlichste Person in diesem Raum ruhig halten. Ich bin mit meiner Pistole nunmal zielgenauer als mit deinen Messern, Hutständer.“ Er zuckte nonchalant mit den Schultern und wandte sich zum Gehen,
„Kommt schon, hier aufräumen können wir der Mafia überlassen.“
Er machte sich kaum die Mühe sich zu ducken, sondern ließ sich einfach in die Hocke fallen. Im nächsten Augenblick stand Chuuya nicht länger hinter sondern vor ihm, das Knie dort wo Dazai’s Rippen gewesen wären.
„Du elender Bandagen-Haufen!“, der Mafioso packte ihn am Kragen und zog ihn hoch bis sie Brust an Brust waren. Chuuya knurrte.
Als Dazai seinen Schützlingen bedeutete zu verschwinden, sahen diese tatsächlich zu, durch das von Demon Snow geschaffene Loch die Halle zu verlassen.
Sobald Chuuya sicher war, dass nichtmal Atsushi’s übernatürliches Gehör es hören würde, flüsterte er,
„Wie geht es dir?“, er löste seinen Griff und legte die Hand stattdessen an Dazai’s Schulter. Der Detektiv zuckte wortlos mit den Schultern.
„Hör auf mich zu verarschen. Du hast zum ersten Mal seit Jahren jemanden umgebracht, wie geht es dir?“, Chuuya festigte seinen Griff auf der Schulter.
„Gut“, Dazai klang tonlos,
„Es macht mir nichts aus. Es… war mal wieder erfrischend“, er lächelte Chuuya an, sein Blick verklärt.
Die Ohrfeige war verdient, sie beide wussten es. Und sie hallte in dem kargen Betonbau.
„Das bist nicht mehr du, Osamu!“, Chuuya fauchte ihn regelrecht an, während er doch wieder seinen Kragen packte,
„Du bist jetzt besser als das! Du hast das nur gemacht, um uns und Yokohama den Arsch zu retten!“
Dazai mit einem Ruck nochmal an sich ziehend, ließ Chuuya ihre Lippen kollidieren.
„Danke“, damit löste er sich von dem Brünetten und wandte sich ab. Dazai’s Ausdruck wich einem süffisanten Schmunzeln,
„Was? Das nennst du Bedanken?“ Er sah Chuuya’s pulsierende Sternader förmlich, noch bevor dieser sich zu ihm umdrehte und ihm seine Pistole zuwarf.
„Wegen einem gewissen Bastard in Bandagen darf ich hier aufräumen“, sein Tonfall jedoch ohne ernsthaften Biss. Seufzend hob Chuuya seinen Hut, um sich durch die Haare zu fahren,
„Wir sehen uns…“, er sah Dazai wieder in die Augen.
„Nachher“, damit warf der Brünette einen Schlüssel in die Luft, nur um ihn wieder aufzufangen und Chuuya zu zeigen.
„Ich hasse dich, jetzt verpiss dich endlich“, damit zückte Chuuya sein Handy.
Bevor Dazai die Halle verlassen hatte, hörte er noch einen Ruf,
„Wehe du machst Flecken in meinen Teppich! Zieh dich gefälligst vorher um!“
Und er wusste… sie würden noch weiter darüber sprechen müssen, was heute passiert war. Aber Dazai wusste auch, dass er in guten Händen war.